Flammende Heide

Buch von Colm Toibin

Bewertungen

Flammende Heide wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Flammende Heide

    Verlagstext
    Eamon Redmond, erfolgreicher Richter aus Dublin, begibt sich immer häufiger an die Klippen der südirischen Küste und starrt aufs Meer. Hier in Cush, dem Ort seiner Kindheit, wird er sich bald mit seiner Frau zur Ruhe setzen, und hier sinniert er über seine letzten Fälle. […] Erinnerungen brechen über ihn herein und verfolgen ihn bis in seine Träume. […] Zum ersten Mal geht Redmont mit sich selbst ins Gericht und an der Schwelle zum Alter entflammt die Hoffnung auf das Glück, sich und seine Frau Carmel von der Schuld eines ungelebten Lebens zu befreien.
    Inhalt
    Der irische Richter Eamon Redmond steht kurz vor der Pensionierung. Zum ersten Mal denkt er darüber nach, was er tun wird, wenn er keine Gerichtstermine mehr wahrzunehmen und keine Akten mehr zu studieren hat. Seine Gedanken schweifen zurück in seine eigene Kindheit, als er während der schweren Krankheit seines Vaters mehr oder weniger bei Verwandten abgestellt wurde. Er denkt an die Zeit, als er seine Frau Carmel kennen lernte und an historische Ereignisse, die er miterlebte. Als Redmond längst Vater erwachsener Kinder war, hatte er im Fall einer 16-jährigen Schülerin zu urteilen, die ungeplant schwanger wurde und sich für ihr Kind entschied. Noch im letzten Schuljahr sollte sie von der Schule verwiesen werden, um anderen Schülerinnen kein schlechtes Beispiel zu geben. Der Vater des Ungeborenen war offensichtlich kein schlechtes Beispiel für andere und blieb an der Schule. Eamon entschied über die Klage der Eltern des Mädchens unter rein rationalen Gesichtspunkten, wie er fand. Er hatte abzuwägen, ob der Schutz der Familie (Mutter und Kind) als wichtiger anzusehen sei als die Rechte einer Institution (der Schule). Diese Frage zu entscheiden, dafür hält Eamon sich als Richter für grundsätzlich kompetent. Seine Tochter Niamh, die selbst allein erziehende Mutter ist, betrachtet ihn vermutlich als skandalös weltfremden alten Knochen. Redmonds Pläne für den Ruhestand zerschlagen sich, als seine Frau schwer erkrankt und bald darauf stirbt. Erst kurz vor ihrem Tod spricht sie aus, wie isoliert sie sich während ihrer Ehe mit ihrem stets distanzierten Mann gefühlt hat. Redmond war der typische Vertreter einer Generation, die die eigene Aufgabe in der finanziellen Versorgung der Familie sah und die Aufgabe einer Frau allein darin, stets für Mann und Kinder da zu sein. Die Frage, wer für die Sorgen seiner Frau da sein sollte, hat er sich nie gestellt.
    Tóibin verknüpft das Schicksal des Eamon Redmond mit dem symbolischen Fall einer schwangeren Schülerin, der die kontroverse Haltung des katholischen Irland gegenüber ungeplanten Schwangerschaften aufzeigt. Bis in die Gegenwart wurde das Thema Schwangerschaftsabbruch in Irland euphemistisch als "Reisefreiheit" behandelt; gemeint ist die Freiheit einer Schwangeren, zu einem Schwangerschaftsabbruch ins Ausland zu reisen. Im Dezember 1992, in dem Jahr als "Flammende Heide" in Irland erschien, wurde erst im zweiten Anlauf in einer zweiten Verfassungsänderung innerhalb eines Jahres irischen Frauen offiziell das Recht zugestanden, zu einem Schwangerschaftsabbruch ins Ausland zu reisen.
    Fazit
    Der Autor beschreibt in seiner melancholischen Geschichte das Altern eines Mannes, der keine Gefühle zeigt; denn er hatte "gelernt, nie etwas von jemandem zu brauchen". Das meisterhafte Psychogramm des alternden Richters ist in stimmungsvolle Schilderungen Irlands und in poetische Landschaftsbeschreibungen eingebettet.
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  • Rezension zu Flammende Heide

    >Gefühlskälte wunderbar transportiert<
    Nur mal so am Rande, aber mir fiel das eben sehr stark auf und deshalb kurz erwähnt: Im krassen Gegensatz zum „Distelfink“ von Donna
    Tartt, beherrscht es Tóibín einen verstockten Charakter, einen gefühlskalten Menschen fühlbar zu machen …
    Und das beginnt zunächst einmal über das Medium „Sprache“, die
    äußerst karg, also sehr einfach gehalten ist – die meisten Sätze fangen mit dem Subjekt (meist er oder sie) an. Dadurch erhält der Roman sehr viel Distanz. Ferner wird diese Kälte durch die anderen Figuren vermittelt, die darauf agieren müssen oder ihrerseits ihre Gefühle preisgeben. Natürlich trägt auch die Handlung dazu bei und wie sie dem
    Leser nahegelegt wird:
    Auszug aus dem Klappentext: >Eamon Redmond, erfolgreicher
    Richter aus Dublin, begibt sich immer häufiger an die Klippen der südirischen Küste und starrt aufs Meer. Hier in Cush, dem Ort seiner
    Kindheit, wird er sich bald mit seiner Frau zur Ruhe setzen, und hier sinniert er über seine letzten Fälle. […] Erinnerungen brechen über ihn herein und verfolgen ihn bis in seine Träume. […] Zum ersten Mal geht
    Redmont mit sich selbst ins Gericht und an der Schwelle zum Alter entflammt die Hoffnung auf das Glück, sich und seine Frau Carmel von der
    Schuld eines ungelebten Lebens zu befreien.<
    Die Handlung ist in zwei Ebenen aufgeteilt, wobei die eine in späteren Jahren (nähere Gegenwart) entspringt und die andere in Eamons
    Kindheit beginnt. Als in der ersten Ebene seine Frau stirbt, findet man sie in der zweiten gerade vor dem Traualtar wieder, bis zum Schluss aus beiden ein komplettes Leben entstanden ist und man sich in der Gegenwart getroffen hat.
    Außerhalb dieser interessanten Familiengeschichte wird auch viel über die Irische Geschichte erzählt, also ein Roman zum Wohlfühlen und
    Schmökern. Vier Sterne von mir.
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Ausgaben von Flammende Heide

Taschenbuch

Seitenzahl: 286

Hardcover

Seitenzahl: 288

Flammende Heide in anderen Sprachen

  • Deutsch: Flammende Heide (Details)
  • Englisch: The Heather Blazing (Details)

Besitzer des Buches 4

Update: