Les insurrections singulières

Buch von Jeanne Benameur

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Les insurrections singulières

    Original : Französisch, 2011
    INHALT :
    Antoine ist an die 40 und nach abgebrochenem Studium letztlich in der Fabrik seines Vaters als Arbeiter tätig. Durch seinen Hintergrund und in seiner ganzen Art ist er dabei « untypisch », dort wie bei den Seinen nicht ganz bei sich angekommen. So sucht er immer noch einen Platz in der Welt. Einstweilen lebt er nahezu traumatisch dasEnde seiner längeren Beziehung mit Karima, die ihn in ein gewerkschaftliches Engagement gedrängt hatte unter einer nahezu ideologischen Motivation. Doch auch dort findet er nicht seinen Platz. Die Auslagerung eines Teiles der Produktion des Werkes nach Brasilien bestimmt das Leben der Arbeiter und ihrer Familien. Und Antoines, zwischen Liebesfrust und Aufruhr bei der Arbeit...
    BEMERKUNGEN :
    Relativ kleine, selten länger als eine Seite lange, voneinander abgesetzte Abschnitte gliedern das Buch. Insbesondere auf den ersten fünfzig Seiten wechselt die Zeitperspektive oft, springt sie von Geschichtsfetzen zu anderen. Warum dieses ständige Verlassen der Chronologie ? Zeichen der inneren Zerstreutheit des Ich-Erzählers Antoine ? Denn dieser ist trotz seiner 40 Jahre, und vielleicht auch stellvertretend für manche Zeitgenossen, noch nicht bei sich, dem angestrebten Beruf (ehemals Traumberuf Architektur), einer dauerhaften Beziehung angekommen. Später kommt dieses Springen zur Ruhe und man findet einen gleichmäßigereren Erzählfluß.
    Vielleicht steht der erste Satz des Romans, eine Episode aus einem Fluchtversuch in seiner Kindheit einleitend, auch für ein Grundthema des Menschseins oder eben Antoines : "Seit langem wollte ich aufbrechen... » Wo aber landet er nach abgebrochenem Studium ? In der Fabrik des Arbeitervaters, in einem Alltag, der unter dem Rhythmus der Arbeitswoche steht. Er landet in der Gewerkschaft, bzw engagiert sich, doch ist es dabei der tiefe Wunsch nach Gerechtigkeit oder das Auffallen-Wollen bei Freundin Karima, die ein « männlich-politisches Handeln » einfordert ? Denn seltsam verbunden sind hier bei Bennameur Arbeit und Liebesleben, ob schon bei den Eltern, oder eben hier bei Karima und Antoine.
    Mit Schluß der Beziehung kommt auch das Dabei-Bleiben in der Arbeit in Frage. Das alles ist es doch nicht. Oder : wo sind denn jene, die heute die Arbeit bekommen, die hier in Frankreich verlorengehen ? Mit seinem älteren Freund Marcel (vielleicht die schönste Gestalt des Romans?), Buchverkäufer, Liebhaber von Worten, weiser Witwer, führt ihn diese Suche nach Brasilien, wo die Stahlindustrie vor Jahrzehnten von einem immigrierten Franzosen eingeführt worden war, der eben auch – auf seine Weise – alles hinter sich gelassen hatte! Marcel und zwei Kinder weisen Antoine den Weg, schönes Zeichen der wirklich zählenden Menschen ?!
    Dieser Roman Bennameurs vereint auf interessante Weise einen militanten Zugang zu Arbeiterfragen, wirtschaftlichen Kontexten mit einer poetischen Darstellung, einer Liebesgeschichte und persönlich-existenziellen Fragen. Das erste Thema findet seine Quellen sicherlich im Kontext des Schreibens der Autorin : während eines Jahres kam es zu regelmäßigen Begegnungen mit Arbeitern zweier französischer Stahlindustriewerke (Goudin und Arcelor), die damals ihre Arbeit teils nach Brasilien auslagerten und Arbeitsplätze in Europa, bzw Frankreich abbauten.
    Manchmal erscheint die von Antoine angestrebte politisch-gewerkschaftliche Antwort nahezu eine gewaltsame zu sein ! Später wird wie etwas abgedämpft, wächst etwas heran, was in mir – in dieser Beziehung – eine fehlende Antwort ist. Wird der Schwerpunkt, dann in Brasilien, verlagert auf eine persönliche Ebene, verbunden mit einer geglückteren Liebesbeizehung? Hier sagt die Autorin viel Richtiges, ganz bestimmt. Und auch Schönes und Wertvolles, doch mag es nicht den Schrei nach Gerechtigkeit ersticken ? Oder liegt dieser darin (ja!), auch die Belange der Arbeiter anderer Länder einzuschliessen und aus seiner Nabelschau herauszukommen ?
    Die poetische Schau, Darstellung der Suche Antoines führt zu schönen, nachdenkenswerten Abschnitten, Sätzen, Formulierungen :
    « Es braucht ein grenzenloses Vertrauen um sich vorzustellen, dass man von anderen empfangen werden wird, von jenen, die man, woanders, Fremde nennt. »
    Bleibt in mir der Eindruck, dass die Schreibweise des männlichen Ich-Erzählers Antoine nicht ganz stimmig ist mit manchen erahnten Charakterzügen und auch, meines Erachtens, die Schriftstellerin, die schreibende Frau, durchscheinen läßt.
    Vielleicht wird dann auch Brasilien etwas zu idealisiert dargestellt ? Lachendes Land der Braungebrannten ? Das Elend scheint weit weg, und Otto Normalbürger sehr zufrieden. Dahingegen sähe es in Frankreich « nur » düster aus. Wir Armen ?
    Ein interessantes Buch und ein originelles Schreiben und Vorgehen !
    AUTORIN :
    Jeanne Benameur wurde 1952 in Ain M'lila/Algerien als Tochter eines tunesischen Vaters und einer italienischen Mutter geboren und ist eine französische Schriftstellerin. Letzte von vier Geschwistern ziehen sie aufgrund der Gewalt in Algerien nach Frankreich um und erreicht mit fünfeinhalb Jahren La Rochelle. So steht sie unter dem Einfluß zweier Sprachen ; dem Arabischen, dem Französischen. Erstere macht sich im Sprachrhythmus des Französischen bemerkbar.
    Sie schreibt sehr früh kleine Geschcihten, Märchen, Theaterstücke, Gedichte und studiert Literatur in Poitiers als auch Philosophie und Kunstgeschichte. Eine Zeit lang machte sie eine Gesangsausbildung, wird aber Lehrerin für Französisch, zunächst in Mauzé sur le Mignon, dann in Pariser Vororten. Erst seit dem Jahre 2000 widmet sie sich ganz dem Schreiben
    Sie engagiert sich ebenso als Gestalterin von Schreibwerkstätten für Gefängnisinsassen, bzw Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund.
    (Quelle : http://fr.wikipedia.org/wiki/Jeanne_Benameur , von mir behelfsübersetzt und gekürzt)
    Poche: 208 pages
    Editeur : Actes Sud (7 janvier 2013)
    Collection : Babel
    Langue : Français
    ISBN-10: 2330014503
    ISBN-13: 978-2330014506
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Ausgaben von Les insurrections singulières

Taschenbuch

Seitenzahl: 229

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