Bewertungen

Mrs Dalloway wurde insgesamt 35 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Mrs Dalloway

    Klappentext von der Verlagsseite
    Mit seinen kühnen Sprüngen in die Bewusstseinsströme der Protagonisten zählt ›Mrs Dalloway‹ längst zu den Klassikern der Moderne. Ob erotische Phantasien beim Einkauf in der Stadt, ob Todesängste oder die Erinnerung an alte Träume – was den Roman so einzigartig macht, ist Virginia Woolfs wacher Sinn für die Brüchigkeit unserer Existenz.
    Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.
    Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
    Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust.
    Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluss Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.
    Meinung:
    Virginia Woolfs “Mrs. Dalloway” hat mich geschafft. Zunächst mal von der Erzählweise, was möchte Frau Woolf mir nur sagen, fragte ich mich die ersten zwanzig Seiten immer wieder. Dann auf einmal hat es klick gemacht und ich konnte mich so richtig in die Geschichte fallen lassen, die für mich ein Highlight der Weltliteratur ist.
    Erzählt wird die Geschichte von Clarissa Dalloway, die eine Abendgesellschaft geben möchte, und wir begleiten sie einen ganzen Tag lang, wie sie Besorgungen dafür macht.
    Nach den ersten Seiten dachte ich, es würde alles aus ihrer Sicht erzählt werden, aber dem war nicht so. Ich musste verdammt aufpassen, um den fließenden Übergang nicht zu verpassen. Woolf erzählt nicht allwissend, sondern multiperspektivisch. Eine sehr spannende Erzählweise, die mir als Leser aber auch einiges abverlangte. Denn so etwas wie Kapitelüberschriften gibt es in dem Buch nicht und es wird auch nie direkt deutlich wer nun erzählt. Bei den Übergängen musste ich mich auf mein Gefühl und auch auf die läutenden Glocken von Big Ben, der einem zumindest eine zeitliche Struktur des Tages und damit der Handlung gibt.
    Woolfs Stil ist eigenartig und ich musste wirklich meine Gedankengänge herunterschrauben um mich in die Geschichte fallen lassen zu können. Es wie gesagt kein einfaches Buch. Nicht nur wegen der Erzählweise, sondern auch wegen den vielen Schachtelsätzen und inneren Monologen. Ein stückweit erinnert es mich an meinen vergeblichen Versuch mit James Joyce Ulysses.
    Selten habe ich für ein gerade mal 240 Seiten langes Buch so lange gebraucht. Einen ganzen Monat lang hat mich Mrs. Dalloway begleitet und ich bin auch froh darüber, dieses Buch gelesen zu haben. Selbst wenn mir der Charakter von Clarissa Dalloway nicht zugesagt hat, denn sie ist so anstrengend wie die Erzählweise des Buches.
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  • Rezension zu Mrs Dalloway

