Das Echo der Erinnerung

Buch von Richard Powers, Annett Renneberg, Florian Lukas, Gerd Böckmann, Weitere s. u.

Bewertungen

Das Echo der Erinnerung wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Echo der Erinnerung

    Powers mehr als 500 Seiten starker Roman hat, neben der eigentlichen Handlung, auch zwei große Themen der Menschheit zum Inhalt: Was macht den Mensch zum Individuum? Und die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen.
    Marc, der nach einem mysteriösen Unfall die ihm gefühlsmäßig am nächsten stehenden Menschen und Dinge nicht mehr erkennt (er glaubt, es sind Doubles bzw. Nachbauten), wird von seiner Schwester Karin aufopferungsvoll umsorgt. Karin ist dafür zurückgekommen in ihre Heimatstadt Kearney, aus der sie vor Jahren floh - vor der eigenen Familiengeschichte. Zurück muss sie erkennen, dass sich nichts geändert hat - all ihre Probleme treten wieder zutage. Sie bittet einen bekannten Neurologen wegen ihres Bruders um Hilfe, der aus Interesse an diesem Fall aus dem fernen New York anreist - und ebenfalls mitten in eine Lebens- und Sinnkrise gerät.
    Als roter Faden zieht sich durch diesen Roman der Zug der Kraniche, der jährlich (auch zum Zeitpunkt des Unfalls) Halt an einem Fluss in der Nähe von Kearney macht und die Kleinstadt so für einige Wochen zur Attraktion von Touristenmassen wird. Doch durch den sinkenden Wasserpegel sind die seit Urzeiten auf dieser Route ziehenden Kraniche gefährdet, was sich durch geplante Bauvorhaben noch verschlimmern würde.
    Schwerpunkt des Buches ist die Bruder-Schwester-Beziehung, die nicht nur durch Marcs anhaltende Verletzung belastet ist, sondern auch durch Karins persönliche Schwierigkeiten. Ihr Zwang, von allen gemocht zu werden, nie gut genug zu sein, verstärkt sich durch Marcs Krankheit noch.
    Durch die Einbeziehung des Neurologen werden geschickt ausführliche und gut verständliche neurologische Fallbeschreibungen miteinbezogen, die bei mir besonders einen Eindruck hinterließen: Wie fragil unser Gehirn und damit unsere Persönlichkeit ist. Nur eine kleine Störung - und wir erkennen unsere Umwelt nicht mehr, unseren eigenen Körper, sehen Bilder die Andere nicht sehen und und und. Erschreckend!
    Durch den wiederholten Wechsel der Perspektiven (Sicht Marcs, Karin, Neurologe, Kraniche) erhält man einen guten Einblick in die jeweiligen Personen.
    Spannung erhält der Roman durch den ungeklärten Unfallhergang. War es ein Selbstmordversuch, waren seine Freunde eventuell daran beteiligt, vielleicht sogar eine Verschwörung? Und was ist mit Barbara, der mysteriösen Schwesternpflegerin, die mehr zu sein scheint als das was sie vorgibt? Und von wem stammt der rätselhafte Zettel an Marcs Krankenbett? Fragen, die genügend Stoff für einen Kriminalroman bieten würden, hier jedoch mehr am Rande vorkommen.
    Alles in allem: Von allem etwas - und damit vielleicht etwas zuviel. Das Buch liest sich gut weg, es ist spannend genug dass man dran bleibt, aber so richtig der Schmöker war es nicht.
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  • Rezension zu Das Echo der Erinnerung

    Den 20.02.2002 wird Karin Schluter wohl nie vergessen. An diesem Tag kam ihr Bruder Mark unter rätselhaften Umständen mit seinem heißgeliebten Truck von der Straße ab und erlitt schwere Verletzungen. Nach einigen Tagen im Koma erwacht er wieder, doch die Freude darüber ist getrübt durch Symptome des seltenen Capgras-Syndroms. Obwohl Marks Erinnerungs- und Denkvermögen nach und nach zurückkehren, ist er nicht mehr in der Lage, seine Schwester wiederzuerkennen, und hält sie für eine Fremde, eine Agentin, die man anstelle seiner Schwester eingeschleust hat.
    Nach einer schweren Kindheit mit einem Vater, der sich erfolglos an allen möglichen Geschäften versuchte, und einer überreligiösen Mutter, und dem Tod der Eltern ist Mark alles, was Karin von ihrer Familie geblieben ist. Dass er sie nur noch für eine, wenn auch verdammt gute, Imitation hält und ihr gegenüber Aggressionen entwickelt, bringt Karin schier zur Verzweiflung, hat sie doch sogar ihre Arbeit aufgegeben, um ganz für ihn dasein zu können, während er sein Vertrauen ganz Barbara schenkt, einer ungewöhnlichen Schwesternhelferin, die ihn betreut.
    Karins einzige Stütze ist Daniel, der früher einmal Marks bester Freund war, bis es zu einem plötzlichen Bruch kam, scheinbar völlig unbegründet. Und eines Tages wagt sie es, an den Neurowissenschaftler Gerald Weber zu schreiben, der sich durch populärwissenschaftliche Bücher mit packenden Fallgeschichten der seltsamsten neurologischen Störungen einen Namen gemacht hat. Obwohl Weber sich allmählich zur Ruhe setzen will, reizt ihn dieser schwierige Fall, er tritt die Reise in die tiefste Provinz von Nebraska an. Außer der alljährlichen Kranichwanderung, die Schaulustige aus allen Himmelsrichtungen nach Kearney zieht, gibt es hier wenig Interessantes - außer Mark Schluter.
    Nach dem großartigen "Klang der Zeit" hatte ich mich sehr auf dieses Buch gefreut, doch leider hält es dem Vergleich nicht stand.
    Die Hirnforschung ist ein hochinteressantes Sachgebiet, und die zahlreichen Verweise auf die merkwürdigsten Syndrome, die Erinnerungsvermögen oder Bewusstsein bizarr verändern können, wecken Interesse, sich weiter mit dem Sachgebiet zu beschäftigen.
    Karins Verzweiflung und Zerrissenheit angesichts der Krankheit ihres Bruders, ihr Unvermögen, sich von ihrer Vergangenheit und ihrer trostlosen Heimatstadt zu lösen, obwohl sie sich dort längst nicht mehr wirklich zugehörig fühlt, beschreibt Powers so plastisch, dass es mir beinahe selbst auf die Stimmung geschlagen wäre. Auch die ersten Szenen zwischen Gerald Weber und seiner Frau, die Vertrautheit eines lang verheirateten Paares mit seinem eigenen Slang und der tiefen Kenntnis des Partners fand ich wunderbar beschrieben.
    Mit der Entwicklung der Handlung kam ich allerdings nicht richtig klar. Der Nebenhandlungsstrang um Daniel, den Umweltaktivisten, der für den Erhalt des Kranichreviers kämpft, war für mich eher überflüssig, überhaupt fand ich es beinahe krampfhaft, wie immer wieder die Kraniche ins Bild gezerrt wurden, obwohl sie mit der eigentlichen Geschichte kaum zu tun hatten. Die Entwicklung von Gerald und die Erklärung für den Unfall konnten mich ebensowenig überzeugen, es wurde mir zu verworren und undurchsichtig, teils blickte ich nicht mehr wirklich durch, ob da gerade jemand den Verstand verliert oder ich einfach nicht kapiere, was der Autor meint ...
    Etwas mehr Stringenz hätte mir besser gefallen.
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Ausgaben von Das Echo der Erinnerung

Taschenbuch

Seitenzahl: 544

Hardcover

Seitenzahl: 928

E-Book

Seitenzahl: 682

Hörbuch

Laufzeit: 00:01:50h

Das Echo der Erinnerung in anderen Sprachen

  • Deutsch: Das Echo der Erinnerung (Details)
  • Englisch: The Echo Maker (Details)

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