In hellen Sommernächten

Buch von John Burnside, Bernhard Robben

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu In hellen Sommernächten

Liv lebt mit ihrer Mutter auf einer norwegischen Insel nah am Polarkreis. Als ein Junge aus ihrer Klasse verschwindet und schließlich tot angespült wird, scheint das die Bewohner nicht zu beunruhigen. Doch dann ertrinken immer mehr junge Männer auf rätselhafte Weise. Hat, wie es die Sage behauptet, die Waldfee Huldra ihre Hand im Spiel? Oder werden die Männer von der schönen Maia getötet? Die stille Liv versucht dem Rätsel auf den Grund zu gehen - doch nichts ist so, wie es scheint ... »John Burnside ist einer der brillantesten Schriftsteller unserer Zeit.« Die Weltwoche
Weiterlesen

Bewertungen

In hellen Sommernächten wurde insgesamt 22 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

(14)
(6)
(0)
(2)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu In hellen Sommernächten

    Meine Meinung
    Weit oben im Norden, auf einer Insel am Polarkreis, passieren rätselhafte Dinge. Zwei junge Männer ertrinken kurz nacheinander. Brüder, die unter genau den gleichen Umständen sterben. Alle reden von einem tragischen Zufall. Aber Liv sieht es anders. Sie kannte die beiden Jungen kaum, aber ihr Tod berührt sie auf eigenartige Art und Weise. Dann tritt der Tod auf einmal auch in ihr Leben und wieder wird sie eigenartig davon berührt, obwohl sie den Verstorbenen kaum kannte.
    Eine junge Frau erzählt von den Ereignissen in einem Sommer, der über zehn Jahre zurückliegt. Auch wenn ich sehr lange gebraucht habe um den berühmten roten Faden zu finden, habe ich das Buch nicht abgebrochen, was ich dann normalerweise mache. Etwas an der Erzählung hat mich trotz allem gefesselt. War es die Sehnsucht, die ich in den Zeilen spüren konnte? Oder das Bild der hellen Sommernächte im Norden, das John Burnside gemalt und das mich an die Sommernächte im Norden erinnert hat, die ich selbst erlebt habe? Ich weiß es nicht.
    Nach und nach bin ich in die Geschichte hinein gekommen. Aber es ist nicht nur eine Geschichte, es sind viele kleine. Es ist die Geschichte von Livs Mutter, die noch vor der Geburt vom Vater ihrer Tochter verlassen wurde und die in den Norden gezogen ist, um zu malen. Oder von Livs väterlichem Freund, der ihre Mutter schon so lange liebt, wie sie auf der Insel wohnt. Natürlich ist es auch Livs Geschichte. Sie hat die Schule beendet und steht vor einer unbekannten Zukunft. Und da ist noch Maia, die Freundin der beiden ertrunkenen Jungen. Jede der Geschichten könnte auch alleine stehen, ihre Kombination aber macht In hellen Sommernächten zu etwas Besonderem.
    Weiterlesen
  • Rezension zu In hellen Sommernächten

