Die Ordnung der Sterne über Como

Buch von Monika Zeiner

Bewertungen

Die Ordnung der Sterne über Como wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Ordnung der Sterne über Como

    Tom Holler, frisch geschieden, ist ein talentierter Klavierspieler, der nicht danach strebt, die Begabung in Erfolg oder gar klingende Münze umzusetzen. Er wohnt mit dem Komponisten der Stücke, die ihre Combo vorträgt zusammen, beide verbindet Freundschaft, trotz der gegensätzlichen Charaktere.
    Seine große Liebe Betty, der er ein gefühltes Leben nachtrauert, Sie zieht eines Tages bei den beiden Männern ein, allerdings nicht an Toms Seite, sondern an der Seite des Freundes. Tom sucht Trost bei einer verheirateten Frau, der er Klavierunterricht erteilt. Die Lage in der Wohngemeinschaft wir immer komplizierter. Tom, der wegen fehlender Motivation längere Zeit nicht mehr gespielt hat, wird durch seine finanzielle Lage gezwungen mit seinen Freunden wieder aufzutreten. Ein Engagement in Italien nehmen sie an. In der Gruppe treten dauernd Spannungen hervor, da Tom Holler unfähig ist, sich an eine Gemeinschaft anzupassen. Die Musiker stehen kurz vor einem Zerwürfnis, als Betty auftaucht. Tom verlässt die Gruppe mit Betty und beide kommen wieder zusammen. Werden jedoch von Betties Geliebten, dem Komponisten eingeholt. Tom und sein Freund unternehmen bei widrigen Wetterverhältnissen eine Bergwanderung, die irgendwann an einen Punkt kommt, an dem es nicht mehr weitergeht. Tom kehrt zurück, der Freund geht wissend um die Gefahr weiter.
    Der Schreibstil von Monika Zeiner macht diesen Roman im Musikermilieu zu einem Erlebnis. Ihre Kunst zu erzählen erinnert fast, vielleicht ein etwas gewagter Vergleich, an William Faulkner endlose nie endende Sätze. Durch Monikas Stil bekommt das Buch etwas Eigenes, Besonderes.
    Zu den Charakteren will ich nur sagen, das ich die Abneigung, die ich gegen Tom Holler von Anfang an entwickelte, behielt bis zum Schluss. Wahrscheinlich weil ich ein rechter Spießer bin.
    Aus meiner Sicht unbedingt eine Empfehlung.
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  • Rezension zu Die Ordnung der Sterne über Como

