Riemenschneider

Buch von Tilman Röhrig

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Riemenschneider

Würzburg, 1492. Feierlich werden die Skulpturen von Adam und Eva vor dem Eingang der Marienkapelle enthüllt. Doch diesmal ist der Bildschnitzer Tilman Riemenschneider zu weit gegangen: Eine Bäuerin hat ihm Modell gestanden nackt. Ein Skandal! Die Gemüter erhitzen sich. Dabei ahnt noch niemand, welch viel gewaltigeres Beben die Stadt in den nächsten Jahren erwartet, dass Reformation und Bauernkriege die bestehende Ordnung in ihren Grundfesten erschüttern werden. Bald muss auch Meister Riemenschneider um sein Leben kämpfen ...
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Bewertungen

Riemenschneider wurde insgesamt 12 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Riemenschneider

    Über den Autor:
    Tilman Röhrig wurde 1945 geboren. Nach einer Schauspielausbildung und etlichen Engagements lebt er heute als freischaffender Schriftsteller, Film-, Funk- und Fernsehautor. Er arbeitet außerdem als Referent an vielen Bildungseinrichtungen. Als Autor von Jugenbüchern und historischen Romanen hat er bereits viele Auszeichnungen erhalten. (frei nach Informationen aus der Homepage des Autoren)
    Buchinhalt:
    Tilman Röhrig erzählt uns die erfolgreiche Lebensgeschichte des großen Bildschnitzers Tilman Riemenschneider (ca. 1460 - 1531), eingebettet in den geschichtlichen Kontext der Bauernkriege und Reformationszeit. Dessen Leben ist auch eng mit der Geschichte der Stadt Würzburg verknüpft, denn erst dort begann der Aufstieg des Schnitzer-Gesellen aus armen Verhältnissen zum großen Meister der kirchlichen Schnitz- und Steinmetz-Kunst und Stadtrat und Bürgermeister der Stadt Würzburg.
    Das Buch (Taschenbuch-Ausgabe des Piper Verlags) umfasst 621 Seiten aufgeteilt in 35 durchnumerierte Kapitel und einen Epilog. Eingeschoben darin sind immer wieder nicht numerierte Kapitel, deren Überschriften Ortsangaben sind und in denen der geschichtliche Kontext (häufig im historischen Präsens geschrieben) dargestellt wird. Am Anfang und Ende des Buches findet sich jeweils eine Karte: auf der vorderen sind Orte eingezeichnet, in denen man Werke Riemenschneiders finden kann, in der hinteren sind die Verläufe der Bauernfeldzüge eingezeichnet. Nach dem Epilog ist noch ein Personen-Verzeichnis angehängt.
    Den Klappentext des Buches finde ich wie so oft leicht irreführend und reißerisch, dabei hätte es das gar nicht gebraucht.
    Meine Meinung:
    Tilman Röhrig erzählt eine faszinierende Lebensgeschichte: den Namen Riemenschneider haben vermutlich viele schon mal gehört, wie aber dieser große Bildschnitzer lebte und arbeitete, was ein solches Leben alles ausmachte, in welchen Teilen es sogar stark fremdbestimmt war, darüber hat sich vermutlich noch kaum jemand Gedanken gemacht, wenn er diesen Namen gehört hat.
    Dem realen Protagonisten werden gekonnt fiktive Personen an die Seite gestellt, in der Hauptsache die der Magd Magdalena, mit der ihn in diesem Roman eine Liebe verbindet, die aufgrund der Standesunterschiede nicht gelebt werden darf. Dabei erfährt man, dass Riemenschneider selbst als nicht in der Stadt Geborener erst durch seine erste Ehefrau, der Witwe eines Goldschmiedemeisters, die Bürgerrechte erwerben und selbst den Meistertitel erhalten konnte. Dieser Meistertitel verbunden mit der großen Werkstatt und dem entsprechenden Haushalt (Gesellen, Lehrlinge, Hausgesinde) zwang Riemenschneider allerdings auch immer in neue Ehen hinein, da wohl nach geltendem Recht ein solcher Haushalt eine Herrin haben musste.
    Auch seine Karriere als Meisterschnitzer und Bildhauer (eine mir neue Tatsache, ich verband den Namen immer nur mit der Schnitzkunst) war stark den politischen Zwängen der Stadt unterworfen: wollte er weiter Aufträge der Stadt erhalten, so musste er auch für die Stadt wirken und somit eine politische Karriere im Stadtrat beginnen. Zerrissen zwischen diesen zwei Welten, entwickelt sich ein klares Bild von Stadtgeschichte und -politik der damaligen Zeit, in der der Bildschnitzer eine wichtige Rolle spielte bis hin zu den Bauernkriegen und der Belagerung der Burg des Fürstbischofs oberhalb der Stadt.
    Der historische Kontext der Zeit wird verdeutlicht anhand wichtiger historischer Figuren (z.B. Kaiser Maximilian I, Savoranola, Martin Luther, Götz von Berlichingen) sowie den Bundschuh-Bewegungen unter Joß Fritz und den Bauernkriegen und der um sich greifenden Reformation. In eingeschobenen Kapiteln zeichnet Tilman Röhrig ein klares Bild einer Zeit, in der nichts mehr blieb wie es war, in der alles in Frage und auf den Kopf gestellt wurde – aber große Teile wieder zurück in die alte Ordnung fielen. Martin Luther kommt dabei vielleicht ein wenig zu kurz, dafür wird anhand des Ritters sehr gut die untergehende Zeit des Rittertums präsentiert. Götz von Berlichingen bietet das Bild eines aussterbenden Typus von Raubritter, der von sich selbst ein völlig überzogenes Bild hat, dessen „Lebensstil“ des Raubrittertums aber längst überholt und unrechtmäßig ist.
    Der Stil Tilman Röhrigs ist anspruchsvoll, doch trotzdem sehr angenehm zu lesen und mich konnte der Autor auf jeder Seite fesseln. Die Erzählzeit der Vergangenheit wird oft in den Passagen des historischen Kontexts, aber auch manches Mal in der Geschichte der Protagonisten, geändert in das sog. historische Präsens, aber für mein Gefühl werden diese Wechsel nicht konsequent vollzogen. Für meinen Geschmack hätte es diesen Kunstgriff gar nicht gebraucht, die Zeit war auch so stets lebendig vor meinen Augen.
    Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne gut recherchierte und fundierte historische Romane liest. Selbst wenn das Interesse an der Person Riemenschneider nicht so riesig ist, bildet der historische Kontext drumherum genügend Spannung für Interessierte und Neugierige.
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  • Rezension zu Riemenschneider

    Ende des 15. Jahrhunderts entsteht in Würzburg die Marienkapelle, und der Bildschnitzermeister Tilman Riemenschneider hat den Auftrag erhalten, die Portalfassade mit Figuren auszustatten, darunter Adam und Eva. Um sie möglichst naturgetreu erschaffen zu können, sucht Til ein Modell und findet die perfekte Eva in der Bauersfrau Magdalena aus einem kleinen Dörfchen in der Nähe. Nackt Modell zu stehen ist für die damalige Zeit reichlich skandalös, doch Meister Til geht mit viel Feingefühl zu Werke, und Magdalena verliert ihre anfängliche Scheu recht schnell.
    Die große Plage jener Zeit sind die marodierenden Söldnerhorden, die im Auftrag des Bischofs den Bauern den Zehnten abpressen und denen auch bald Haus und Hof von Magdalenas Mann zum Opfer fallen - wie auch er selbst. Mittellos und schwanger ist sie der Verzweiflung nahe, auf Tils Vermittlung hin kommt sie jedoch in Würzburg unter.
    Til arbeitet inzwischen an verschiedensten Aufträgen für große Altäre, Heiligenfiguren und Grabmälern und wird als angesehener Bürger in den Rat der Stadt Würzburg berufen. Währenddessen schließen sich im ganzen Land die Bauern zum "Bundschuh" zusammen, geheimen Vereinigungen, die sich an Adel und Klerus für Unterdrückung und Ausbeutung rächen wollen, und in Thüringen sagt ein junger Mönch den Mißständen in der Kirche den Kampf an.
    Vor diesem historischen Hintergrund voller Zündstoff malt Tilman Röhrig ein detailliertes Bild seines berühmten Namensvetters. Es gelingt ihm, die geschichtlichen Fakten mit Leben zu füllen und den Alltag in der Bildhauerwerkstatt ebenso anschaulich zu schildern wie die rauhen Töne in den Heereslagern eines gewissen Götz von Berlichingen oder die Ränkespielchen im Rathaus.
    Eingehendere Charakterzeichnungen gibt es nur bei den Hauptpersonen wie Til und Magdalena, was aber nicht weiter schlimm ist, weil die Nebenfiguren zwar manchmal eher eindimensional, aber trotzdem glaubwürdig sind. Erfreulich auch, dass auf schmalzige, unglaubwürdige Wendungen verzichtet wird.
    Das mittelalterliche Würzburg ist sehr gut eingefangen und die Beschreibungen von Tils Kunstwerken einfach wunderschön. Für mich hätte es auch gereicht, sich lediglich auf Riemenschneiders eigene Geschichte zu konzentrieren. Die Exkurse zu den Bauernführern, zu Götz von Berlichingen oder Martin Luther waren nicht uninteressant, lieber habe ich jedoch von Til selbst gelesen. Insgesamt ein lesenswerter, süffig geschriebener und wohl auch gut recherchierter Roman über einen der berühmtesten Söhne Würzburgs.
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  • Rezension zu Riemenschneider