    Inhalt
    Livs Mutter ist Malerin und hat sich auf eine Insel nördlich des Malangenfjords in Norwegen, auf Höhe des 70. Breitengrades zurückgezogen. Offiziell ist die Mutter wegen des besonderen Lichts im Norden auf die Insel gekommen. Der Klappentext lässt vermuten, dass sich das Buch hauptsächlich um übersinnliche Ereignisse dreht; denn im Sommer nach Livs Schulabschluss ertrinken innerhalb kurzer Zeit ein Klassenkamerad und dessen Bruder, mehrere Erwachsene verschwinden spurlos. Das ungeklärte Verschwinden dieser Personen ist Anlass für Liv, sich mit dem Abstand von 10 Jahren an die Ereignisse vor deren Verschwinden in jenem Sommer auf der Insel zu erinnern. In Livs Welt gibt es außer ihrer Mutter nur den alten Nachbarn Kyrre, der eine winzige Hütte an Sommergäste vermietet und sich wie ein Ersatzvater um Liv kümmert. Kyrre ist nicht nur dafür zuständig, Liv zur Schule zu fahren, er ist einziger Ansprechpartner des Mädchens, wenn die Mutter nächtelang in ihre eigene Welt abtaucht. Kyrre erzählte der kleinen Liv Märchen von Trollen, Wichteln und Wassergeistern, darunter auch die Geschichte der "Huldra", an die Kyrre fest glaubt, die junge Männer ins Verderben locken kann. Da sich niemand erklären kann, warum zwei junge Männer von einem Boot aus verschwinden sollten, drängt sich nicht nur Kyrre der Gedanke auf, die Jungen wären von der Huldra fortgelockt worden.
    Das besondere Licht des Norden prägt diesen Roman, aber auch der regionale Aberglaube. Auf der Höhe des nördlichen Polarkreises, wo zu Beginn des Sommers der Boden noch gefroren ist, führen endlose Winter zu Depressionen und die langen hellen Sommernächte zu sonderbaren Gefühlsüberschwängen. Livs Lebensumstände wirken bizarr. Über Livs Vater verweigert die Mutter jede Auskunft; Liv glaubte bisher, er habe die Familie verlassen. Regelmäßig erhält die Mutter den Besuch von "Freiern", die sie in züchtiger Distanz alle gemeinsam zum Kaffee einlädt. Liv wirkt wie ein von der Mutter hinterlassener Abdruck ohne eigene Persönlichkeit. Sie hat keine Idee, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, keinen Ferienjob, keine eigenen Interessen und Ziele. Den Sommer verbringt die Achtzehnjährige damit, Kyrres Sommergast mit dem Fernglas nachzuspionieren und den Fährschiffen nachzublicken. Livs Passivität, mit der sie die Entscheidungen ihrer bestimmenden Mutter hinnimmt, beunruhigt und treibt die düstere Stimmung um den Tod der beiden Jungen auf die Spitze. Im Grenzbereich zur Depression glaubt man, der dunklen Seite in Burnsides einzelgängerischen Personen sehr nah zu sein.
    Fazit
    Seit den unheimlichen Ereignissen sind inzwischen 10 Jahre vergangen. Liv ist noch immer eine junge Frau, der ich die kunstvoll ziselierte Sprache mit ihrem Netz aus Nebensätzen nicht abgenommen habe. Selbst wenn Liz in ihrer Jugend sonderbar war, lässt Burnside aus ihr eine viel älter wirkende Person sprechen. Das Setting des Romans, Liz problematisches Erwachsenwerden, die fließenden Übergänge zu psychischen Störungen und Burnsides Sprache haben mich - jedes für sich - fasziniert und lange beschäftigt; die Erzählerstimme harmonierte für meinen Geschmack jedoch nicht mit Liz Persönlichkeit und konnte deshalb die Einzelkomponenten nicht zusammenhalten.
    Weiterlesen
  • Rezension zu In hellen Sommernächten

    Ein wunderbares Entgleiten in eine magische Welt!
    Auf einer Insel oben am Polarkreis ertrinken zwei junge Männer, Brüder, mitten in der Nacht treiben sie auf einem Boot hinaus auf´s Meer. Beide sterben auf die gleiche mysteriöse Weise nur ein paar Tage liegen dazwischen. Auch Martin Crosbie verschwindet und mit ihm, etwas zeitversetzt, auch Maia, später auch Kyrre Opdahl … doch darum geht es gar nicht!
    >>Es war, als wäre er nur durch Zufall ins Sein gestolpert, … , …als sie den Geist meiner selbst einfing und auf Leinwand bannte.<<
    Auf der Insel wohnen auch Liv und ihre Mutter, die Malerin ist. Sie ist vor 15 Jahren mit ihrer Tochter auf diese Insel gezogen, und geht dort oben, wo die Sonne im Sommer nie untergeht, ihrer Arbeit nach. Eigentlich verbringt sie ihre Tage fast komplett im Atelier, nur samstags kommen ihre Freier zum Tee. Und so lebt Liv sehr auf sich gestellt.
    >>Vielmehr war da Raum, Raum existierte, nur wusste man stets, er war woanders, spürte, dass er sich vom eigenen, deutlich abgegrenzten - und begrenzten - Territorium unterschied.<<
    Es ist doch so, wie mit der Kunst – eine Illusion in der Realität, die Wirklichkeit verschwimmt mit dem grellen Lichts des Sommers, Trugbilder kommen und gehen und vermischen sich im Bild der Erinnerung.
    Oder wie mit der Einsamkeit – die die Gedanken weit kreisen lässt im Wechsel der Gezeiten, bei Regen und Sturm den Blick auf´s Meer gerichtet, wo die Weite ins Unendliche flieht.
    >>Träume sind Geschichten, die wir uns erzählen, um unserer Welt einen Sinn zu geben. Der einzige Unterschied zwischen den Verrückten und den geistig Gesunden sei, dass die Verrückten nicht gut genug träumen.<<
    Diese Atmosphäre wird noch unterstrichen vom mythologischen Bild der >Huldra< als Metapher und dem Einbringen der Narziß-Geschichte. Narziß, der verliebt ist in sein eigenes Spiegelbild, der aber nicht erkennt, dass es sein eigenes ist. Drum greift er nach diesem Bild und ertrinkt.
    Ein zauberhaftes Sommermärchen, bei dem nur der Schluss ein wenig einbrach, welches mich in eine rätselhafte und fremde entführte. Vielen Dank!
    John Burnside, geboren 1955 in Scottland, ist einer der profiliersten Autoren der britischen Gegenwartsliteratur. Der Lyriker (liest man absolut heraus! himmlisch-herrlich) und Romancier wurde vielfach ausgezeichnet.
    Weiterlesen
  • Rezension zu In hellen Sommernächten

