Der Fluch der Gaukler

Buch von Karen Maitland, Katrin König

Bewertungen

Der Fluch der Gaukler wurde insgesamt 13 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Fluch der Gaukler

    Zur Zeit des Pestausbruchs von 1348 ist im Süden Englands ein fahrender Reliquienhändler unterwegs, der sich Camelot nennt. Sein furchtbar vernarbtes Gesicht weiß er verkaufsfördernd einzusetzen, bietet es doch die perfekte Grundlage für blutige Märchen über die Eroberung dieser oder jener Reliquie. Nach und nach liest er, meist eher unfreiwillig diverse Mitreisende auf. In solchen Zeiten von Angst und Not ist es gar nicht verkehrt, in Gemeinschaft zu reisen - und vor allem sicherer, denn während sich die Seuche rapide im ganzen Land ausbreitet, ist das Trüppchen permanent bedroht von Räubern, Hunger oder auch von Menschen, die einen Sündenbock für die Katastrophe suchen und diesen gerne in Außenseitern sehen.
    Irgendwann sind sie dann zu neunt, darunter die heimatlosen werdenden Eltern Adela und Osmond, selbst fast noch Kinder; zwei fahrende Musiker ohne Anstellung; ein undurchsichtiger, aufbrausender Schausteller; ein naiver Geschichtenerzähler mit verkrüppeltem Arm; eine heilkundige junge Frau und ein merkwürdiges Kind, das die Zukunft aus Runensteinen liest und sich oft alles andere als kindlich verhält. Jeder der neun hütet Geheimnisse, die die Reisegefährten nicht erfahren sollen, und greift früher oder später zu den im Titel erwähnten Lügen.
    Eine fest verschworene Gemeinschaft sind sie nicht gerade. Untereinander herrscht Misstrauen, immer wieder flammen Streitigkeiten auf, mehrere Unglücksfälle sorgen für noch mehr Anspannung, und am allerschlimmsten ist das unheimliche nächtliche Wolfsgeheul, das ihnen zu folgen scheint, wohin sie auch gehen. Camelot, Anführer wider Willen, hat größte Mühe, alles zusammenzuhalten.
    Karen Maitland vereint gut recherchierte interessante Details zu den historischen Hintergründen und dem mittelalterlichen Leben mit einem Anhauch von Mystery und einer fast greifbar düsteren Stimmung. Es scheint permanent etwas Sinistres in der Luft zu liegen (mir kam sofort der englische Begriff "gothic novel" in den Sinn), das einem selbst im gemütlichsten Lesesessel bei strahlendem Sonnenschein leichte Gruselschauer über den Rücken jagt, obwohl es gar nicht viele explizit blutige oder gruselige Szenen gibt.
    Das Miteinander in der Gruppe, wo starke und oft auch schwierige Charaktere aufeinandertreffen, fand ich ebenso mitreißend geschildert wie die einschneidenderen Ereignisse, die sie erleben. Ihr Übriges tun auch die großartigen Schauplätze wie eine halb fertige, verlassene Brückenkapelle, menschenleere Pestdörfer oder auch ein luxuriöses Landhaus, in dem sich ein paar Reiche weggeschlossen haben, um der Pest durch Abschottung und Konzentration auf Ästhetik und Genüsse zu begegnen.
    Ich bin mir nicht so ganz sicher, was ich nun von dem Mystery-Touch des Buches halte, aber weil ich es insgesamt wahnsinnig atmosphärisch, wundervoll schaurig und spannend fand und sowohl die historische als auch die psychologische Komponente überzeugt haben, ist das auch gar nicht so furchtbar wichtig.
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  • Rezension zu Der Fluch der Gaukler

