Das kunstseidene Mädchen

Buch von Irmgard Keun, Fritzi Haberlandt

Bewertungen

Das kunstseidene Mädchen wurde insgesamt 15 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

(5)
(5)
(3)
(2)
(0)

Meinungen

  • Die Geschichte deprimiert mich, Fritzi Haberlandt hat das fantastisch gelesen!

    funny-valentine43

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das kunstseidene Mädchen

    Original : Deutsch, 1932
    in der verlinkten Ausgabe einschließlich zweier Beiträge von Annette Keck und Anna Barbara Hagin
    INHALT :
    Doris arbeitet lustlos im Büro eines Rechtsanwalts. Ihren freudlosen Alltag kompensiert sie mit Tagträumen – sie will ein Filmstar werden – und mit Abendvergnügungen, bei denen sie die Prüde spielt und ihre diversen Bekanntschaften zu Geschenken animiert. Von ihrer großen Liebe Hubert wurde sie enttäuscht; er verließ sie wegen eines reichen Mädchens, versuchte aber sein Verhalten mit moralischen Bedenken ihr gegenüber zu rechtfertigen. Trotz ihrer Jugend macht sich Doris keinerlei Illusionen über die Liebe, die Männer und den Kaufwert der Liebe. Als sie die Zudringlichkeiten ihres Chefs heftig zurückweist, weil er ihr zu alt ist, wird ihr gekündigt.
    Eine kleine Stelle als Statistin am Theater scheint die Erfüllung ihrer Kleinmädchenträume zu ermöglichen. Durch Intrigen erhält sie sogar einen Platz an der Schauspielschule und hat großen Erfolg, als sie bei einer Aufführung einen Satz sprechen darf. Doch nach dem Diebstahl eines Pelzmantels, der sie unwiderstehlich anzieht, flieht sie nach Berlin, ohne zu wissen, wie sie dort überleben kann…
    (Quelle : Ausschnitt aus dem « Buch der Tausend Bücher)
    BEMERKUNGEN :
    Die drei Teile sind nach den jeweiligen Jahreszeiten und einem/dem Hauptort des jeweiligen Geschehens benannt. So beginnt der erste Teil Ende des Sommers 1931 in « einer mittleren Industriestadt », die man ruhig mal auf Köln festlegen kann. Doris ist 18 und arbeitet als Sekretärin, doch sie träumt wohl von jeher von Höherem, denkt von sich als « ungewöhnlichem Menschen », berufen dazu, ein « Glanz » zu sein. Die Mânner scheinen ihr entgegenzufliegen : doch sie spielt wohl auch damit. Geht sie dann mal nicht – wie bei ihrem abstoßendem Chef – darauf ein, ist da auch der Verlust des Arbeitsplatzes mit verbunden. Männer wollen nur das eine und sind gleichzeitig so ungeheuer dumm. Sie hat eine längere Beziehung mit Hubert hinter sich, an dem sie wirklich gehangen hatte. Geht danach der Glaube verloren an die Liebe ? Danach heisst es – in ihrem etwas eigenem Deutschgebrauch – nur noch « Erotik » als Motivation.
    Sie träumt von der großen Welt, dem Glanz – gehört da nicht ein aparter Hut dazu, oder der Pelzmantel, den sie mitgehen läßt ? Doch dann fürchtet sie Gefängnis und Verfolgung und flieht nach Berlin (Teil 2), das seitenlang als nahezu eigene Figur auftaucht und zunächst tiefen Eindruck macht ! Doch irgendwie geht der Weg langsam nach unten. Wem kann sie schon auf der Tasche liegen ? Und wo hört dieser Gang hinunter auf (Teil 3) ?
    Hinter manchen beiläufigen Beschreibungen der Gesellschaft dieser Zeit um 1931/32, bei hochkommendem Nationalismus, aber auch ausklingenden goldenen 20igern, fällt mir aber natürlich erneut und besonders die unglaubliche Sprache von Irmgard Keun auf. Da sind sprachliche Hüpfer (finde keinen anderen Ausdruck), kleine (gewollte) Ungereimtheiten und Merkwürdigkeiten, die einen herrlichen Reiz ausüben, erfrischend lebendig sind und einfach frech klingen. Man fühlt sich ganz woanders. Ihr Sprechen über das Frausein, Mannsein, Lieben ist von einer derartigen Nähe, bzw Modernität.
    Seitenweise könnte man diese sprachlichen Schöpfungen und Wendungen zitieren. Hier einige davon :
    « ...dabei schwebte ihm soviel Würde um die Ohren. »
    « Jetzt ist sein ganzes Gesicht voller Vorwurf. »
    « Wenn ich ihr Gesicht sehe, wenn es schläft, habe ich gute Gedanken um sie. Und darauf kommt es an, wie man zu einem steht, wenn er schläft und keinen Einfluß auf einen nimmt. »
    « Die Frau (Brenner) gönnt nicht den Fußsohlen von fremden Menschen, dass sich der Dreck von ihrem Fußboden dran festklebt. »
    Hinter diesen mal satirischen oder drolligen, mal ernsten, lebensweisen Bemerkungen könnte man eventuell manchmal überlesen, dass die Doris hinter ihrem freien Leben einen Durst versteckt, der sie vielleicht auch in eine Form der Einsamkeit und Verzweiflung treibt… Ab und zu ist die sprachliche Gewandheit von Keun so ausgeprägt, dass sie als Autorin bei deren Verwendung einen Fund an den anderen anreiht, und vielleicht hier und da etwas die Linie verliert. Doch was für ein tolles Buch ! Und meine Entdeckungsreise durch ihr Werk wird wohl weitergehen !
    Dicke Empfehlung an die üblichen Verdächtigen !!!
    AUTOR :
    Irmgard Keun, 1905 in Berlin geboren (auch wenn sie sich zeitlebens fünf Jahre jünger gemacht hatte) , versuchte sich zuerst im Kino und fing dann ab 1929 mit dem Schreiben an. Mit mit ihren beiden ersten Romanen, »Gilgi – eine von uns« und »Das kunstseidene Mädchen« (1931 und 1932) hatte sie sensationelle Erfolge. 1933 beschlagnahmen die Nazis ihre Bücher und setzten sie auf die Schwarze Liste. 1935 geht sie ins Exil. Der Schriftsteller Joseph Roth wird ihr Lebensgefährte. 1940, nach der Trennung von Roth, kündigt sie öffentlich ihren Selbstmord an und kehrt mit falschen Papieren nach Deutschland zurück, wo sie unerkannt lebt. Im biederen Literaturbetrieb der Nachkriegszeit kann sie nicht mehr an die Erfolge ihrer ersten Bücher anknüpfen, bis ihre Romane Ende der siebziger Jahre von einem breiten Publikum wiederentdeckt werden. Irmgard Keun stirbt 1982.
    (Quelle : List-Verlag, erweitert)
    Taschenbuch: 242 Seiten
    Verlag: List Taschenbuch (2011)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3548600859
    ISBN-13: 978-3548600857
    Weiterlesen

Ausgaben von Das kunstseidene Mädchen

Taschenbuch

Seitenzahl: 176

Hardcover

Seitenzahl: 256

E-Book

Seitenzahl: 257

Ähnliche Bücher wie Das kunstseidene Mädchen

Besitzer des Buches 51

Update: