Das Spinnennetz
Buch von Joseph Roth

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Buchdetails
Titel: Das Spinnennetz
Joseph Roth (Autor)
Verlag: Hofenberg
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 84
ISBN: 9783843076845
Termin: August 2015
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Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Das Spinnennetz
Joseph Roth: Das Spinnennetz. Roman Erstdruck in: Arbeiterzeitung, Wien 7. Oktober - 6. November 1923. Erstausgabe posthum Köln 1967. Vollständige Neuausgabe. Herausgegeben von Karl-Maria Guth. Berlin 2015. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Ernst Ludwig Kirchner, Doppelselbstportrait, um 1920. Gesetzt aus Minion Pro, 11 pt.
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Bewertungen
Das Spinnennetz wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Das Spinnennetz
- Nungesser
Ich bin ja mittlerweile ein grosser Fan von Joseph Roth, und auch dieses schmale Werk ist beeindruckend. Dennoch hat es mir von den bislang gelesenen Stücken am wenigsten gefallen. Der bereits erwähnte Satzrythmus in kurzen Kapiteln, diese stakkatohafte "Marschmusik zum Morden" wie @musikzimmer es nannte, hatte mich nicht sonderlich eingenommen. Ich hatte zuvor "Hiob" und ein paar spätere Bücher von ihm gelesen, und dort war die Sprache eine ganz andere.Weiterlesen
Mir scheint es hier, dass Roth den Text nicht mehrmals überarbeitet hat und die Wirkung der einzelnen Worte, die Formulierungen, die Satzrythmik so belassen hatte, wie es ihm beim Schreiben in den Sinn kam. Es ist ja auch ein Text, der ursprünglich als Fortsetzungsroman in der Wiener Arbeiterzeitung erschien und eigentlich gar nicht zu Ende verfasst wurde.
Natürlich ist es beeindruckend, wie klar und deutlich Roth hier die Gesellschaft skizziert, diesen Menschenschlag, der ehrgeizig ist, über Leichen geht, der Neid, Antisemitismus - das alles klar formuliert Ende 1923. Das kannte ich aber auch schon aus seinen Briefen.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass auch ein schwächeres Werk von Joseph Roth Jammern auf hohem Niveau ist, aber generell doch eher etwas für Fans von ihm, die noch nicht alles gelesen haben; zum Einstieg empfehle ich dann doch eher Hiob oder den Radetzkymarsch... -
Rezension zu Das Spinnennetz
- musikzimmer
Leutnant Theodor Lohse, nach dem 1. Weltkrieg "degradiert" zum Hauslehrer, sehnt sich zurück an Macht und Gewalt, wie auf dem Schlachtfeld. Als Leutnant, als Befehlender, wurde er zum ersten Mal aus seinem dumpfen, kleinbürgerlichen Duckertum gerissen - und da möchte er wieder hin. Beim jüdischen Bankier angestellt zu sein, von seiner Familie nicht den Respekt und Gehorsam zu erhalten, den er sich erwartet, das schmerzt ihn. Folglich orientiert er sich an der Subkultur der Kriegsveteranen, die den Krieg als den Ihren ansahen und die Niederlage nie verwunden haben. Helden seiner Jugend sind die Kriegsherren des Krieges, sind solche Gestalten, wie General Ludendorff, der ihn auf einen langen Fanbrief antwortet, wenn auch nur kurz, aber umso militärischer und umso erhabener für Lohse, der sich just auch weiter noch im Krieg befindet - gegen den "inneren Feind". Und gegen diejenigen, die seiner Karriere etwas im Wege stehen.Weiterlesen
Und so sabotiert er, so mordet er und so steigt er auf. Schafft es in das an Platz knappe Reichsheer, lässt streikende Landarbeiter mit Maschinengewehren niedermähen, zeigt sich herz- und kompromisslos. Und so wird er groß, wird richtiger Bürger. Hebt sich am ab vom Pöbel.
Arbeiter schlichen mit krankem Schattenschritt zur Arbeit wie längst Gestorbene, die den Fluch ihres irdischen Tagewerks weiterschleppen müssen [...]; brach einer nieder auf hartem Pflaster, raubte ihm der andere den Rock im Weitergehen; Krankheit wälzte sich durch die Häuser der Armen, über staubige Höfe, lag in den lichtarmen Stuben, drang durch die Haut; Geld rann durch die Finger der Satten, ihrer war die Macht, Furcht vor den Hungrigen nährte ihre Grausamkeit; Fruchtbarkeit ihrer Güter blähte ihren Stolz; sie tranken Champagner in lichterfüllten Palästen; sie ratterten in Automobilen von Geschäft zur Freude, von der Freude zum Geschäft; Fußgänger starben unter den Rädern; rasende Chauffeure flitzten weiter; die Totengräber streikten; die Metallarbeiter streikten; vor den Nahrungsmitteln hinter glänzenden Spiegelscheiben reckten sich ausgedörrte Hälse, flackerten Augen, aus den Höhlen getretene, kraftlose Fäuste ballten sich in zerrissenen Taschen.
Und so läuft es. Richtig faszinierend an Roth war seine politische Hellsicht - selbstverständlich endet das alles im Putschversuch. So wie Hitler, kurze Zeit nach dem Buch, auch auf die Feldherrenhalle marschiert. Und so wie da, unterstützte die Faschisten auch ein beträchtlicher Teil des Bürgertums.
Wie ein lächelnder Mörder ging der Frühling durch Deutschland. Wer in den Baracken nicht starb, den Foltern entging, von den Kugeln der Nationalen Bürgerliga nicht getroffen wurde und nicht von den Knüppeln des Hakenkreuzes, wen der Hunger nicht zu Hause traf, wen die Spitzel vergessen hatten - der starb unterwegs, und die schwarzen, großen Rabenschwärme kreisten über seinem Leichnam.
Ich kenn eigentlich kein Buch, dessen Sätze so gut zum Inhalt passen. Überwältigend kurze Sätze, das ganze Buch eine Marschmusik zum Morden, mit Tönen, so grausam, dass einem die kalte Wut kommt. So historisch, dass man schier verzweifeln möchte.
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