Kassandra

Buch von Christa Wolf

Bewertungen

Kassandra wurde insgesamt 36 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Kassandra

    Nun hatte ich dieses Buch vor etlichen Jahren schon mal gelesen, und es für meine Verhältnisse recht niedrig bewertet. Nun brachte das erneute Lesen etwas mehr Klarheit. Ich muss gestehen, dass ich anfangs erneut meinte, das Buch in eine Ecke wertfen zu müssen. Für mich selber kam es reichlich kryptisch daher. Das liegt wohl daran, dass mein Wissen um die Mythologie und literarischen Ursprungstexte sehr beschränkt sind. Und : ich fühlte mich anfangs erschlagen von einer gewissen Kälte des Textes, vielleicht auch dessen, was @Meli einen « modernen Roman » nannte ?! Mir kam es lange zu unverständlich, unnahbar vor. Dann habe ich doch mal versucht, einfach etwas über die Kassandragestalt zu ergoogeln. Und fand damit kleine Schlüssel, die sofort meine Lesefreude, mein Interesse erhöhten. Nun, eine gewisse Form der Kälte und Unvermeidbarkeit, auch des Hasses, entsprechen nicht ganz meinen Vorlieben. Aber die Komponente der « politischen Parabel », die eben verschlüsselt etwas von den Zeitumständen erzählt, und wo sich Wolf vielleicht auch über ihre eigene Rolle in der DDR äußert – das fand ich dann doch spannend. Dazu haben meine Vorbesprecher schon einiges gesagt. Ich schließe mich dem an.
    So kann ich nun auch @Marie besser verstehen, dass ein mehrmaliges Lesen durchaus sinnvoll sein kann, mehr noch als bei anderen vielschichtigen Romanen. Ich brauchte echt meine Zeit, um den Zugang ein klein wenig zu finden.
    Ich finde, dass dieser 1983 gleichzeitg in der DDR und der BRD daran gewinnt, auf dem Hintergrund der Vita von Wolf und den politischen Umständen gelesen zu werden. Deshalb verweise ich gerne zB auf den längeren Beitrag bei https://de.wikipedia.org/wiki/Christa_Wolf
    AUTORIN :
    Christa Wolf wurde 1929 in Landsberg an der Warthe als Tochter der Kaufleute Otto und Herta Ihlenfeld geboren. Sie besuchte dort bis kurz vor Kriegsende die Schule. Nach der Flucht vor den anrückenden Truppen der Roten Armee fand die Familie 1945 vorerst in Mecklenburg eine neue Heimat. Wolf arbeitete als Schreibhilfe beim Bürgermeister des Dorfes Gammelin bei Schwerin. Sie beendete die Oberschule 1949 mit dem Abitur in Bad Frankenhausen und trat im selben Jahr in die SED ein, deren Mitglied sie bis zu ihrem Austritt im Juni 1989 blieb. Von 1949 bis 1953 studierte sie Germanistik in Jena und Leipzig. Ihre Diplomarbeit schrieb sie bei Hans Mayer zum Thema: Probleme des Realismus im Werk Hans Falladas.
    Christa Wolf starb am 1. Dezember 2011 nach schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren und wurde am 13. Dezember auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte beerdigt. Die Gedenkrede hielt der Schriftsteller und Poet Volker Braun. Ihr Grab ist seit 2018 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
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  • Rezension zu Kassandra

    Oh Himmel, was für ein Werk. Ich glaube, es ist mein Lieblingsbuch. Wenn eins, dann das. Doch, das kann ich auch beim zweiten Überdenken durchaus so stehen lassen. Nichts, was man so schnell vergisst. Ein Werk, das mich gepackt hat. Das liegt an den Themen dieser Erzählung, die vielschichtig und so wunderbar ausgearbeitet sind, dass ich nie das Gefühl hatte, zu "lesen". Es war eine richtige Erfahrung für mich, Kassandra und damit Wolf kennenzulernen. Ich hab mich danach lange mit dem Werk und seiner Bedeutung beschäftigt, nicht nur, was Rezeption damals anging, sondern auch, was es mit mir gemacht hat. Und hätte ich nicht danach viel über das Werk als solches gelesen, wäre mir die Bedeutung dieses Werks sicher nicht in dem Ausmaß klar geworden. Was ich zum Parallel-Lesen daher empfehlen kann sind Reclams Erläuterungen und Dokumente. Das erste Kapitel erklärt viele Sachbegriffe aus der Erzählung, was ungemein zum Verständnis beiträgt und die folgenden Kapitel fassen die verschiedenen Bedeutungen des Stoffes wie auch seine Entstehungsgeschichte sehr gut zusammen. Neben den Poetikvorlesungen, die sicher auch in sich nochmal eine Herausforderung darstellen (daher also eigentlich zu beidem) eine wunderbare Ergänzung - was bei diesem Werk sicher nicht verkehrt ist.
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  • Rezension zu Kassandra

    Nachdem ja leider die Leserunde zu diesem Buch abgebrochen wurde, hatte ich das Buch eben alleine zu Ende gelesen. Ist jetzt leider auch schon eine Weile her, aber ich wollte doch zumindest ein paar Aspekte des Buches wieder aufgreifen. Wenn man darin jedoch nur einen Ausdruck der Blockkonfrontation des Kalten Krieges sieht, dann, so denke ich jedenfalls, dürfte man diesbezüglich grundlegendes übersehen: Den Effekt den Krieg auf die Menschen hatte und hat, die Umwälzungen die in kriegführenden (gleich ob "kalt" oder "heiß") Gesellschaften stattfinden (man könnte diesbezüglich z.B. die USA mit ihrer seit 2001 wachsenden Repression nach innen, den "Heimatschutzgesetzen" etc. oder auch die BRD mit ihren, durchaus ja bereits vorhandenen, Entliberalisierungen als gegenwärtige Beispiele und Tendenzen betrachten) und in dem Werk m.E. somit grundlegend eine pazifistische Haltung vermittelt werden soll.
    In meinen Eingeweiden saß ein Tier, das fraß an mir und trieb mich um, später fand ich seinen Namen: Panik.
    Der Hintergrund der Geschichte ist ansich bekannt: Der trojanische Krieg. Nur bezieht sich Christa Wolf da nicht auf die typische, tradierte, Erzählung – sondern erschließt den Krieg neu; wenn auch in gewisser Weise immer noch aus Sicht der Herrschenden (als Königinnentochter und Seherin kann man ja auch Kassandra dazu zählen), so ist doch jedenfalls „Geschichte“ interessant und neu angeeignet – aus Sicht einer Frau, einer Kriegsgegnerin und quasi „historischen Verliererin“.
    Die ersten beiden Punkte schlagen sich dementsprechend umfangreich nieder: das, so scheint es, bereits im Rückzugskampf begriffene Matriarchat wird durch die, die gesellschaftliche Ordnung zerstörende Kriegsgesellschaft (da muss man sich ja schließlich den Gegnern anpassen um „erfolgreich“ sein zu können), deren Untergang mit der fortschreitenden Entwicklung immer deutlicher wird – denn das originäre, das „Andere“ findet sich eben nicht mehr in der herrschenden Clique an Kriegsfunktionären (und ohnehin: in so einer Situation als „Schüler“ den verfeindeten „Lehrer“ nachzuahmen, das muss ja regelrecht erfolglos bleibe n), verdrängt. Oder, um die Bildsprache des Buches zu verwenden, wird in die Höhlen gejagt – gemeinhin ja ein Zeichen des Rückschritts. Und das ist ja auch tatsächlich, das zeigt die Distanz Kassandras, der Fall – es ist eher ein romantisierendes Ausleben, eine heile Mikrowelt mit Liebe und so (könnte man ja auf Hippie- und/oder neureligiöse/esoterische Bewegungen beziehen), die den Untergang bedauert – aber als unvermeidlich (und vor allem als unverhinderbar – im Angesicht der eigenen Ohnmacht jedenfalls) ansieht. Interessant ist aber auch der Feind: In seiner Bestialität, trotz Anerkennung mancher innerer Logik, ist er unübertroffen. Nicht umsonst nennt sie „Achilles“ „das Vieh“ - quasi als höchste Stufe der Degeneration bzw. des Männlichkeitskults; oder Agammemnon – der tragisch wirkt durch seinen Anspruch auf Männlichkeit – die, so scheint es, bisweilen einhergeht mit dem Verlust der Bindung an die Natur und dementsprechend einer größeren Angst davor. Von dieser Angst, kompensiert durch Macht und Gewalt, weichen nur Aeneas und dessen Vater etwas ab.
    Mir gefällt doch die Vielschichtigkeit und die Gesellschaft in Bewegung äußerst gut. Könnte wohl eines meiner Lieblingsbücher werden. Mal schauen.
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  • Rezension zu Kassandra

    Klappentext:
    Kassandra, die >Seherin<, ist die schillerndste Frauenfigur der griechischen Antike: Sie sagte dem übermächtigen Troja den Untergang voraus, wurde nicht gehört und musste ihre Prophezeiung mit dem Leben bezahlen. Christa Wolf hat Kassandra auf faszinierende Weise zu einer Zeitgenossin werden lassen: eine am Ende gescheiterte Heldin, die sich gegen die Gewalt der Diktatur und gegen die Macht der Männer auflehnt, nurihrer eigenen Überzeugung verpflichtet.
    Eigene Burteilung:
    Die Momente zur Machtpollitik, die mit sich auf die politischen Verhältnisse von 1983 und den Stand des Feminismus in dieser Zeit beschäftigen, sind zum Glück in Mitteleuropa in weiten Teilen überholt. Die Frage zum Umgang mit Andersdenkenden und -seienden, sowie die der persönlichen entwicklung mit und gegen die Gesellschaft sind nach wie vor aktuell und machen das Buch unter diesem Gesichtspunkt - wenn einen der historische Rahmen anspricht - sicherlich lesenswert.
    Die Sprache und das Denken der Kassandra, auf deren Bewusstsein wir hier durch ihr eigenes Leben reisen, während sie auf dem Weg zu ihrer eigenen Hinrichtung ist, sind deutlich sehr modern und somit für einen "historischen Roman", wie man ihn heute oft findet - und 1983 noch relativ selten - eher unglaubwürdig, weswegen man diesen Roman nicht als einen solchen lesen sollte. Mit diesem caveat sicherlich ein interessantes Stück Literaturgeschichte mit einigen aktuellen Bezügen.
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Ausgaben von Kassandra

Taschenbuch

Seitenzahl: 104

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:40h

E-Book

Seitenzahl: 173

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