Alice

Buch von Judith Hermann

Bewertungen

Alice wurde insgesamt 13 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Alice

    Von Judith Hermann habe ich "Sommerhaus später" gelesen und war begeistert von ihrer ruhigen sanften und doch bildhaften Art zu erzählen. Dann habe ich "Nichts als Gespenster" gelesen und wurde missmutiger, je weiter ich im Buch kam: Wieder schön erzählt, aber das wars auch. Die Zeichnung der Personen eher angedeutet als klar umrissen: Immer wieder die gleichen Typen. Und dieselbe Atmosphäre.
    Jede Geschichte für sich ist sehr schön, aber Hermanns Ideenreichtum, was Handlung und Charaktere angeht, finde ich begrenzt.
    So auch in "Alice". Fünf Männer aus ihrem engsten Umfeld sterben; von zweien erfährt man nicht, welche Rolle sie in Alices Leben spielten. In den vier ersten Geschichten geht es nicht um Trauer oder darum, wie Alice mit dem Tod des Mannes umgeht und ihn bewältigt, sondern immer nur um die zwei, drei Tage des Sterbens. Wobei Alice kein Mal im Moment des Todes anwesend ist.
    Nach der ersten Geschichte fand ich es wohltuend, wie nüchtern und gleichmütig Hermann erzählt, wie sie gleichzeitig Distanz und Nähe aufbaut, doch nachdem ich dasselbe in weiteren Variationen gelesen hatte, hoffte ich, dass mehr kommen würde. Aber auch beim letzten, schmerzlichsten Todesfall bleibt Alice gelassen. "... dann ändert sich dein ganzes Leben" - genau davon habe ich in den Erzählungen wenig gespürt.
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  • Rezension zu Alice

    „Die Planeten laufen langsam, aber sie machen ihre Transite, und dann ändert sich dein ganzes Leben, es ändert sich, ob du willst oder nicht.“ Seite 67/68
    In ihrem neuesten Werk „Alice“ erzählt Judith Hermann fünf Geschichten vom Sterben und vom Tod. Verbunden werden diese durch die Titelfigur Alice, die eben jene menschlichen Verluste zu beklagen hat. Fünfmal musste sie von ihr nahestehenden Personen Abschied nehmen, in ihrem Herzen jedoch und das wird besonders in der letzten Episode deutlich, behalten alle ihren festen Platz.
    Es ist bewundernswert wie sachlich, gleichwohl warmherzig und menschlich die Autorin mit diesem traurigen Thema umgeht. In schon fast minimalistischer Form schildert sie die Schicksale und Erlebnisse weit entfernt von Gefühlsduselei und Druck auf die Tränendrüsen. Beeindruckt hat mich die klare, geradlinige Sprache von Judith Hermann. Kein Wort ist zuviel und keins am falschen Platz. Dabei schafft sie eine bemerkenswert tiefe Atmosphäre, die mir als Leser aber doch noch genügend Raum für eigene Gedanken ließ.
    „Alice“ ist ein Buch für ruhige, besinnliche Stunden, und genau darin lag für mich der Reiz dieses Buches, es ist zeitlos, leise, wohltuend unspektakulär und unsentimental. Ich wünsche diesem besonderen Buch viele Leser und werde es selbst gern weiter empfehlen.
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  • Rezension zu Alice

    Inhalt:
    Buecher.de
    Wenn jemand geht, der dir nahe ist, ändert sich dein ganzes Leben, es ändert sich, ob du willst oder nicht. Alles wird anders. Alice ist die Heldin dieser fünf Geschichten, alle erzählen von ihr - und davon, wie das Leben ist und das Lieben, wenn Menschen nicht mehr da sind. Dinge bleiben zurück, Bücher, Briefe, Bilder, und ab und zu täuscht man sich in einem Gesicht. Lebenswege kreuzen sich, ändern die Richtung und werden unwiederbringlich auseinandergeführt.
    Die Autorin von »Sommerhaus, später« und »Nichts als Gespenster« schreibt Geschichten von ungeheurer Kraft und großer literarischer Schönheit.
    Meine Meinung:
    In Judith Hermanns drittem Buch „Alice“, einem Erzählungsband, muss die gleichnamige Hauptprotagonistin in kürzester Zeit den Tod von insgesamt fünf ihr wichtiger Männer verkraften.
    In jeder der fünf Geschichten muss sie mit dem Verlust umgehen, der der manchmal unerwartete manchmal herbeigesehnte Tod mit sich bringt.
    Zunächst denkt man, dass die ersten vier Erzählungen nicht zusammenhängend sind. Doch durch die letzte Geschichte fließen alle fünf ineinander und man erkennt deutlich den chronologischen Zusammenhang.
    Alice ist eine eher blasse und unnahbare Gestalt, wirkt aber trotzdem menschlich.
    Nach den ersten Seiten wird man sofort von Judith Hermanns unbeschreiblich authentischen Schreibstil gefangen genommen und will gar nicht mehr aufhören zu lesen. Hermann schreibt unglaublich detailverliebt und ausgeschmückt, sodass das Lesen von Alltäglichem schon ein Vergnügen ist.
    Judith Hermanns Erzählungsband „Alice“ hat solch eine Tiefe und Intensität, dass man ganz in dieser Welt gefangen ist und es einem nach dem Lesen vorkommt, als wenn man lange Zeit unter Wasser gewesen ist. So muss man nämlich nach Beendigung dieser intensiven und atemberaubenden Lektüre erst einmal kräftig Luft holen und alles sacken lassen.
    Schon lange habe ich kein so sowohl prägendes und liebevolles als auch distanziertes Buch mehr gelesen!
    von
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Alice

