Antarktis
Buch von Reinhold Messner
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Buchdetails
Titel: Antarktis: Himmel und Hölle zugleich
Reinhold Messner (Autor)
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 256
ISBN: 9783596157273
Termin: Juli 2004
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Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Antarktis
2800 Kilometer Fußmarsch in 92 Tagen. Temperaturen bis zu minus 40°. Blizzards mit Geschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometern. Was Sir Ernest Shackleton, der 1914 schon bei dem Versuch scheiterte, die Antarktis zu überqueren, 'die letztmögliche Landreise auf dieser Erde' genannt hat, haben Arved Fuchs und Reinhold Messner zwischen dem 13.11.1989 und dem 12.2.1990 in die Tat umgesetzt - eine Durchquerung vom Rand des antarktischen Kontinents über die Thiel-Berge zum Südpol und von dort zur McMurdo-Bucht am Ross-Meer, von wo die Expedition Robert F. Scotts gestartet war, die ein so tragisches Ende nahm. 'Messners Vorhaben ist es, durch die Reise in die Antarktis der absoluten Stille und unberührten Weite wieder einen Ort im Bewusstsein des gestressten Menschen zu verschaffen, einen weißen Raum, unendlich weit offen für Sehnsüchte, Träume und Phantasien.' (Wilhelm Schmid)
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Bewertungen
Antarktis wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Antarktis
- Biografiefan
Ich wusste von Reinhold Messner bisher nur, dass er Berge bestiegen hat. Von daher war ich ganz überrascht, als ich dieses Buch entdeckte. Alleine die Vorstellung, zu zweit 90 Tage durch Schnee, Sturm und Eis wandern zu wollen, brrr.Weiterlesen
Schlimmer als Sturm, Eiseskälte und dichter Nebel waren die Sastrugis, stromlinienförmige Erhebungen oder Rillen im Schnee. Sie können bis zu 30 cm hoch werden und so hart, dass sie die Fortbewegung mit Skiern behindern können. Und wie schwierig war es, die Schlitten da drüberzuziehen.
Interessant finde ich Reinhold Messners Gedanken. Seine Überlegungen zu Himmel und Hölle einerseits in der Antarktis, andererseits in uns drinnen. Er plädiert dafür, die Antarktis in Ruhe zu lassen, sie war der Beweis dafür, dass die Welt ursprünglich das Paradies war. Und der Mensch mit seiner Technik bringt die Hölle dorthin: Die Maschine ist der Anfang des Ruins einer jeden Landschaft.
Deshalb sind die beiden Männer, er wandert mit Arved Fuchs, auf Skiern unterwegs. Und doch hinterlassen sie etwas von ihrer Ausrüstung, nicht mit Absicht, aber es bleibt nicht aus.
Mir ist unverständlich, dass viele Menschen seine Lust am Laufen, des Unterwegsseins, als Krankheit abtun. Dromomanie (zwanghafter Trieb wegzulaufen) nennen es die Fachleute. Welchen psychologischen Begriff gibt es denn für mich als Stubenhocker? Wenn wir davon ausgehen, dass wir alle unterschiedlich sind in dem, was wir tun und mögen, warum wird sein Tun nicht einfach als normal hingenommen? Weil die meisten es nicht verstehen? Weil es außerhalb unserer selbst gesteckten Norm ist?
Messner selbst nennt sein Unterwegssein auch zwanghaft, weil er ein Leben am Schreibtisch nicht aushalten würde. Warum kann es aber für ihn halt nicht einfach normal sein, nicht sesshaft zu sein. Und es ist ja auch kein Weglaufen, er hat sich und der Familie ein Heim geschaffen, zu dem er immer wieder zurückkommt.
Messner ist der Trainiertere der beiden. Ihm kommt auch zugute, dass seine Füße kleiner sind (1970 wurden ihm die Zehen amputiert). Arved hat arge Schwierigkeiten mit dem Schuhwerk. Seine Füße sind kaputt, voll blutiger Blasen, er hat wahnsinnige Schmerzen.
Messner alleine könnte viel flotter vorwärts kommen. Sie müssen täglich sechs Stunden marschieren, um den Plan einzuhalten. Er muss Arved motivieren, darf aber nicht grob oder ungeduldig werden. Respekt und Toleranz sind oberstes Gebot.
Reinhold Messner staunt selbst bei dem Gedanken, dass nicht alle Träume realisiert werden müssen. So erging es mir vor ein paar Jahren auch. Mein Lebenstraum war immer, etwas mit Büchern zu arbeiten. Damit mein Geld zu verdienen. Selbstständig oder als Arbeitnehmerin. Den habe ich dann hier in Ostfriesland mal begraben.
Das war immer der Traum, an den ich auch dachte, wenn es mir mal nicht so gut ging. Der mir immer ein Hochgefühl gab. Wenn sich dieser Traum erfüllen sollte, an was denke ich dann?
Also ist es, zumindest für mich, gut, einen Traum zu haben, der sich nicht verwirklicht. Einen, in den ich mich mal fallenlassen kann, wenn es nötig ist.
Dass die beiden Männer während und nach ihrem Abenteuer keine Freunde geworden sind, habe ich schon rausgelesen. Sie haben sich respektiert, das Gemeinsame waren die Mahlzeiten. Beim Wandern war wieder jeder für sich.
Messner schrieb allerdings viel von Respekt und Toleranz. Da habe ich jetzt aber nur seine Sicht. Zumindest im Buch hat er sich nicht negativ über seinen Reisepartner geäußert. Nur sein Problem damit geschildert, dass Arved nicht so schnell wandern konnte wie er. Was sich dann aber, wenn ich mich recht erinnere, schlussendlich als positiv herausstellen sollte.
Ihr Ziel, die Antarktis zu durchqueren, haben sie erreicht.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Sätze von Reinhold Messner zitieren, die mir sehr wichtig für uns erscheinen:
Könnte dieser Kontinent nicht auch die faszinieren, die nicht hierherkommen? Durch seine Weite, seine Ruhe, seine Leere?
Meine Generation, wir Nachkriegskinder in Mitteleuropa, sind von unseren Eltern zu praktischen Menschen erzogen worden. Für Träume war da wenig Platz. Jetzt aber wuchsen allerorts junge Menschen heran, die über den materiellen Wohlstand hinaus nach anderen Lebensqualitäten suchten. War es nicht gerade deshalb wichtig, das Innere der Antarktis als "terra incognita" zu hüten? Ein Land, das zum Träumen anregte, lohnte es sich zu verteidigen - auch wenn man selbst nie dorthin kommen sollte. Das freiwillige Fernbleiben muss für die technisch orientierte Menschheit Teil ihrer Kultur werden. Nur die Selbstbeschränkung des Menschen kann zu seinem Fortbestand beitragen. Der Verzicht muß deshalb Teil unseres Selbstverständnisses werden. Der Verzicht auf Ausbeutung der Naturressourcen, der Verzicht auf Inbesitznahme bestimmter Gebiete, der Verzicht auf das Immer-mehr-haben-Wollen. Wenn wir Werte wie Wildnis, Unendlichkeit, Ruhe nicht verlieren wollen, müssen wir wissen, was das ist. Im Eis der Antarktis waren jene Werte konserviert, die die Wachstumsgesellschaft aus ihrem "Paradies" vertrieben hat: Stille, Friede, unverbaute Weite. Im Eis versiegelt wie das Land selbst.
Ausgaben von Antarktis
Besitzer des Buches 6
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