Das dreizehnte Kapitel

Buch von Martin Walser

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das dreizehnte Kapitel

Mit einem Festessen im Schloss Bellevue fängt es an: Ein Mann sitzt am Tisch einer ihm unbekannten Frau und kann den Blick nicht von ihr lösen. Wenig später schreibt er ihr, und zwar so, dass sie antworten muss. Beide, der Schriftsteller und die Theologin, beteuern immer wieder, dass sie glücklich verheiratet sind, dennoch gehen sie ein Briefabenteuer ein, das nur deshalb sein darf, weil es aussichtslos ist: Ihre Briefe bleiben Hängebrücken über einem Abgrund namens Wirklichkeit.
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Bewertungen

Das dreizehnte Kapitel wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das dreizehnte Kapitel

    Martin Walser liest aus „Das dreizehnte Kapitel“
    Hätte man mich letzte Woche gefragt, wie ich mir Walser vorstelle, wäre die Antwort gewesen: Ein großer, breitschultriger Mann, evtl. ein wenig übergewichtig und dominant im Auftreten.
    Aber auf die Bühne tritt ein mittelgroßer, gebeugt schlurfender Mann in einem Anzug, der vermutlich aus schwergewichtigeren Tagen stammt. Seinem Körper sieht man die 85 Lebensjahre an, sein Geist scheint jünger, spritziger, lebendiger.
    Doch man vergisst das Gebrechliche in dem Moment, in dem man seine Stimme und seine Sprache hört. Er liest von einem Stehpult aus, beginnt mit dem ersten Kapitel, in dem Basil Maja zum ersten Mal sieht. Er liest kraftvoll, pointiert und mit großer Sicherheit. Was auffällt: Zum Lesen hat er seine Brille abgelegt.
    Durch die Ironie im ersten Kapitel hat er die Lacher auf seiner Seite, und die Stellen, die er ausgesucht hat, zielen darauf ab, seine Zuhörer auch weiter zu amüsieren. Eine Dreiviertelstunde liest er ausschließlich aus dem ersten Teil des Buches. Und jetzt weiß man auch, dass Maja Schneilin sich nicht Schne-ilin spricht, sondern SchnEIlin wie in „Ei“.
    Interessanter als die Lesung ist das anschließende Gespräch mit dem Veranstalter, jedenfalls wenn man das Buch schon kennt.
    Walser erzählt, dass der Titel „Das dreizehnte Kapitel“ seit Jahren in seinem Kopf geisterte, dass er mehrmals Anfänge schrieb, aber erst in diesem Jahr den Durchbruch zum Roman schaffte, als er sich mit Karl Barth auseinandersetzte, den er für den größten Theologen des vergangenen Jahrhunderts hält, und mit dessen Briefwechsel mit Charlotte Kirschbaum.
    Vom Veranstalter bedrängt, den die Frage beschäftigt, welch seltsame Liebe es sei, die keine körperliche Erfüllung finde, antwortet Walser, dass die Liebe in der Sprache liege und alles andere ohne hin nur Gymnastik sei. Es scheint, als sei es DAS Problem des Buches, dass die Liebenden keine körperliche Nähe erleben, und als seien Walser schon öfter vorrangig Fragen zu diesem Komplex gestellt worden; seine Antworten sind so routiniert, akzentuiert und komisch, dass er sie nicht zum ersten Mal gegeben hat, wie es scheint.
    Nein, er ist sicher kein einfacher Interviewpartner, und sicher gibt er selten die Antworten, die der Fragende sich wünscht; er zeigt sich offensiv, manchmal störrisch, sperrig und belächelt vieles, was über ihn und seine Bücher geschrieben wird. Wundert sich beispielsweise, dass jemand ein dickes Werk über die Religiosität in seinen Romanen geschrieben hat. Gespielte Bescheidenheit, professionelles Understatement oder tatsächliches Erstaunen?
    Die vom Veranstalter als Gastgeschenk überreichte Flasche Obstler aus der Region kann er nicht annehmen: Sein Arzt hat ihm vor einem halben Jahr jeglichen Alkoholgenuss verboten.
    Zur vorgerückten Stunde signiert Walser die Bücher der Zuhörer.
    Eine seltsame Begebenheit: Die Frau, die vor mir an der Reihe ist, fragt den Autor, ob es stimme, dass Maja am Ende des Buches stirbt und woran sie stirbt. Walser gibt die einzig mögliche Antwort: „Dann lesen Sie doch das Buch!“
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  • Rezension zu Das dreizehnte Kapitel

