Den Tagen mehr Leben geben: Über Ruprecht Schmidt, den Koch, und seine Gäste

Buch von Dörte Schipper, Udo Lindenberg

Bewertungen

Den Tagen mehr Leben geben: Über Ruprecht Schmidt, den Koch, und seine Gäste wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Meinungen

  • Sehr berührend und tiefsinnig noch dazu.

    rumble-bee

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Den Tagen mehr Leben geben: Über Ruprecht Schmidt, den Koch, und seine Gäste

    Anrührend und tiefsinnig zugleich
    Schon seit Jahren bin ich um dieses Buch herumgeschlichen. Einerseits reizte es mich vom Standpunkt des langjährigen Sachbuchlesers aus. Es war einfach ein zu schönes, ungewöhnliches Thema – ein Spitzenkoch, der freiwillig seine Karriere an den Nagel hängt, um ins Hospiz kochen zu gehen. Ein Abstieg, der letztlich keiner war. Gereizt hat es mich aber auch, weil ich selber schon Hospizarbeit gemacht habe, und auch heute noch mit Menschen am Ende ihres Lebens in der Pflege zu tun habe. Ich erhoffte mir also einerseits eine journalistisch gut aufgearbeitete Geschichte, andererseits Einblicke in den Hospizalltag.
    Ich bin wahrlich nicht enttäuscht worden. Das Buch las sich einerseits dermaßen flüssig weg, dass es – trotz des ernsten Themas – eine wahre Freude war. Es war andererseits gut recherchiert, und dennoch „menschlich“ erzählt. Es bot einen sehr gut austarierten Mix aus Emotion und Hintergrundinfo.
    Man merkt schon, dass die Autorin Journalistin ist. Sie weiß genau, wie weit sie gehen darf, und was die Leser interessiert. Dabei lässt sie natürlich das Hauptthema des Buches, den Koch Ruprecht Schmidt, nicht aus den Augen. Er ist zwar der Aufhänger, bietet aber genügend Gelegenheit, Abstecher in die Krankenzimmer und zu den Bewohnern des Hauses „Leuchtfeuer“ zu machen.
    Das Buch ist wie eine warmherzige Erzählung geschrieben. Ruprechts Lebenslauf wechselt sich immer wieder ab mit neu einziehenden Bewohnern, mit deren Hintergrundgeschichten, mit ihren Lieblingsgerichten und aktuellen Konflikten, die sich aus der Pflegesituation ergeben. Da ist die strenge alleinerziehende Mutter, die erst durch ihre tödliche Erkrankung lernt, zu genießen. Da ist der schüchterne Buchhalter, der seiner zweiten Frau monatelang den Hof gemacht hat, und als letztes Lieblingsgericht noch den Pflaumenquark aus einem Urlaub in Jugoslawien behalten hat. Und da ist die Lehrerin mit Magenkrebs, die nur noch kleinste Portionen zu sich nehmen kann, und dennoch vor Glück und Gelassenheit strahlt. Ich habe sehr oft wirklich zwischen Lachen und Weinen geschwankt.
    Als besonders wohltuend habe ich empfunden, dass sich die Autorin mit einer eigenen Meinung zurückhält, und soweit als möglich die Beteiligten im „O-Ton“ zu Wort kommen lässt. Ruprecht Schmidt erzählt zum Beispiel auf berührende Weise, wie sich durch seine Arbeit seine allgemeine Lebenseinstellung und sein Berufsethos gewandelt hat. Dass er allerdings immer noch nicht weiß, wie er selber auf den Tod reagieren wird. Auch die Bewohner und Angehörigen erzählen. Und dadurch entsteht ein lebendiges Bild vom Menschsein, vom Genuss, vom Leben und Sterben.
    Ich habe mir viele Fragen gestellt. Was bedeutet Essen und Genuss für mich? Welche Erinnerungen hege ich zum Beispiel an Familienfeiern oder Lieblingsgerichte? Essen hat ja auch viel mit sozialer Interaktion zu tun. Mit Familie und Feiern. Mit Urlauben oder Jubiläen. Was ist für mich Genuss? Wo ist der Sinn des Lebens und Sterbens?
    Alle diese Fragen vermittelt das Buch in warmherzigem Ton, sehr unaufgeregt, aber extrem gut lesbar. Ich wünsche ihm noch viele weitere Leser.
    Volle 5/5 Sternen!
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Ausgaben von Den Tagen mehr Leben geben: Über Ruprecht Schmidt, den Koch, und seine Gäste

Hardcover

Seitenzahl: 253

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