Dunkler Gefährte

Buch von Jim Nisbet, Frank Nowatzki

Bewertungen

Dunkler Gefährte wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Dunkler Gefährte

    Damit kann ja nun wirklich keiner rechnen - zumindest, wenn man kein anderes Buch des 1947 geborenen US-amerikanischen Schriftstellers Jim Nisbet gelesen hat: Was ist "Dunkler Gefährte" bloß für ein tolles, vor unterschwelliger Spannung flirrendes Buch! Schon lange war ich nicht mehr so begeistert von Literatur. Auf den letzten Seiten des Romans nach jedem Umblättern und links oben Weiterlesen immer die rechte Seite mit der Hand abdeckend, um nicht schon eine verfrühte Information über den Fortgang zu erhaschen. So muss das sein!
    Inhaltsbeschreibung zitiert nach Buchumschlag: Der indisch-stämmige Akademiker Banerjhee Rolf hat es in Kalifornien zu einem schmucken Eigenheim gebracht; in der Biotech-Branche scheinen ihm die Türen offen zu stehen. Doch die Idylle trügt: Eine feindliche Übernahme seiner Firma kostet ihn nicht nur Job und Karriere, auch im privaten Umfeld gehen ihm gesellschaftliche Verfallserscheinungen in Person seines mit Drogen dealenden Nachbarn an die Nieren. Toby Price, ein paranoider Kiffer und Tunichtgut, ist merkwürdig kommunikativ, seit irgendjemand unpatriotische Videopamphlete in seinen Pay-TV-Pornokanal einspeist ...
    Ein beispielhafter Noir-Roman in dem Sinne, dass er davon handelt, was uns ängstigt. Noir in dem Sinne, dass randständige Figuren und Außenseiter am eigenen Leib erleben müssen, dass die Regeln, Sicherheitsvorstellungen und Werte der Gesellschaft systematisch auseinanderbrechen und keinen Schutz mehr bieten. Moral ist unnötig, jeder rette seine eigene Haut! Das Buch ist zum Glück kein Noir-Roman in dem banalen Sinne, dass uralte Hard-Boiled-Klischees vom desillusionierten Privatdetektiv, der im Trüben stochert und Leichen an Land zieht - Kippe hinter'm Ohr und 'n Guten-Abend-Whiskey in Aussicht - aufgewärmt werden. Aber in Wahrheit war das ja auch nie die Quintessenz des Noiren, wenn schon dann: Verzweiflung und ein letztes Aufbegehren!
    Statt alter Klischees erwartet den Leser hier ein seltsam aus dem Gleichgewicht gekippter Roman, dessen Handlung die ersten 140 Seiten vermeintlich dahinplätschert - die gedehnte Zeit vor der sicheren Explosion, um dann das Lenkrad völlig herumzureißen und die letzten 40 Seiten zielsicher ins Delirium, bzw. gegen die Wand, bzw. in den individuellen Abgrund zu steuern. Glorioses Scheitern, Ausbrennen in heller Flamme gewissermaßen. Und wer die Augen offen hat erkennt die schleichende Bedrohung schon auf den ersten Seiten, wie sich Misstöne und Verunsicherung in den gestörten Alltag einschleichen und dass die Gespräche mit dem nervenden Proll-Nachbar auf ihre Art weitaus weniger verstörend sind als die ehelichen Gespräche während der abendlichen Essenszubereitung. Ein wohl komponiertes Buch mit anregenden Tempowechseln und intellektuellen Anspielungen: Philosophieren auf physikalischer Grundlage, wenn man so will.
    Ein verstörender Roman über die Unsicherheit des verlässlich geglaubten Alltags, über das Aufeinanderprallen des stets freundlichen Intellektuellen auf ebenfalls, wenn auch anders freundliche Asoziale, über die Kraft des Zufalls in einer chaotischen, spätkapitalistischen Welt in Auflösung, über Drogendeals, Piratensender, Terrorismusangst, Lotto, Roulette und Astronomie, Gewohnheiten, Weißwein und Wahrscheinlichkeiten, darüber, auf welche Weise man am besten sein Glück versucht, dass man ruhig noch ein paar Leutchen mitnehmen kann, wenn alles den Bach runtergeht und dass die einzig wahre Schönheit vielleicht die sinnlose Schönheit der in Wahrheit längst verglühten Himmelskörper weit über den Köpfen von uns Menschen ist. Irrsin: Ein reines Meisterwerk, was sonst!
    PS: Natürlich gibt es viele, die das Buch hassen...
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Ausgaben von Dunkler Gefährte

Taschenbuch

Seitenzahl: 270

E-Book

Seitenzahl: 270

Besitzer des Buches 3

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