    Einen Briefroman über die Liebe legt Martin Walser in seinem neuen Buch vor, voller theologischer Reflexionen nicht nur über die Kraft der Liebe nach 1. Korinther 13, das dem Buch den Namen gab, sondern auch eine Art Fortsetzung seiner drei letzten Bücher „Mein Jenseits“ , „Muttersohn“ und „Über Rechtfertigung“.
    Es ist nämlich kein Zufall, dass der Schriftsteller Basil Schlupp (so ein Name fällt nur Walser ein) auf einem Empfang des Bundespräsidenten in Berlin eine Theologin kennen lernt und für sie entbrennt. Denn in dem kurz auf diese Begegnung beginnenden Briefwechsel der beiden (Schlupp schreibt den ersten Brief) kann Walser so seinem Lieblingsthema frönen. Seine Entdeckung des Theologen Karl Barth (die Theologieprofessorin Maja Schneilin nennt ihn ihren „Meister“) und seiner dialektischen Theologie der Unmöglichkeit („Glauben ohne Hoffnung auf Hoffnung“) hat Walser ergriffen. Es geht um die Unmöglichkeit des Möglichen bzw. die Möglichkeit des Unmöglichen.
    Maja Schneilin beschreibt das in einem ihrer immer intensiver und intimer werdenden Brief an Basil Schlupp so: „Also: Eine Rechtfertigung kann es nur geben, sofern werde vor Gott noch vor den Menschen eine Rechtfertigung gesucht wird. Es ist keine mögliche, sondern die unmögliche Möglichkeit.“
    Die beiden, die sich nach ihrer ersten Begegnung nur noch über ihre Briefe (später kommen noch zeitgemäße Emails hinzu) austauschen werden, öffnen sich einander zusehends und gewinnen eine ausgesprochenen Lust an dem, was sie beide übereinstimmend und nicht wenig lustvoll den Verrat nennen. Sie teilen sich gegenseitig Dinge aus dem Leben ihrer jeweiligen Partner mit, die diese nicht ungedingt goutiert hätten.
    „Das dreizehnte Kapitel“ ist ein Buch, das den Leser immer mehr in seinen Bann zieht, obwohl es, wie so oft bei Walser voller skurriler Nebenfiguren steckt. Drei Bücher hat er nun in 2012 schon veröffentlicht. Es ist etwas Neues in ihm, dem mittlerweile 85- jährigen Martin Walser, was hinaus will, in die Welt drängt, ausgesprochen und so real gemacht werden will. An einer Stelle lässt er seinen Basil Schlupp, mit ihm wohl so einiges verbindet, in einem der zahllosen Briefe an die von ihm verehrte Maja Schneilin schreiben: Wenn wir "nicht in jedem Augenblick das schreiben können, was in diesem Augenblick unser sogenanntes Dasein ausmacht, dann können wir es - das Schreiben - lassen."
    Mir hat das Buch gefallen. Walser literarische Auseinandersetzung mit der Rechtfertigungstheologie finden ich spannend und lohnend und verweise in diesem Zusammenhang auf das Buch von Michael Felder „Mein Jenseits. Gespräche über Martin Walsers ‚Mein Jenseits“ (bup 2012), in dem Theologen von ihren Lektüreerfahrungen berichten.
    Martin Walser schrieb zu diesem Sammelband, all diese Aufsätze und Essays nährten in ihm die Einbildung, '"Religion und Literatur seien die zwei Seiten einer einzigen Medaille, und die heißt eben: unser Dasein.'"
    Meine theologischen Lehrer, vor allem die beiden schon lange verstorbenen praktischen Theologen Gert Otto und Henning Luther haben mich das schon vor Jahrzehnten gelehrt, und tatsächlich waren es neben den alltäglichen Lebens- und Leidenserfahrungen der Menschen, mit denen ich im Pfarramt lebte und arbeitete, für mich immer wieder die Reflexionen und Brechungen, die die Literaten und Dichter in ihren Romanen, Erzählungen und immer wieder auch in ihren Gedichten unserem Dasein gaben, die mir halfen, die biblische Botschaft, die ich zu verkündigen hatte, in dieses Dasein hinein auszulegen.
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Ausgaben von Das dreizehnte Kapitel

Hardcover

Seitenzahl: 272

Taschenbuch

Seitenzahl: 272

E-Book

Seitenzahl: 272

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:01h

Besitzer des Buches 15

Update: