Ich
Buch von Imre Kertesz, Ilma Rakusa

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Buchdetails
Titel: Ich
Imre Kertesz (Autor) , Ilma Rakusa (Übersetzer)
Verlag: Rowohlt Berlin
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 128
ISBN: 9783871343346
Termin: März 1998
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Kurzmeinung
draweGedanken eines heimatlosen, um seine Identität ringenden Menschen. "Ich bin ein Fremder in der Welt."
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Meinungen
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Gedanken eines heimatlosen, um seine Identität ringenden Menschen. "Ich bin ein Fremder in der Welt."
Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Ich
- drawe
Nein, als Roman würde ich dieses Buch auch nicht bezeichnen, sondern eher als Tagebuch.Weiterlesen
Ein alternder Mann blickt zurück. Fast ruhelos reist der Autor in den 90er Jahren durch Europa zu Kongressen, Buchvorstellungen und ähnlichem, und diese Ruhelosigkeit erinnert mich an den sprichwörtlichen Ahasver, den Ewigen Juden, der rastlos und heimatlos die Welt durchstreift.
Die Frage nach seiner Heimat treibt Kertesz um, und sie verknüpft sich für ihn mit der Frage seiner Identität. Ist er Ungar? Nein, das sind Nicht-Juden, sagt er. Ist er Jude? Mit seiner jüdischen Identität kann er sich ebenfalls nicht anfreunden, denn er findet seine Identität ausschließlich im Schreiben. Und hier reflektiert er weiter: als Chronist? als Essayist? wenn Essayist: inwieweit übt er Einfluss aus? wo liegen seine Kraftquellen?
Mir hat es gefallen, seinen Gedanken und Assoziationen zu folgen, die immer wieder die Frage beleuchten: WER BIN ICH? Dieser Frage spürt er in allen möglichen Richtungen nach. Er reflektiert seine Haltung zur ungarischen Politik und dem Widerstand, er beobachtet die Aggressivität einer neuen Nationalbewegung, die sich in tarnfarbenen Anzügen, schwarzen Leder-Schnürstiefeln und Schlagstöcken präsentiert, beobachtet deren neuen und wachsenden Antisemitismus. Er bleibt nicht bei der Zeitgeschichte stehen, sondern geht auch in seine Traumwelten und zurück in seiner eigenen Biografie, immer auf Spurensuche.
Und immer wieder kommt er auf den Antisemitismus und Auschwitz, wobei er Auschwitz nicht nur als persönliches prägendes Erlebnis begreift, sondern als historisches und geistesgeschichtliches Phänomen. Auschwitz ist für ihn ein Mahnmal für den Hass auf den Geist und zugleich ein Wendepunkt des Antisemitismus, weil es auf Auschwitz keine antisemitische Antwort mehr geben kann - seiner Meinung nach.
Fazit:
Insgesamt eine absolut interessante, kluge Lektüre, auch wenn es bedrückend ist, an den Gedanken eines heimatlosen, ruhelosen, um seine Identität ringenden Menschen teilzuhaben.
"Ich bin ein Fremder in der Welt." -
Rezension zu Ich
- Nungesser
Autor: Imre KertészWeiterlesen
Titel: Ich – ein anderer, aus dem Ungarischen übersetzt von Ilma Rakusa
Originaltitel: Valaki más. A változás krónikája, erschien erstmals 1997
Seiten: 128 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
ISBN: 9783499225734
Der Autor: (von der Rowohlt-Verlagshomepage)
Imre Kertész, 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 als 14-Jähriger nach Auschwitz und Buchenwald deportiert. In seinem "Roman eines Schicksallosen" hat er diese Erfahrung auf außergewöhnliche Weise verarbeitet. Das Buch erschien zuerst 1975 in Ungarn, wo er während der sozialistischen Ära jedoch Außenseiter blieb und vor allem von Übersetzungen lebte (u.a. Nietzsche, Hofmannsthal, Schnitzler, Freud, Joseph Roth, Wittgenstein, Canetti). Erst nach der europäischen Wende gelangte er zu weltweitem Ruhm, 2002 erhielt er den Literaturnobelpreis.
Seitdem lebte Imre Kertész überwiegend in Berlin und kehrte erst 2012, schwer erkrankt, nach Budapest zurück. Er starb am 31. März 2016.
Inhalt: (Klappentext)
In Reisebildern aus Tel Aviv, Berlin, Leipzig und Wien, in Erinnerungsmomenten einer fast entrückten Kindheit, in erzählten und geträumten Geschichten, in Wahrnehmungen, die ins traumatisch Visionäre oder in die glückhafte Epiphanie umkippen, hält Imre Kertész einen existentiellen Epochenwechsel fest - erfahrungsbereit, erschüttert, ungläubig.
Meinung:
«Roman» steht auf dem Cover – aber als solches würde ich diese Gedankensammlung kaum bezeichnen. Es sind eher biographische Erinnerungen, die der deutlich als Imre Kertész zu erkennende Ich-Erzähler uns mitteilt. Einen Handlungsstrang gibt es praktisch nicht; Kertész reist zwischen 1991 bis zum Tod seiner Frau im Jahre 1995 viel in Europa umher, schildert von Situationen auf Lesereisen, erzählt aber auch von davor zurückliegenden Ereignissen, häufig kehren die Gedanken an Auschwitz zurück.
Ohne Kapitel, lediglich durch Absätze getrennte Gedanken und Beobachtungen, dazu in Zeit und Raum springend, machen die Lektüre nicht ganz einfach. Man sollte das Buch aber ohnehin nicht in einem Zug durchlesen wollen. Ich habe viele Passagen auf mich wirken lassen, habe Ideen und Bemerkungen aufgenommen und weitergesponnen, und fand seine teils philosophischen Argumente interessant. Kertész ist auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Als Ungar, Jude, Schriftsteller fühlt er sich nicht zugehörig; also was macht ihn aus? Eine bedrückende Selbstanalyse zwischen „Leben und Tod“, mit Metaphern und Anekdoten unaufhaltbaren Verfalls.
Ein kurzes Buch, aber voll mit bemerkenswerten Passagen, welches mich motiviert, rasch weitere Bücher des Autoren zu lesen.
Ausgaben von Ich
Besitzer des Buches 6
Update: