Tauben im Gras

Buch von Wolfgang Koeppen, Michael Gratz, Siri Hölperl

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Tauben im Gras

In der Suhrkamp BasisBibliothek erscheinen literarische Hauptwerke aller Epochen und Gattungen als Arbeitstexte für Schule und Studium. Sie bietet die besten verfügbaren Texte aus den großen Editionen des Suhrkamp Verlages, des Insel Verlages und des Deutschen Klassiker Verlages, ergänzt durch anschaulich geschriebene Kommentare.
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Serieninfos zu Tauben im Gras

Tauben im Gras ist der 1. Band der Trilogie des Scheiterns Reihe. Diese umfasst 3 Teile und startete im Jahr 1951. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 1954.

Bewertungen

Tauben im Gras wurde insgesamt 18 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Tauben im Gras

    Manchmal gibt es Bücher, die entpuppen sich als eine richtige Überraschung. Nicht, weil man ihnen nicht zutraut, dass sie großartig sein könnten, sondern weil man denkt, dass es nichts für einen selbst sein könnte. So fällt dieses Buch auch nicht in mein übliches Beuteschema. Vielleicht erweitert sich dieses aber nach dieser Lektüre, denn es war Liebe auf den ersten Blick.
    Ich habe wenige Bücher gelesen, die so wunderschön geschrieben waren wie Tauben im Gras. Hier nahm mich der Schreibstil von der ersten Seite an gefangen und ich war ständig versucht, das Buch zu verschlingen, weil es sich so unglaublich leicht lesen ließ. Das erwartet man gar nicht, wenn man es aufschlägt und die verschiedensten Stilmittel betrachtet, zu denen Koeppen gegriffen hat, um den Text gedankenähnlich wirken zu lassen. Und doch ging das Lesen ganz leicht von der Hand - so wie Gedanken unvermittelt auftauchen und einander rasend schnell abwechseln. Deshalb musste ich mich teilweise bremsen, um den Text auch wirklich aufzunehmen und auf mich wirken zu lassen.
    Dass so viele verschiedene Personen aufgetaucht sind, hat mir super gefallen. Man bekommt direkt das Gefühl, in einer Großstadt unterwegs zu sein, die ja viele Menschen beherbergt, sodass sich zunächst einmal ein Eindruck von Vielfalt einstellt. Nach und nach werden die Lebenswege jedoch miteinander verwoben, man bekommt immer tiefere Einblicke in die Gedanken und stellt fest, dass da Sichtweisen geteilt werden und eine allgemeine Niedergeschlagenheit und Ratlosigkeit herrscht. Die Menschen leben vor sich hin und haben selten Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Vielmehr lassen sie sich treiben, kaum jemand nimmt sein Leben aktiv in die Hand. Hier passt auch das Zitat "im Nichts flatternd" ganz gut. Richtig toll fand ich die immerfort auftauchenden Titel von Zeitungsartikeln, die diese Stimmung noch mal bekräftigt haben. Man kann sich als Leser gut in die Menschen hineinversetzen, die sich ziemlich machtlos vorkommen und wenig Chancen sehen, ihr Leben in eine bessere Richtung zu lenken.
    Koeppen hat die Stimmung wirklich meisterhaft eingefangen. Und ich kann das Buch jedem empfehlen, der an der Zeit und der Art, wie Menschen damals gedacht haben, interessiert ist.
    Eins meiner Lieblingszitate möchte ich hier noch unbedingt erwähnen, das habe ich auch an anderer Stelle im Forum schon mal getan.
    "Der Strom der Geschichte floß. Zuweilen trat der Strom über die Ufer. Er überschwemmte das Land mit Geschichte. Er ließ Ertrunkene zurück, er ließ den Schlamm zurück, die Düngung, das stinkende Mutterfeld, eine Fruchtbarkeitslauge: wo ist der Gärtner? wann wird die Frucht reif sein?" (S. 83f.)
    Fazit:
    Mich hat dieses Buch in seinen Bann gezogen und sich als ein echtes Highlight erwiesen. Natürlich erhält es von mir alle Sterne und ich vergebe eine klare Empfehlung.
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  • Rezension zu Tauben im Gras

    „Tauben im Gras“ ist ein Buch was ich wohl freiwillig nie in die Hand genommen hätte. Ich muss sagen, meine Begeisterung hielt sich in Grenzen als es hieß, dass wir für den Deutsch-LK dieses Buch lesen müssen, und sie zerplatzte gänzlich, nachdem ich die ersten drei Seiten gelesen hatte. Die ersten Seiten wirkten einfach unpersönlich, distanziert, langweilig. Doch meine Meinung änderte sich, als ich erkannte was Koeppen mit diesem Schreibstil erreichen wollte. Wohl kaum ein Schriftsteller mag es besser gelingen, die Stimmung der Nachkriegszeit authentischer rüberzubringen. Zwar ist beim Lesen eine hohe Konzentration gefordert, aber ich finde es lohnt sich, sich auf das Buch einzulassen. Jeder der Charaktere spiegelt einen Teil der vorherrschenden Angst, Zerstörung und Orientierungslosigkeit der Gesellschaft wieder. Besonders interessant finde ich Washington und Carla, die sowohl die Hoffnung auf einen Neuanfang leben, aber an deren Beziehung auch die Zerstörungen und die Nachwirkungen des NS-Regimes deutlich werden. Washington träumt von einem Neuanfang, der Eröffnung eines Lokals, in dem keiner ausgegrenzt wird. Er hat hofft auf eine Welt ohne Diskriminierung, obwohl gerade er als Afroamerikaner diese tagtäglich erlebt. Carla erwartet ein Kind von ihm, welches eine mögliche Verbindung hell- und dunkelhäutiger Menschen symbolisiert. Somit widersetz sich das Paar komplett den alten nationalsozialistischen Wertvorstellungen und zeigt die Möglichkeit eines Neuanfangs. Dennoch wird deutlich, dass die Gesellschaft noch nicht reif für einen solchen Neuanfang ist und auch bei dieser scheinbar glücklichen, kleinen Familie die Zerstörungen des Krieges präsent sind. Carla will das Kind abtreiben, zudem zeigt selbst sie rassistische Züge und hat Ängste vor der Beziehung mit einem „Schwarzen“. Schließlich werden auch Washington und Carla bei der Eskalation vor dem Negerclub von Steinen getroffen. Bedrückend, verwirrend, schockierend. Eine derartige Stimmung ist es, die das Buch vermittelt. Zum einen die Aussicht auf einen Neuanfang, zum anderen die tief greifenden, bedrückenden Nachwirkungen des Krieges. Man bekommt ein realistisches Bild gezeigt von einer Gesellschaft, zurückgelassen in dem Trümmerhaufen der Vergangenheit und nicht fähig zu einem Neubeginn.Das Buch hat mich doch stark beeindruckt und ich bin der Überzeugung, dass es sich bei Koeppens Werk nicht um einen Roman handelt, sondern um ein literarisches Kunstwerk. Kaum zu glauben, dass ich mal so über ein Buch denke, zu dem ich zum Lesen „gezwungen“ wurde. „Tauben im Gras“ war reflektierend betrachtet die schönste Lektüre, die der Deutsch-LK mir beschert hat und zu guter letzt hatte ich auch noch das Glück meine Abiklausur darüber, ja sogar über die Beziehung von Washington und Carla, schreiben zu dürfen. Danke Koeppen für dein „Tauben im Gras“, es hat mein Abitur erhellt ;)
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  • Rezension zu Tauben im Gras

    Dieser 1956 erschienene Roman beschäftigt sich mit den Lebensumständen und dem Lebensgefühl der deutschen Bevölkerung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in den Anfängen der Besatzungszeit besonders im amerikanisch verwalteten München im Jahr 1949. Und auch mit den Gedanken und Gefühlen besonders einiger afroamerikanischer Soldaten, die in Europa in einer ganz anderen Situation sind als in ihrer US-Heimat. All dies wird komprimiert auf einen Erzählzeitraum von etwa 18 Stunden.Neben den bereits genannten Schwerpunktcharakteren gibt es noch den amerikanischen Schriftsteller Edwin, der auf einer Art Tournee in dem besiegten Land ist – auch um Eindrücke davon zu sammeln und eine Gruppe von Lehrerinnen, die das „Land der Dichter und Denker“ besuchen und dabei eigentlich nur sehr wenig von dem sehen, was zu dieser Zeit wirklich bemerkenswert erscheint.In mehreren Handlungssträngen finden wir einen erfolglosen deutschen Dichter und seine Geliebte, die mit ihrem ärmlichen Status sehr unzufrieden ist und darum nach Besuchen von Pfandleihen dem Alkohol kräftig zuspricht, wir treffen Washington Price, der als Schwarzer in einem kurz zuvor rassistisch regiertem Land eine weiße Geliebte findet, die ihrer beider Situation in dieser Beziehung wesentlich realistischer betrachtet als er selbst – auch weil sie schon einiges an Erfahrungen hinter sich gebracht hat.Mit diesen und anderen Figuren zeigt Koeppen, dass die Bevölkerung nach dem Kriegsende zum Teil in einer Art Betäubung verharrte, die aber beim richtigen Auslöser schnell wieder ins völkisch-rassische Denken umschlagen konnte, was unter anderem an einem Abend im Bräuhaus zu komisch-beängstigenden Szenen führt, wenn Altnazis und schwarze GIs auf Wirthausbänken stehend das Röslein im Walde besingen und den Fuchs, der die Gans gestohlen hat.Elend der Nachkriegszeit und die Entwürdigungen der Beschaffung von Lebensnotwendigen stehen neben dem Versuch neue Leben zu beginnen, sich umzuorientieren und irgendwie die Schrecken der letzten Jahre hinter sich zu lassen. All dies wird in wechselnden personalen Betrachtungen dargestellt, die oft in der Form eines Bewusstseinsstroms daher kommen und das Denken der Leserinnen und Leser durch eine sehr komplexe, anspielungsreiche Bildsprache herausfordert. Nicht gerade leichter Lesestoff – sowohl vom Inhalt, wie auch von der Sprache her, aber durchaus glaubhaft in der Darstellung des Denkens und Fühlens der Menschen der damaligen Zeit.
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  • Rezension zu Tauben im Gras