    […]
    @Buchkrümel, die anderen ins Deutsche übersetzten Burnside-Bücher verfügen über wesentlich mehr Plot, deshalb halte ich sie für eine leichtere Lektüre. Denis Scheck mag die "Sommernächte" genau aus diesem Grund nicht, weil ihm zu wenig passiert in der vordergündigen Handlung.
    […]
    Schwierig zu beurteilen, ob Dir die anderen Bücher genauso gefallen werden ... . Alle drei bisher ins Deutsche übersetzten Bücher (Glister, Die Spuren des Teufels und Lügen über meinen Vater) sind um einiges düsterer, besitzen aber auch den gewissen Zauber der besonderen Art von Wahrnehmung von Geschehen und Umgebung, wie sie mir für Burnside charakteristisch vorkommt; er deckt eine ganz unbekannt-magische Sichtweise auf die Dinge auf. Diese Elemente sind auch in seinen anderen Büchern zu finden, mehr in Glister und in den Spuren des Teufels, weniger in den Lügen über meinen Vater. Ich weiß nicht, ob es Dir etwas nützt, wenn ich Dir sage, dass Menschen wie Felicitas von Lovenberg, Thomas Glavinic und Daniel Kehlmann den gewissen Zauber auch in den anderen seiner Bücher gefunden haben, das gewisse verstörende Element.
    Zu den Lügen über meinen Vater: vielleicht hast Du die Besprechung bei Frau Radisch gesehen - die geht aber etwas am Buch vorbei, meiner Meinung nach. Auch wenn das Buch die Gemeinheiten seines Vaters zum Inhalt hat, geht es eigentlich nicht darum - ganz schwierig zu fassen, was eigentlich dahinter steht: vielleicht ein Teil der inneren Person des Autors selbst, nicht das, was ihm passiert - deshalb kann man das in einer Buchbesprechung auch kaum herüberbringen, man kann eigentlich nur die Sachen aus dem Buch wiedergeben, die vordergründig in Handlung sitzen, also die Gemeinheiten und Misshandlungen, aber das Buch hat seinen eigenen Zauber - was bei mir hängenblieb, ist die Erinnerung an das tiefe und ebenmäßige Gefühl (fast schon Ehrfurcht), die diese Memoiren bei mir ausgelöst haben.
    In hellen Sommernächten sticht für mich dennoch ein bisschen aus all seinen anderen Büchern heraus, hierhat er seine besondere Burnside'sche Wahrnehmung besonders stark herausgearbeitet, und ich denke das Buch profitiert enorm durch den fast nicht-existenten Plot.
    Lass' Dir doch einfach ein paar Monate Zeit, und wenn Du dann immer noch gerne an den Autor zurückdenkst, dann kannst Du ja noch eines seiner Bücher lesen. Jetzt gleich ein weiteres Buch von ihm zu lesen, halte ich für gefährlich - zu groß scheint mir die Gefahr, dass man genau das Gleiche erwartet - John Burnside schreibt jedoch Bücher, die sich deutlich voneinander unterscheiden.
    Weiterlesen

Ausgaben von In hellen Sommernächten

Hardcover

Seitenzahl: 384

Taschenbuch

Seitenzahl: 384

E-Book

Seitenzahl: 384

Hörbuch

Laufzeit: 00:01:54h

In hellen Sommernächten in anderen Sprachen

  • Deutsch: In hellen Sommernächten (Details)
  • Englisch: A Summer of Drowning (Details)

Besitzer des Buches 33

  • Mitglied seit 31. August 2014
  • Mitglied seit 15. Juli 2008
  • Mitglied seit 8. Mai 2006
  • Mitglied seit 29. Juli 2005
  • Mitglied seit 22. August 2018
  • Mitglied seit 20. Oktober 2006
  • Mitglied seit 30. Januar 2015
  • Mitglied seit 15. Oktober 2015
Update: