Schneetage

Buch von Jan Christophersen

  • Kurzmeinung

    Frawina
    Unerwarteter Inhalt, f meinen Geschmack interessante Mischung der Themen. Insges. eher betulich, bisweilen deprimierend.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Schneetage

Vor der Kulisse der großen norddeutschen Schneekatastrophe um die Jahreswende 1978/79 erzählt Jan Christophersen eine packende Familiengeschichte. Darin schafft er unvergessliche Figuren und entwirft das beeindruckende Bild einer rauen Gegend voller Wasser, Sand und Schnee. Er erzählt von der Suche nach Identität in einer Familie, in der das Schweigen den Weg zueinander zu einer langen Reise werden lässt - atmosphärisch dicht, mit leisem Witz und einer kraftvollen, suggestiven Sprache. Ausgezeichnet mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses und nominiert für den Franz-Tumler-Preis
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Bewertungen

Schneetage wurde insgesamt 11 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

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Meinungen

  • Unerwarteter Inhalt, f meinen Geschmack interessante Mischung der Themen. Insges. eher betulich, bisweilen deprimierend.

    Frawina

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Schneetage

    Kurz vor dem Jahreswechsel 1978/79 im "Grenzkrug", einem Gasthof nahe der deutsch-dänischen Grenze: es herrscht wie üblich einiger Betrieb, man hat alle Hände voll zu tun. Jannis, Ziehsohn der Wirtsleute, hilft wie üblich mit, die Gäste zu bedienen, während die meistens schlicht "Chefin" genannte Kirsten Tamm den Ton angibt. Ihr Ehemann Paul hat sich wie so oft in sein eigenes Reich zurückgezogen, wo er sich seinem großen Interesse widmet, der Heimatgeschichte. Dass er in letzter Zeit öfter "Aussetzer" hatte, wusste er seiner Frau zu verschweigen, auch Jannis, der Bescheid wusste, hat nie etwas gesagt. Doch jetzt ist Paul ernsthaft zusammengebrochen und wird, kurz bevor ein Schneesturm alles zum Erliegen bringt, ins Krankenhaus gebracht.
    Es stürmt und schneit immer heftiger, der Gasthof ist praktisch von der Außenwelt abgeschnitten, Telefon und Strom fallen aus. Und Jannis denkt unwillkürlich zurück an die Vergangenheit: an Pauls Rückkehr aus dem Krieg, an die Flüchtlinge im Dorf, an die immer wieder kriselnde Ehe zwischen der Vollblutgastwirtin und Paul, der am liebsten seine ganze Zeit damit verbrächte, heimathistorische Abhandlungen zu lesen und im Watt nach Überbleibseln lang vergangener Jahrhunderte zu suchen. Bei seinen hobbyarchäologischen Aktivitäten hat Jannis ihn oft begleitet und kennt Pauls großen Wunsch, eine bedeutende Entdeckung zu machen und womöglich ein Artefakt aus der untergegangenen Stadt Rungholt zu finden.
    Der legendäre Schneesturm nimmt weniger Raum im Buch ein, als der Titel vermuten lässt. Die Geschehnisse bilden vielmehr den Rahmen für die Erinnerungen, die in Jannis wach werden, einem Jungen, der seinen Vater nie gekannt hat und auch nicht wirklich weiß, was aus seiner Mutter geworden ist, nachdem die Tamms ihn zu sich genommen haben. Es geht viel um Zugehörigkeit und die Frage, was Familie eigentlich bedeutet - "Herkunftsfamilie vs. Wahlfamilie" ist ein zentrales Thema in Jannis' Leben, das ihn auch noch im Erwachsenenalter beschäftigt. Auch sehr viel, das unausgesprochen bleibt, spielt eine große Rolle. Manchmal möchte man die Figuren am liebsten zwingen, doch einfach mal miteinander zu reden.
    Zu Beginn dauerte es ein wenig, bis ich richtig in dem Buch angekommen war, und sich die Personen und Zeitebenen zu einem Ganzen fügten. Ein bisschen spröde kommen die Figuren daher, fast möchte man klischeehaft behaupten "typisch norddeutsch", zumindest, bis man sie besser kennengelernt hat und manches zu verstehen beginnt. Der eher lakonische Erzählton passt gut zu Schauplatz und Hauptfigur, und über dem gesamten Buch liegt eine gewisse Melancholie, ein leises Bedauern verpasster Gelegenheiten oder auch die etwas morbide Faszination der untergegangenen Stadt, für mich ein sehr spannendes Thema. Ich mochte auch den Schauplatz an der dänischen Grenze mit all den kleinen Besonderheiten, die mir bisher völlig fremd waren.
    Eine ungewöhnliche Familiengeschichte ohne lautes Drama, die durch das interessante Setting und die historischen Hintergründe noch zusätzlich gewinnt.
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  • Rezension zu Schneetage