    "Alice" ist der dritte Band von Erzählungen, den die schon nach ihrem ersten Buch bejubelte Schriftstellerin Judith Hermann innerhalb eines Jahrzehnts veröffentlicht. Es ist das erste Buch von ihr, das ich gelesen habe, und ich will deshalb zu den vielfachen und umfangreichen Vergleichen, denen das Feuilleton in den vergangenen Wochen und Monaten die drei Bücher unterzogen hat, nichts hinzufügen.
    Mein Leseeindruck war widersprüchlich. Dieser Eindruck hat sich beim Hören der von der Autorin selbst gelesenen Texte noch bestätigt. Es geht um das Sterben und den Tod, und wenn eine Schriftstellerin dieses verdrängte Thema aufgreift, dann spitze ich schon einmal erwartungsvoll die Ohren. Judith Hermanns Protagonistin Alice begegnet in sämtlichen fünf Erzählungen dieses Buches dem Tod. Männer, die ihr nahe stehen, sterben und immer ist Alice dabei, hält eine Hand, wacht des Nachts oder steht den Angehörigen bei. Man fragt sich, wieso es eigentlich nur Männer sind, die da sterben? Welches (Lebens)thema wird da berührt und durch den Romantod zu einem vermeintlichen Ende gebracht?
    Zunächst ist da Micha, ein Ex-Liebhaber von Alice, die im übrigen relativ geschlechtslos durch die Geschichten und ihr Leben wandert, der in Zweibrücken (Sinnbild der Provinz) in einer Krebsklinik im Sterben liegt. Alice steht der Frau Michas und deren Kind zur Seite. Dann fährt sie zu einem befreundeten älteren Paar an den Gardasee, wo der Gastgeber nur kurz nach Alices Ankunft plötzlich stirbt. Schon hier drängt sich die Vermutung auf, Alice sei eine Art Todesengel. Als der Mann einer Freundin in Berlin an Krebs stirbt, leistet Alice nach besten Kräften ihren Beistand. Auf ihr eigenes Drängen hin trifft sie sich in der nächsten Geschichte mit einem einstigen Partner ihres schwulen Onkels, der sich mit Schlaftabletten umbrachte, als Alice noch gar nicht auf der Welt war.
    Und in der letzten Geschichte stirbt ihr Lebensgefährte, der in einer anderen Geschichte des Buches schon einmal erwähnt wurde. Und sie entsorgt seine Kleider und sortiert ihre Erinnerungen.
    Sonst wird von dieser schemenhaften Frau nichts deutlich. Dort, wo sie hinkommt, herrscht der Tod, dem sie nicht ausweicht, mit dem sie sich aber auch nie wirklich auseinandersetzt. Da ist keine Trauer spürbar, keine Wut, kein Aufbegehren gegen ein unerbittliches Schicksal. Nein, da wird anekdotenhaft ein Tod an den anderen gereiht und am Ende fragt man sich, aus was das Leben dieser nun um fünf Männer ärmeren Frau besteht, Männer, die sie aber nicht zu vermissen scheint.
    Und so plätschern die in teilweise sehr knappen Sätzen verfassten Geschichten an einem vorbei und hinterlassen einen schalen, einsamen, seltsam melancholischen Eindruck, ohne jedoch in der Lage zu sein, ein einziges wirkliches Gefühl hervorzurufen. Auch beim Hören des Hörbuchs wollte sich bei aller Mühe keines einstellen.
    Ob Judith Hermann beim Schreiben Gefühle hatte? Man wünscht sich, nach nunmehr drei Erzählungsbänden einmal einen Roman, in dem die mittlerweile Vierzigjährige ein Thema aufgreift, das einen wirklich angeht.
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Ausgaben von Alice

Hardcover

Seitenzahl: 192

Taschenbuch

Seitenzahl: 192

E-Book

Seitenzahl: 193

Hörbuch

Laufzeit: 00:03:51h

Besitzer des Buches 20

Update: