Fast ganz die Deine

Buch von Marcelle Sauvageot, Claudia Kalscheuer

Bewertungen

Fast ganz die Deine wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Fast ganz die Deine

    Klappentext (Quelle: amazon)
    Bin ich für dich geschaffen? – Ein ungeheuer klarsichtiges und leidenschaftliches Buch über das Wesen der Liebe, das einem den Atem stocken lässt.
    Eine junge Frau reist 1930 wegen eines Lungenleidens in ein Sanatorium. Dort findet sie einen Brief ihres Verlobten vor, und darin steht: »Ich heirate …Unsere Freundschaft bleibt.« Eine Phrase, millionenfach gebraucht. Wohin mit dem Schmerz, des einzigen Glückes beraubt, das einem Halt spendete? Marcelle Sauvageot sucht Erlösung in einem Brief, den sie jedoch nie abschickt. Darin empören sich Liebe und Stolz gegen das Verhalten eines standesbewussten Mannes und gegen die gesellschaftlichen Konventionen.
    Erinnerungen an glückliche Momente und hoffnungsfrohe Träume einer gemeinsamen Zukunft vermischen sich mit der Verzweiflung über ihre tödliche Krankheit. Selbstbewusst und rückhaltlos offen schreibt sie sich ihr Leid von der Seele, doch geraten die Aufzeichnungen nie zu einer Abrechnung oder Schuldzuweisung, vielmehr dringen sie ins Innerste der Liebe vor. Es ist das Zeugnis einer verletzten, aber selbstbewussten starken Frau und letztlich die Geschichte einer Befreiung, die von einer ergreifenden Lust am Leben zeugt.
    Mein Leseeindruck
    Die Autorin schreibt ihren fiktiven Brief im Alter von 30 Jahren, sie hat gerade einen schweren Rückfall erlitten und befindet sich im Lungensanatorium von Hauteville, in dem sie drei Jahre später sterben wird. Dort erreicht sie der Brief ihres Geliebten, kurz vor Weihnachten. Allerdings scheint die Beziehung eine eher unverbindliche gewesen sein, und der Eindruck entsteht, dass die Autorin sich größere Hoffnungen gemacht hat als der „Geliebte“ sie einhalten konnte bzw. wollte.
    Dennoch: die Schreiberin leidet, und ihr seelisches Leiden breitet sie vor dem Leser aus. Ihr Brief enthält keine Anklage und keine Vorwürfe, sondern – in einem langen Gedankenstrom - ausschließlich die Beschreibung ihres emotionalen Zustandes. Sie beschreibt nicht nur ihren Schmerz, sie seziert ihn förmlich. Vor allem leidet sie unter dem Angebot ihres Geliebten, ihre Beziehung auf eine freundschaftliche Basis zu stellen und so weiterhin den Kontakt zu halten. Dieses Angebot empfindet sie als Schmach, als Demütigung ihrer Person und ihrer Gefühle. Und so schwankt sie hin und her zwischen Verzweiflung, Wut, Trotz, Liebe, verletztem Stolz und Selbstbewusstsein, und es gelingt ihr nur schwer, durch diese Diskussionen mit sich selbst eine neue Position für sich zu finden.
    Das kleine Buch wird in einer Rezension als „geheimer Klassiker der französischen Literatur“ apostrophiert, und auch die Zitate auf dem Umschlag loben das Buch fast hymnisch.
    Ich kann mich diesen Hymnen nicht anschließen. Ich habe Probleme mit vorgeblich privaten Briefen, die dann veröffentlicht werden. Zudem strengt die ständige innere Nabelschau an, das Hin- und Herwenden einzelner Begriffe, die ständige Reflexion – und bei allem Mitleid für die Situation dieser todkranken jungen Frau konnte ich den Geliebten verstehen, der sich diesen ermüdenden Diskussionen durch die Trennung entzog.
    Die Übersetzung besorgte Claudia Kalscheuer.
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  • Rezension zu Fast ganz die Deine

