Alte König in seinem Exil

Buch von Arno Geiger

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Alte König in seinem Exil

Was im Leben wirklich zählt Offen und liebevoll erzählt Arno Geiger die Geschichte seines an Alzheimer erkrankten Vaters. Er begleitet ihn durch die Landschaften der Kindheit, hört auf seine oft skurrilen und dann doch so poetischen Sätze und lernt seinen Vater auf intensive und berührende Weise neu kennen und schätzen. Ein lichtes, lebendiges, oft auch komisches Buch über ein Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.
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Bewertungen

Alte König in seinem Exil wurde insgesamt 64 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Meinungen

  • Liebevoll gezeichnete Biografie des Vaters, zum Ende häufen sich bezuglose Gedanken des Autors

    volatile

  • Humorvoll und doch realistisch, mit viel Liebe zum Vater erzählt

    Libby

  • Es hat etwas sehr ergreifendes, wenn man über eine persönliche Vater-Sohn-Beziehung liest.

    Maesli

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Alte König in seinem Exil

    In diesem sehr persönlichen Buch erzählt Arno Geiger von seinem Vater, der an Alzheimer erkrankt und somit im Alltag alleine nicht mehr zurechtkommt. Die Krankheit ist heimtückisch und es dauert sehr lange, bis die Familienmitglieder merken, dass mit dem Vater etwas nicht stimmen kann.
    August Geiger ist ein Mensch mit Vitalität und Klugheit, den der 2. Weltkrieg stark geprägt hat. Mit der Geschichte seines Vaters beginnt Arno Geiger sich seiner eigenen Kindheit und Jugendzeit zu erinnern. Die Zeit der Pflege, die zwischen den Familienmitgliedern und der Zusammenarbeit mit vielen Betreuerinnen viele Jahre hindurch gelingt, gibt ihm die Chance noch einmal emotionalen Zugang zu ihm zu finden.
    Da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm.
    Dabei entdeckt er einen Mann mit Charme, Selbstbewusstsein und Witz.
    Meine persönlichen Leseeindrücke
    Es hat etwas sehr ergreifendes, wenn man über eine persönliche Vater-Sohn-Beziehung liest. Und so trete ich vorsichtig an diesen Roman heran, der schon lange auf meinen Stapel der zu lesenden Bücher liegt. Ich kenne von Arno Geiger bereits „Alles über Sally“ und „Unter der Drachenwand“ und mag sein sanftes Erzählen.
    Das Buch ist absolut nicht deprimierend. Es ist stellenweise humorvoll geschrieben, hier und da gibt es natürlich tief traurige Episoden besonders wenn der Vater „nach Hause“ will, ein Zustand der sehr häufig auftritt.
    Krank wie er war, konnte er den Einfluss der Krankheit auf seine Wahrnehmung des Ortes nicht durchschauen. Und seine Familie konnte unterdessen täglich beobachten, was Heimweh ist.
    Die Suche nach Geborgenheit, nach einem Zuhause als Heilmittel gegen ein erschreckendes, nicht zu enträtselndes Leben, in dem der Kranke feststeckt, ist das zentrale Thema des Buches und der Krankheit. Die Krankheit katapultiert den Demenzkranken in eine gänzlich andere Welt und wer ihm nach herkömmlichen Regeln sachlich korrekte Antworten auf seine viele Fragen gibt, ohne Rücksicht darauf, wo er sich nun befindet, zwingt ihm eine Welt auf, die nicht die seine ist. Es ist was ihm immer mehr misslingt: den Gesprächen zu folgen oder Gesichter zu entziffern und der Vater fühlt sich wie im Exil.
    Arno Geiger hat seinen Roman „Der alte König in seinem Exil“ noch zu Lebzeiten seines Vaters geschrieben. Er hat „sechs Jahre darauf gespart“, lautet einer seiner letzten Romansätze. Er wollte nicht nach seinem Tod von ihm zu erzählen und das macht dieses Buch so wertvoll, so lesenswert und innig.
    Fazit
    „Der alte König in seinem Exil“ ist ein Familienroman, in dem Arno Geiger über seinen an Demenz erkrankten Vater schreibt. Er erzählt in sanfter und ruhiger Sprache wie die Krankheit seinen Vater verändert hat und wie er dadurch nochmals die Gelegenheit bekommt, einen emotionalen Zugang zu ihm zu finden. Es ist dabei ein Buch über eine Krankheit, die den tägliche Umgang mit ihm immer öfter in ein Leben in der Fiktion verwandelt, das nicht nur traurig stimmt sondern auch einige heitere Augenblicke bietet.
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  • Rezension zu Alte König in seinem Exil

    Das Buch stand schon länger auf meiner Wunschliste, weil mich das Thema sehr interessiert hat. Besonders gefallen, und das sollte man auch speziell hervorheben, hat mir die Art wie Arno mit seinem Vater umgegangen ist. Ich habe da wirklich großen Respekt vor ihm, wie er sich auf seinen Vater einlässt.
    Es hat mich insofern berührt, weil ich 2 ähnliche Fälle in der Familie habe. In einem Fall wurde überhaupt nicht auf die demente Person eingegangen - entsprechend schwierig war auch der Alltag, im anderen Fall (von meinem Onkel) haben sich alle sehr bemüht, was auch das Leben einfacher gemacht hat. Ich glaube man kann Angehörigen und Pflegepersonen nur tiefen Respekt zollen.
    Die Lebensgeschichte fand ich ganz interessant, wenngleich es oft auch nur angeschnitten wurde.
    Das letzte Kapitel - diese Aneinanderreihung von kurzen Absätzen oder Sätzen - habe ich nicht wirklich verstanden. Irgendwie hat mir das auch den ganzen sonst durchwegs guten Eindruck des Buches zerstört. Dieser Teil passt aber überhaupt nicht wirklich zum Rest, es scheint als wollte der Autor noch schnell ein paar Anekdoten und Sinnsprüche anbringen.
    Eine der für mich ergreifensten Szenen war allerdings das Ausräumen des Hauses. Ich weiß nicht, warum gerade das mich so berührt hat. Der Vater (Augustin) hat es ja nicht mehr registriert, aber trotzdem finde ich es eigenartig ein ganzes Leben von einer noch lebenden Person in den Müllcontainer zu werfen.
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  • Rezension zu Alte König in seinem Exil

