Die Bradshaw-Variationen
Buch von Rachel Cusk, Sabine Hedinger
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Buchdetails
Titel: Die Bradshaw-Variationen
Rachel Cusk (Autor) , Sabine Hedinger (Übersetzer)
Verlag: Rowohlt
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 288
ISBN: 9783498009342
Termin: Juli 2011
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Die Bradshaw-Variationen wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.
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Rezension zu Die Bradshaw-Variationen
- Marie
Klappentext:Weiterlesen
Ein Jahr im Leben der Familie Bradshaw – drei Generationen, Brüder, Ehepaare mit Kindern. Und unter ihnen eine junge Frau, die mit ihrem Mann die Rollen tauscht, bis dramatische Verwicklungen sie einholen. (von der Verlagsseite kopiert)
Zur Autorin:
Rachel Cusk, geboren 1967 in Kanada, aufgewachsen in Los Angeles, lebt heute in Brighton. Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Für ihr inzwischen fünf Romane und ein Sachbuch umfassendes Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Whibread Award und dem Somerset Maughan Award. Außerdem zählt sie zu den Granta Best of Young British Novelists. (von der Verlagsseite kopiert)
Allgemeines:
Originaltitel: The Bradshaw Variations
2009 erschienen bei Faber and Faber, London
286 Seiten in 32 Kapiteln
übersetzt von Sabine Hedinger
Inhalt:
Seitdem Thomas Bradshaw aus dem Arbeitsleben ausgestiegen ist, um sich um seine achtjährige Tochter zu kümmern, lernt er Klavierspielen, was ihm in den schwierigen mittleren Jahren über die Runden hilft. Seine Frau Tonie hat indessen eine überaus fordernde Vollzeitstelle an der Universität angenommen – ein Rollentausch, der, vom Rest der Familie misstrauisch beäugt, bald zu komischen und auch zu tragischen Verwicklungen führt. Denn Thomas besorgt zwar frische Blumen für die Küche, teure italienische Schuhe für die Tochter, vertieft sich in das „Wohltemperierte Klavier“. Aber in Fragen der Haushaltsführung ist er eher ach als Bach, und kaum jemand kann verstehen, was ihn zu seiner künstlerisch verbrämten Häuslichkeit bewogen hat. Tonie dagegen hat mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen: mit einem Vorgesetzten, der sie auf sehr subtile Weise klein hält, mit den Annäherungsversuchen zweier Männer – und, nicht zuletzt, mit ihren neu erwachenden Bedürfnissen und Wünschen. (vom Umschlag kopiert)
Eigene Meinung / Beurteilung:
Familie – Kuschelecke und Kriegsschauplatz. In diesem Buch erlebt man beides und das gleich mehrmals: Grandma und Grandpa Bradshaw haben drei Söhne großgezogen, Howard, Thomas und Leo, alle inzwischen verheiratet und Väter. Aus deren Familien erzählt die Autorin Episoden, wobei Thomas’ Familie im Vordergrund steht.
Thomas und Ehefrau Tonie tauschen die Rollen, als ihr der Posten der Leiterin des Anglistik-Instituts angeboten wird, bei dem sie bisher halbtags arbeitete. Fortan heißt der Alltag für Thomas: Putzen, kochen, sich um Tochter Alexa kümmern; nebenbei nimmt er Klavierunterricht. Tonie ist einem Chef zugeteilt, der einmal ihr Student war. Während Thomas zunächst nichts zu fehlen scheint, fühlt Tonie sich doppelt zuständig, tobt sich nach Dienstschluss noch im Haushalt aus, denn ihre Vorstellung von Ordnung deckt sich nicht mit Thomas’. Der Großteil aller Familienepisoden dreht sich um die alltäglichen Arbeiten, Gespräche und Ereignisse zwischen Aufstehen und Schlafengehen: Leo kauft sich einen Mantel, Howards Familie steht in den Startlöchern zur Urlaubsfahrt, Grandma bereitet fürs Familientreffen einen riesigen Rinderbraten, obwohl Leo, seine Ehefrau und Kinder seit Jahren Vegetarier sind.
Der Wiedererkennungseffekt der Familienszenen ist hoch, und bekanntlich wirkt nichts so absurd wie die Spiegelung eigener Verhaltensweisen durch literarische Figuren.
Was diesen Roman von unzähligen anderen Familienromanen unterscheidet: Die Gedanken der Personen und ihre detaillierten Reflexionen über Gefühle, Handlungen und Eindrücke. Allerdings gleichen diese Reflexionen nicht den normalen Selbstgesprächen, die jeder führt, sondern kleinen philosophischen, intellektuell angehauchten Betrachtungen über die eigene Person, die eigene Befindlichkeit, die des Partners und der anderen Familienmitglieder, über das Leben an sich und die eigene Rolle in der Welt. Und wie immer, wenn man sich als Leser mit tiefschürfenden Gedanken anderer befasst: Einem Teil applaudiert man, hier vor allem bei treffenden Vergleichen, ein Teil ging einem selbst schon durch den Kopf, ein Teil erscheint einem wie hochtrabendes Geplänkel, und von einem Teil kapiert man nicht, was der Urheber damit sagen will.
Leider nivellieren sich die Figuren durch ihre Gedankengebäude: Die Brüder, ihre Ehefrauen und die anderen Personen, die zu Wort kommen, bewegen sich sprachlich, inhaltlich und emotional auf demselben Level, so dass trotz der ironischen Brechungen und der ausdrucksstarken Bilder eine gewisse Eintönigkeit zu beklagen ist.
Ausgehend vom musikalischen Begriff der Variation zieht sich das Thema des Titels durch mehrere Ebenen des Buches. (In der Variation kann ein musikalisches Thema in eine andere Tonart, ein anderes Tongeschlecht oder eine andere Taktart transponiert, also unzählige Male variiert werden, so dass Stücke mit völlig anderen Charakteren entstehen, die doch alle aus derselben Melodie entwickelt werden.)
Auf die Bradshaws bezogen: Sie entstammen demselben Elternhaus, obwohl dort schon jeder seine spezielle Rolle ausfüllt. Ihre Lebensentwürfe sind ähnlich, und doch entwickelt jede Familien ihre eigene Dynamik. Nicht umsonst erscheint Thomas sein Bruder Howard in Dur, Leo in Moll gesetzt. Und auch innerhalb des festen Gefüges einer Familie sorgt eine Variation – hier der Rollentausch zwischen Thomas und Tonie – für ungewohnte Klänge. Als neuer Herr über Haus und Haushalt empfindet Thomas das Erdgeschoss mit Küche und Wohnzimmer als Bassstimme, die oberen Räume als Melodie darüber.
Fazit:
Ein vielfarbig und vielstimmig klingender Familienroman.
Ausgaben von Die Bradshaw-Variationen
Besitzer des Buches 2
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