    Die Handlung:
    Das ganze Buch spielt sich an einem einzigen Tag im Juni des Jahres 1923 ab. Die ältliche Mrs Dalloway bereitet am Morgen und Vormittag eine Festlichkeit vor, bei der sie alte Freunde und Bekannte wieder zusammenführen will. Dabei trifft sie einen alten Verehrer wieder, der gerade aus Indien zurückgekehrt ist. Gleichzeitig verbringt der von Halluzinationen geplagte Kriegsveteran Septimus Warren Smith den Tag mit seiner Frau im Park, bevor er am Nachmittag in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Später am Abend findet die geplante Party statt.
    Meine Meinung:
    Für den modernen Leser liest sich das Buch ungewohnt, denn es hat keinen wirklichen Handlungsbogen. Was tatsächlich passiert, ist zweitrangig - wichtig ist, was in den Köpfen der Charaktere vor sich geht, die über die verschiedensten Themen nachdenken: Vergänglichkeit und das unaufhaltsame Verstreichen der Zeit, die Auswirkungen des Krieges auf die Psyche eines Menschen (und da finden sich Parallelen zur psychischen Erkrankung der Autorin), Liebe und Sexualität, gescheiterte Hoffnungen... Fast alle denken darüber nach, was hätte sein können, wenn sie andere Entscheidungen getroffen hätten und ihr Leben dadurch nur ein klein wenig anders gelaufen wäre. Tatsächlich scheinen die meisten das Gefühl zu haben, dass sie etwas verpasst haben und etwas Wichtiges in ihrem Leben vermissen, und die Vergangenheit nimmt in ihren Gedanken mehr Raum ein als die Gegenwart.
    Was dieses Buch so originell macht, ist daher auch nicht die Handlung, sondern die Erzählweise: "Stream of Consciousness", Strom des Bewusstseins - eine Technik, die zum Beispiel auch James Joyce in seinem epischen Werk "Ulysses" einsetzte. Die Prosa bleibt immer ganz nahe dran an den Gedanken des Charakters, aus dessen Sicht wir die Geschehnisse gerade sehen, so gut wie ungefiltert. Das ist nicht immer einfach zu lesen, denn da springen die Gedanken schon mal unvermittelt von einem Thema zum nächsten, Worte und Satzfetzen wiederholen sich... Aber für mich hatte das etwas unwiderstehlich Hypnotisches, eine echte Sogwirkung. Ich hatte manchmal wirklich das Gefühl, für einen Moment durch fremde Augen zu sehen. Ich fand den Schreibstil großartig und einzigartig - er spricht oft über Banalitäten, aber darin verbirgt sich so viel.
    Deswegen war das Buch für mich auch nicht spannend, wie ein Krimi spannend ist, aber ich konnte es dennoch kaum weglegen, weil ich wissen wollte, ob die Charaktere im Laufe des Tages zu Schlüssen über sich selbst und ihr Leben kommen und vielleicht sogar etwas ändern würden. Tatsächlich hat der innere Tumult, der sich in den Köpfen abspielt, dann erstaunlich wenig greifbare Auswirkungen - wobei einer der Charaktere letztendlich doch eine drastische und tragische Entscheidung trifft.
    Die Charaktere kamen mir alle sehr echt und glaubhaft vor. Virginia Woolf lässt den Strom ihrer Gedanken, die sich im immer gleichen Kreise um Liebe und Verlust, Wünsche und Bedauern, Wahrheit und Wahnsinn drehen, ganz natürlich fließen. Besonders Septimus hat mich sehr berührt, denn aus seinen Gedanken spricht unendlicher Schmerz, was aber niemand zu verstehen scheint. Tragischerweise kam er mir vor wie derjenige, der von allen Charakteren noch am nächsten daran herankam, sein Leben in die Hand zu nehmen und es zu verändern.
    Interessant fand ich, dass die Autorin auch das Thema Homosexualität ganz nebenher anschneidet: Clarissa Dalloway fühlte sich in ihrer Jugend zu einer anderen Frau hingezogen, und ihre Tochter ist mit einer Frau befreundet, die ebenfalls in sie verliebt zu sein scheint.
    Auch der Krieg ist unterschwellig allgegenwärtig in diesem Buch - er ist zwar vorbei, aber die Menschen haben sich noch lange nicht davon erholt. Ich fand sehr bestürzend, wie wenig Verständnis man zu der Zeit anscheinend noch den Veteranen entgegen brachte, die von ihren Erlebnissen völlig traumatisiert waren. Die Autorin zeigt das sehr eindringlich am Beispiel von Septimus, von dem scheinbar erwartet wird, dass er sich einfach zusammenreißt und wieder zu einem produktiven Mitglied der Gesellschaft wird, obwohl er kurz vor dem Zusammenbruch steht.
    Fazit:
    "Mrs Dalloway" ist ein Buch, in dem oberflächlich gesehen wenig passiert - eine Frau plant eine Party und trifft einen alten Verehrer, ein Kriegsveteran wird in eine Klinik eingewiesen. Aber in den Gedanken der Charaktere spielt sich ganz viel ab, und die Autorin lässt den Leser unmittelbar an dieser reichen inneren Welt teilhaben, indem sie ihn einfach mitten hinein wirft, ungefiltert. Da werden existentielle Themen angesprochen, und wenn man sich darauf einlässt, ist es meiner Meinung nach ein sehr lohnendes Buch, auch wenn man sich ein bisschen anstrengen und mitdenken muss.
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  • Rezension zu Mrs Dalloway

