Ungehorsam

Buch von Naomi Alderman

Bewertungen

Ungehorsam wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ungehorsam

    Nach der prima und interessanten Rezi von Squirrel habe ich mir das Buch auf meinem Merkzettel notiert und konnte es jetzt in unserer Bibliothek ausleihen und kosten. Dauerte also was, doch es hat sich sehr gelohnt und ich gehe sehr zufrieden und bereichert aus der Lektüre raus. Dabei war ich anfangs doch etwas skeptisch : wird die Autorin die rebellierende Ronit einfach als Vorbildfigur hinstellen und alle anderen als Hampelmänner (-frauen) und Feiglinge, Duckmäuser und Nullachtfünfzehn-Typen ? Und unsere natürliche Sympathie für diese Rebellin etwas ausnützen ?
    Nun, Alderman macht es letztlich nicht so einfach, wie es ausschaut, und wenn wir oberflächlich gesehen geneigt sind, den Titel « Ungehorsam » allein auf die entflohene Rabbinertochter zu übertragen, so stellt sich bei genauem Hinlesen heraus, dass es in den drei Hauptfiguren allesamt Brüche, Zweifel und auch gewisse Formen des Sich Lossagens, der Rebellion, gibt. Auch die, die geblieben sind, haben ihre Sehnsüchte und Trennungswünsche gekannt. Nur : wie gehe ich mit diesen Konflikten um ? Welche Konsequenzen ziehe ich daraus ? Ist der Weggang der einzig mögliche Schritt ? Oder eben auch eine Flucht ? Das alles sind sehr interessante Fragen und die Autorin macht es sich und uns nicht leicht, meines Erachtens. Wenn das Buch unbequem ist für einige Leser (Homosexualität, scheinbare Entlarvung von Heucheleien in der Gemeinde etc) so steckt dahinter doch viel mehr : Letztlich zeigt Alderman auf, dass die Gemeinde im Kleinen auch « Welt » ist mit ihren Fehlern, Schwächen, dem Plappern und der Gerüchteküche. Und dennoch auch gleichzeitig mehr sein kann.
    Am Ende des Buches – ohne das hier ausführen zu wollen – kommt es zu interessanten Konstellationen und Antworten !
    Nochmals kurz zur Struktur, Gliederung des Buches, das im Original 2006 erschienen ist:
    - Die dreizehn Kapitel beginnen stets mit einem Zitat aus den Heiligen (jüdischen) Schriften, von Hymnen aus der Liturgie.
    - Diese kurzen Sätze werden gefolgt von einer Art kurzen, meist zweiseitigen Auslegung. Diese ist nach meinem Empfinden von sehr hohem Niveau : das ist rechte jüdische Auslegekunst, wo unsereins erahnen kann, was hinter scheinbar seltsamen Sätzen und Riten dahinterstecken kann. Diese Seiten, da ohne Quellenangaben, stammen wohl aus der Feder der Autorin selber und zeigen, dass sie hier mit Wissen und, ja, rechter Spiritualität schreibt, und nicht einfach dem Judentum in der hier beschriebenen Orthodoxie « nur » fremd gegenübersteht. Hut ab ! Zur wahrscheinlichen Schule des Vaters von Ronit, bzw der orthodoxen Gemeinde kann man annehmen, dass es sich um eine chassidische Schule handelt, wenn ich einige Anspielungen richtig verstehe: die Ursprünge liegen in Osteuropa und der Rabbinerdienst und das Charisma werden sozusagen vererbt.. Siehe auch : http://www.orthodox-jews.com/hasidic-jew.html#axzz2x0gxqQ5l Darin ähnelt dieses Buch, wie oben schon einmal erwähnt, in manchem den Umständen der zwei Bände von Chaim Potok, die ich schon vorgestellt hatte : Der Erwählte und Das Versprechen. Wer also an ähnlichen Thematiken interessiert ist, dem sei hier dieser amerikanische Autor wärmstens empfohlen !
    - Darauf folgen einige Seiten aus der Sicht eines neutralen, allwissenden Erzählers, der meist einen der Hauptfiguren näher mit seinen oder ihren Fragen vorstellt und die Handlungslinien beschreibt.
    - Abgeschlossen werden die Kapitel meist von mehrseitigen (in meiner französischen Ausgabe auch verschieden gedruckten) Überlegungen, Erinnerungen, Beschreibungen aus der Ich-Perspektive von der Hauptperson Ronit.
    Über die jüdische Thematik und Verwurzelung hinaus finde ich, dass die hier angesprochenen Themen viele Menschen ansprechen könnten oder gar sollten. Geht es nicht letztlich um das manchmal schwer zu findende Gleichgewicht zwischen Zugehörigkeit, Verwurzelung, Herkunft einerseits und Identitätsfindung, Selbstbehauptung, Auflehnung andererseits.
    « Einige sind zu weit gegangen, sind der Orthodoxie entflohen und glaubten dabei, dass diese die Quelle all ihrer Probleme sei. Nun wissen sie nicht mehr was tun, wenn sie wahrnehmen, dass nicht alles geregelt ist. »
    Es wäre für unsereins wohl hilfreich gewesen, zu einigen typisch judischen Begriffen und Riten in einem Anhang, Glossar kurze Erläuterungen zu erhalten.
    AUTORIN :
    Naomi Alderman wurde 1974 in London geboren und ist eine britische Schriftstellerin. Sie wurde in der South Hampstead High School und im Lincoln College, Oxford ausgebildet wo sie Philosophie, Politik und Ökonomie studierte. Anschliessend machte sie einen Kursus in creative writing.
    2012 wurde sie Lehrerin für creative writing an der Bath Spa Universität, England.
    (Quelle und mehr : http://en.wikipedia.org/wiki/Naomi_Alderman )
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  • Rezension zu Ungehorsam

    Über die Autorin:
    Naomi Alderman ist Absolventin der Oxford University. Sie hat als Lektorin und Spieledesignerin gearbeitet, mehrere Jahre davon in New York. Heute lebt sie in der orthodoxen Gemeinde von Hendon, in der sie aufgewachsen ist. Für „Ungehorsam“, ihren ersten Roman, wurde sie mit dem Orange Award for New Writers ausgezeichnet.
    (Klappentext)
    Buchinhalt:
    Ronit führt ein unbeschwertes Leben in New York. Sie arbeitet erfolgreich als Investmentbankerin, schläft mit diversen Frauen und hat ein Verhältnis mit ihrem Chef. Als ihr Vater, ein strenggläubiger Rabbi und Führer einer orthodoxen Gemeinde, stirbt, kehrt sie widerstrebend in die enge Welt ihrer Kindheit zurück: In die jüdisch-orthodoxe Gemeinde von Hendon im Nordwesten Londons. Mit ihren Pumps, hochgeschlitzten Röcken und ihrer ständigen Bereitschaft zur Provokation sorgt sie schon bald für Aufsehen. Doch dann trifft sie auf Esti, einstmal engste Freundin/Vertraute und mehr und heute Ehefrau des ehemals besten Freundes Dovid. Und sie merkt, dass sie ihre Wurzeln und Vergangenheit nicht wirklich verdrängen und verleugnen konnte und kann...
    Meine Meinung:
    Naomi Alderman bietet mit diesem Roman Einblicke in eine mir unbekannte Welt: wir lernen das Leben in einer heutigen jüdisch-orthodoxen Gemeinde kennen, ihre Regeln, Vorschriften, Bräuche, Gepflogenheiten, Alltag und Gottesdienst; Einblicke, die man sonst nur gewinnen kann, wenn man persönlichen Kontakt zu einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde hat. Ich hatte die gesamte Erzählung hindurch nicht einmal das Gefühl, das dem vielleicht doch nicht so sein könnte....Aber so fremd diese Welt auch scheint, so vertraut ist sie auch in ihren kleinlichen Konflikten, "Macht"gefügen, Rangeleien....
    Ihre Protagonistin kehrt zurück aus der 'freien' Welt Amerikas in eine eng verwobene Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt und jeder jeden beobachtet. Sie wird mit alten Konflikten konfrontiert, mit Veränderungen von denen sie nichts mitbekam, mit alten Freunden, Erinnerungen... kurz mit allem, womit sie abgeschlossen glaubte. Aber wie wir alle kann auch Ronit die Prägung ihrer Kindheit nicht wirklich einfach abschütteln. Wir alle sind wer wir sind auch durch unsere Kindheit und Erziehung. Und so muß sie sich aufs Neue mit der engen Welt ihrer Kindheit auseinandersetzen, geprägt durch den dominanten Vater, der eine herausragende Rolle als Rabbi in der Gemeinde und als religiöser Führer („Rav“) vieler Juden spielt. Und erneut muß sie sich abgrenzen ohne vollends auszuschließen, teilnehmen ohne sich vereinnahmen zu lassen. Ein schwieriger Balanceakt zwischen den Welten, um endgültig ihre Position im Leben zu finden.
    Die Autorin hat wohl autobiografische Erlebnisse in diesen Roman eingearbeitet oder vielleicht sogar aufgearbeitet - das kann ich jetzt nicht beurteilen. Aber sie selbst kehrte ja aus Amerika nach Hendon zurück und hat sich in ihre alte Heimatgemeinde zurückbegeben. Und für mich persönlich scheinen diese Welten doch ziemlich weit auseinander zu liegen.
    Die Erzählsicht wechselt immer zwischen der Ich-Erzählerin Ronit und einem Erzähler, der von außen die Geschehnisse in Hendon und um Ronit herum beschreibt. Diese Wechsel sind auch durch unterschiedliche Schriften kenntlich gemacht. Aldermans Stil empfand ich als angenehm unaufgeregt ohne distanziert zu wirken. Mich persönlich hat die Geschichte in dieser mir so fremden Welt von Beginn an gefesselt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.
    Mein Fazit:
    Wer sich für eine fremde Welt interessiert, die vielleicht ja nur ein paar hundert Meter entfernt besteht, der ist hier bestens aufgehoben. Der nur kurze 238 Seiten umfassende Roman macht einfach Spaß zu lesen und entführt uns in eine andere Gesellschaft parallel zu unserer.
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Ausgaben von Ungehorsam

Taschenbuch

Seitenzahl: 240

Hardcover

Seitenzahl: 240

E-Book

Seitenzahl: 263

Hörbuch

Laufzeit: 00:09:00h

Ungehorsam in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 13

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