Montauk

Buch von Max Frisch

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Montauk

'Montauk ist ein indianischer Name, er bezeichnet die nördliche Spitze von Long Island, hundertzehn Meilen von Manhattan entfernt; dort findet das Wochenende statt, das erzählt wird.'
Weiterlesen

Bewertungen

Montauk wurde insgesamt 20 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

(10)
(7)
(2)
(0)
(1)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Montauk

    Ein Pferd kann man auch von hinten aufrollen. Der Threadersteller schrieb, man sollte sich schon ein wenig in Frischs Biographie auskennen, bevor man Montauk liest. Das kann aber wohl auch dazu führen, dass man, wie man an den vorherigen Beiträgen sehen kann, bei der Lektüre "peinlich berührt" ist. Weil sich jemand, der berühmt ist, den man angesichts seines Werkes irgendwo eingeordnet hat, "entblößt".
    Ich habe von Max Frisch in der Schule "Homo Faber" gelesen, mehrmals "Andorra" im Theater gesehen und kenne sonst nur das Bild von ihm als pfeiferauchenden etwas gedrungenen wirkenden Mann mit Brille und schütterem Haar.
    Während des Lesens habe ich mich dann erinnert, vor kurzem einen Artikel über Bachmann und Frisch in der Zeit gelesen zu haben, anlässlich der Herausgabe eines bisher unveröffentlichten Briefwechsels zwischen ihr und ihren Ärzten. Hier der Link.
    Seine anderen Beziehungen, sein sonstiger privater Hintergrund, waren mir gänzlich unbekannt.
    Daher habe ich gelesen: Ein stilles, leises Buch von einem Menschen, der zurück blickt, den die Erinnerungen anwehen, der wehmütig seine vermeintlich letzten Jahre betrachtet. Der gesucht und nicht immer gefunden hat. Der im Nachhinein bedauert oder bereut. Ich fand es menschlich und habe schon (gerade in der zeitgenössischen Literatur) wesentlich entblößenderes gelesen, man denke nur an Knausgard.
    Ich hatte aber auch eine Distanz zu Frisch, dadurch, dass ich mich ihm vorher noch nie genähert hatte.
    Die Distanz mag hier noch größer sein, da diese Menschen bereits verstorben sind. Danach habe ich nämlich ein wenig geggogelt und gelesen, welche Auswirkungen das Buch u. a. auf seine Beziehung zu Marianne Frisch - Oellers hatte .Eingestehen muss ich daher, dass ich das Buch, hätte ich es in den 70ern gelesen, als zu indiskret gegenüber seinen Partnerinnen beurteilt hätte.
    Maxim Billers autobiografischer Roman "Esra" wurde ja aus diesen Gründen verboten. Nicht immer steht die Kunst vor der Intimsphäre - zu Recht.
    PS: Mich hat das Buch neugierig gemacht auf "Aus dem Berliner Journal".
    Weiterlesen
  • Rezension zu Montauk

    Eigentlich ist ja alles schon gesagt, auch wenn das Urteil unterschiedlich ausfällt. Trotzdem füge ich hiermit noch meinen eigenen Leseeindruck an.
    In „Montauk“ berichtet Max Frisch weitestgehend autobiographisch über ein Wochenende, das der 63jährige Autor am Ende einer Lesereise durch die USA mit einer 30jährigen Verlagsangestellten an der Ostküste von Long Island verbringt. Assoziativ eingestreut sind ständige Gedanken und Reflexionen über sein bisheriges Leben, insbesondere die unterschiedlichen Beziehungen zu Frauen, die er bisher geführt hat, dabei immer wieder Gewissenskonflikte und Schulderwägungen oder -eingeständnisse, über sein Alter, die Vergänglichkeit und den Tod. Charakteristisch ist dabei der ständige Perspektivwechsel zwischen „Er“ bei der Beschreibung der äußeren Handlung des Wochenendes und „Ich“ für die Passagen der Introspektion, wobei die Perspektiven oftmals fließend ineinander übergehen.
    Manche persönlichen Details irritieren dabei, sind in ihrer schonungslosen Offenheit gerade für die ehemaligen Partnerinnen Ingeborg Bachmann und Marianne Frisch-Oellers am Rande des Zumutbaren. Gleichwohl dienen sie für mein Empfinden an keiner Stelle dem bloßen Effekt oder einer oberflächlichen Schuldzuweisung. Vielmehr nehme ich Max Frisch das intensive Nachdenken über seine eigene charakterliche Disposition, seinen Anteil an manchen Verwerfungen und Verletzungen ab.
    Und wie er diese Reflexionen mit dem Bericht über ein an und für sich langweiliges Liebeswochenende – die Partner haben sich nicht viel zu sagen – verschränkt, dabei vielfältige Bezüge zur Mythologie, zum eigenen Werk sowie dem seiner Weggefährten mit einbaut, halte ich für literarisch hochgradig gelungen.
    Unsicher bin ich mir allerdings über den Grad der autobiographischen „Zuverlässigkeit“. Die biographischen Rahmendaten über Bekanntschaften, Liaisons und Orte etc. sind zweifellos nachprüfbar und korrekt. Aber einem Autor, der immer wieder über den Zusammenhang oder die Differenz von Identität und Rolle schreibt, für den die eigene Biographie oft genug Ausgangspunkt von Gedankenexperimenten ist, traue ich durchaus zu, dass er bis zu einem gewissen Grad auch ein Spiel mit seinen Lesern treibt, zumal wenn er sich ein einziges Mal im ganzen Buch direkt an den Leser wendet:
    […]
    Es verschweigt auf jeden Fall die Beziehung mit Madeleine Seigner-Besson in den 50er Jahren. Warum? Und was fehlt noch oder ist bewusst anders dargestellt? Vielleicht gilt am Ende auch für diese „autobiographische Erzählung“, was Frisch seinen Protagonisten in „Homo faber“ über Selbstzeugnisse schreiben lässt: „es stimmt nichts.“ Diese unaufgelöste Spannung zwischen autobiographischem Anspruch und biographischem Spiel macht für mich ein wesentliches Faszinosum des Textes aus.
    „Montauk“ hat mich von der Person Max Frisch entfremdet. Manche Linien seines Lebens, die mir vorher nicht so präsent waren, machen mir Mühe. Das Spiel mit der eigenen Biographie und die literarische Ausformung der Erzählung hat mich aber fasziniert und restlos überzeugt. Deshalb vergebe ich 5 Sterne.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Montauk

    Selten habe ich eine solch faszinierende Lektüre gelesen! Und ich kenne zwar nicht alle Bücher von Max Frisch, aber origineller, zarter und intimer geht ja eigentlich nicht. Insofern finde ich Reich-Ranickis Aussage nicht nur zutreffend, sondern unterstütze auch diese Selbstentblössung, sozusagen. Dabei kommt es vielleicht auch etwas darauf an, was man von einem Schriftsteller erwartet: soll er in einem non-fiktionalen Text schonungslos offen und ehrlich sein, meinetwegen auch abstossend bis hin zur Selbstdemontage, oder erwartet man einen unterhaltsamen Schwank, interessante Anekdoten und einen kleinen, privaten Blick hinter die Kulissen des Erfolges?
    Dem entsprechend muss man das vorangestellte Motto (von Montaigne) tatsächlich als Warnung verstehen (und als Warnung wird es ja auch deklariert):
    […]
    Und somit gibt es einige Stellen, bei denen man als Leser peinlich berührt ist (fremd geschämt hatte ich mich aber nie), aber gerade diese Offenheit des alternden Erfolgsautoren fand ich sehr spannend zu lesen. Klar, seine Gedanken über Ruhm, seine Beziehung zum Jugendfreund und Gönner W. sind auch unterhaltsam, aber wenn er über seine früheren Geliebten philosophiert, dann gehören eben Impotenz, Abtreibungen und das heimliche Lesen der Briefe seiner Freundin dazu (ebenso wie seine Fehler als Architekt oder seine Unfähigkeit seiner bettlägerigen Nachbarin einen Besuch abzustatten). Andernfalls wäre das Buch nicht so schonungslos offen gewesen, und es hätten wesentliche Passagen aus seinem Leben gefehlt. Und gerade diese Offenheit finde ich mutig, gehört zu einer ehrlichen Selbstreflektion dazu und ist aufschlussreich.
    Die Erzählung ist auf jeden Fall empfehlenswert, um den Autoren und Menschen Max Frisch näher kennen zu lernen. Leicht zu lesen lässt sich diese Collage an Lebenserinnerungen auch, dabei nicht einmal voyeuristisch, wehleidig oder sensationssüchtig, sondern als wehmütige, persönliche Bilanz seines bisherigen Lebens.
    Weiterlesen

Ausgaben von Montauk

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

Hardcover

Seitenzahl: 207

E-Book

Seitenzahl: 224

Hörbuch

Laufzeit: 00:05:38h

Besitzer des Buches 48

Update: