Kahlschlag

Buch von Joe R. Lansdale, Katrin Mrugalla

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Kahlschlag

Sunset heißt sie, weil ihr Haar so rot ist wie der Sonnenuntergang. Doch zur wahren Lichtgestalt wird sie erst, als sie ihren Mann Pete erschießt. Denn selbst seine eigene Mutter muss zugeben, dass Pete ein tobsüchtiger Trinker und Vergewaltiger war. Außerdem war er der Sheriff von Camp Rapture, einem öden Kaff in Ost-Texas, dessen Name »Entzücken« bedeutet und eine einzige Lüge ist. Jedenfalls ist die Stelle des Sheriffs neu zu besetzen, und ausgerechnet Sunset soll jetzt den Stern am Kleid tragen. Das jedenfalls hat ihre Schwiegermutter verfügt, die im Ort das Sagen hat. Damit wird für Sunset das Leben nicht leichter, doch auch Camp Rapture muss sich darauf gefasst machen, dass nach dem nächsten Sonnenuntergang nichts mehr so sein wird wie zuvor …
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Serieninfos zu Kahlschlag

Kahlschlag ist der 2. Band der East Texas Noir Reihe. Diese umfasst 3 Teile und startete im Jahr 2000. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2008.

Über Joe R. Lansdale

Der US-amerikanische Autor Joe R. Lansdale kam im Oktober 1951 in Gladewater, Texas auf die Welt. Seit 1981 brachte er unzählige Bücher heraus, die sich hauptsächlich in den Genres Horror, Science-Fiction und Mystery bewegen. Mehr zu Joe R. Lansdale

Bewertungen

Kahlschlag wurde insgesamt 9 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Kahlschlag

    Der Krimi ist eine Wucht.
    Der Autor kümmert sich in keiner Weise um irgendwelche Konventionen, zudem fühlt er sich nicht bemüht die politische Korrektness anzuwenden wie sie heute immer wieder gefordert wird.
    Denn der Krimi spielt in den 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts und da wurden „Afroamerikaner“ noch „Nigger“ genannt, da gibt es nichts zu beschönigen.
    Eine harte Zeit, Amerika steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise welche die Menschen zwingt sich als Hobos Arbeit zu suchen, wenn es denn welche gibt.
    Der Krimi in seinem ganzen Aufbau ist die Begegnung zweier Extreme - Gut und Böse, Liebe und Hass.
    Texas ist gefangen in einem Netz von Frauenfeindlichkeit und Rassismus – und mittendrin Sunset die trotz der eigentlichen Tragödie eine Haltung zeigt welche Applaus verdient.
    Obwohl einige Situationen etwas erzwungen wirken um die Geschichte voranzutreiben- das Western-Gehabe der Männer oftmals echt penetrant ist, dem Sog der Erzählung konnte ich mich nicht entziehen
    Es mag vielleicht etwas eigentümlich klingen, aber ich habe mich obwohl sich die Handlung um Mord, Mörder, tiefstes Unrecht dreht, oftmals köstlich amüsiert und herzhaft gelacht denn diese Art von Wortwitz, dieser „schwarze“ Humor wie es Lansdale gelingt einzubringen findet sich selten in einem Krimi.
    Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Roman.
    Abraten vom lesen dieses Thrillers würde ich den Lesern, welche Wert legen auf eine „gepflegte“ Sprache, absolute Logik in allem was geschieht erwarten, einem adretten Polizisten (man denke an Commisario Brunetti) , politische Korrektheit in der Literatur und bei jedem obszönen Wort in einem Buch laut aufstöhnen "weil dies ungehörig ist"
    Kurz noch eine Geschichte dazu am Rande. Es brauchte für mich einige Kapitel bis mich die Geschichte in ihren Bann zog. Danach beteiligte sich mein "Kopfkino" intensiv und meine Vorstellungkraft wurde aktiv. Da machte ich einen Fehler und las Kapitel sieben (wer den Krimi kennt, weiss was darin passiert) ganz entspannt nach einem feinen Mittagessen "stufato al vino rosso" und da die Szene bildlich vor mir Form annahm...
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  • Rezension zu Kahlschlag

