Plötzlich tief im Wald

Buch von Amos Oz, Mirjam Pressler

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Plötzlich tief im Wald

Nach seinem Welterfolg Eine Geschichte von Liebe und Finsternis legt der Bestsellerautor Amos Oz nun eine Geschichte für Kinder und Erwachsene vor. Plötzlich tief im Wald erzählt von Maja und ihrem Freund Matti, die beschließen, das dunkle Geheimnis ihres Heimatdorfs zu ergründen. Wie kam es, daß in einer Winternacht vor vielen Jahren alle Tiere aus dem Dorf verschwanden? Und warum liegt eine so seltsame Traurigkeit über den Bewohnern?
Weiterlesen

Bewertungen

Plötzlich tief im Wald wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

(3)
(1)
(1)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Plötzlich tief im Wald

    Amos Oz hat neben seinen großen Romanen und seinen politischen Essays und Vorlesungen ( zuletzt: „Israel und Deutschland“ und „Wie man Fanatiker kuriert“) immer wieder auch Bücher für Kinder geschrieben.
    „Plötzlich tief im Wald“ ist ein Märchen für Kinder und Erwachsene. Es erzählt die Geschichte eines namenlosen Dorfes irgendwo am Ende der Welt. Umgeben von hohen Bergen und undurchdringlichen Wäldern, liegt das Dorf wie verlassen da. Eine seltsame Ruhe herrscht dort, Stille und Traurigkeit haben sich wie eine Decke über alles gelegt. Früher war es ein ganz normales Dorf, aber irgendwann, es war weit bevor die Kinder, die in dem Märchen die Hauptrollen spielen, geboren wurden, geschah etwas sehr Rätselhaftes. Quasi von einem auf den anderen Tag verschwanden in einer Nacht mitten im Winter alle Tiere aus dem Dorf; die zahmen Haus- und Nutztiere, die wilden Tiere des Feldes und des Waldes, aber auch die Spinnen, Fliegen und Würmer. Kein Vogel zeigte sich seit jener denkwürdigen Nacht mehr am Himmel über diesem unglücklichen Ort. Doch die Bewohner begreifen ihr Unglück nicht. Die Erwachsenen, die sich an jene Nacht erinnern können, tun es nicht und schweigen eisern. Es ist ein mächtiges und gewaltiges Schweigen, das nicht wahrhaben will, was geschehen ist, und sich weigert, sich irgendwelche Fragen danach zu stellen oder stellen zu lassen. Seit diesem Tag herrscht auch die Angst vor der Nacht im Dorf; alle schließen sich bei Anbruch der Dunkelheit in ihre Häuser ein. Den Kindern haben die Erwachsenen eingeschärft, niemals den das Dorf umgebenden Wald zu betreten. Denn die Nacht und der Wald gehören Nehi, dem Bergteufel.
    Es gibt einige Menschen, die vorsichtig versuchen, sich diesem Bannfluch zu entziehen, darunter auch Maja und Mati. Der fragt eines Abends seinen Vater, warum alle Tiere aus dem Dorf verschwunden seien.
    „Der Vater antwortete nicht gleich. Er stand von der Küchenbank auf, ging ein paar Minuten lang hin und her, dann blieb er stehen und fasste Mati an den Schultern. Doch er schaute seinen Sohn nicht an, sondern richtete seinen Blick auf die dunkle Stelle über der Tür, wo der Verputz feucht geworden war. Dann sagte er: Also, Mati, es ist so. Hier sind einmal alle möglichen Dinge geschehen. Dinge, auf die wir nicht stolz sein können. Aber nicht jeder ist schuldig. Und bestimmt sind wir nicht alle gleichermaßen schuldig. Außerdem, wer bist du, daß du über uns richten könntest ? Du bist noch klein. Du hast kein Recht, über uns Erwachsene zu richten. Und wer hat dir überhaupt erzählt, daß es hier einmal Tiere gab? Vielleicht gab es sie. Vielleicht aber gab es sie nie. Es ist so viel Zeit vergangen. Wir haben es vergessen, Mati. Wir haben es vergessen, das ist alles. Laß es. Wer hat schon die Kraft, sich zu erinnern? Jetzt geh und hole ein paar Kartoffeln aus dem Keller, und hör auf zu fragen.
    Und bevor Matis Vater plötzlich die Küche verließ, fügte er noch hinzu: Hör mal, wir treffen jetzt ein Abkommen, du und ich, nämlich daß es dieses Gespräch nie gegeben hat, ja ? Daß wir überhaupt nie darüber gesprochen haben, ja ?
    Die Eltern der anderen Kinder leugneten alles ab oder schwiegen alles tot. Sprachen nicht darüber. Schon gar nicht in Gegenwart der Kinder.“
    Die Lehrerin, die versucht, den Kindern beizubringen, welche Stimmen die einzelnen Tiere gehabt haben, der Dachdecker Danir, eine Näherin und Almon , der Fischer, sind diejenigen, die sich dem gewaltigen Schweigegebot immer wieder entziehen. Doch sie werden von der Dorfgemeinschaft geschnitten und verspottet:
    „Außer Almon, dem Fischer, dem niemand zuhörte, weil ihn alle nicht ernst nahmen, gab es im ganzen Dorf keinen Menschen, der den Kindern beibrachte, daß die Wirklichkeit nicht nur aus dem besteht, was man mit den Augen sehen, mit den Ohren hören oder mit den Fingern fühlen kann, sondern auch aus dem, was Augen und Ohren verborgen bleibt und sich nicht mit Fingern berühren lässt, was sich manchmal, nur für einem Moment, allein dem offenbart, der mit dem geistigen Auge suchen und mit der Seele hören und mit Gedankenfingern fühlen kann.“
    Die Verweigerung der Erinnerung, der Widerstand der Erwachsenen gegen sie ist immens. Und natürlich kann so das Dorf nicht erlöst werden. Maja und Mati ahnen es, sie spüren es, obwohl ihnen noch nie jemand von jenem Geheimnis erzählt hat, welcher Segen und welche Erlösungskraft in der Erinnerung liegt.
    Sie denken nach und machen sich, zitternd und zagend, auf, am verbotenen, tabuisierten Ort, nach den verschwundenen Tieren zu suchen. Sie treffen Nehi, der natürlich kein Teufel ist und kehren nach einiger Zeit mit der Wahrheit in ihr Dorf zurück.
    Doch wird man ihnen glauben, oder sie auch für verrückt erklären ?
    Amos Oz hat ein schönes Märchen geschrieben über die Kraft der Erinnerung und die schrecklichen Folgen ihrer Unterdrückung.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Plötzlich tief im Wald

