Die Stadt hinter dem Strom

Buch von Hermann Kasack

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Sehr ungreifbar,allgem.metaphysische Bezüge z.Menschsein zu dünn. Baut sich zu lang auf,was erst letz.Seiten einlösen!

Bewertungen

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Meinungen

  • Sehr ungreifbar,allgem.metaphysische Bezüge z.Menschsein zu dünn. Baut sich zu lang auf,was erst letz.Seiten einlösen!

    Jean van der Vlugt

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Stadt hinter dem Strom

    Der Autor (Quelle: Knaur): Hermann Kasack wurde 1896 als Arztsohn in Potsdam geboren. Er studierte Germanistik und Nationalökonomie und war viele Jahre im Verlagswesen tätig: 1920-25 Lektor, dann Direktor des Kiepenheuer Verlages. 1926-27 im S. Fischer Verlag. Später freier Schriftsteller, viele Rundfunkarbeiten. 1933 Verbot jeder Vortragstätigkeit. 1940-49 Lektor im Suhrkamp Verlag. Reisen nach Belgien, England, Italien, Finnland und Russland. 1948 Mitbegründer des deutschen PEN-Zentrums. Seit 1949 freier Schriftsteller in Stuttgart. 1953 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Begann in den Zwanzigerjahren mit expressionistischer Lyrik. Seine späteren Werke verbinden Zeitsatire und philosophisches Gedankengut. 1947 schrieb er mit dem Roman „Die Stadt hinter dem Strom“ eines der meistdiskutierten deutschen Bücher der Nachkriegszeit. Kasack starb am 10. Januar 1966 in Stuttgart.
    Klappentext (Quelle: Knaur): Kaum ein anderes Werk der deutschen Romanliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg ist seit seinem Erscheinen so heftig diskutiert worden wie Hermann Kasacks mit dem Fontane-Preis ausgezeichneter Roman „Die Stadt hinter dem Strom“. Der lebendige Umgang mit dieser visionären Dichtung hält bis heute unvermindert an. Dies beweisen nicht nur die hohen Auflagen der bisherigen Buchausgabe, die zahlreichen Stimmen von Dichtern, Kritikern und Literaturwissenschaftlern zu dem Roman, die vielen ausländischen Ausgaben (England, Frankreich, Italien, Norwegen, Finnland, Schweden, Japan USA und Argentinien), nicht nur die vielen wissenschaftlichen Arbeiten über das Buch, sondern vor allem die leidenschaftlichen Briefe junger Menschen, die fragend und forschend immer wieder an den Autor gerichtet werden. Kasack bekennt in diesem Buch, „dass auch in einer zertrümmerten Welt das Gesetz der kosmischen Ordnung den Geist des Lebens bestimmt und schützt“. Diese „erste Jenseitswanderung des nachchristlichen Menschen“, wie Günter Eich dieses Werk bezeichnete, markiert die Situation des Abendlandes mit prophetischer Klarsicht.
    Deutsche, schwedische, französische, italienische und englische Ausgaben:
    Kasack schrieb den Roman in den Jahren 1942-1944 (Kapitel I-XII) und 1946 (Kapitel XIII-XX) in Potsdam. Eine gekürzte Fassung des Romans erschien bereits 1946 im Berliner „Tagesspiegel“. Die deutsche Originalausgabe erschien 1947 unter dem Titel „Die Stadt hinter dem Strom“ im Suhrkamp Verlag in Berlin (599 Seiten), neu aufgelegt u.a. 1949 als Lizenzausgabe des Suhrkamp-Verlages bei Bermann-Fischer/Querido in Amsterdam (599 Seiten) und 1949 bei Suhrkamp in Frankfurt am Main. 1956 (und 1960) erschien eine durchgesehene Fassung bei Suhrkamp in Frankfurt am Main (495 Seiten), die im Juli 1964 als Knaur-Taschenbuch Nr. 51 in der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. in München und Zürich (321 Seiten), 1971 (und später 1983, 1986, 1988, 1991 und 1994) als Band 296 der Bibliothek Suhrkamp in Frankfurt am Main, 1983 in der Reihe „Weißen Programm“ als Hardcover bei Suhrkamp ebendort (435 Seiten), 1989 als Band 1302 von Reclams Universal-Bibliothek mit 17 Holzschnitten von Beate Dietrich bei Reclam in Leipzig (376 Seiten) sowie zuletzt 1996 als Suhrkamp-Taschenbuch Nr. 2561 bei Suhrkamp in Frankfurt am Main (437 Seiten) erschienen ist. 1950 erschien eine schwedische Übersetzung von Karin Granstedt unter dem Titel „Staden bortom floden“ im Verlag „Natur och kultur“ in Stockholm (316 Seiten). 1951 erschien eine französische Übersetzung von Clara Malraux unter dem Titel „La ville au delà du fleuve“ in der Reihe „Traduit de - Série allemande“ bei Calmann-Levy in Paris (374 Seiten), neu aufgelegt 1988 in der Reihe „Tirage limité“ ebendort. 1952 erschien eine italienische Übersetzung von Alberto Bargelesi unter dem Titel „La città oltre il fiume“ als Band 37 der Reihe „Vespa blu. Scrittori stranieri“ bei Garzanti in Mailand (409 Seiten). 1953 erschien eine englische Übersetzung von Peter de Mendelssohn unter dem Titel „The City Beyond the River“ bei Longmans, Green and Co. in London, New York und Toronto (355 Seiten).