    Inhalt
    Die Familie Tamm betreibt in Nordfriesland direkt an der Grenze zu Dänemark den Grenzkrug, einen Gasthof mit Festsaal. Die Chefin hat ihren Mann Paul während des zweiten Weltkriegs kennengelernt, jahrelang haben die beiden sich nur Briefe schreiben können. Bei seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft ist Paul plötzlich Gastwirt, Vater eines kleinen Sohnes und kurze Zeit später Pflegevater eines zweiten Sohnes, dessen alleinerziehende Mutter gestorben ist. Später wird als Nachkömmling noch eine Tochter geboren. Pflegesohn Jannis erzählt die Geschichte der Tamms in der Ichperspektive und in Mosaiksteinchen, die sich erst im Laufe der Handlung zu einer Geschichte fügen. Jannis teilt mit Paul das Interesse an Heimatgeschichte und Hobbyarchäologie. Ihre Ausflüge ins Watt auf der Suche nach Überresten des legendären Rungholt sind natürlich auch willkommene Gelegenheiten zu ungestörten Gesprächen, fern vom Trubel im Gasthof. Paul und Jannis sind beide im Ort Gestrandete. Paul spielt in der Familie eine Sonderrolle, er ist nicht etwa Chef oder der Wirt, sondern Paul und scheint im Gasthof wenig zum Familienunterhalt beizutragen.
    Die Rahmenhandlung spielt zur Jahreswende 1978/79 als durch den ungewöhnlich starken Schneefall Norddeutschland vom Rest der Welt getrennt wird und für Tage Elektrizität und Telefon ausfallen. Der Gasthof hat hier oben zu jeder Zeit Gestrandete aufgenommen und tut das auch während der Schneekatastrophe wieder. In dieser Notsituation wartet Paul dringend auf die Antwort einer Behörde, an die er sich wegen einer im Watt gefunden Metallscherbe gewendet hat. In Rückblicken lassen sich die ersten Nachkriegsjahre verfolgen, als Paul die ungeliebte Aufgabe übernahm, für ankommende Flüchtlinge Zimmer zu finden und zu beschlagnahmen. Nahrungsmittel sind selbst auf dem Land noch knapp, so wird im Dorf selbst Schnaps gebrannt (illegal) und Tabak angebaut (offiziell und versteuert). Heikles Thema kurz nach einer Volksabstimmung über die Zugehörigkeit der Region zu Dänemark sind die Überläufer, die die dänische Staatsangehörigkeit annehmen, ihre Namen in der dänischen Version schreiben und sich damit Fresspakete dänischer Hilfsorganisationen verdienen. Einen wichtigen symbolischen Angelpunkt im Roman spielt eine Okarina, die auch im Watt gefunden wurde, aber nicht älter sein kann als aus dem 19. Jahrhundert.
    Fazit
    Die Schneekatastrophe liefert die Rahmenhandlung für eine Spurensuche im Watt und in der Familie. Jannis erzählt in Rückblicken über die Nachkriegszeit und die erste Entwicklung des Tourismus in der Gegend als Einnahmequelle für den Gasthof. Die brennende Frage, wer sein leiblicher Vater ist und warum er zu den Tamms kam, stellt der junge Mann noch nicht von sich aus; Paul dagegen wartet lange ab, dass Jannis ihn danach fragen wird. Jan Christophersen erzählt die ungewöhnliche Nachkriegsgeschichte sehr ruhig, nutzt jedoch nicht alle Möglichkeiten, die sich aus der Familienkonstellation und Jannis' Erzählerrolle ergeben könnten. So bleibt der Erzählton gleichförmig, ob es sich um Jannis Erinnerungen an eine Zeit handelt, in der er noch nicht zur Schule ging, oder ob in anderen Szenen der erwachsene Jannis Paul mit den Augen eines Erwachsenen betrachtet.
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  • Rezension zu Schneetage