    Klappentext
    Inhalt
    Tauben im Gras (1951) ist der erste Roman jener "Trilogie des Scheiterns", mit der Koeppen eine erste kritische Bestandsaufnahme der sich formierenden Bundesrepublik gab. Mit Vehemenz und unerbittlicher Schaerfe analysiert Koeppen die Rueckstaende jener Ideologien und Verhaltensweisen, die zu Faschismus und Krieg gefuehrt haben und die schliesslich in den fuenfziger Jahren die Restauration der ueberkommenen Verhaeltnisse protegierten. Dabei ist das Verhaeltnis von Tauben im Gras ein kaleidoskopartiges: der ganze Roman schildert Gestalten und Vorgaenge eines einzigen Tages in Muenchen des Jahres 1949. Mit einer Fuelle genauer atmosphaerischer Details zeichnet Koeppen den Nachkriegsalltag dieser Stadt, die sein Protagonist, der verhinderte Schriftsteller Philipp, wie ein Schlachtfeld erlebt, wie ein undurchdringliches "Pandaemonium".
    Autor
    Wolfgang Koeppen, geboren am 23. Juni 1906 in Greifswald (Pommern), wurde 1962 mit dem Georg-Buechner-Preis ausgezeichnet. Bekannt wurde Wolfgang Koeppen durch die Romane Eine unglueckliche Liebe, 1934, Die Mauer schwankt, 1935, und die nach dem Kriegsende erschienenen Romane Tauben im Gras, 1951, Das Treibhaus, 1953, Der Tod in Rom, 1954. Die darauf folgenden Arbeiten sind Reiseberichte und Essays: Nach Russland und anderswohin, 1958; Amerikafahrt, 1959; Reisen nach Frankreich, 1961. Der Prosa-Band Jugend erschien 1976. Aufsaetze: Die elenden Skribenten, 1981. Koeppen starb am 15. Maerz 1996 in Muenchen.
    Meine Meinung
    In Koeppens Roman herrscht vier Jahre nach dem Krieg keine Aufbruch -, sondern Endzeitstimmung. Die gut zwanzig Personen, deren Tageslauf er verfolgt, kommen mit dem Leben nicht zurecht. Ohne Zukunftsperspektive, fast wie betaeubt, irren sie durch den Tag und durch eine graue, wie eine Truemmerlandschaft erscheinende Stadt.
    Carla ist verzweifelt, weil sie ein Mischlingskind erwartet, der Schauspieler Alexander ist muede der seichten Rollen, die er spielen muss, um das Publikum den Krieg vergessen zu lassen, muede auch der allabendlichen Orgien, die seine Frau Messalina veranstaltet, Emilia, eine reiche Erbin, deren Erbe nichts mehr wert ist, hadert mit der Ungerechtigkeit des Schicksals, Susanne verdient sich ein paar Dollar als Gelegenheitsprostituierte, ehemalige NS-Pimpfe bieten sich im Schwulenmilieu an, der Psychater Behude muss Blut spenden, um ueber die Runden zu kommen.
    Unfaehig, einander beizustehen, unfaehig, sich selbst zu helfen, ist ihr Leben bestimmt von Ueberlebenskampf, Gier und Angst. Sie sind "Tauben im Gras", sinnlose, zufaellige Existenzen, jedem Schicksal hilflos ausgeliefert, frei von Gott "im Nichts flatternd".
    Nur mit sich selbst und ihrem Unglueck beschaeftigt sind sie erst recht nicht in der Lage, sich mit der Vergangenheit und ihrer Schuld auseinanderzusetzen. Im Gegenteil: In den Bierschaenken wird weiterhin nach Klaengen des Badenweiler Marsches - des Lieblingsmarsches Hitlers - geschunkelt, die Amerikaner sieht man weniger als Befreier denn als Besatzer, die nur aufgrund ihrer Materialueberlegenheit den Sieg davongetragen haetten und nach wie vor herrscht dumpfer, schnell in Gewalt ausartender Rassenhass, der sich jetzt gegen die "Neger" richtet.
    Wie soll angesichts der kruden Wirklichkeit die Literatur beschaffen sein? Der junge Schriftsteller Philipp hat eine Schreibblockade, er weiss nicht, wie er den Menschen Trost spenden, welchen Sinn er ihnen aufzeigen kann. Der beruehmte amerikanische Schriftsteller Edwin, der zu einem Vortrag nach Muenchen gekommen ist, spricht ueber die Kunst, als ob es den Holocaust nie gegeben haette, betont ihre sakrale, verbindende Funktion und preist Europa als Wiege der Toleranzidee. Aber er erreicht seine Zuhoerer nicht, ihre Lebenswirklichkeit sieht anders aus, sie fuehlen sich auf der Erde nicht mehr zu Hause.
    Auch wenn das Buch eine trost- und hoffnungslose Welt schildert, habe ich es doch mit grossem Genuss gelesen. Koeppen beherrscht seine kuenstlerischen Mittel souveraen. Der ironische Schreibstil, die ungewoehnlichen Bilder und die Anspielungen auf die Antike machen die Lektuere abwechslungsreich und interessant. Substantivreihungen, die an Joyce geschulte Verwendung des Bewusstseinsstroms und die Unterteilung der Handlung statt in Kapitel in viele kleine Abschnitte beschreiben die deprimierende Wirklichkeit, die Angst und Verzweiflung der Protagonisten und die allgemeine Orientierungslosigkeit.
    Die Nachkriegszeit ist uns heute schon sehr fern. Selbst diejenigen, die sie noch erlebt haben, scheinen sie ueber dem Wirtschaftswunder und den Wohlstandsjahren schon vergessen zu haben. Ich habe frueher die deutsche Literatur nach 1945 oft als trocken und langweilig empfunden. Heute sehe ich sie - besonders auch unter dem kuenstlerischen Aspekt - mit anderen Augen.
    Ich kann den sicher nicht ganz leicht zu lesenden Roman nur nachdruecklich empfehlen!
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Ausgaben von Tauben im Gras

Taschenbuch

Seitenzahl: 280

Hardcover

Seitenzahl: 579

E-Book

Seitenzahl: 224

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:05h

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