Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer

Buch von Johannes Gillhoff

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer

Lebensbericht eines mecklenburgischen Auswanderers im Nordamerika des 19. Jahrhunderts.Jürnjakob Swehn, der Sohn eines Tagelöhners aus Mecklenburg, wandert 1868 nach Amerika aus. Er findet Arbeit auf einer Farm in Iowa, er heiratet, wird Pächter eines kleinen Anwesens, doch sein Ziel ist ein eigenes Stück Land ... Mit herzerfrischendem Humor erzählt er seinem ehemaligen Lehrer in der alten Heimat von seinem Leben in der neuen Welt: von der Ankunft in New York, von Freunden und Nachbarn, von den grotesken Folgen der landwirtschaftlichen Überproduktion, vom Bau der Kirche und der Schule, von der Gemeinde ohne Pastor und dem Tod der Mutter. Johannes Gillhoff, der Sohn dieses Lehrers, hat die Briefe zu einem Volksbuch verwoben, das bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat.
Weiterlesen

Bewertungen

Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer wurde bisher einmal bewertet.

(0)
(0)
(1)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer

    Der Autor (Quelle: dtv; 1996): Johannes Gillhoff, geboren am 24. Mai 1861 in Glaisin (Mecklenburg), war Seminar-Lehrer und Schriftleiter der „Mecklenburgischen Monatshefte“. Er starb am 16. Januar 1930 in Parchim. Weitere Werke: „Die mecklenburgischen Volksrätsel“ (1982), „Bilder aus dem Dorfleben“ (1905), „Zur Sprache und Geschichte des kleinen Katechismus“ (1909).
    Klappentext (Quelle: dtv; 1996): Im Jahr 1868 fährt der mecklenburgische Tagelöhnersohn Jürnjakob Swehn auf einem morschen, verlausten Segelschiff als Auswanderer nach Amerika. Nachdem er zwei Jahre mit anderen Landsleuten auf einer Farm in Iowa gearbeitet hat, legen er und Wieschen Schröder ihr Erspartes zusammen, heiraten und pachten eine kleine Farm. Weitere fünf harte Jahre folgen, bis sich Jürnjakob den Wunsch erfüllen kann, seine Füße unter seinen eigenen Tisch zu strecken. Aber es ist am Anfang nur ein kleines Stück Land im Busch, das ihm gehört. Jahr um Jahr fällt er Bäume, rodet Wurzelstöcke und legt neue Felder an. Am Ende haben sich seine Hoffnungen erfüllt. Frau, Kinder, Reichtum und Ansehen sind ihm zuteil geworden. Aber stets fühlt er sich seiner Heimat jenseits des Meeres verbunden. Alt geworden, berichtet er in langen Briefen an seinen ehemaligen Lehrer von seinem Leben. In einer kraftvollen, oft der Bibel entlehnten, aber auch an Fritz Reuter erinnernden Sprache, vor allem aber mit herzerfrischendem Humor, erzählt er von den grotesken Folgen der landwirtschaftlichen Überproduktion, vom Bau der Kirche und der Schule und wie die Gemeinde versuche, ohne Pastor fertig zu werden. Dem stehen die ergreifende Schilderung vom Tode der Mutter oder kritisch abwägende Betrachtungen zu den Lebensformen der alten und neuen Welt gegenüber. – Johannes Gillhoff, der Sohn jenes Lehrers, dem die Briefe galten, hat diese geordnet, gestrafft und behutsam aus Mitteilungen anderer Auswanderer ergänzt. Er schuf damit ein Volksbuch, das seit seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1917 bis heute weit über eine halbe Million Leser gefunden hat.
    Deutsche, dänische und englische Ausgaben:
    Das deutsche Original erschien zuerst im Jahr 1917 unter dem Titel „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“ im Verlag der Täglichen Rundschau in Berlin (296 Seiten), neuaufgelegt u.a. im Jahr 1927 mit 14 Zeichnungen von Heinrich Eduard Linde-Walther und der Unterzeile „Ein Buch nach Briefen eines Amerikaauswanderers“ beim Berliner Dom-Verlag (298 Seiten), 1949 im Gebrüder-Weiss-Verlag in Berlin-Schöneberg (301 Seiten), 1978 (und später 1979, 1980, 1982, 1983, 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990, 1992 und in 13. Auflage 1996) als Lizenzausgabe des Weiss-Verlages als ungekürztes dtv-Taschenbuch Nr. 1402 im Deutschen Taschenbuch-Verlag in München (183 Seiten), 2001 ebenda im Großdruck als dtv-Taschenbuch Nr. 25185 (329 Seiten), leicht gekürzt 2001 im Brunnen-Verlag in Giessen und Basel (201 Seiten) und 2006 mit Illustrationen von Gerhard Vontra und einem Nachwort des Herausgebers Hartmut Brun als MV-Taschenbuch im BS-Verlag in Rostock (231 Seiten).Eine dänische Übersetzung von Harald P. Madsen erschien 1959 unter dem Titel „Amerikafareren“ bei Lohse in København (223 Seiten).Eine englische Übersetzung von Richard Lorenz August Trost erschien 2000 unter dem Titel „Letters of a German American Farmer: Jürnjakob Swehn travels to America“ mit einem Nachwort von Hartmut Brun in der Reihe „Bur Oak Original“ bei der University of Iowa Press in Iowa City (180 Seiten).
    Deutsche Hör-Fassungen:
    Im September 1952 wurde im Nordwestdeutschen Rundfunk in Hamburg ein 60-minütiges Hörspiel in niederdeutscher Sprache ausgestrahlt. Funkbearbeitung und Musik: Otto Tenne. Regie: Hans Freundt. Sprecher: Hartwig Sievers, Lisel Pockrandt, Heinz Ladiges u.a.2004 erschien eine gekürzte Lesefassung des Gillhoff-Romans unter dem Titel „Vom Heimweh und vom Sterben: Ausschnitte aus dem Briefroman Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“ beim Vorleser-Schmidt-Hörbuchverlag in Schwerin. Sprecher: Hans Jochim Schmidt. Musik: Jörg Uwe Andrees (45 Minuten auf 1 CD oder seit 2009 als Audible-Stream).2009 erschien eine ungekürzte Lesefassung beim Vorleser-Schmidt-Hörbuchverlag als Stream (über Audible) mit einer Laufzeit von 9 Stunden 25 Minuten: Sprecher: Hans Jochim Schmidt. Inhalt:
    Vorwort des Verfassers (2 Seiten)Die Überfahrt (13 Seiten)
    Ein langer Monat (7 Seiten)
    Auf eigener Farm (40 Seiten)
    Indianergeschichten und Kinderbriefe (14 Seiten)
    Auf der Weltausstellung in Chicago (9 Seiten)
    Am Sterbebett der Mutter (5 Seiten)
    Von Kirchen und Pastoren (32 Seiten)
    Beim Maispahlen (26 Seiten)
    Der Exam. Von einer jungen Lehrerin und von alten Erinnerungen (18 Seiten)
    Allerlei Lesefrüchte (7 Seiten)
    Jürnjakob, das ist Heimweh! (3 Seiten)
    Leg den Brief zu Matthäi 5! (2 Seiten)
    Meine Einschätzung:
    Der Briefroman „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“ befasst sich anhand der Briefe einer fiktiven Hauptfigur in die alte Heimat mit der Problematik deutscher Auswanderer im späten 19. Jahrhundert, angelehnt an den Auswanderer Carl Wiedow, der aus dem Gebiet der Griesen Gegend im Südwesten Mecklenburgs 1868 nach Iowa im Mittleren Westen der USA emigrierte, dessen Werdegang Gillhoff (der Sohn des ursprünglichen Briefempfängers) mit Berichten anderer Auswanderer zur Figur Jürnjakob Swehn verdichtete.
    Mein Lesevergnügen wurde diesmal von enttäuschter Erwartung geschmälert. Ich erwartete Einblicke in den Arbeitsalltag eines deutschen Auswanderers in den USA zu erhalten: Wie Jürnjakob Swehn die Überfahrt und das Ankommen erlebt, wie er einen Platz findet, an dem er Fuß fassen kann. Wie er sich so lange durchschlägt, bis er sich eine eigene Farm leisten kann, angereichert mit den belauschten und mit erlebten Schicksalen anderer Auswanderer, in deren Kreisen er auch seine zukünftige Ehefrau fand. Wie sich die Feldarbeit gestaltet. Was es heißt, eine Farm in einem fremden Land zu betreiben, dessen Sprache einem fremd ist.
    Von all dem bekommt der Leser aber nichts zu hören, höchstens als Erinnerung in einem Nebensatz kurz angerissen. Sein Werdegang (mit Rückschlägen, Erfolgen und inneren Entscheidungen) erscheint dem Amerikafahrer offensichtlich nicht berichtenswert: Warum soll man viele Worte verlieren, um das Geschehene später noch einmal schriftlich zu verdoppeln?! Das Buch ist kein Tagebuch, sondern eine bearbeitete Briefsammlung, die zwar den Adressaten in der Heimat benennt, aber ohne Antwort abgedruckt ist. Die Hand des Schreibers ist für die Feldarbeit gemacht, nicht für das Briefeschreiben. Die meisten Briefe stammen auch aus dem Winter, wenn die Feldarbeit ruht. Wer sich zu viele Gedanken macht, dem wuseln Mehlwürmer durchs Hirn, wogegen nur harte körperliche Arbeit hilft. Der fiktive Schreiber erinnert sich zwar gerne an seine Schulbildung durch Lehrer und Pastor, er liest viel (meist in der Bibel und Auswanderer-Zeitungen) und macht sich Gedanken über die Welt, aber ein wenig suspekt ist ihm die Intellektualität dann doch.
    Der naive und bodenständige, eigentlich ganz sympathische Auswanderer ergeht sich für meinen Geschmack doch viel zu sehr in Anekdoten und Schildbürgeriaden, wenn er zum Beispiel seinen staunenden Besuch bei der Weltausstellung als bäuerlichen Schwank schildert, immer mit leichter Gehässigkeit über den Flitz der Moderne und das großstädtische Gewusel: Da gefällt sich jemand als hemdsärmeliger Mann aus dem Volke. Andererseits klingt oft ein mahnender Gestus an, der andere an die Einhaltung der Zehn Gebote oder ähnlich sakrosankte Sozialregeln erinnert. Hier entfernt sich das Buch stets doch stark von dem Bericht wirklicher Geschehnisse, die – so scheint es mir – nur Erwähnung finden, um als Exempel in einer Art Gleichnis oder Lehrstück zu fungieren; vielleicht auch die unterschwellige Absicht, dem Adressaten in der Heimat, seinem alten Schullehrer, beweisen zu wollen, dass sich der ehemalige Schüler zu einem ehrbaren, tüchtigen und gläubigen Menschen entwickelt hat.
    Dass sich Jürnjakob anscheinend fast vollständig in einer Blase deutscher Auswanderer eingerichtet hat, lässt Amerika dem Eindruck nach erstaunlich weit in den Hintergrund treten, und die bauerschlauen Anekdoten könnten genauso gut im Mecklenburgischen Hinterland stattfinden. Das ist manchmal etwas beliebig, manchmal gewitzt, aber oft recht altbacken und eng im Blick. Es finden sich kaum längere Handlungen, dafür kleine Dramolette und viel Geschwätz. Ein Lesefluss stellte sich auf diese Weise bei mir überhaupt nicht ein. Leider ermüdend.
    Weiterlesen

Ausgaben von Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer

Taschenbuch

Seitenzahl: 336

Besitzer des Buches 3

Update: