Fuck you, Kita!

Buch von Anna Wiedemann, Daniel Wiedemann

Bewertungen

Fuck you, Kita! wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Fuck you, Kita!

    Buchrücken:
    Der ganz normale Kindergarten-Wahnsinn
    Klar, es läuft nicht so optimal mit der Betreuung von Kleinkindern in Deutschland. Davon hatten Anna und Daniel schon mal gehört. Doch das wahre Leben ist krasser als jede Horrorgeschichte. Als sie endlich einen Platz ergattern, beginnt der Kita-Spaß erst richtig: Eltern fordern vegane Ernährung und Tai Chi. Ausgebrannte Erzieher pflegen preußische Erziehungsmethoden. Scharlach und die falsche Maul-und-Klauen-Seuche legen Familien über Wochen lahm. Und wer kann schon bei endlosen Diskussionen auf Kinderstühlen Haltung wahren?
    Der alltägliche Kita-Wahnsinn - authentisch und ganz schön lustig.
    Die Autoren:
    Anna Wiedemann kennt sich als Lehrerin eigentlich mit pädagogischen Herausforderungen aus. Doch keine Schule der Welt konnte sie auf die Suche nach einem Kita-Platz vorbereiten.
    Daniel Wiedemann arbeitet neben seiner ungelehrten Tätigkeit als Vater in einem Filmunternehmen. Das hilft zwar nicht bei der Auseinandersetzung mit Erziehern oder Eltern, aber verschafft kleine Fluchten aus dem täglichen Wahnsinn.
    Aufbau und Stil:
    Fuck you, Kita umfasst 221 Seiten. Unterteilt ist das Buch in drei große Blöcke - "Die Suche", "Die ersten Schritte" und "Der Alltag in der Kita", die wiederum mehrere kleine Kapitel enthalten. Insgesamt gliedert das Buch sich in 30 Kapitel, die (meistens) abwechselnd von Anna und Daniel erzählt werden, zudem gibt es ein Vorwort, eine Danksagung und eine kleine Umfrage mit zwei Elternpaaren über ihre aktuelle Lage, die offiziell das 31. Kapitel bildet.
    Verfasst ist das Buch in einer einfachen, gut verständlichen Sprache, die sehr authentisch wirkt und gut zu dem Bild passt, das man sich von den Autoren macht.
    Meinung:
    Zunächst einmal muss ich sagen, dass es mir sehr schwer fällt, Fuck you, Kita! einer richtigen Kategorie zuzuordnen. Auf vorablesen wird es als Sachbuch beschrieben; nun enthält das Buch zwar einige Fakten über Kindererziehung, die Kinderlosigkeit der Deutschen und ähnliches, für ein Sachbuch ist mir die Geschichte aber zu erzählend wiedergegeben. Auch Humor passt meiner Meinung nach nicht wirklich, da ich die Geschichte zwar nicht als bierernst, aber auch nicht als "ganz schön lustig" empfunden habe. Stattdessen ist das Buch die Geschichte der Familie Wiedemann von Beginn der Suche nach einem Kindergartenplatz bis zu einem Zeitpunkt über ein Jahr später. Zudem wird aber auch noch zurückgegriffen, die beiden Autoren erzählen über ihre eigene Kindheit, über ihre Familien oder sie schildern allgemein den Alltag mit einem Kleinkind, sodass die Handlung eindeutig biographisch ist. Dennoch bin ich hier der Einteilung durch vorablesen gefolgt und habe die Kategorie "Sachbuch" gewählt. Wenn jemand eine konkretere Ahnung hat, wohin das Buch gehört, soll er das bitte anmerken - ich war etwas ratlos.
    Nun aber zum Buch: Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich etwas enttäuscht (oder eher erleichtert?) bin. Wenn man sich den Buchrücken und die im Inneren abgedruckte Inhaltsangabe durchliest, erwartet man tatsächlich Horrorgeschichten über deutsche Kindergärten, gerade weil das Buch den frustriert klingenden Titel Fuck you, Kita! trägt. Man geht also mit einer negativen Erwartungshaltung an die Lektüre und erwartet 'bahnbrechende' Erzählungen über Missstände an Kindergärten.
    Nun war zwar die Suche tatsächlich sehr aufreibend, vor allem, wenn ich mir überlege, auf wie vielen Wartelisten die beiden standen und welche Anstrengungen sie unternehmen mussten. Das muss wirklich nicht sein, ist ganz klar ein Missstand und sollte behoben werden. Ob der gesetzlich garantierte Platz helfen wird, darf dabei ruhig angezweifelt werden. Anna und Daniel ergattern den Platz für ihren Sohn Gustav tatsächlich nur durch reines Glück und einen mehr oder weniger großen Zufall.
    Als sie den Platz jedoch haben, geht es keineswegs weiter, wie die Inhaltsangabe vermuten lässt. Von "preußischen Erziehungsmethoden" ist die Rede und von Eltern, die im Öko- und Sportwahn zu sein scheinen und dies mit aller Macht ihren Kindern aufzwingen wollen. Ich als Leser habe also erwartet, Berichte darüber vorzufinden, was heute an Kindergärten alles schief läuft, nicht nur von Seiten der Erzieher, sondern auch dank Eltern, die den Gesundheitswahn zu eng sehen.
    Bekommen habe ich etwas anderes. Tatsächlich fordern die Eltern bei einer Gelegenheit Tai Chi und eine vegane Ernährung, dass diese Eltern aber eher die Ausnahme darstellen, betonen die beiden Autoren durchaus. Und preußische Erziehungsmethoden? Zumindest im Kindergarten, den die Autoren erwischt haben, spürt man davon nichts. Die beiden schildern zwar, dass die beiden Kindergärtnerinnen auf sie nicht den herzlichsten Eindruck machen, aber ihr Sohn Gustav liebt sie und sie scheinen gut mit den Kindern klar zu kommen. Ich verstehe, wenn bemängelt wird, dass man kaum Informationen erhält außer "Es war alles in Ordnung", dennoch hat dies aber nichts mit einer außerordentlich strengen Erziehung zu tun. Kindergärtner mit Kommandoton werden zwar erwähnt, die Autoren haben aber keine direkte Berührung mit ihnen - zumindest wird keine geschildert.
    Enttäuscht war ich also deshalb, weil der Klappentext mit seiner (irgendwie etwas reißerisch wirkenden) Inhaltsangabe falsche Erwartungen in mir geweckt hat, erleichtert, weil die Zustände in den Kindergärten - sobald man einen Platz hat - wohl nicht ganz so schlimm zu sein scheinen.
    Wer zudem glaubt, dass das Buch sich nur um Erlebnisse dreht, die mit dem Kindergarten zu tun haben, der irrt. Wie bereits erwähnt, schildern Anna und Daniel Wiedemann auch Szenen aus dem normalen Alltag ihrer Familie. Sie erzählen von Krankheit, Frust, sogar der gelegentlichen Sehnsucht auszubrechen - aber auch von der unendlichen Liebe, die sie füreinander und für ihren Sohn empfinden, von den Freuden des Elternseins. Dies ist keineswegs negativ, da man so ein runderes Bild bekommt und die Familie "näher kennen lernt", außerdem erfährt man so mehr von dem Leben mit einem Kleinkind als wenn es nur um den Kindergarten gegangen wären, in dem die Eltern meistens gar nicht dabei sind. Dennoch fehlte mir, gerade im letzten Teil des Buches, ein wenig der Bezug zum Titel und dem Kindergarten.
    Das Buch selbst lässt sich sehr schnell lesen, was zum Teil dem einfachen, gut verständlichen Schreibstil geschuldet ist, aber auch daran liegt, dass die Geschichte der Familie mit all den Problemen irgendetwas 'liebenswertes' an sich hat.
    Die Autoren wirken beide sehr sympathisch und wie Menschen "wie du und ich". Sie gehen etwas naiv an die Kindergartenplatz-Suche, überwinden aber alle Hürden, die sich auftun. Dadurch, dass nicht nur die Sonnenseiten geschildert werden und dass sie auch von ihrem Frust und den Nöten, den Zweifeln, die sie haben, erzählen, wirkt die Geschichte echt und die beiden authentisch. Man kann ihre Probleme nachvollziehen, aber auch die Freuden - selbst wenn man keine eigenen Kinder hat.
    Da die Geschichte abwechselnd von den beiden aus der Ich-Perspektive erzählt wird, kann man zudem mit beiden mitfühlen, sieht zwei Seiten der Medaille und erkennt daran auch, dass man selbst (oder gerade) als Ehepaar mit Kind nicht immer einer Meinung sein muss und es trotzdem schaffen kann.
    Positiv finde ich auch, dass ein wenig die Seite der Erzieher beleuchtet wurde. Es wird auf die sehr geringe Bezahlung eingegangen und auf die Probleme, die dieser Job mit sich bringt. Meiner Meinung nach hätte man diese Sichtweise ein wenig vertiefen können, da das Buch aber die Geschichte von Anna, Daniel und Gustav ist und keine Studie über die Arbeit der Erzieher, kann man darüber hinwegsehen.
    Insgesamt ist Fuck you, Kita! ein kurzweiliges, aber recht gutes Buch. Es ist kein nüchterner Bericht, sondern eine Erzählung eines Ehepaares über eine wichtige Zeit ihres Lebens. Wenn man den Klappentext ein wenig ausblendet und keine Schilderungen, die "krasser als jede Horrorgeschichte" sind, dann wird man vermutlich auch nicht zu überrascht damit sein, dass es im Buch - bis auf Trotzanfälle des Kindes - recht unaufgeregt zugeht.
    Es ist kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss, aber es bietet eine sehr persönliche und deshalb interessante Sicht auf den Alltag mit einem Kleinkind, den Versuch, Arbeit und Kind zu vereinen und das Problem der Kindergartensuche.
    Ich habe mich recht gut unterhalten gefühlt, hatte aber irgendwie mehr erwartet, auch wenn ich nicht wirklich beschreiben kann, was.
    Von mir gibt es (eventuell + ).
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Ausgaben von Fuck you, Kita!

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

Besitzer des Buches 4

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