    Kurzbeschreibung (amazon)
    Ein kleines Buch über den großen Mut von zwei jungen Menschen, die ein gefährliches Abenteuer und Wagnis eingehen, sich gegen jede Regel, gegen jedes Gesetz und alles von Erwachsenen als Richtig und Falsch Gesagtes stellen. Einer Wahrheit wollen sie auf die Spur kommen, die sie ganz tief in sich fühlen. Sie gehen auf die Suche nach der „Gelassenheit einer anderen Welt.“
    Meine Meinung
    Immer wieder ist mir AMOS OZ in verschiedenen Buchbesprechungen und Beiträgen begegnet, und es war eine klare Sache, dass ich von ihm einmal etwas lesen muss. Es hat gedauert bis dahin. Vielleicht hat mich ja eine gute Fee davon abgehalten, die den Moment bewahren wollte, in dem ich dann unter dem letztjährigen Christbaum zu meiner Tante im Brustton der Überzeugung sagen konnte: „Danke! Lange schon gewollt, aber noch gar nichts von ihm gelesen...!“
    Das Märchen PLÖTZLICH TIEF IM WALD erzählt von einem Dorf am Ende der Welt, aus dem vor vielen Jahren auf mysteriöse Weise alle Tiere verschwunden sind. Thema ist wohl ein zu schwacher Begriff, um die dicke Tabudunstglocke zu benennen, die das Dorf in Verstocktheit und Ängstlichkeit hüllt und den Fragen der Kinder vernünftige Antworten verweigert. Nachts werden Türen und Fenster verrammelt, aus Furcht vor dem Berggeist Nehi.
    Maja und ihr Freund Mati haben ein kleines Geheimnis miteinander, das sie eines Tages zu dem Punkt führt, an dem sie sich über alle Warnungen und die eigenen Skrupel hinwegsetzen. Immer tiefer dringen sie in den Wald vor, um zu erfahren, was es mit den verschwundenen Tieren auf sich hat. Die beiden auf ihrem Weg begleitend, musste ich auch an Giaconda Bellis kurz zuvor gelesene „Unendlichkeit in ihrer Hand“ denken: denn die wissensdurstige Neugier des Mädchens Maja ist auch hier die Kraft, die sie und ihren Freund einen Weg zu Ende gehen lässt, auf den sie sich vielleicht alleine nicht gemacht hätte, den er ohne ihr aber nur bis zur Hälfte gegangen wäre.
    Natürlich ist „das Ende eines Weges“ ein sehr relativer Begriff, wenn er sich in einer Antwort manifestiert. Die reicht ja doch nur bis zum Horizont, egal wie weit der ist. Dahinter wartet die nächste Frage, auf die man sicher auch wieder nur eine Antwort bekommt, wenn man sich auf den Weg macht.
    Mit seinen gut hundert Seiten ist PLÖTZLICH TIEF IM WALD rasch gelesen. Doch es gehört zu jenen Büchern, die ich auf Augenhöhe im Regal aufbewahren werde, weil ich ahne, dass es dazu taugt, mir noch weitere Anregungen auf dem Weg zu neue gedanklichen Horizonten zu geben, wenn ich es ab und an zur Hand nehme. Die Angst vor dem Unbekannten (weil ich ihm nicht in die Augen schaue), Freundschaft, der Umgang mit Kindern, Gemeinschaftsleben, der Mut zum Trotzdem ... – das Märchen spricht eine Fülle von Fragen in einer Art an und aus, dass sie mir lieber als so manche Antwort sind.
    Meine persönliche Empfehlung, wenn Ihr demnächst eine gute Fee oder einen netten Zauberer trefft: fragt, ob für Euch vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist um Amos Oz zu lesen, so er nicht sowieso längst zu Eurem Leserepertoire gehört. Für mich war es das erste, aber bestimmt nicht das letzte Buch von ihm.
    Weiterlesen

Ausgaben von Plötzlich tief im Wald

Hardcover

Seitenzahl: 111

Taschenbuch

Seitenzahl: 111

Plötzlich tief im Wald in anderen Sprachen

  • Deutsch: Plötzlich tief im Wald (Details)
  • Englisch: Suddenly in the Depths of the Forest (Details)

Besitzer des Buches 8

Update: