Fuck off, Amerika

Buch von Edward Limonow, Jürgen Bavendam

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Fuck off, Amerika

    Der Autor (anhand Wikipedia und Nachwort der Heyne-Ausgabe): Der am 22. Februar 1943 in der russischen Großstadt Dserschinsk in der Oblast Nischni Nowgorod als Eduard Sawenko und Sohn eines NKWD-Offiziers geborene Eduard Weniaminowitsch Limonow (russisch Эдуард Вениаминович Лимонов) ist ein von Daniil Charms und Wladimir Majakowski beeinflusster russischer Schriftsteller und Politiker (NBP / Das andere Russland). Seine Jugend verbrachte er in der ukrainischen Industriestadt Charkow, bevor er anfing, weite Teile Russlands zu durchstreifen. Mit 15 Jahren begann er nicht nur, Gedichte zu schreiben, sondern auch eine Karriere als Dieb und Einbrecher, die er nach einigen Jahren allerdings beendete. 1967 ging er nach Moskau und erlangte einigen Ruhm als Underground-Dichter und Dissident. 1973 wurde er vom KGB verhaftet und 1974 aus der Sowejtunion ausgewiesen. Über Österreich und Italien kam er nach New York, wo er sich mit diversen Knochenjobs über Wasser hielt. Bis 1987 war er staatenlos, bevor er bis 2011 die französische Staatsbürgerschaft annahm. Ab 1992 ist er russischer Staatsbürger.
    Für seinen Debütroman "Eto ja, Editschka" (engl. "It's Me, Eddie", dt. "Fuck Off, Amerika"), den er 1976 schrieb, fand er 1979 einen Verleger in Paris. Ab 1982 lebte er in Frankreich, wo er für politische Zeitschriften schrieb. Er begann auf Seiten der radikalen Linken, wechselte dann aber zur radikalen Rechten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kehrte Limonow nach Russland zurück. Mit seinen Tätigkeiten sucht er nach wie vor den Skandal und die Provokation. Er unterstützte die Putschisten gegen Boris Jelzin, war auf der Seite der Abchasen gegen die Georgier und kämpfte auf der Seite der Serben im Jugoslawienkrieg, wobei er sich von Pawel Pawlikowski filmen ließ, wie er mit Radovan Karadžić an der Beschießung Sarajewos mitwirkte. Er saß als designierter Innenminister im Schattenkabinett des Ultranationalisten Wladimir Schirinowski. Seit der Gründung der antiamerikanischen, antikapitalistischen, ultranationalen, fremdenfeindlichen und antisemitischen, also quasi faschistischen "National-Bolschewistischen Partei", deren Vorsitzender er ist, gilt er als eine der umstrittensten politischen Figuren Russlands. Im Frühjahr 2003 wurde er wegen terroristischer Umtriebe und illegalen Waffenbesitzes zu vier Jahren Haft verurteilt, kam aber nach Anrechnung der Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß. Seit der russischen Militärintervention in der Ukraine ist er vehementer Unterstützer Putins im rechten Nationalistenlager Russlands.
    Klappentext (Heyne): Dieser "Moskauer in New York", an dem man ohne weiteres auch Züge von Bukowski, Genet und Kerouac erkennen kann, ist ein temperamentvoller Russe, dem "das Leben eins in die Fresse geschlagen hat", worauf er, in New York gestrandet, hartnäckig und verzweifelt versucht, mit dem "American way of life and love" zurechtzukommen.
    So hatte sich Editschka Limonow, der in seiner Heimat davon träumt, ein Dichter zu werden, seine Zukunft nicht vorgestellt: Mit dreißig haust er in einer miesen Absteige mitten zwischen den Wolkenkratzern von Manhattan, ein verhinderter, glückloser Held, dessen kleine Wohlfahrtsunterstützung für Wodka und Joints draufgeht, vor allem aber für modische Kleidung. Der perfekte Jeans- und Partydress soll im helfen, Anschluss zu finden, gesellschaftsfähig zu werden. Ganz egal, in welcher Gesellschaft. Was ihm als Dichter nicht gelungen ist, versucht er mit lässiger Fuck-off-Einstellung zu erreichen: Wenn mich die da oben nicht haben wollen, probier' ich es bei denen da unten.
    Dieses Erstlingswerk eines jungen Autors ist – trotz aller Wut im Bauch – ein Roman der Liebe, ein Geniestreich! Man wird es verschlingen, aber nicht so schnell verdauen. "Alles ist präsent: das Rüde und das Zärtliche, das Obszöne wie das Poetische." (Figaro Littéraire)
    Klappentext (Kiwi): Eine echte Wiederentdeckung: der Underground-Bestseller "Fuck off, Amerika". In den 1970er-Jahren in Russland politisch verfolgt und des Landes verwiesen, ging Limonow nach Amerika, genauer nach New York. Aus dieser Zeit stammt auch sein erstes Buch "Fuck off, Amerika", das nun nach fast zwei Jahrzehnten wieder auf Deutsch vorliegt. Schon längst gehört der Roman zu den Klassikern der russischen Underground-Literatur.
    Der aufwühlende Bericht ist eine schillernde Anklageschrift gegen Amerika und den falschen Schein der Freiheit, aber auch die Erzählung einer großen Liebe, die in den Wirren der Zeit zerbricht. In New York lebt der Dichter Limonow von Gelegenheitsjobs und haust in einer schäbigen Absteige. Als ihn seine Frau Helena verlässt, irrt er durch die Straßen und flüchtet in eine heillose Welt aus Tagedieben und Herumtreibern. Nichts hat vor seiner scharfen Zunge bestand: nicht die amerikanische Linke, nicht die vermeintlichen Bohemiens. Doch hinter seinem Spott verbirgt sich eine tiefe Melancholie. Mal rotzig, mal obszön, mal zärtlich erzählt Limonow von den hohlen Versprechungen auf ein besseres Leben.
    Der Roman wurde 1976 in New York geschrieben - anscheinend in russischer Sprache - und zuerst 1979 in Paris im Verlag Ramsay et Jean-Jacques Pauvert unter dem Titel Le poête russe préfère les grands nègres veröffentlicht, übersetzt von Emmanuelle Davidov. Die englische Ausgabe wurde 1983 als It's Me, Eddie. A Fictional Memoir in Übersetzung von S.L. Campbell in Großbritannien und den USA veröffentlicht. Das erste Mal in Russland wurde der Roman im Jahr 1991 unter dem Titel Eto ja, Editschka (russ. "Это я, Эдичка") veröffentlicht. In Deutschland erschien eine Übersetzung (anscheinend der französischen Version!) von Hans Brink 1982 unter dem Titel "Fuck off, Amerika" im Scherz-Verlag und 1984 in mehreren Auflagen als genehmigte, ungekürzte Taschenbuchausgabe im Wilhelm-Heyne-Verlag. Diese Ausgabe hat 269 Seiten. Im Jahr 2004 spendierte der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch eine weitere deutsche Übersetzung unter dem Titel "Fuck off, Amerika". Die Übersetzung aus dem Russischen besorgte Jürgen Bavendam. Diese Ausgabe umfasst 288 Seiten.
    Der halb-autobiografische Debütroman wird laut Klappentext mit Henry Miller, Charles Bukowski, Jean Genet und Jack Kerouac verglichen. Und ganz falsch ist das auch nicht. Der Roman ist außerdem sehr unterhaltsam und rasant geschrieben. Oft schön wütend! Auch etwas hektisch und atemlos! Ein Autor, der sich mit der Faust die Tränen abwischt, über Ungerechtigkeiten wettert und seiner großen Liebe nachweint, Helena, seiner Frau, die ihn verlassen hat. Mit etlichen interessanten Einblicken in den Alltag am Rande der amerikanischen Gesellschaft, wenn man kaum mit der Stütze über die Runden kommt, aber gute Gespräche führt, und über das Leben sowjetischer Aussiedler in New York in den 1970ern, die daheim alle halbwegs etabliert waren und in der "neuen Welt" plötzlich als Tellerwäscher und Möbelpacker arbeiten müssen. Dann und wann fallen sogar kluge Sentenzen ab. Egozentrisch, leicht größenwahnsinnig, derb und zärtlich. Ein ganz schönes Geschimpfe mit direkter Leseransprache, ein wenig wie ein russischer Céline. Außerdem finden sich etliche explizite, meist homoerotischen Sexszenen mit gut bestückten Afroamerikanern. Ein Leben zwischen Sozialhilfe und Party, unter Kleinkriminellen, Pennern, Trotzkisten und Exilanten. Ein wilder, politisch unkorrekter Roman, der es zum Glück geschickt umschifft, einfach nur prolo-pubertär über die Stränge zu schlagen, sondern der es in seinen besten Momenten vermag, eine fast schon zärtliche, auf jeden Fall schonungslose Ahnung vom Leid und der Getriebenheit des Menschen zu erzählen. Das ist mir schon wert,
    Den Roman gibt es auch noch in einer neueren Übersetzung beim Kiwi-Verlag mit weniger plakativem Cover. Ohne die Ausgaben miteinander verglichen zu haben, gefällt mir die alte Übersetzung allerdings recht gut, sie pflegt einen angenehm schnoddrigen Tonfall. Der Autor, der ja wie oben notiert in den letzten Jahrzehnten eine unschöne Wandlung vom linken, alternativen Bohémien zum fremdenhassenden, radikalrechten Ultranationalisten durchgemacht hat, ist natürlich mit einiger Vorsicht zu genießen, wenn er zur Zeit der Niederschrift seines Debütromans auch noch ein vergleichbar harmlos aufrührerischer Punk war.
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Ausgaben von Fuck off, Amerika

Taschenbuch

Seitenzahl: 288

Hardcover

Seitenzahl: 269

Besitzer des Buches 3

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