Kein Wunder, daß Harry sündigte

Buch von Fay Weldon

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Kein Wunder, daß Harry sündigte wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Kein Wunder, daß Harry sündigte

    Originaltitel: The Heart oft the Country
    Klappentext:
    Eines Tages wird der schönen Natalie Harris eine tabula rasa präsentiert: Der Ehemann ist weg, das Bankkonto leer, der Schmuck verschwunden, das Schulgeld unbezahlt - die Angestellten auch; Kinder und Hund haben Hunger. Sicher kommt Harry zurück und übernimmt die Verantwortung. Macht er nicht ...
    Natalie hat alles, was eine Frau vom Leben erwarten kann: Einen Ehemann, Leiter einer (angeblich) profitablen Firma, zwei Kinder, die auf Privatschulen gehen, ein schönes Haus, ein schickes Auto, den Antiquitätenhändler Arthur als Geliebten und eine Putzfrau. Doch dann kommt Harry nicht nach Hause. Natalie leugnet zuerst vor sich selbst, den Kindern und den Bekannten, dass sie verlassen wurde, dann aber muss sie einsehen: Harry ist tatsächlich mit einer Kleinstadt-Schönheitsprinzessin nach Spanien durchgebrannt. Mit ihm die Reste des Familienvermögens. Natalie bleibt außer Schulden nichts. Abgesehen von den Kindern, die renitent werden.
    Gut, dass sie Sonia kennenlernt. Sonia hat dasselbe Schicksal bereits hinter sich und kennt alle Kniffe, um mit Sozialamt, Wohnungsamt usw. zu verhandeln, und zu wissen, wo eine alleinerziehende Frau etwas bekommen kann. Natalie kennt nur eine Möglichkeit: Sich bei dem nächsten wohlhabenden Mann unter die Bettdecke zu legen.
    Sonia fungiert als Erzählerin der Geschichte. Die Erzähl-Perspektive "bester Freund" erweist sich auch hier wieder als dankbar. Einerseits ist Sonia weit genug von Natalie weg, um deren Geschichte aus der Distanz zu schildern, andererseits ist sie auch eine Person der Geschichte mit eigenem Schicksal - sie sitzt wegen Brandstiftung in der Psychiatrie, ihre Kinder wurden ihr weggenommen.
    Die Frauen sind immer die Dummen. Sie haben den schwarzen Peter, wenn ihre Männer auf und davon gehen, bleiben mittellos und alleinerziehend zurück. Die Frauen sind aber auch die Dummen, weil sie tatsächlich dumm sind: Keine Berufsausbildung und dem Manne untertan entweder als Haushälterin oder als Geliebte.
    Auch die Männer sind dumm: Wer nur Geld und Sex im Kopf hat, verdient es nicht besser, entweder das eine oder das andere zu verlieren. Die betrogene Ehefrau sucht sich auch einen anderen oder eine bessere Aufgabe als den Haushalt, die unterbezahlte Putzfrau wischt die Ecken nicht sauber, und Freundschaft zu anderen Männern ist sowieso unmöglich; man ist immer Konkurrenz. Entweder um eine Frau oder im Jonglieren der Finanzen.
    Das Sozialsystem steht kurz vor dem Kollaps, ebenso der Arbeitsmarkt.
    Fay Weldon startet in diesem Buch einen Rundumschlag: Jeder bekommt sein Fett weg, jeder wird mit bösartig schwarzer Feder karikiert. Vom kleinen Jungen, der füßetrampelnd auf seinem gewohnten Komfort (Taxi Mama zur Schule) besteht bis zum Psychiater, der auch nur ein Mann ist, der nichts versteht.
    Es ist ewig lange her, dass ich zum letzen Mal einen Roman von Fay Weldon gelesen habe. Nachdem sie mir mit einigen Büchern auf die Nerven ging, habe ich es doch wieder riskiert. Mit dem zeitlichen Abstand zum letzten konnte ich es wieder ertragen, dass sie eine Geschichte eigentlich nur erzählt, um ihre Weltanschauung unter die Leser zu bringen. Sie erzählt assoziativ, verpackt in den einzelnen Ereignissen der Handlung das jeweils aktuelle gesellschaftiche Problem ironisch bis zynisch.
    Kein Buch, das mich vom Hocker riss, das aber alles erfüllt, was man von Fay Weldon erwartet.
    Marie
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Ausgaben von Kein Wunder, daß Harry sündigte

Kein Wunder, daß Harry sündigte in anderen Sprachen

  • Deutsch: Kein Wunder, daß Harry sündigte (Details)
  • Englisch: The Heart of the Country (Details)

Besitzer des Buches 3

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