Heilende Frauen: Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturhe

Buch von Annette Kerckhoff, Dr. Marianne Koch

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Heilende Frauen: Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturhe

Mussten heilende Frauen im Mittelalter noch um ihr Leben fürchten, stand später nur noch ihr Ruf auf dem Spiel. Im Laufe der Jahrhunderte jedoch erkämpften sie sich unbeirrbar das Recht, ernst genommen und anerkannt zu werden, Medizin studieren und kranke Menschen behandeln zu dürfen. Sie entdeckten neue Behandlungsmethoden, forschten mit Kreativität und Eigeninitiative und entwickelten alternative Heilmethoden. Ob als Ärztinnen, Apothekerinnen oder Pionierinnen der Naturheilkunde – sie alle schöpften aus einer Kraft, die man Berufung nennt. Annette Kerckhoff erzählt die Geschichte heilender Frauen seit dem 14. Jahrhundert, die durch ihren Mut die Welt der Medizin nachhaltig geprägt haben.
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Bewertungen

Heilende Frauen: Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturhe wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Heilende Frauen: Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturhe

    Agnodike lebte um 300 v. Chr. Sie gilt als erste Ärztin der griechischen Antike und soll als Geburtshelferin gearbeitet haben. Mehr als 2000 Jahre hat es gedauert, bis die Frauen in Europa zum Medizinstudium zugelassen wurden. Ein Armutszeugnis für die Männer, wenn man schaut, was Frauen zu leisten vermögen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hätten Professoren am liebsten noch ein eigenes Gesetz gefordert, das, so stand es in einer Zeitung, das eigene "überlegene Geschlecht" vor den Ansinnen des weiblichen Ehrgeizes schützen sollte. Dabei scheint kaum jemandem bewusst zu sein, dass in den ersten beiden Zeilen des Textes des hippokratischen Eides, den Mediziner mal leisten mussten, zwei Frauen angerufen werden:
    "Ich schwöre und rufe Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde."
    Hygieia und Panakeia waren die beiden Töchter von Asklepios, dem Gott der Heilkunst in der griechischen Antike. Weibliche Gottheiten waren auch in der ägyptischen, keltischen und germanischen Mythologie verantwortlich für die Gesundheit und Heilung der Menschen.
    Die schon erwähnte Griechin Agnodike studierte als Mann verkleidet Medizin. So berichtet es der Historiker Hyginus. Als man sie entlarvte, wurde sie zum Tode verurteilt. Dem entging sie nur, weil sie unter ihren Patientinnen Frauen der Aristokratie und Frauen und Töchter der Richter hatte. Und weil diese Frauen sich so vehement für sie eingesetzt haben, kam es dazu, dass frei geborene Frauen Medizin studieren durften.
    Auch, als sich mit der Teilung des Römischen Reiches und dem Aufblühen von Byzanz Zentren medizinischer Wissenschaften etablierten, blieben die Frauenheilkunde und Geburtshilfe den Frauen vorbehalten. In Europa übernahmen diese Fürsorge die Klöster. Und auch hier waren viele Frauen tätig: zum Beispiel Radegundis von Thüringen (518-587) oder Elisabeth von Thüringen (1207-1231). Bis heute sind die Ordensfrauen Hildegard von Bingen (1098-1179) und Teresa von Ávila (1515-1582) für ihr Engagement in der Krankenpflege und für ihr heilkundliches Wissen um Seele und Geist bekannt. Selbst jüdische Frauen waren außerhalb der Klöster auf diesem Gebiet tätig.
    In Salerno gab es zu Beginn des zweiten Jahrtausends die erste medizinische Hochschule, an der viele Frauen wirkten und lehrten. Sogar das gynäkologische Standardwerk für die nächsten Jahrhunderte wird einer Frau zugeschrieben.
    Da fragt man sich, wie die Herren der Schöpfung sich damals anmaßen konnten, vom "überlegenen Geschlecht" zu sprechen.