    Für mich war das Buch eines der Highlights des Lesejahres, und das, obwohl es überhaupt nicht in mein Beuteschema fällt.
    Der Autor erzählt seine Geschichte in ruhigem Ton, beschreibt gründlich, aber nicht langweilig und kreiiert wundervolle Stimmungsbilder als Hintergrund für seine Protagonisten. Seine Figuren sind von Anfang an voll ausgereifte Persönlichkeiten, aber dennoch nicht in ihrem Charakter erstarrt, sondern entwickeln sich im Laufe der beiden Handlungsstränge weiter. Man hat das Gefühl, mitten in die Familien hineingeplatzt zu sein und alles hautnah mitzuerleben, seien es die Ängste und Sorgen während der Schneekatastrophe 1978 oder die Spannungen, die durch Paul Tamms fast schon fanatischer Begeisterung für Rungholt entstehen.
    Sehr gelungen fand ich auch die Rückblicke in die Vergangenheit, besonders als es um die Nachkriegszeit ging. Dieser Zeitraum ist ein weißer Fleck auf meiner geschichtlichen Landkarte, außerdem habe ich durch meine Mutter, die als Kind nach dem Krieg ebenfalls ein paar Jahre in Schleswig-Holstein lebte, einen gewissen Bezug zu der behandelten Thematik. Auch die Suche nach der untergegangenen Stadt Rungholt war interessant dargestellt.
    Das Ende hat mich ein wenig verblüfft, doch je mehr ich es sacken lasse, desto mehr erscheint es mir einzige als logische Konsequenz aus all dem Vorangegangenen.
    Alles in allem empfand ich dieses Buch als wohltuende Lektüre, deren Spannungsbögen völlig ohne Action und Dramatik auskommen und das trotzdem an keiner Stelle langweilig war.
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  • Rezension zu Schneetage

    Inhalt (Klappentext)
    Vor der Kulisse der großen norddeutschen Schneekatastrophe um die Jahreswende 1978/79 erzählt Jan Christophersen eine packende Familiengeschichte. Darin schafft er unvergessliche Figuren und entwirft das beeindruckende Bild einer rauen Gegend voller Wasser, Sand und Schnee. Er erzählt von der Suche nach Identität in einer Familie, in der das Schweigen den Weg zueinander zu einer langen Reise werden lässt - atmosphärisch dicht, mit leisem Witz und einer kraftvollen, suggestiven Sprache.
    Aufbau und Handlung
    Der Roman gliedert sich auf in die Haupthandlung, die von mehreren Rückblicken unterbrochen wird.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Familie Tamm, die in dem kleinen Dörfchen Vidtoft, das genau an der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark liegt, eine Gaststube besitzt und veruscht, ihr Leben zu meistern. Die beiden Protagonisten sind der Vater Paul Tamm und sein Ziehsohn Jannis. Letzterer erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Er beginnt dabei mit einer Rückblende, in der er erzählt, wie Paul nach Jahren der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrt und versucht, sich wieder in die Familie zu integrieren. Auch ist er bemüht das mehr schlecht als recht gehende Gasthaus auf Vordermann zu bringen, denn die Familie steckt in chronischer Geldnot. Das gelingt ihm auch zu einem gewissen Teil, aber irgendwann verliert er die Lust an der Gastronomie und widmet sich seiner großen Leidenschaft: der Archäologie. Er versucht, die versunkene Stadt Rungholdt aus dem Watt zu bergen und investiert fast seine gesamte Zeit und sehr viel Geld in diese Suche. Dadurch kühlt das Verhältnis zu seiner Frau und seinen beiden leiblichen Kindern Nane und Nils mehr und mehr ab, denn in der Zeit, die er im Watt oder mit der Auswertung seiner Fund verbringt, sind sie im Gasthaus auf sich alleine gestellt. Nur Jannis teilt Pauls Leidenschaft. Er ist der einzige, der mit Paul ins Watt fahren darf, um Gegenstände zu suchen, und der einzige, der bis zu einem gewissen Grad Pauls Beweggründe nachvollziehen kann.
    Eigene Meinung
    Also, wirklich vom Hocker gerissen hat mich dieses Buch nicht. Wegen der häufigen Rückblenden fand ich es relativ schwierig, der Haupthandlung zu folgen. Teilweise waren die Beschreibungen für mich definitiv zu detailiert. An einigen Stellen ist das durchaus angebracht; wie etwa, wenn Christophersen die raue Landschaft an der Nordsee beschriebt, die Stürme, die Gezeiten und alles drumherum; da erzeugt er wirklich fantastische Stimmungen. Bei den Handlungen seiner Figuren allerdings könnte er auf ellenlange Ausführungen von mir aus gerne Verzichten. Auch bleiben einige - wie ich finde - essenzielle Fragen ungeklärt. Man erfährt zum Beispiel nicht, warum es für Paul nahezu lebenswichtig zu sein scheint, dieses versunkene Rungholdt zu finden.
    Die Geschichte fand ich an sich ziemlich spannend und originell (zumindest habe ich noch keine vergleichbare Geschichte gelesen ), denn man weiß bis zum Schluss nicht, worauf sie am Ende hinauslaufen wird.
    Alles in allem zwar kein Highlight für mich, aber ein durchaus lesenswertes Buch für zwischendurch. von
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Ausgaben von Schneetage

Taschenbuch

Seitenzahl: 366

Hardcover

Seitenzahl: 368

Hörbuch

Laufzeit: 00:11:16h

Besitzer des Buches 12

Update: