Herr der Krähen

Buch von Ngũgĩ wa Thiong’o, Thomas Brückner

Bewertungen

Herr der Krähen wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Herr der Krähen

    Verlagstext
    Der kenianische Schriftsteller Ngugi wa Thiongo zählt zu den wichtigsten Erzählern Afrikas. Sein Roman ›Herr der Krähen‹ ist der Afrikaroman des 21. Jahrhunderts, eine sehr amüsante Satire auf den Prototypen des afrikanischen Despoten. In Aburiria soll das »Marching to Heaven« entstehen, ein gigantisches Bauwerk, das Himmel und Erde verbindet. Der Herrscher von Aburiria will sich damit ein monumentales Denkmal setzen. Besonders seine Minister Machokali und Sikiokuu wollen vom Ruhm profitieren und buckeln darum umso ergebener. Als der Herrscher in die USA reist, um bei der Global Bank Geld für den Bau zu leihen, wird er von einer mysteriösen Krankheit überrascht, er bläht sich wie ein Ballon auf und hängt seither unter der Zimmerdecke. Kein Arzt kann ihm helfen, nur der ›Herr der Krähen‹, der über Zauberkräfte verfügt und als Heiler und Wahrsager zu Ruhm gelangt.
    Ngũgĩ wa Thiong'o wurde 1938 in Kenia geboren. Im Mau-Mau Krieg, dem Kampf der gleichnamigen Unabhängigkeitsbewegung gegen die britische Kolonialmacht in den fünfziger Jahren, wird seine Familie gefangen genommen, der Stiefbruder kommt ums Leben, die Stiefmutter wird gefoltert.
    Studium (der Anglistik?) an der Makere-Universität (Uganda) und an der Universität von Leeds (UK).
    1964 veröffentlicht er seinen ersten Roman „Weep Not, Child“ (auf Deutsch Abschied von der Nacht)
    Ende der siebziger Jahre wurde er wegen eines Theaterstücks in Kenia für ein Jahr inhaftiert. 1982 verlässt er sein Heimatland und geht ins Exil.
    Vor seiner Inhaftierung schrieb Ngũgĩ wa Thiong'o auf Englisch, sein während der Haft auf Toilettenpapier geschriebenes Werk Caitaani mũtharaba-inĩ (Der gekreuzigte Teufel) war sein erstes Werk in seiner Muttersprache Kikuyu. Alle nachfolgenden Werke sind in dieser Sprache erschienen.
    1982 bekommt Ngũgĩ wa Thiong'o in Großbritannien Asyl. Heute lebt der Autor in Kalifornien und lehrt an der dortigen Universität Englische und Vergleichende Literaturwissenschaften. (Quellen: amazon & wikipedia)
    Eröffnet wird die Erzählung mit verschiedenen Theorien über die Krankheit des Herrschers der Freien Republik Aburiria. Hing es zusammen mit dem Zorn des Herrschers, der sich in ihm aufstaute und ihn sich aufblähen ließ wie ein Ballon? War es ein Fluch einer misshandelten Ziege oder die Tränen seiner gefangengehaltenen Ehefrau?
    Ohne hier eine Lösung zu geben leitet der Ich-Erzähler in die Geschichte ein, um dann in den Hintergrund zu treten. Ngugi wa Thiongo arbeitet viel mit der indirekten Rede, ohne die Quelle genau zu benennen (z.B. „Jeder im Land wusste also das eine oder das andere über …“ „Schließlich gab es noch diejenigen, die schwören würden, …“) Oft eröffnet er auf die Art ganze Kapitelstränge und überlässt es dem Leser, selbst die gegebenen Informationen einzuordnen.
    Verschiedene Erzählstränge, die sich oft zeitlich Überschneiden zeigen dasselbe Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und zeigen durch den beobachteten Charakter eine ganz andere Sichtweise.
    Sind es die Schlangen, die das Regime vor sich hertreiben? Bedrohen Warteschlangen die Zukunft des Landes? Oder sind es doch die westlichen Länder?
    Die Willkür des Herrschers und seiner Lakaien, die Gewalt und geschürte Angst, mit der das Regime sich an die Macht klammert, aber nicht weniger die Angst des Regimes vor dem eigenen Volk führen zu einer Spirale der Gewalt, die der Erzähler hier auf den Höhepunkt zutreibt.
    In seiner märchenhaften Sprache Stellt wa Thiongo Fragen zum Umgang mit dem Erbe des Kolonialismus und der Zukunft Afrikas nach dem Ende des kalten Krieges. Er deutet die Zerrissenheit an zwischen dem, was sicher scheint und dem Aufbruch in eine neue, ungewisse Zukunft.
    Die Protagonisten sind zwar teilweise überzeichnet, der Charakter der Satire ist deutlich, allerdings nicht bis zur Unglaubwürdigkeit.
    Mir hat das Buch mit seiner Mischung aus Märchen und Satire sehr gut gefallen.
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Ausgaben von Herr der Krähen

Taschenbuch

Seitenzahl: 944

Hardcover

Seitenzahl: 944

E-Book

Seitenzahl: 944

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