    Ich habe inzwischen auch dieses kleine, aber so intensive Büchlein im Original gelesen.
    Diese Schrift ist nicht aus einem Guß, von einem Abfassungstag, sondern mehrere auch datierte Abschnitte zeugen von einer Entwicklung : So befindet sich die Verfasserin in den ersten Abschnitten gerade auf der Rückfahrt von einem Heimataufenthalt ins Sanatorium. Der Abschied vom Geliebten, die Tage mit ihm fielen wohl nicht so aus, wie sie es gewünscht hätte. Die Ahnung einer bei ihm vorhandenen Distanz kommt auf, Zweifel.
    Im darauf folgenden Abschnitt erst – Sauvageot ist inzwischen wieder im Sanatorium – kommt jener Brief an, von dem oben schon die Rede war.
    Was folgt trifft, manchmal auf fast ungewohnten Bahnen. Gibt es z.B. so etwas wie eine « Auflistung der Mängel und Fehler » des Geliebten, so aber nicht, um sich daraus billigen Trost zu schaffen, dass die Trennung ja nicht träfe, sondern zu sagen, « trotz all dem lieb(t)e ich Dich ». Ja, Sauvageot legt uns eine Vorstellung von Liebe vor, die sehr hoch angesetzt ist. Sie schlägt einen offenen, intimen Ton an, den wir selber oft selten in solcher Ehrlichkeit finden.
    Solch einen Text kann man wieder und wieder lesen...
    ...und könnte hier im BT viele ansprechen !
    Es war übrigens zuerst nicht zur Veröffentlichung bestimmt, wurde schon im November/Dezember 1930 geschrieben, und unter Freunden weitergereicht, aber erst 1933 ein erstes, 1934 ein zweites Mal aufgelegt. Im Französischen bezeichnete Sauvageot diese Aufzeichnungen einfach als « Kommentar » (zur beendeten Beziehung), die französischen Herausgeber nahmen dann ein Leitmotiv des letzten Abschnittes und übertitelten die Schrift mit « Laissez-moi » (so etwas wie : « Lassen Sie mich »).
    Die neue französische Ausgabe von 2004 wird begleitet von einem Wort des Verlegers, des Vorwortes von Charles du Bos vom Dezember 1933, einem Wort von ihm kurz nach dem Tode Sauvageots am 6.Januar 1934 und einem kleinen Bericht eines weiteren Freundes, Jean Mouton. Viel Text dazu, doch recht hilfreich zum Verständnis.
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  • Rezension zu Fast ganz die Deine

    Klappentext des Buches
    Eine junge Frau reist 1930 von Paris in das Sanatorium von Hauteville. Dort findet sie einen Abschiedsbrief ihres Verlobten vor, in dem steht: „Ich heirate … Unsere Freundschaft bleibt.“ Die junge Frau versucht den Schock zu überwinden, indem sie auf die Zumutung antwortet – mit einem Brief, der nie abgeschickt wird. Darin beschreibt sie ihre Gefühle in einer Aufrichtigkeit, Verletzlichkeit und Klugheit, die dem Leser den Atem stocken lässt.
    „Ein Solitär, ernst, fordernd, wahr und fern aller schriftstellerischen Moderne.“ Georg Sütterlin, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag
    „Ein innerer Monolog über verlorene Liebe, verletzten Stolz, Glück und Erwartungen. Dass er auch 70 Jahre nach dem Tod der Autorin berührt, liegt vor allem an der poetischen Wucht ihrer Sprache, mit der Sauvageot ihren Schmerz spürbar macht und die kleinen Eitelkeiten zwischen Mann und Frau beschreibt.“ Angele Wittmann, Brigitte
    „Fast ganz die Deine entfaltet auf gerade mal siebzig Seiten die Genauigkeitswut der Tagebücher der AnaÏs Nin, die Unbedingtheit der Leidenschaften von Marguerite Duras und die Einsamkeit eines John Cheever.“ Gregor Dotzauer, Tagesspiegel
    Über die Autorin
    Marcelle Sauvageot, geboren 1900 in Charleville wurde Lehrerin in Paris und unterrichtete Französisch an einer Knabenschule. 1926 erkrankte sie an Tuberkulose, 1930 ging sie in ein Sanatorium in Hauteville.
    Wenige Monate später kehrte sie vermeintlich gesund nach Paris zurück. Nach dem erneuten Ausbruch der Krankheit reiste Sauvageot nach Davos, wo sie 1934 starb. Der berühmte Kritiker Charles Du Bos, der sie kurz vor ihrem Tod besuchte, nahm ihr Manuskript mit und sorgte für seine Verbreitung.
    Meine Meinung
    Ich bin über die Sendung „Lesen!“ mit Elke Heidenreich auf das Buch aufmerksam geworden. Ich fand es interessant und habe es mir dann auch gleich darauf gekauft. Ich konnte es nicht mehr weglegen und habe es auch schon mehrmals gelesen.
    Wie Marcelle Sauvageot ihre Gefühle beschreibt, nachdem sie von ihrem Verlobten einen Brief bekommt, in dem er ihr schreibt, dass er eine andere heiraten wird, sie aber Freunde bleiben können, ergreift mich und lässt mich mitfühlen. Denn bestimmt jeder von uns wurde mal ohne Vorwarnung verlassen. Sie beschreibt auch wie der Mann „Glück“ definiert (natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber leider trifft es auf die meisten zu).
    Sie schreibt …
    Es zählt zu meinen Lieblingsbüchern und ich kann es nur jedem empfehlen es zu lesen. Es ist zwar kurz, aber jede Seite ist es wert.
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Ausgaben von Fast ganz die Deine

Taschenbuch

Seitenzahl: 112

Besitzer des Buches 13

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