Reise im Mondlicht

Buch von Antal Szerb

Bewertungen

Reise im Mondlicht wurde insgesamt 12 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Reise im Mondlicht

    Mihaly ist ein Erwachsener, der ein Kind geblieben ist, der wie ein Kind lebt, handelt und denkt. Er spielt mit dem Leben und spielt mit dem Tod. Er handelt bedenkenlos ohne sich um Konsequenzen zu scheren und ohne die Gefühle anderer zu achten.
    Er will nach einer jahrelangen Affäre seine Geliebte heiraten. Tja, dann heiratet er mal eben. Und wenn er die Frau "versehentlich" vergisst - wird schon nicht so schlimm sein.
    Kein Pfennig (Lira) mehr in der Tasche? Ach was, morgen findet sich einer, der ihm Geld leiht. Übers Zurückgeben kann man sich dann übermorgen (wenn überhaupt) Gedanken machen.
    Und weil der Tod seines besten und einzigen Freundes eine geheimnisvolle Sache war, will Mihaly auch so ein Geheimnis haben. Das bisschen Sterben, das dafür notwendig ist, schafft man so mir nichts, dir nichts auch zwischendurch.
    Verantwortung? Was ist das?
    Wenn man so damit beschäftigt ist, für sich selbst, seine verzwickten Liebesgeschichten und die ständige Erschöpfung nach Weingelagen und ziellosem Gerenne durch Rom die Verantwortung zu tragen - wo soll die Kraft herkommen für den Rest der Welt?
    Weil Mihaly nicht aktiv wird, irgendetwas zu ändern, muss er letztendlich damit leben, dass andere für ihn die Entscheidungen treffen, und dass er nicht gefragt wird, ob es ihm passt, wie die Zukunft aussieht.
    Ein durchgehend nicht einfach zu lesendes Buch, weil es sich tief in die Gedankenwelt seines Protagonisten eingräbt und diese Gedankenwelt oft schwer nachvollziehbar ist. Bestechend schöne und atmosphärisch dichte Schilderungen italienischer Landschaften und Städte. Keine einfache, aber eine lohnende Lektüre.
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  • Rezension zu Reise im Mondlicht

    Zum Inhalt
    Mihaly und Erzsi sind auf Hochzeitsreise in Italien. Bei einem kurzen Aufenthalt ihres Zuges verliert sich das Ehepaar aus den Augen und reist in verschiedene Richtungen weiter. Damit beginnt für Mihaly, der sich gar nicht bemüht, seine Frau wiederzufinden, vor allem eine Reise in die Vergangenheit und letzten Endes zu sich selber.
    Meine Gedanken zum Buch
    Anfangs war mir dieser Mihaly, der seine Frau zwar nicht absichtlich, aber immerhin doch, im Stich lässt, und seinen verlorenen Jugendfreunden nachtrauert, statt Erzsi zu suchen, gar nicht sympathisch. Doch das hat sich im Laufe der Lektüre gerade ins Gegenteil verkehrt. Zumindest wird klar, dass Mihaly kein unzuverlässiger Frauenheld ist, sondern ein sehr tiefsinniger und empfindsamer Mensch, der stark unter der vermeintlichen Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebens leidet. In der Firma seines Vaters, in der er arbeitet, findet er keine Erfüllung, und auch durch die Heirat mit Erzsi kann er sich nicht in ein bürgerliches Dasein fügen. Immer wieder überfällt ihn eine tiefe Sehnsucht nach seinen Jugendfreunden, von denen der eine Selbstmord begangen hat, während er den anderen in einem Kloster wiederfindet.
    Es ist wohl diese Suche nach Sinn und Erfüllung, diese leicht morbide Atmosphäre, die kunstsinnige Beschreibung der Städte, was mich fasziniert und schließlich völlig in den Bann gezogen hat. Am besten gefallen hat mir aber trotz aller philosophischen Anklänge, dass das Ende sehr realistisch ausgefallen ist. So wird es wohl den meisten Suchenden nach dem Sinn ihres Daseins ergehen, ehe sie mit sich, mit Gott und der Welt ihren Frieden schließen können.
    Antal Szerbs stilistische Fähigkeiten haben sich im Laufe der Erzählung meiner Meinung nach noch gesteigert, um gegen Ende der Geschichte wohl ihren Höhepunkt zu erreichen. Ein wunderbares Buch mit sehr tiefsinnigen, zu Herzen gehenden Gedanken, das ich mit großer innerer Anteilnahme gelesen habe.
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  • Rezension zu Reise im Mondlicht

    @Tom fleo
    Dazu kann ich sagen, dass ich im zweiten Teil des Buches „Der Flüchtige“ ebenfalls fast verzweifelt wäre. Mein Eindruck das ich es hier mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte verstärkte sich von Seite zu Seite, Mihály wurde mir mehr und mehr unheimlich. Ich verstand seine Vorgehen immer weniger. Erst wie er bei Enver war und nach dem Gespräch kam ich wieder so richtig in den Sog der Geschichte denn nun wollte ich wissen, wie Mihály diese neue Hürde Rom schaffen würde. Denn es wurde klar, dass er noch tiefer sinken würde, bis er in sich das entdeckt was ihm doch ein Weiterleben ermöglicht.
    Seine Gedanken klingen zwar sehr gedrückt.
    Jedoch der Schlusssatz lassen die Hoffnung aufkommen, dass Mihály sich nicht einfach mit den Tatsachen abfindet und resigniert. Denn in ihm steckt immer noch ein kleiner Kern Lebensfreude, er kann wieder Liebe zu sich selber und der Umwelt keimen lassen, er muss sich nur richtig darauf einlassen und die Vergangenheit wirklich ruhen lassen.
    Aber auch durch die Abschweifungen von Szerb ins Kunsthistorische und die Religionswissenschaft fühlte ich mich erstmals etwas genervt, bis ich begriff dass er damit der Düsterheit welche sich über die Geschichte legte die Schärfe nehmen wollte.
    Meiner Ansicht nach enthält diese Geschichte verschiedene Elemente die da wären Vergangenheitsbewältigung, Gegenwart- und Zukunftsängste. Sowie dem unbestimmten Gefühl zwischen dem Leben wollen, verbunden mit der Todessehnsucht und den daraus resultierenden Ängsten, welche Mihály belasten. Eine solche Geschichte kann nur mit Mystik verbunden werden.
    LG
    Serjena
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Ausgaben von Reise im Mondlicht

Taschenbuch

Seitenzahl: 432

E-Book

Seitenzahl: 422

Reise im Mondlicht in anderen Sprachen

  • Deutsch: Reise im Mondlicht (Details)
  • Englisch: Journey by Moonlight (Details)

Besitzer des Buches 35

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