    Inhalt (Klappentext)
    Wochenlang schon war Tilman Riemenschneider nach ihr auf der Suche gewesen: seiner Eva. Es war ein bedeutender Auftrag für die Stadt: die
    Skulpturen des ersten Menschenpaars vor dem Eingang der Marienkapelle.
    Doch nun geht der Bildschnitzer zu weit: eine Bäuerin, die ihm Modell steht - nackt! Im Würzburg des Jahres 1492 ein Skandal. Dabei ahnt noch niemand, welch viel gewaltigeres Beben die Stadt in den nächsten Jahren erwartet. Dass Reformation und Bauernkriege die bestehende Ordnung in ihren Grundfesten erschüttern werden. Auch Meister Riemenschneider, der einmal als einer der größten Künstler der deutschen Renaissance in die
    Geschichte eingehen wird, ist dem Sturm der Ereignisse schutzlos ausgeliefert. Er muss um sein Leben kämpfen, das so aussichtsreich begann - und in dem seine Eva eine schicksalhafte Rolle spielt.
    Autor
    Tilman Röhrig (*1949) hat schon mehrere historische Romane und Jugendromane geschrieben, mit denen er sehr erfolgreich war.Er bekam den Großen Kulturpreis NRW. Aus seiner Feder stammen unter anderem folgende BÜcher: "Wir sind das Salz von Florenz", "Wie ein Lamm unter Löwen" und "Die Burgunderin". Vor seiner Tätigkeit als freier Schriftsteller machte er eine Schauspielerausbildung.
    Meine Meinung
    "Riemenschneider" ist ein anspruchsvoller Roman, den man nicht einfach zur leichten Unterhaltung schnell weglesen kann. Es geht nicht nur um das Leben und Werk des Bildschnitzers Tilman Riemenschneider, sondern auch um die geschichtliche Epoche, in die dieses Leben eingebettet war.
    In verschiedenen Handlungssträngen erzählt der Autor von den gesellschaftlichen und religiösen Umwälzungen des 16.Jahrhunderts. Der Leser begegnet u.a.Götz von Berlichingen, Martin Luther und Joß Fritz, der sich für die Bundschuh-Bewegung der aufständischen Bauern engagierte.
    Eindrucksvoll schildert Tilman Röhrig, wie sehr die Bauern ausgenutzt und geradezu von den "Blutzapfen" der Grundbesitzer terrorisiert wurden und mit welcher Grausamkeit der Bauernaufstand von 1525 niedergeschlagen wurde.
    Natürlich erfährt man auch sehr viel vom Leben des Titelhelden Riemenschneider, dem eine fiktive Protagonistin zur Seite gestellt ist. Die Bäuerin Magdalena ist seine "Eva", die ihm für die Skulptur Modell steht. Nachdem ihr Mann sich wegen der Misshandlung durch die "Blutzapfen" umgebracht hat, zieht sie als Magd und Kindermädchen zur Familie Riemenschneider um. Während der insgesamt 4 Ehen des Bildschnitzers (historische Fakten ;) ) verbindet sie eine platonische Liebe mit ihm, die bestehende Gesellschaftsordnung macht eine Ehe zwischen ihnen jedoch unmöglich. Über die Werke Riemenschneiders wird ebenfalls viel berichtet, ich hätte es gern gesehen, wenn diese im Buch zu bewundern gewesen wären. So habe ich mir die Skulpturen im Internet angesehen und auch sonst allerhand Hintergrundinformationen (Bauernkriege) recherchiert.
    Der Schreibstil von Tilman Röhrig ist anspruchsvoll und sehr schön zu lesen.
    Fazit: Ein tolles Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte ! :thumright:
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Ausgaben von Riemenschneider

Taschenbuch

Seitenzahl: 624

Hardcover

Seitenzahl: 624

E-Book

Seitenzahl: 802

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