    […]
    So, nun möchte ich meine Aussage von vor sechs Jahren mal etwas präzisieren.
    "Mrs Dalloway" ist ein Roman, der mir wirklich gut gefallen hat. Er ist anders als viele andere Romane, weil es hier vergleichsweise wenig Handlung gibt, dafür aber tiefe Einblicke in die Gedanken der Charaktere, die Woolf hier entwirft. Es dauerte ein bisschen, bis ich mich richtig eingelesen hatte, denn Gedanken sind eben oftmals auch etwas sprunghaft, und Woolf verlässt schnell auch mal die Perspektive einer Figur und wechselt zu einer anderen - da muss man dranbleiben. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, und wenn man sich an den wirklich einzigartigen Erzählstil gewöhnt hat, hat man einen Roman vor sich, der damit spielt, wie Menschen über sich selbst und über ihre Mitmenschen denken, wie sie ihre Handlungen begründen und hinterfragen und wie sie sich zum Teil auch immer wieder die Frage stellen, was geschehen wäre, wenn sie an der ein oder anderen Stelle anders entschieden hätten. Es hat mir gut gefallen, diese Gedanken zu verfolgen; ich fand, dass Virginia Woolf sehr glaubhafte Charaktere geschaffen hat. Gerade Clarissa Dalloway, auf ihre Art durchaus etwas spröde und immer darauf bedacht, wie sie auf andere Menschen wirken könnte, kann durchaus auf eine ereignisreiche Jugend zurückschauen - und was aus der im jungen Alter so "wilden" Sally Seton geworden ist, ist ebenfalls interessant.
    Gleichzeitig lohnt sich der Roman auch deswegen, weil er einen Einblick in die Gesellschaft seiner Entstehungszeit gibt. Das britische Empire ist Thema, man erfährt, wie London wahrgenommen wird, und dann ist da natürlich noch der Krieg, der zumindest bei Septimus Warren Smith tiefe Wunden hinterlassen hat. Ohne diese Figur hätte ich beim Lesen vielleicht gar nicht daran gedacht, dass der Roman kurz nach Ende des Krieges spielt. Denn während Clarissa und ihresgleichen allerhöchstens feststellen, dass die Läden in der Bond Street sich etwas verändert haben, ist Warren Smith so stark traumatisiert, dass er sich in der Realität immer weniger zurechtfindet. Mit ihm hat Woolf eine Figur geschaffen, die ich wirklich gern mochte, mit der man mitleiden muss und für die Partys, gesellschaftliche Verpflichtungen und die neueste Mode keine Rolle spielen. Es ist überzeugend, dass Clarissa Dalloway und Septimus Warren Smith nicht aufeinandertreffen und nur dadurch verbunden sind, dass Warren Smiths Arzt abends zu Clarissas Party geht, denn so wird deutlich, wie sehr die Gesellschaft auseinanderklafft.
    "Mrs. Dalloway" hat mir sehr gut gefallen. Ein Klassiker, den ich weiterempfehlen möchte.
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  • Rezension zu Mrs Dalloway

    Hallo!
    Als Literatur-Laie und einfach nur jemand, der gerne schöne Bücher liest kann ich nur sagen, dass ich noch nie etwas gelesen habe, das an Vollkommenheit, Durchdachtheit und Ästhetik an dieses Buch heran kommt.
    Ich kann die Bandweite der Themen und Gedanken gar nicht erfassen, die in diesem Buch vermittelt werden. Jeder Satz verbirgt Unmengen an Stoff und Ansätzen zu allen möglichen Themen und mir gefällt die Erklärung von Heidi, in dem ganzen ein "expressionistisches Bild" zu sehen, sehr gut. Ich konnte sehr gut die Kritik an der "oberen" Gesellschaft herauslesen, der Wohlstand, der zu Bequemlichkeit, Oberflächlichkeit und Selbtzufriedenheit führt, wo die Organisation von "Abendgesellschaften" zum Lebensinhalt wird und in Wirklichkeit es kaum in einer Schicht mehr einsame Menschen gibt.
    Demgegenüber Septimus, der seine Kriegserlebnisse nicht verabeiten kann und letztendlich daran zerbricht.
    Dem Buch unterliegt ein ganz seltsamer Pathos und vor allem die ständig wechselnde Perspektive (oft mitten in einem Satz) geben dem Buch etwas ganz Besonderes. Es ist sehr anstrengend zu lesen, man muss sich die Sätze "auf der Zunge zergehen lassen" um ihre ganze Tragweite zu erfassen, aber es lohnt sich allemal!
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  • Rezension zu Mrs Dalloway

    Kurzbeschreibung von Amazon:
    An einem Junitag des Jahres 1923 bereitet Clarissa Dalloway, eine der glänzendsten Londoner Gastgeberinnen, eine große Abendgesellschaft vor. Während sie alle konventionellen Erwartungen erfüllt, stellen sich bei ihr Erinnerungen und Assoziationen ein, die ihr nach und nach bewußt machen, wie sehr ihre äußere Existenz sich von ihrer inneren unterscheidet.
    Über den Autor von Amazon:
    Virginia Woolf (1882-1941) war, zusammen mit ihrer Schwester Vanessa, Mittelpunkt der "Bloomsbury Group", des Künstler- und Literatenzirkels, der sich um 1905 in London zusammenfand. Ihr erster Roman, Die Fahrt hinaus, erschien 1915. Neben den Romanen umfaßt ihr Gesamtwerk Erzählungen, Tagebücher, Briefe und eine Vielzahl von Essays. Virginia Woolf gilt als die bedeutendste englische Schriftstellerin dieses Jahrhunderts. Die Werke von Virginia Woolf erscheinen seit 1989 im S.Fischer Verlag in neuen Übersetzungen, herausgegeben und annotiert von Klaus Reichert, und in der Umschlaggestaltung von Sarah Schumann
    Virginia Woolf experimentierte mit Sprache, ging neue Wege und setzte damit Grundsteine der modernen Erzählkunst. Leicht ist es dadurch nicht zu lesen, aber es hat mich von der ersten Seite an fasziniert, wie sie ihr expressionistisches Gemälde, aus tausend kleinen Einzelteilen (Beschreibungen, direkte Rede, verschiedene Bewusstseinsebenen, innerer Monolog, erlebte Rede, Beifügungen) zusammensetzt. Der Leser darf sich nicht wundern, wenn in einer sehr schönen Landschaftsbeschreibung über Bäume und Vögel im Hyde Park eine Antilope auftaucht, so ein kleiner verirrter Pinselstrich ist nicht selten.
    Die Atmosphäre ist von Beginn an düster, die Symbole des Todes erscheinen oft, und das Verrinnen der Zeit wird ständig mit Glockenschlägen (Big Ben) gekennzeichnet. Die Menschen im Roman stellen fest, dass sie alt geworden sind und endlich sind.
    Auch wenn ich viel Zeit mit diesem kurzen Roman verbracht habe, weil er alles andere ist, aber eben nicht gut lesbar, habe ich es mit Freude gemacht, denn es ist ein Kunstwerk.
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Ausgaben von Mrs Dalloway

Taschenbuch

Seitenzahl: 231

Hardcover

Seitenzahl: 264

E-Book

Seitenzahl: 208

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