    Inhalt:
    Kapitel I (8 Seiten) Kapitel II (9 Seiten) Kapitel III (19 Seiten) Kapitel IV (12 Seiten) Kapitel V (14 Seiten) Kapitel VI (13 Seiten) Kapitel VII (9 Seiten) Kapitel VIII (16 Seiten) Kapitel IX (19 Seiten) Kapitel X (13 Seiten) Kapitel XI (11 Seiten) Kapitel XII (18 Seiten) Kapitel XIII (21 Seiten) Kapitel XIV (17 Seiten) Kapitel XV (24 Seiten) Kapitel XVI (20 Seiten) Kapitel XVII (15 Seiten) Kapitel XVIII (16 Seiten) Kapitel XIX (33 Seiten) Kapitel XX (15 Seiten)
    Mein Eindruck:
    Eine lange Zeit sorgt der Roman für ein sehr nachvollziehbar beschriebenes Eintauchen der Hauptfigur, des Orientalisten und Gilgamesch-Forschers Dr. Robert Lindhoff, in den mysteriösen Alltag der „Stadt hinter dem Strom“, wo er als Archivar und Chronist arbeiten soll, eine herausgehobene Position, die Robert als von allen Einwohnern der Stadt verschieden ausweist. Es sind viele kurze Szenen, die diverse Ecken des Alltages in der Stadt beleuchten. Neugierig und interessiert folgt man den Wegen der Hauptfigur. Manches Verhalten, das Robert beobachtet, ist mehr als rätselhaft: So gibt es seltsame Massenversammlungen, bei denen bestimmte Vorgänge bzw. Handgriffe eingeübt oder nachgestellt werden. Außerdem besucht Robert zwei Firmen, deren Gewerke zusammenarbeiten: Was die einen herstellen, wird von den anderen zerstört, woraus die anderen wieder Dinge herstellen und so weiter. Obendrein trifft Robert zufällig eine Vielzahl an Figuren, die ihm von „jenseits des Stroms“ bekannt sind, auch wenn er teilweise bisher davon ausging, sie wären bereits gestorben. Eine Ahnung stellt sich beim Lesen ein, die für meinen Geschmack zu lange im Ungewissen gehalten wurde, auch wenn der Leser bereits früh ahnt, wie der Hase läuft. Alles ist dann doch sehr ungreifbar. Das Ungewisse baut sich zu lange auf, doch auch die Auflösung der Zusammenhänge für Robert im 14. Kapitel bringt keine Konkretisierungen, alle allgemeinen metaphysischen Bezüge zum Menschsein bleiben leider dünn oder nicht wirklich treffgenau, bis sich erst auf den letzten Seiten Erkenntnisse einstellen, wenn sich der Roman stärker mit der Autoren- und Lesererfahrung des Zweiten Weltkrieges verbindet.
    Im Grunde kleidet der Roman tatsächlich vor allem den menschlichen Wunsch nach Fortdauer in Worte und Bilder, der in einer Zeit der Unsicherheit, des allgemeinen Todes, der kriegerischen Bedrohung und der Auflösung althergebrachter Sinnhaftigkeit noch stärker aufkommt als in Zeiten des Glücks und des Friedens.
    Was mich etwas gegen den Roman einnimmt, ist sein fatalistischer Hang zur Vorherbestimmung und zur Ausweglosigkeit. Sogar das Massensterben im Zweiten Weltkrieg scheint einem Sinn zu dienen und sei es, um Lebensraum auf der Erde für anstehende Wiedergeburten zu schaffen. Was hier wie die Sinnstiftung des Sinnlosen wirkt, hinterlässt auf meiner Zunge doch einen anrüchigen Beigeschmack. Meinetwegen ist die Überbetonung des Verstandes, der Verwertbarkeit und der Zweckhaftigkeit, die gegen die allgemeine Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins gesetzt wurde, Schuld an dem Untergang des Abendlandes, wie es die Menschheitsverbrechen des Zweiten Weltkrieges einem empfindsamen Leser nahelegen, nur scheint mir Kasack wenig dagegen ins Rennen zu schicken: Wenn man denn den Ballast des Verstandes über Bord geworfen hat, werden weder Menschlichkeit, Empathie oder Liebe (und den christlichen Gott lässt er auch aus dem Spiel) als Stütze angeboten, um das menschliche Leben erträglich zu machen. Am Ende fährt Robert Lindhoff als Wissender im Güterzug durch die Lande und predigt den Versprengten im Nachkriegsdeutschland, obdachlos, entwurzelt und besitzlos. Gerade die Besitzlosigkeit macht die Grundlage seiner Zufriedenheit aus, aber im Grunde ist Robert doch vor allem ganz unverbunden und allein. Entweltlicht wie ein östlicher Heiliger lernt er im Leben, was es heißt zu sterben – um dann zu sterben. Das ist mir tatsächlich zu düster, fast wie ein sich chic in den Untergang schickender Existenzialismus, keine wirkliche Weisheit, mehr ein verzweifelter Zweifel.
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Ausgaben von Die Stadt hinter dem Strom

Hardcover

Seitenzahl: 438

Taschenbuch

 

Besitzer des Buches 5

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