    Trotz dieses Wissenschatzes, den die Frauen besaßen, wurden sie in den folgenden Jahrhunderten aus den Hochschulen gedrängt. Besonders gefährlich war es für sie zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert, der Zeit der Hexenverfolgung. Man mag es gar nicht glauben: Statt das Wissen dieser Frauen für alle zu nutzen, wurden sie verfolgt, als mit dem Teufel im Bunde verklagt, sie wurden gefoltert, um Geständisse aus ihnen herauszupressen und dann wurden sie getötet.
    Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trauten sich Frauen den offenen Kampf, um an Hochschulen zugelassen zu werden.
    In den offiziellen Bänden der Medizingeschichte ist von all diesen Frauen nur sehr vereinzelt zu lesen. Im Gegenteil: Ihre Leistungen werden noch herabgewürdigt. Die tausend Ärztinnen aus dem Kaiserreich und auch Wissenschaftlerinnen werden kaum erwähnt. Die Erfolge, an denen sie beteiligt waren, wurden nur den Männern zugeschrieben, unter denen sie tätig waren. Dabei war es zum Beispiel Rosalind Franklin (1920-1958), die den entscheidenden Hinweis für die Entschlüsselung der DNA lieferte. Eine angemessene Ehrung erhielt sie dafür nicht.
    Das Buch ist in fünf Bereiche gegliedert:
    Ärztinnen
    Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen
    Ordensfrauen und Krankenschwestern
    Hebammen, Apothekerinnen und Heilerinnen
    Pionierinnen
    Zu den Frauen gibt es jeweils nur zwei, drei Seiten Text. Daher benenne ich sie nur namentlich und versuceh, durch ein, zwei Sätze auf sie neugierig zu machen:
    Ärztinnen
    Dorothea Erxleben (1715-1762 Deutschland) beschloss, sich durch nichts vom Studieren abhalten zu lassen. Und so promovierte sie aus dem Wochenbett heraus.
    Elizabeth Blackwell (1821-1910 England/USA) verdankte es einer Gruppe Studenten, die ihre Bitte, an den Vorlesungen teilnehmen zu dürfen, für einen Witz hielten, dass sie als erste Frau in der westlichen Welt offiziell studieren durfte. Der bekannte Spruch "Vorbeugen ist besser als heilen" stammt von ihr.
    Henriette Hirschfeld-Tiburtius (1834-1911 Deutschland/USA) wollte schon als Kind Zahnärztin werden. Nachdem sie einen Zeitungsartikel über Elizabeth und Emily Blackwell gelesen hat, macht sie sich auf den Weg nach Amerika, um ihr Ziel zu erreichen.
    Nadeschda Prokofjewna Suslowa (1843-1918 Russland/Schweiz) war die Allererste, die in Zürich ein Medizinstudium aufnahm und erfolgreich abschloss. Ihr Vorbild war die Romanheldin Vera Pawlowna von Nikolaj Tschernyschewskij.
    Hope Bridges Adams Lehmann (1855-1916 England/Deutschland) war unsagbar modern. Vieles, was sie tat und schrieb, ähnelt der Frauenbewegung der 60er- und 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Sie veröffentlichte ein "Frauenbuch", für das die Frauen sie liebten und die Männer sie hassten.
    Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen
    Rahel Hirsch (1870-1953 Deutschland/England) erhielt als erste Medizienerin Preußens den Professorentitel.
    Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871-1935 Litauen/Deutschland) war die erste weibliche Assistentin von Robert Koch, die sich zu der bekanntesten Tuberkuloseforscherin entwickelte.
    Gerty Theresa Cori (1896-1957 Tschechoslowakei/USA) war nach 50 Männern die erste Frau, die einen Medizin-Nobelpreis erhielt.
    Rita Levi-Montalcini (1909-2012 Italien) war als Jüdin 1936 in Italien von akademischen Berufen ausgeschlossen. Doch Aufgeben war keine Option. So richtete sie sich in ihrem ohnehin kleinen Schlafzimmer ein Labor ein.
    Von Rosalind Franklin (1920-1958 England) kam ein entscheidendes Puzzleteil für die Entschlüsselung der DNS oder DNA. Den Nobelpreis dafür heimsten allerdings James Watson und Francis Crick ein, die auch bis heute noch als deren Entdecker gelten.
    Ordensfrauen und Krankenschwestern
    Hildegard von Bingen (1098-1179 Deutschland) ist die einzige der heilenden Frauen, die sich neben Hunderten von Ärzten in den Annalen der Medizingeschichte behaupten konnte.
    Florence Nightingale (1820-1910 England) verdankt ihren Vornamen, der kein offizieller Frauenname war, ihrer Geburt in Florenz. Wenige Jahrzehnte später zählte er zu den beliebtesten Mädchennamen in Großbritannien. Und das nicht ohne Grund.
    Elsa Brändström (1888-1948 Schweden/Russland/Deutschland/USA: Nachdem sie einen Saal mit deutschen Kriegsgefangenen sah, wollte sie nur noch helfen.
    Angela Autsch (1900-1944 Deutschland/Tirol) nutzte alle Möglichkeiten, anderen zu helfen. Doch bekannt blieb sie vor allem den Menschen, die sie persönlich kannten.
    Hebammen, Apothekerinnen und Heilerinnen
    Jacoba Félicie (um 1320 Frankreich) war eine kompetente und mutige und von ihren Patienten überaus geschätzte Heilkundige. Die allerdings 1322 von Medizinern der Pariser Universität wegen illegaler Ausübung der Heilkunde angeklagt und verurteilt wurde. Die Protokolle des Gerichtsprozesses sind auch die einzige Quelle, in der sie erwähnt wird.
    Katharina Kepler (1547-1622 Deutschland), Johannes Keplers Mutter, geriet auch in das Visier der Inquisition. Katharina hatte ihr Wissen von einer Tante, die Hebamme und Heilerin war und die als Hexe verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
    Justina Siegemund (1636-1705 Deutschland) entwickelte sich als Autodidaktin zu Deutschlands bekanntester Hebamme und hat hier als erste Autorin ein Lehrbuch für Hebammen geschrieben.
    Rosa Treiner (1912-2000 Südtirol) hat glücklicherweise ihre Erfahrungen und Rezepte niedergeschrieben. Allerdings mussten sie, da die Originale vielfach verschenkt wurden, mühsam zusammengesammelt werden.
    Pionierinnen
    Henriette (1764-1830) und Mélanie Hahnemann (1802-1878) Deutschland/Frankreich - erste und zweite Ehefrau von Samuel Hahnemann, der 1796 erstmals seine Überlegungen zur Homöopathie veröffentlichte. Henriette hielt ihm den Rücken frei und nahm Armut, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung in Kauf. Mit Mélanie lebte Samuel noch einmal richtig auf. Trotz der 44 Jahre Altersunterschied wurde es eine der größten Liebesgeschichten der Medizin.
    Ita Wegman (1876-1943 Holland/Indonesien/Schweiz) war wesentlich an der Entwicklung der anthroposophischen Medizin beteiligt.
    Elizabeth Kennys (1880-1952 Australien/USA) Therapie zur Behandlung von Polio-Patienten stand im krassen Gegensatz zu der konventionellen Behandlung.
    Eunice Ingham (1889-1974 USA) war die Begründerin der Fußreflexmassage.
    Trudi Schoop (1903-1999 Schweiz/USA) war eine Pionierin der Tanztherapie für chronisch psychotische Menschen.
    Die in diesem Buch vorgestellten Frauen stehen für all die Heilerinnen, Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen und andere Angehörige heilender Berufe, die Außergewöhnliches geleistet haben.
    Und obwohl sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts das Blatt gewendet hat, ist der Weg zur Gleichberechtigung kein Selbstläufer.
    Und so sehe ich diese Frauen als Vorbilder.
    "Wer verändern will, wer etwas erreichen will, darf sich nicht entmutigen lassen - muss aufstehen, den ersten Schritt wagen, losgehen, muss seine Anliegen vortragen, das Gespräch suchen, kommunizieren."
    Auch dieses Buch hat mir so gut gefallen, dass ich mich wieder auf die Suche mache von Biografien, Tagebüchern oder Briefen über die hier angeführten Frauen.
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Ausgaben von Heilende Frauen: Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturhe

Taschenbuch

Seitenzahl: 176

Hardcover

Seitenzahl: 160

Besitzer des Buches 3

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