    Inhalt (Klappentext, von mir wegen Spoilervermeidung um einen Satz gekürzt):
    Wie viel Liebe verträgt eine Freundschaft?
    Dieser Roman handelt vom verpassten und verspielten Glück und von dem Unglück, im rechten Moment die falschen Worte gesagt zu haben. Er erzählt die Geschichte zweier Männer und einer Frau, die ihre Freundschaft und ihre Liebe aufs Spiel setzen.
    Tom Holler, halbwegs erfolgreicher Pianist und frisch getrennt von seiner Frau, tourt mit seiner Berliner Band durch Italien. In Neapel hofft er seine große Liebe wiederzutreffen: Betty Morgenthal. Doch je näher ihre Begegnung rückt, desto tiefer taucht Tom in die Vergangenheit ein. Er hat keine andere Wahl, als die fatale Dreiecksgeschichte noch einmal zu erleben.
    Berlin und Italien, Leichtsinn und Schwermut, Witz und Dramatik, die lauten und die leisen Töne – dieser Debütroman ist voller Musik.
    Information zur Autorin (Klappentext):
    Monika Zeiner, geb. 1971, studierte in Berlin und Neapel und promovierte über Liebesmelancholie im Mittelalter. Sie veröffentlichte mehrere Hörspiele und ist Sängerin und Texterin der Italo-Swing-Band marinafon. Sie lebt in Berlin.
    Und ein Video zur Band marinafon gibt es hier oder auch hier, damit sich jeder selbst seine Meinung bilden kann. So stimmt man sich vielleicht auch schon ein bisschen auf die Art von Musik ein, von der im Buch die Rede ist.
    Meine Meinung zum Buch:
    Tom Holler, über vierzig, Klavierspieler in einem relativ erfolgreichen Berliner Jazz-Quartett, leidet an der Trennung von seiner Frau so sehr, dass er sein Leben nicht mehr als lebenswert empfindet. Doch ein Anruf von Betty Morgenthaler aus Neapel gibt ihm ganz unverhofft wieder emotionalen Auftrieb. Auf zwei Erzählebenen geht es zum einen um Tom Hollers Gegenwart, um seine Teilnahme an einer Konzerttour durch verschiedene italienische Städte, und zum anderen um seine Vergangenheit, um seine Jugend, in der er Teil eines festen Dreiecks war: dieses Dreieick bestand aus den Freunden Tom Holler und Marc Baldur und Betty Morgenthaler, wobei Marc und Betty außerdem ein Paar waren. Tom selbst bezeichnet es sogar als Beziehungsviereck, wobei er die Musik als Vierten einbezieht.
    Sowohl das Leben in der Gegenwart als auch das seiner Vergangenheit präsentiert sich für Tom pausenlos voller Komplikationen: Liebe, Freundschaft, Eifersucht, Leiden, Tod, Familie … nichts scheint bei ihm problemlos zu laufen, im Gegensatz zu Marc, dem alles in jeder Situation seines Lebens zuzufliegen scheint: Talent, Geld, Liebe, er erfährt Unterstützung von jeder Seite, alles ist für ihn immer auf direktem und geradem Wege zu erreichen, Probleme stellen sich Marc nie.
    Eine Riesen-Geschichte mit 600 Seiten, und ich war heilfroh, als ich sie endlich durchgelesen hatte, denn obwohl sie leicht zu lesen ist, hat sich für mich der Plot mit seiner Vielzahl von Kapiteln in die Länge gezogen. Das mag an der detailüberfrachteten Geschichte gelegen haben, Details und Begebenheiten, die meines Erachtens unnötig waren und immer wieder der aufkommenden von Erzählatmosphäre den Schwung nahmen.¹
    Auch sprachlich hat mir Die Ordnung der Sterne über Como nicht sonderlich zugesagt: auch wenn Frau Zeiner sich um eine originelle und erfrischende Sprache bemüht hat, empfand ich diese zum Teil einfach banal und unpassend.²
    Es geht nicht nur darum, ob eine generelle Vorsehung und Ordnung für das menschliche Schicksal existiert, in die der Mensch eingreifen kann oder ob alles aus purem Zufall geschieht; Frau Zeiner streut immer wieder irgendwelche philosophischen Gedanken ein, die sie aber nicht weiter ausbaut. Alles verliert sich zwischen den bedruckten Seiten.³ Andererseits, wenn man sich die Beispiele (sh. unten) einmal konkret anschaut, ist es vielleicht doch besser, dass sich diese Gedanken auf Nimmerwiederlesen im Text verlieren.
    Die Idee mit dem Freundschafts-Dreieick, dem romantische Gefühle plötzlich in die Quere kommen, ist kein neuartiges Motiv in der Literatur und scheint mir von der Autorin im Grunde gut getroffen. Es gibt auch einige andere Aspekte, die mir erstaunlicherweise in diesem Roman zugesagt haben, wie z.B. die häufigen Ausführungen zur Musik. Auch die Kapitel, in dem es um Tom und seine beiden äußerst originellen Klavierschüler geht und dabei um Liebe in der Praxis und in der Theorie, aufgeteilt auf eben diese beiden Schüler, sind ein absolutes Lesevergnügen für mich gewesen. Dass das Buch recht gute Ansätze in sich trägt, würde ich nicht abstreiten wollen, nur bezweifle ich, dass so viele gedankliche Ansätze in ein Buch passen müssen. Vieles davon hätte Frau Zeiner als Grundidee für weitere Bücher verwenden und entsprechend ausbauen können.
    Auch passt für mich zu all der Herumphilosophiererei nicht, dass die Protagonisten die ganze Zeit hinter irgendwelchen Verliebtheiten herrennen: Was sind das für Menschen, die in ihren 40ern sich nur dann am Leben fühlen können, die nur dann einen Inhalt in ihrem Leben sehen, wenn irgendeine, wenn auch noch so vage, Möglichkeit der romantischen Liebe in Aussicht steht? Menschen, die in diesem Alter ihrem Leben keinen anderen Sinn zu geben verstehen, empfinde ich als oberflächlich und langweilig.
    Vielleicht empfinden andere Leser das wieder ganz anders, aber ich möchte ehrlich sein: mich hat das Buch weitgehend unberührt gelassen, streckenweise sogar extrem gelangweilt. Meiner Meinung nach ist dies darauf zurückzuführen, dass die Autorin alles, einfach alles, was ihr irgendwie eingefallen ist, in irgendeinen Zusammenhang mit ins Buch mit hineingebastelt hat. Für mich zu voluminös und zu überfrachtet, zu wenig konzise: nur Sterne.
    Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass ich im Falle von Die Ordnung der Sterne über Como nicht erwarte, dass es das Buch in die engere Auswahl für den diesjährigen Deutschen Buchpreis schafft, oder?
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    ¹ Beispiele für die Detailüberfrachtung im Buch: Da werden zum Beispiel bei einem Bandauftritt bei einer Kindstaufe die Umstände der Geburt des Kindes erzählt, auch ob Kleidung der Marke H & M für Auftritte der Band tauglich ist oder nicht, dann kommt der Rhöner Dialekt von Tom Hollers Eltern und das Konsumverhalten von Bettys Schwiegereltern zur Sprache – wozu, frage ich mich.
    ² Zur Sprache im Buch: z.B. heißt es »… indem er die Ereignisse in der großen Schachtel der Erinnerung sammelt und später auf eine Kette fädelt, anordnet wie der Juwelier die Perlen. Die Erinnerungsperlen. Auf dem Modeschmuck-Collier des Lebens« - das ist doch wohl nicht Frau Zeiners Ernst, oder?
    »Bei Marc hatte er zum ersten Mal den Eindruck gehabt, in den weiten Joggingklamotten seiner eigentlichen Seele unterwegs sein zu dürfen«
    »Müssen ist die Sonnenbrille, die uns vor dem Denken schützt«
    Das sind mir eindeutig ein paar Modeaccesoires zuviel in ihren Lebensbildern – da fragt man sich doch als Leser, ob die Autorin noch etwas anderes im Kopf hat als Klamotten, oder nicht?
    ³ Beispiele für solche philosophischen Einschübe sind:
    »Wie Marc meint, dass es im Leben manchmal so einfach wie in der Musik ist: man muss ein Stück nehmen und es einfach herumdrehen, dann wird es auf einmal ganz einfach und so schön. «
    Oder auch folgender bedeutungsschwangere Kommentar: »Mein Geheimnis ist, dass ich nicht übe. Ich spiele Fehler rein, und keiner merkt es, weil ich die Fehler wiederhole, es ist wie im Leben, man muss die Dinge wiederholen, dann bekommen sie einen Sinn.«
    Der folgende Gedanke hingegen gefällt mir richtig gut: »Beim Sehen also beleuchte der Mensch die Welt, setze die Welt in entsprechende Licht, "wir sehen nur, was wir aus unserem Inneren heraus anleuchten", hatte Breitenbach geäußert, "und erst wenn wir sie sehen, wird die Welt zur Welt!"«
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Ausgaben von Die Ordnung der Sterne über Como

Hardcover

Seitenzahl: 607

Taschenbuch

Seitenzahl: 607

E-Book

Seitenzahl: 605

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