Frühling der Barbaren

Buch von Jonas Lüscher

  • Kurzmeinung

    Hypocritia
    Neoliberale werden von der Konsequenz des von ihnen religiös verehrten Wirtschaftsmodells getroffen - ja, und?

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Frühling der Barbaren

Der Protagonist dieser raffiniert gebauten Debütnovelle von Jonas Lüscher, der Schweizer Fabrikerbe Preising, wird auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeitsvorbereitungen. Reiche junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt haben Freunde und Familie für ein großes Fest um sich versammelt und feiern schon im Voraus ausschweifend, als sich die wirtschaftlichen Krisensignale zur Katastrophe verdichten: Das britische Pfund stürzt ab, kurz danach ist England bankrott, mit unabsehbaren Folgen, die auch Tunesien nicht unberührt lassen. Preising, als Schweizer zwar von den schlimmsten Folgen ausgenommen, muss miterleben, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, und lernt seine ganz eigene Lektion in Globalisierung, denn seine Firma lässt in Tunesien fertigen. Auch Preising bleibt nicht ungeschoren. Spannend, klug konstruiert, durchaus auch komisch, mit unvergesslichen Bildern und einer reichen, beweglichen Sprache erzählt, seziert dieses Buch menschliche Schwächen und zielt dabei mitten ins Herz der Gegenwart.
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Bewertungen

Frühling der Barbaren wurde insgesamt 11 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,5 Sternen.

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Meinungen

  • Neoliberale werden von der Konsequenz des von ihnen religiös verehrten Wirtschaftsmodells getroffen - ja, und?

    Hypocritia

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Frühling der Barbaren

    Ich muss gestehen, dass ich mit dieser Debutnovelle von Jonas Lüscher nicht viel anfangen konnte. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich vor nicht allzu langer Zeit den Roman "Denen man vergibt" von Lawrence Osborne.
    In beiden Erzählungen treffen sich reiche Westler, um ausgelassen in einer abgeschotteten "Retreat" / Erholungshotel eine Party zu feiern. Draussen und als Angestellte die Einheimischen, drinnen die Gäste: reich, oberflächlich, verwöhnt. In beiden Geschichten passiert dann etwas Unvorhergesehenes, was die beiden Welten aufeinanderprallen lässt, die reichen Gäste stehen plötzlich schuldbewusst da, bzw sind halt die ignoranten Idioten, die sie immer waren, nur eben ohne Geld.
    Insofern fand ich die Novelle von Lüscher wenig überraschend, sogar schlimmer konstruiert als den Roman von Lawrence. Dazu kommt ein eigenwilliger Humor:
    Solche Seitenhiebe auf den Kapitalismus kommen häufiger vor und fand ich übertrieben.
    Daher eine erfreulich kurze Geschichte, deren Humor mir nicht gefiel, deren Personen ich oberflächlich fand, und die mir bekannt vorkam und schon besser gelesen hatte.
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  • Rezension zu Frühling der Barbaren

    Ich muss ehrlich sagen, ich wusste lange nicht, was ich von diesem Buch halten soll.
    Anfangs fiel es mir schwer, mich auf die Geschichte einzulassen, manche Sätze musste ich zwei- dreimal lesen, um hinter die Aussage zu kommen und die Geschichte trat meiner Meinung nach ziemlich auf der Stelle und kam nicht so richtig in Gang. Einmal hätte ich sogar fast abgebrochen.
    Ich habe sie auch nicht am Stück gelesen (was vielleicht besser gewesen wäre - von der Länge her auch durchaus möglich).
    Nachdem man sich nämlich "eingelesen" hat und jeden der teilweise arg verschachtelten und langen Sätze aufmerksam liest, so erkennt eine derartige Tiefgründigkeit und sprachliche Exaktheit und Vielfalt, die einfach nur zu genießen ist.
    Jonas Lüscher schafft auf den 125 Seiten eine Milieustudie, Gesellschaftskritik, Satire die hervorragend ist. Stilistisch äußerst treffsicher, voller Situationskomik mit bitterbösem schwarzen Humor, die mich bis auf den Anfang vollends überzeugt hat. Durch den mühevollen Einstieg nur von mir, aber eine klare Leseempfehlung, auf gar keinen Fall für mal eben zwischendurch, aber doch für einen schönen langen Abend.
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  • Rezension zu Frühling der Barbaren

