Feigen in Detroit
Buch von Alia Yunis, Nadine Püschel, Max Stadler
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Buchdetails
Titel: Feigen in Detroit
Alia Yunis (Autor) , Nadine Püschel (Übersetzer) , Max Stadler (Übersetzer)
Verlag: Aufbau-Verlag
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 472
ISBN: 9783351033224
Termin: August 2010
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Feigen in Detroit wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Feigen in Detroit
- Buchdoktor
Darf man über andere Kulturen und Religionen lästern? Wenn es die eigene Kultur ist, wie bei Alia Yunis, sicherlich. Auch wenn mir das Lachen einige Male im Hals stecken bleiben wollte, habe ich mich über Fatima, die fast hundertjährige Patriarchin eines ausufernden libanesischen Familien-Clans köstlich amüsiert. Fatima mit ihrem unfreiwilligen Sprachwitz (der auch in der Übersetzung ins Deutsche noch funktioniert), ist einfach komisch – solange man selbst nicht mit ihr in einem Haushalt leben muss.Weiterlesen
Die Last, die die zweite Einwanderer-Generation trägt, weil sie es keiner der beteiligten Kulturen rechtmachen kann, trifft Alia Yunis punktgenau. In einer Großfamilie aus fünf Generationen mag mancher Leser zunächst Probleme haben, die Verwandtschaftsverhältnisse zu erfassen, ohne sich einen Stammbaum aufzuzeichnen. Köstlich amüsiert habe ich mich auch über das Thema Verschweigen konfliktreicher Themen, wegen Alter, Krankheit oder Religion einer anderen Person – und deshalb als Gesprächsthema eines Tages nur noch das Wetter bleibt. Wie wenig sich doch die Gewohnheiten in Fatimas Clan von denen in Clans anderer Länder unterscheiden - wäre da nicht die ironische zusätzliche Tonspur, die die auf den 11. September folgende US-amerikanische Xenophobie aufs Korn nimmt.
Die Autorin sieht sich selbst als Amerikanerin, Libanesin und Palästinenserin, wie sie im sehr informativen Nachwort erzählt. -
Rezension zu Feigen in Detroit
- Karthause
Vor 992 Nächten zog die 82-jährige Fatima von Detroit zu ihrem Lieblingsenkel Amir, der auf die große Karriere als Schauspieler hofft, nach Los Angeles. Seit dem erscheint ihr in jeder Nacht Scheherezade, die jedoch für alle anderen unsichtbar ist und lässt sich von Fatima die Geschichten ihres Lebens erzählen und Fatima hat davon viele. Sie berichtet von ihren beiden Ehemännern, Marwan, der früh verstarb und Ibrahim, von dem sie annahm, er hätte sie nur aus Pflichtgefühl heraus geheiratet und von dem sie sich nach über 50 Ehejahren trennte, von ihren 10 Kindern, die alle ihre eigenen Wege gehen und über die ganzen USA verteilt leben und sie schwelgt in Erinnerungen an ihr Haus in Deir Zeitoun im Libanon. Da sie sich sicher ist, nach der 1001. Nacht sterben zu müssen, hat sie in der verbleibenden Zeit noch viel zu erledigen, sie muss eine Frau für den schwulen Amir finden, damit sie ihm das Haus im Libanon vererben kann und auch für ihre anderen Besitztümer sind geeignete Erben zu finden. Zwischen den nächtlichen Unterhaltungen reist Scheherezade mit ihrem fliegenden Teppich zu den Kindern und Enkeln. Sie schaut wie es ihnen ergeht und begleitet sie auf einem kurzen Stück ihres Lebensweges.Weiterlesen
Bei Scheherezade laufen die Handlungsfäden dieses Romans zusammen. Sie ist es, die Fatimas Erzählungen lauscht, um sich kurz darauf zu einem der Kinder oder Enkel zu begeben. So lernt der Leser nach und nach die gesamte Familie Fatimas kennen, ein im Buch enthaltener Stammbaum erleichtert dabei die Orientierung. Die Kinder sind sich fremd, nur Amir informiert hin und wieder die „Fatima-Angehörigen“ per E-Mail, in der jedoch das Wetter die bedeutendste Rolle spielt, schließlich will er die Familienmitglieder nicht beunruhigen oder gar mit zusätzlichen Problemen belasten. Zugegebenermaßen hatte ich zu Beginn des Romanes ein kleines Problem mit der durch Scheherezade und ihr Reisegefährt entstandenen Märchenhaftigkeit dieses Buches. Im Laufe der Zeit fand ich aber Gefallen an dieser Erzählweise, kam so doch ein zusätzlicher arabischer Hauch in die Handlung. Das Märchenhafte wurde aber auch dadurch abgemildert, dass die Autorin die zeitgeschichtlichen Aspekte nie ganz aus dem Blick verlor und die Handlung gut damit verknüpfte.
Alia Yunis Romanfiguren sind mit Leben erfüllt. Sie haben eigene Charaktere, wirken mitunter schrullig und sehr speziell und sind die Puzzleteilchen für ein facettenreiches Bild einer Großfamilie, die sich ein wenig aus den Augen und aus dem Herzen verloren hat.
Die Autorin hat mit ihrem Debütroman einen Familienroman geschrieben, der nicht die heile Familie in dem Mittelpunkt rückt. Tief in sich trägt jedes der Familienmitglieder zwar eine Harmoniesehnsucht, in der Realität sind jedoch Entfremdung, Nichtverstehen, Einsamkeit in der Großfamilie und unterschiedlicher Umgang mit der Familientradition vordergründig. Ein für diesen Roman bedeutungsvolles Thema ist die Integration der arabischen Einwandererfamilie in die us-amerikanische Gesellschaft, von Familienangehörigen, die amerikanischer sind als die Amerikaner, bis hin zu denen, die nur soweit wie nötig integriert sind, findet der Leser alle Abstufungen.
Alia Yunis erzählt Geschichten zum Schmunzeln und Lachen, zum Nachdenken und Weinen. Urkomische Szenen und sehr nachdenklich machende stehen in einem sehr guten Verhältnis und ließen mich diesen Roman sehr gern lesen. „Verhörgerät“ und „Gackermolke“ sind für mich die Wortschöpfungen des Buches. Auch wenn der Roman in der zweiten Hälfte ein wenig abflacht, so steigert die Autorin die Spannung zum Ende hin noch einmal und verabschiedet die Leser mit einem bitter-süßen Finale.
Über den Autor (Quelle: amazon.de)
Alia Yunis, Tochter eines libanesischen UN-Diplomaten, aufgewachsen im Mittleren Westen der USA und im Mittleren Osten, arbeitete als Journalistin und Filmemacherin in Los Angeles und ist zurzeit Dozentin für Kommunikationswissenschaft an der Universität von Abu Dhabi. Sie ist Mitglied der PEN Emerging Voices.
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