    Eine Krankheit hält schleichend Einzug in das öffentliche Bewusstsein, nachdem sie schon seit vielen Jahren immer mehr Menschen betroffen hat. Die Alzheimer-Krankheit und andere Formen der Demenz geraten immer mehr in den Blickpunkt auch der Gesundheitspolitik. Neben der Situation der von der Krankheit betroffenen Menschen sind die Rolle der meist pflegenden Angehörigen und die professionellen Anforderungen an die pflegenden Berufe Gegenstand einer intensiven gesellschaftlichen Debatte.
    Auch in der Literatur hat dieses Thema Einzug gehalten. Man denke an Tilman Jens` breit diskutiertes, 2009 erschienenes Buch "Demenz. Abschied von meinem Vater", in dem er die Krankheit und seine Beziehung zu Walter Jens, den begnadeten Autor und Rhetoriker beschrieb. Die Debatte war so kontrovers, dass Tilman Jens sich genötigt sah, im Mai 2010 mit einem weiteren Buch zu antworten: "Vatermord. Wider einen Generalverdacht.'"
    Ganz anders kam im letzten Jahr das Romandebüt der 1975 geborenen englischen Schriftstellerin Samantha Harvey daher, das unter dem Titel "Tage der Verwilderung" bei DVA erschien, und den verzweifelten
    Kampf eines Mannes gegen seinen Gedächtnisverlust und das erbitterte Ringen um die Wiedergewinnung seiner Erinnerung beschrieb.
    Das neue Buch des preisgekrönten österreichischen Schriftstellers Arno Geiger ("Es geht uns gut", "Alles über Sally") geht bei der Annäherung an Alzheimer und Demenz einen anderen, sehr persönlichen und intimen Weg. Er beschreibt seinen an Alzheimer erkrankten Vater als den "alten König im Exil" und sein Verhältnis zu ihm, das durch die Krankheit und die Pflege des Vaters eine völlig neue, all die Jahrzehnte vorher nie gekannte und erlebte menschliche Qualität erhält.
    Es kommt allerdings nur zu dieser Entwicklung, weil Arno Geiger seinen Vater über Jahre intensiv begleitet, unterstützt von Menschen, die sich noch als eine Familie im alten Sinne verstehen und sich das Engagement um den schwächer und dementer werdenden Vater teilen.
    Insofern muss Arno Geiger im Gegensatz etwa zu Peter Härtling ("Nachgetragene Liebe", 1980) nicht lange nach dem Tod des Vaters dessen Leben rekapitulieren und so würdigen und damit seine eigene Existenz und Identität quasi neu begründen, sondern er kann es zu Lebzeiten tun.
    In vielen Gesprächen mit ihm versucht er, die oft eigenwilligen und fremden Sätze seines Vaters zu verstehen, lernt auch darüber zu schmunzeln und schließt eine ganz neue Freundschaft mit ihm. Doch das gelingt ihm erst nach längerer Zeit: "Ich stellte mich weiterhin ungeschickt an, weil ich nicht aufhören wollte zu glauben, dass ich die Verbindung des Vaters zur Realität durch Hartnäckigkeit wach halten könne."
    Erst als er lernt, diese Haltung aufzugeben und die Realität von Alzheimer zu akzeptieren, gelangt er zu einem völlig neuen und teilweise beglückenden Verständnis seiner Vaters und damit auch seines eigenen Lebens. "Und irgendwann schlugen wir einen Weg ein, der von der nüchternen Wirklichkeit wegführte und über Umwege zur Wirklichkeit zurückkehrte."
    "Der alte König in seinem Exil" ist eine bewegende Geschichte einer Liebe zwischen Vater und Sohn, die erst am Ende eines Lebens wirklich zum Tragen kommt. Aus dieser Liebe heraus beschreibt Arno Geiger das Leben eines Mannes, der nach jugendlichen ernüchternden Erfahrungen im Krieg und in der Gefangenschaft nie wieder weggehen wollte aus seinem Dorf.
    Es ist ein Buch, das trotz seines Themas an viele Stellen leicht, ja heiter, manchmal komisch daher kommt, weil sein Autor davon überzeugt, ist, das auch das Leben eines Alzheimerkranken ein Leben ist, das es "zutiefst wert ist, gelebt zu werden, und das sich vielleicht nur wenig unterscheidet von dem Leben, was wir alle tagtäglich führen."
    „Der alte König im Exil“ hat eine hohe literarische Qualität und atmet eine tiefe Menschlichkeit.
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  • Rezension zu Alte König in seinem Exil

    Hallo, ich habe das Buch gerade fertig gelesen, es wurde mir empfohlen, da meine Mutter im Früstadium der Demenz ist und man mir sagte, das es ein sehr schönes Buch ist, um die Krankheit zu begreifen.
    Irgendwie ist es bei mir nicht so angekommen. Ich denke, wenn man nicht selbst betroffen ist und keine Informationen darüber zu erfahren wünscht, was auf einen selbst zukommt, liest man es aus einem anderen Blickwinkel, aber für mich war es enttäuschend!
    Die Hälfte des Buches geht es um das Leben des August Geiger (dem Vater des Autor, um den es auch geht) von der Kindheit bis zum derzeitigen Zustand. Hat mich echt gar nicht interessiert, kam mir so vor, als würde der Autor halt gern alle dran teilhaben lassen, weil er sich selbst erst damit beschäftigt hat, als sein Vater krank wurde. Ich kenne das Leben meiner Mutter und erfrage diese Dinge nicht erst, wenn sie sich kaum noch erinnern kann.
    Dann hatte ich Schwierigkeiten mit den Diologen, da es nunmal Österreicher sind, sprechen sie doch eine andere Sprache, selbst wenn es (für sie) Hochdeutsch ist. Was schade war, denn gerade diese Diologe zwischen Vater und Sohn waren wirklich gut und haben einen guten Eindruck über das Denken des Demenzkranken gegeben. Ferner wurden mir zuviele Zitate im Buch erwähnt, aber das ist schließlich Geschmacksache!
    Was mich am meisten ägert, ist die Tatsache, dass ich 17,90 Euro (!) für ein Buch mit 190 Seiten (sehr klein bedruckt) ausgegeben habe, von denen mir nur ca. 50 Seiten wirklich etwas bedeutet haben. Dieses Buch ist nicht zu empfehlen, wenn es darum geht, sich einen Einblick über Demenz zu verschaffen. Wenn man am Leben von August Geiger interessiert ist und eine schöne Vater und Sohn Geschichte lesen möchte, dann nur zu. Hat ja schließlich vielen sehr gut gefallen...
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  • Rezension zu Alte König in seinem Exil

    Der Alte König in seinem Exil von Arno Geiger stellt für mich wirklich genau das dar: Die Geschichte eines Leidens, erzählt ohne jegliches Pathos.
    Die liebevollen, warmen Erinnerungen an frühere Zeiten in der Familie, mit denen der Autor das Bild vom Vater ausfüllt und in Gegensatz zu dessen jetzigem Verfall stellt, vervollständigen das Büchlein zu einer wunderschönen Lektüre.
    Das Buch ist eine Darstellung des Alters, mit oder ohne altersbedingte Demenz, als wertvoller und wichtiger Bestandteil des Lebens, nicht das lästige zeitliche Anhängsel, wenn die Jahre des „eigentlichen“, des „richtigen“ Lebens schon gelaufen sind; auch wenn es nicht immer leicht ist, mit einem alten Menschen auszukommen.
    Aber wann war es jemals leicht für einen Sohn oder eine Tochter, mit seinen/ihren Eltern auszukommen? Es ist möglich und schön, an solch einem Punkt des Verzeihens anzukommen und den letzten Jahren im Bewusstsein des Beisammenseins noch so viel Positives wie möglich zu abzugewinnen.
    Für die wenige Zeit, die man für die Lektüre aufwenden muss (zwei bis drei Stunden), bietet Der alte König in seinem Exil eine enorme, emotional- positive Ausbeute für den Leser.
    Erstaunt hat mich übrigens die Ehrlichkeit im Versuch, das Aufeinanderwirken der konträren Charaktere seiner Eltern innerhalb ihrer Ehe zu analysieren (Seite 80 bis 91); eine Stelle im Buch, die mir neben vielen anderen sehr gut gefallen hat.
    Abschließen möchte ich mit einem Zitat auf Seite 57/58:
    […]
    Übrigens Karthause: tolles Interview zum Buch - Danke!
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  • Rezension zu Alte König in seinem Exil

    So, ich hab das Buch inzwischen gelesen. Am liebsten hätte ich es einfach umgdreht und von vorne begonnen, so sehr hat es mich berührt.
    Ich bin überzeugt davon, dass Arno Geiger nichts beschönigen oder verharmlosen wollte. Das geht sowohl daraus hervor, was er bei der Lesung erzählt hat, als auch daraus, was er über die Anfänge der Krankheit schreibt. Dass sie sie nicht erkannt haben; dass sie sich über die Trägheit und den Egoismus des Vaters geärgert haben etc. Und über das schlechte Gewissen, dass er später deswegen hatte. Irgendwo steht ja "Schreiben ist immer auch eine Art der Entschuldigung" oder so ähnlich. Ich denke, Arno Geiger wollte einfach deutlich machen, dass das Leben für einen an Demenz Erkrankten lebenswert ist, und dass die Persönlichkeit des Kranken erhalten bleibt, auch wenn er sich selbst nicht mehr daran erinnern kann.
    Mich hat dieser ewige Wunsch "nach Hause zu gehen" so traurig gemacht. Wie kann man einem Menschen in dieser Situation helfen? Er ist zu Hause und kann es doch niemals (wieder) sein. Vor allem der Bericht über den Kriegsheimkehrer, der unter schwierigsten Umständen nach Hause gekommen ist... Das hat mich schon tief bewegt.
    Und dennoch habe ich oft geschmunzelt über die weisen Sätze, die der alte König so von sich gibt.
    Ich wollte mir ja auch einige aufschreiben, wollte die Lektüre dann aber nicht unterbrechen. Bestimmt lese ich das Buch bald wieder und dann werde ich das nachholen. Denn auch der Autor hat unglaublich schöne und kluge Sätze von sich gegeben - nicht nur sein Vater. Einige habe ich ein paar Mal gelesen und auf mich wirken lassen.
    Ein wundervolles Buch, das mindestens verdient!
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Ausgaben von Alte König in seinem Exil

Hardcover

Seitenzahl: 192

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

Hörbuch

Laufzeit: 00:04:17h

E-Book

Seitenzahl: 190

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