    Kurzbeschreibung (amazon)
    The year is 1348 and the first plague victim has reached English shores. Panic erupts around the country and a small band of travellers comes together to outrun the deadly disease, unaware that something far more deadly is - in fact - travelling with them. The ill-assorted company - a scarred trader in holy relics, a conjurer, two musicians, a healer and a deformed storyteller - are all concealing secrets and lies. And at their heart is the strange, cold child - Narigorm - who reads the runes. But as law and order breaks down across the country and the battle for survival becomes ever more fierce, Narigorm mercilessly compels each of her fellow travellers to reveal the truth, and each in turn is driven to a cruel and unnatural death.
    Autorin (Quelle: www.fischerverlage.de )
    Karen Maitland studierte Sprachgeschichte und promovierte in
    Psycholinguistik. Sie ist Autorin zahlreicher Fachbücher. Ihr
    Arbeitsgebiet interkulturelle Kommunikation führte sie von Nigeria bis nach Israel und Nordirland. Mit einer unabhängigen Schauspieltruppe reiste sie durch entlegene Orte Englands und entwickelte dabei die Idee für ihren Roman über mittelalterliche Gaukler. Sie lebt in Lincoln.
    Meine Meinung
    1348 hört der reisende Händler Camelot ("camelot" ist kein Eigenname, sondern war eine im Mittelalter gebräuchliche Bezeichnung für solche Händler) auf einem Jahrmarkt vom Ausbruch der Pest im südlichen England. Er beschließt, in den Norden zu fliehen, um der Seuche zu entgehen. In den folgenden Tagen schließen sich ihm verschiedene Leute an, da es sicherer ist, gemeinsam zu reisen: Zophiel, ein griesgrämiger Schausteller, der mit Zaubertricks auf Jahrmärkten das Publikum unterhält und hereinlegt, Rodrigo, ein Musiker mit seinem Schüler Jofre, Cygnus, der als storyteller seinen Lebensunterhalt verdient, Osmond und seine schwangere Frau Adela sowie schließlich die Hebamme Pleasance und das Mädchen Narigorm, das sich als Runenleserin betätigt. Der Leser erlebt die Odyssee dieser neun Menschen durch die südliche Hälfte Englands. Immer wieder müssen die Reisenden in verlassenen Hütten, Felshöhlen oder sogar unter freiem Himmel nächtigen, da der Gestank von brennendem Schwefel bei der Annäherung an die Dörfer bereits vom Wüten der Pest zeugt. Die Reisegruppe ist jedoch nicht nur durch die Pest bedroht, auch unter den Reisenden kommen zunehmend Spannungen auf. Es wird immer offensichtlicher, dass jeder etwas zu verbergen hat... Nachts hören sie immer wieder das schreckliche Heulen eines Wolfes, der ihnen zu folgen scheint. Schließlich kommt es zu Todesfällen, durch die die Gruppe dezimiert wird. Da in den Nächten wegen des unheimlichen Wolfsgeheuls oft nicht an Schlaf zu denken ist, vertreiben die Reisenden sich die Zeit mit Erzählungen, die neben Übersinnlichem, bzw, Märchenhaftem einen wahren Kern enthalten, so dass die Reisegefährten versuchen, den Geheimnissen der Anderen auf die Spur zu kommen...
    Dieses Buch ist trotz des stattlichen Umfangs und der komplexen Handlung sehr zügig und kurzweilig zu lesen. Durch die alternierenden Bedrohungen von außen (Pest) und von innen (das "Böse" unter ihnen) sowie die eingebauten Erzählungen der verschiedenen Figuren, die an die Canterbury tales erinnern, ist dafür gesorgt, das Interesse des Lesers wachzuhalten. Zusätzlich erfährt man Wissenswertes über die damaligen Theorien über die Pest und die Versuche, sie auszurotten. Interessant ist auch die Einstellung der mittelalterlichen Menschen zu Glauben und Aberglauben (Reliquienhandel).
    Ein farbenprächtiges Gemälde des Lebens der einfachen Menschen in einer krisengebeutelten Epoche, in einer fesselnden Erzählweise dargeboten. Für Liebhaber anspruchsvoller historischer Romane unbedingt empfehlenswert!
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Ausgaben von Der Fluch der Gaukler

Taschenbuch

Seitenzahl: 528

Hardcover

Seitenzahl: 528

E-Book

Seitenzahl: 545

Der Fluch der Gaukler in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Fluch der Gaukler (Details)
  • Englisch: Company of Liars (Details)

Besitzer des Buches 36

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