    Der Autor (nach Wikipedia, Krimi-Couch und hammett-krimis.de): Joe R(ichard Harold) Lansdale wurde am 28. Oktober 1951 in Gladewater im US-Bundesstaat Texas geboren. Als Schriftsteller ist er versiert in diversen Genres vom Krimi über Horror, Western und Science-Fiction bis zum historischen Roman. Er ist ein Meister der kurzen, knappen Form und sehr produktiv. Sein Erzählprinzip nennt er selber „Mojo-Storytelling“: Es zeichnet sich durch eine sehr direkte Sprache und einen geradezu abenteuerlichen Genremix aus und ist außerdem bemüht, die Dinge auf die Spitze zu treiben. Als Autor trat er bereits 1972 in Erscheinung. Gemeinsam mit seiner Mutter veröffentlichte er einen Artikel, der viel Anerkennung fand und preisgekrönt wurde. Mitte der 1970er-Jahre begann er, sich der Kurzgeschichte zu widmen. Auch hier stellte sich der Erfolg bald ein. 1981 veröffentlichte er seinen ersten Roman Act of Love (dt. Akt der Liebe), einen frühen, intelligenten Serienkillerroman. Seit 1990 schreibt er an seiner viel beachteten Krimi-Noir-Reihe um Hap Collins und Leonard Pine.
    Lansdale wurde vielfach für seine Werke ausgezeichnet: So erhielt er unter anderem für seine Horror-Kurzgeschichte Night They Missed the Horror Show (dt. Die Nacht, in der sie den Horrorfilm verpassten, auf deutsch enthalten im Heyne-Kompendium „Splatterpunk“), die bereits Rassismus zum Thema hatte, 1988 den "Bram Stoker Award" als beste Short Fiction. Für seinen Roman Bottoms (dt. Die Wälder am Fluss) erhielt er 2000 den "Edgar" der American Crime Writers Association für den besten Kriminalroman des Jahres.
    Inhalt (nach Amazon): Osttexas in den 30er Jahren: In Camp Rapture ist die Sägemühle der Familie Jones der größte Arbeitgeber. Pete, einziger Sohn der Familie und Constable des kleinen Orts, prügelt und vergewaltigt regelmäßig seine Frau Sunset, bis diese ihn eines Tages in Notwehr erschießt. Ganz Camp Rapture steht Kopf, als Petes Mutter sich nicht nur auf Sunsets Seite schlägt, sondern auch dafür sorgt, dass ihre Schwiegertochter der neue Constable des Ortes wird. Als wäre diese Kröte nicht schon schwer genug zu schlucken, nimmt Sunset ihre neue Aufgabe auch noch außerordentlich ernst. Ihre Untersuchung eines rätselhaften Doppelmords reißt sie in einen gefährlichen Strudel aus Gier, Korruption und brutaler Gewalt.
    Die amerikanische Ausgabe des Romans erschien unter dem Titel Sunset and Sawdust 2004 beim Verlag Alfred A. Knopf in New York. Die deutsche Übersetzung von Katrin Mrugalla erschien unter dem Titel "Kahlschlag" zunächst 2010 im Verlag Golkonda in Berlin und zwei Jahre später als Taschenbuch bei Suhrkamp.
    Auch wenn der deutsche Titel etwas dümmlich daherkommt, passt er recht gut zum Gestus des Romans: Wie ein Wirbelsturm walzt er alles nieder, was sich ihm an gängiger Krimikost in den Weg stellt. Der normale deutsche Thrillerleser wird sich wahrscheinlich kopfschüttelnd und Unlogik, Übertreibung und Groschenheftstil beklagend abwenden von diesem großen texanischen Heimatroman, der das Triviale wirklich ernst nimmt – und auf diese Weise einen ganz eigenen, lebendigen und lebensbejahenden Zugang zu seinem düsteren Thema findet: Der Schriftsteller Lansdale muss niemandem mehr beweisen, dass er sich den Themen Rassismus und Sexismus (quasi den Grundfesten der männlichen Welt) ernsthaft widmen kann. In diesem Roman wählt er den trivialen Weg, und wie er das tut – mit Pauken und Trompeten – zeigt, wie ernst er sein Publikum mit ihrem