    Der Schweizer Autor Jonas Lüscher, hat mit seiner raffiniert gebauten Debütnovelle gezeigt, dass man zu Bewältigung eines großen Themas nicht unbedingt einen 400 Seiten starken Roman braucht, sondern dass die alte Kunstform der kleinen Novelle durchaus genügend Möglichkeiten bietet.
    In seinem die Novelle umrahmenden Teil spazieren der namenslose Erzähler und der Erbe und Besitzer einer großen Fabrikkette, Preising, durch den Garten einer Einrichtung, die der Leser sehr schnell als eine psychiatrische Anstalt identifiziert. Preising erzählt in Abschnitten eine unglaubliche Geschichte, die er in Tunesien erlebt hat, wo er auf Anraten seines Geschäftsführers hingereist ist, um einer seiner Fabriken zu besichtigen. Er kommt in Kontakt mit einer Hochzeitsgesellschaft von jungen Engländern, die in der Vergangenheit mit ihren Spekulationen in der Finanzwelt sehr reich geworden sind. Doch während sie ausgelassen feiern, verändert sich die Situation auf den Finanzmärkten quasi über Nacht dramatisch. Das britische Pfund fällt auf ungeahnte Tiefen, und diese Krise droht mit verhängnisvollen Folgen auch den Rest der Welt mit ins Unglück zu stürzen. Die Hochzeitsgesellschaft kann ihre Rechnung für die mondäne Zelthochzeit in der Wüste nicht bezahlen und wird hinausgeworfen.
    Das ist sozusagen der äußere Teil der Geschichte, die Preising seinem Zuhörer während ihres Spazierganges erzählt. Ein Teil, der sehr aktuell die Gefahren benennt, die uns aus den Machenschaften der Finanzwelt drohen, jederzeit.(Im Augenblick schreien alle wieder Hurra über ein Dax-Allzeithoch – wir werden sehen, wie lange es dauert, bis der nächste große Absturz kommt.)
    Der andere, innere Teil der stellenweise fast parabelhaften Novelle betrachtet die Innenwelt der Akteure, reflektiert darüber, was Menschsein bedeutet, und wie sich Menschen in extremen Situationen verhalten. Obwohl er selbst weniger von der britischen Krise betroffen ist, erlebt Preisung erschüttert, wie dünn die Decke der Zivilisation ist und lernt seine eigene Lektion in Sachen Globalisierung.
    Jonas Lüscher hat seine Novelle geschickt aufgebaut und in einer Sprache geschrieben, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, die mir aber sehr viel Freude und Lesegenuss bereitet hat. Sein Hauptthema ist zwischen den Zeilen immer wieder die Moral, was er seinen namenslosen Erzähler mit den Worten sagen lässt:
    „Ob Preisings Geschichten wahr waren oder nicht, wusste man nie so genau, aber darum ging es nicht. Ihm ging es um Moral.“
    Ich warte schon jetzt auf das zweite Buch dieses Autors, den man unbedingt im Auge behalten sollte.
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  • Rezension zu Frühling der Barbaren

    Inhalt (Klappentext):
    Der Protagonist dieser raffiniert gebauten Debütnovelle von Jonas Lüscher, der Schweizer Fabrikerbe Preising, wird auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeitsvorbereitungen. Reiche junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt haben Freunde und Familie für ein großes Fest um sich versammelt und feiern schon im Voraus ausschweifend, als sich die wirtschaftlichen Krisensignale zur Katastrophe verdichten: das Britische Pfund stürzt ab, kurz danach ist England bankrott, mit unabsehbaren Folgen, die auch Tunesien nicht unberührt lassen.
    Preising, als Schweizer zwar von den schlimmsten Folgen ausgenommen, muss miterleben, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, und lernt seine ganz eigene Lektion in Globalisierung, denn seine Firma lässt in Tunesien fertigen. Auch Preising bleibt nicht ungeschoren.
    Autor:
    Jonas Lüscher, geboren 1976 in der Schweiz, lebt in München. Nach einer Ausbildung als Primarschullehrer in Bern und einigen Jahren in der deutschen Filmindustrie studierte er an der Hochschule für Philosophie in München. Derzeit arbeitet er als Doktorand am Lehrstuhl für Philosophie der ETH Zürich.
    Meine Meinung u. Bewertung:
    Bei einem Spaziergang, wo das herauszufinden überlasse ich dem Leser, erzählt der Fabrikerbe seine Geschichte.
    Die Novelle besteht aus drei Erzählern oder besser gesagt zwei Erzählern. Preising, der in der Ich-Perspektive berichtet und der allwissende Erzähler/Autor, und einem Zuhörer, der sich nur zu Preisings Reaktionen einlässt, nie auf das Erzählte.
    Jonas Lüscher zeigt eine Vorliebe für ausgefallene Fremdwörter und verpasst Preising eine recht altertümliche Sprache, Beispiel "zu diesem Behufe". Das gibt besonders dem ersten Drittel eine gewisse Starre, nicht jedermanns Sache. Im zweiten Drittel beschreibt er akribisch genau die Personen, um dann im letzten Drittel endlich voll in Fahrt zu kommen. Und dazu kann ich nur sagen genial! Überhaupt eine faszinierende Geschichte, erschreckend real. Plötzlich sind alle pleite, erfassen aber die Lage noch nicht. Alle Kreditkarten gesperrt. Die Gastfreundschaft eh nur auf Geld fixiert, setzt aus. Das Hotel reagiert um den Schaden möglichst noch im Rahmen zu halten drastisch. Alle Dienstleistungen, die vorher mit enormer Arroganz und Selbstverständlichkeit in Anspruch genommen wurden, entfallen. Die dienenden Geister wurden nach Hause geschickt. Nun herrscht Chaos, Wut und jeder kämpft für sich.
    Jonas Lüscher zeigt allzu menschlich das wahre Gesicht der völlig überschuldeten Arbeitslosen in der Wüste. Sprachlich gehobenes Niveau, treffsicher, intelligent, ironisch, aber auch manchmal extrem bösartig, siehe Flugbegleitung.
    Fazit: Mit nur 125 Seiten eine geistreiche und anregende, aufregende Geschichte, die mich besonders im letzten Drittel sehr beeindruckt hat.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
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Ausgaben von Frühling der Barbaren

Hardcover

Seitenzahl: 125

Taschenbuch

Seitenzahl: 128

E-Book

Seitenzahl: 129

Hörbuch

Laufzeit: 00:04:12h

Besitzer des Buches 11

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