Genrewissen nimmt, wie ernst er aber auch vor allem sein Thema nimmt. Hier wird nichts dem bloßen Effekt geopfert; auch wenn es derer viele gibt, bleibt die Herangehensweise gewissenhaft. Die Knalleffekte und überlebensgroßen Figuren treiben die Geschehnisse nicht ins rein Burleske, Fantastische oder unrealistisch Unterhaltsame, quasi als Verrat am ernsten Hintergrund der Geschichte, sondern erhöhen die körperlich empfundene Beteiligung, die Erregung des Lesers: Neben die verstandesmäßige Wut auf Rassisten, Chauvinisten und Frauenhasser, stellt sich das Herzklopfen, das Staunen, der erhöhte Puls des Lesers, der ungläubig und voller Erwartung dem Fortgang der Handlung folgt. Auf diese Weise erscheint mir der Roman sogar ein überzeugenderer Beitrag zu Rassismus und Sexismus, als so manches wehleidige, betont tragisch aufbereitete Frauenschicksal voller Trübsal und vor sich her getragener Rechtschaffenheit. Beschriebenes Leid führt nicht immer in die Tiefe oder gar zu Einsicht, oft nur zu wohlwollender Entrüstung und dem Aufatmen, die Zeiten hätten sich ja inzwischen zum Glück gebessert. In Lansdales unkorrektem, derben Roman wird nichts hinter schön gedrechselten Worten verborgen. Eine poetische Sprache ist hier nicht das Deckelmäntelchen für das Triviale, auf dass sich der Bildungsbürgerleser nicht so beschmutzt fühlt. Nein, man soll beschmutzt werden!
    Wer diese starke – und in ihrer Stärke Zweifel zulassende – Frauenfigur Sunset billig oder einfach charakterisiert findet, ihre Vorgehensweise als dramaturgisch schwach belächelt, ist im Grunde auch nicht besser als die ekligen, verbohrten, selbstgenügsamen Typen, die diesen Roman bevölkern. Nicht nur Sunset, sondern auch alle anderen Figuren des Romans, sind glasklar gezeichnet: Vereinfachend, aber nicht einfach, stehen sie für bestimmte menschliche Eigenschaften, dabei sind sie nicht flach, sondern hinreichend gebrochen. Oder anders gesagt, sehr menschlich gezeichnet. Mit Haut und Haar und Seele. So schafft es Lansdale, sein schwieriges Thema zu fokussieren und greifbar zu machen, und bei aller historischen Begründetheit des Settings auch Allgemeingültigkeit zu schaffen, die über die 1930er-Jahre in Ost-Texas hinausreichen. Eine Ansammlung von archetypischen Figuren und Situationen. Ein Panoptikum von Kraft, Neid, Geldgier, Egoismus, Missgunst, Betrug, Blenderei, Verzagtheit, abgrundtiefem Bösen und erwachendem Selbstbewusstsein. Und die wilde Natur köchelt mit Wirbelstürmen, Feuersbrünsten und Heuschreckenschwärmen auf ähnlich hoher Flamme. Sich gegen die amoralische Gesellschaft zu stellen, das Gute im Menschen nicht verschütt gehen zu lassen, verlangt den Figuren in Lansdales Roman einiges an Kraft ab. Aber Wut braucht auch immer Optimismus, um in Aktion und nicht in Resignation umzuschlagen. Und Optimismus und gerechte Strafen gibt es in „Kahlschlag“ reichlich, wenn auch viele liebgewonnene Figuren stark beschädigt werden oder gar ganz das Lebenslicht ausgeblasen bekommen. Aber wenigstens sterben sie aufrecht. Ich kann dem auf dem Buchumschlag prangenden Zitat der „KrimiZeit-Bestenliste“ nichts hinzufügen: Der Roman ist ein blutiges, optimistisches, wüstes Meisterwerk. Wahrhaftig, nicht langweilig und unglaublich stilsicher. Lansdale erschafft Bilder von urwüchsiger, gewaltiger, fast ikonenhafter Kraft.
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Ausgaben von Kahlschlag

Taschenbuch

Seitenzahl: 460

Hardcover

Seitenzahl: 362

Besitzer des Buches 12

Update: