Bewertungen

Lea wurde insgesamt 19 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Lea

    Die Mutter stirbt, zurück bleibt Martijn van Vliet mit seiner eigentlich unerwünschten Tochter Lea. Das 8-jährige Mädchen kapselt sich ab, bis es auf einem Bahnhof eine Geigerin hört und so fasziniert ist, dass Geigespielen zunächst sein einziger Wunsch ist, dann zum Lebensinhalt und am Ende zur Obsession wird. Der Vater versucht, seine Tochter zu unterstützen, mit ihr und ihrer Entwicklung Schritt zu halten, doch rennt er schnurstracks in eine Katastrophe.
    Diese Geschichte seines Lebens und Scheiterns erzählt van Vliet dem ihm anfänglich unbekannten Arzt Adrian Herzog, der kürzlich sein Skalpell an den Nagel gehängt und Probleme mit Tochter Leslie hat. Aus dem Mund von Adrian erfährt der Leser Martijns und Leas Geschichte.
    Lea und ihren Vater verbindet eine Beziehung, die pathologische Züge trägt. Er weiß, dass er sie loslassen muss, aber er kann nicht. Nach außen hin überlässt er sie ihrer Musik, doch immer wieder greift er ein. Angeblich zu ihrem Besten. Auch als sie nicht mehr im Elternhaus lebt, steht sie von fern unter seiner Beobachtung.
    Es ist sicher kein Zufall, dass Lea ihren Lebenssinn in einem Bereich findet, zu dem ihr Vater keinen Zugang hat.
    Dass Lea nach erfolgreichen Jahren, die sie von Bühne zu Bühne führen, der Geige entsagt, ist eigentlich nichts anderes als
    Aber der Vater hängt alles, was seine Tochter angeht, einfach zu hoch.
    Zugegeben, ich habe das Buch fieberhaft gelesen, es fesselte mich auf eine besondere Art, die weniger mit der Tragik der Vater-Tochter-Beziehung zu tun hat als mit Leas Ehrgeiz und ihrer Besessenheit.
    Die Autoren-Tricks hätte die Handlung nicht nötig: Ständig weist der erzählende Martijn darauf hin, dass das nächste Ereignis letztendlich zur Katastrophe führte; dann wieder ein Ereignis, das unwiderruflich zur Katastrophe führte; dann wieder … bis die Katastrophe tatsächlich eintrifft.
    So viele Dummheiten kann doch eigentlich kein Mensch hintereinander machen wie Martijn gegenüber seiner Tochter, und manchmal will man einfach aufhören zu lesen, weil eine Dummheit unerträglicher ist als die nächste. Dabei wäre die Sache so einfach: Mit einem Gespräch und Ehrlichkeit wäre die ganze Verstrickung aufzudröseln. Und wenn jemand das Mädchen vom Sockel, auf den Vater und Lehrer es stellen und auf dem es sich oft nicht wohlfühlt, herunter holen würde.
    (Ja, ich weiß, es geht in solchen Büchern genau darum, dass man zwar viel spricht, aber nicht miteinander. Doch irgendwie bin ich die Personen leid, die daran kranken. )
    Ob es klug vom Autor war, zwei Männer in Lebenskrisen ins Zentrum der Handlung zu befördern? Die beide problematische Tochter-Beziehungen pflegen? Deren Töchternamen beide mit L beginnen?
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  • Rezension zu Lea

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich fand die Geschichte wunderschön und anrührend erzählt.
    Da ist zum einen Lea, die sich nach dem Tod der Mutter vollständig von der Außenwelt abgeschottet hat. Erst durch den Klang einer Geige und durch ihren eigenen Geigenunterricht findet sie wieder ins Leben zurück. Ich hatte beim Lesen oft den Eindruck, als wäre dies ihre einzige Möglichkeit, richtigen Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Gleichzeitig jedoch macht sie das Geigespielen und der Erfolg, den sie damit hat, wiederum zu einer Außenseiterin.
    Auf der anderen Seite steht Martijn. Zuerst ist er froh darüber, dass seine kleine Tochter wieder einen Lebensinhalt und ein Ziel hat. Gleichzeitig klingt jedoch an, dass er auch ein wenig darüber verärgert ist, dass sie, indem sie nicht mehr länger nur an ihrer Trauer festhält, die Mutter bzw. die Frau irgendwie aus beider Leben verdrängt und sich auch von ihm immer mehr entfernt. Und obwohl Martijn erkennt, dass das alles nur tragisch enden kann, ist er doch nicht in der Lage, anders zu handeln.
    Ich hätte auch gerne mehr über Leas Aufenthalt im Hospiz gelesen und mehr darüber erfahren. Aber dass diese Zeit so kurz abgehandelt wurde, ist für mich der einzige Kritikpunkt an dem Buch und ich vergebe
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  • Rezension zu Lea

    Zwei Männer treffen sich in einem Urlaubsort in Südfrankreich, eine Zufallsbegegnung im Café, und kommen ins Gespräch. Einer war ein begnadeter Chirurg, der andere ein erfolgreicher Naturwissenschaftler - und Vater von Lea van Vliet, die als Geigen-Wunderkind berühmt wurde.
    Stark traumatisiert vom Krebstod der Mutter waren Vater und Tochter am Bahnhof unterwegs, als dort eine Straßenmusikerin eine Partita von Bach spielte und Lea wie angewurzelt stehenblieb, so fasziniert von der Musik, dass sie auf der Stelle lernen wollte, selbst Violine zu spielen. Lea bekam eine Geige und Unterricht und entwickelte sich zum neuen Stern am Klassikhimmel. Bis sich die erst kaum merklichen "Aussetzer" des Mädchens zu häufen begannen. Verzweifelt versucht der Vater gegenzusteuern, ergreift immer verzweifeltere Maßnahmen, geht selbst bis an seine Grenzen und muss doch eingestehen, dass nicht alles in seiner Macht liegt.
    Die Grundidee hinter dieser Novelle ist vielversprechend, ein Wunderkind, das dem Druck nicht standhält, dessen geistige Gesundheit unter den eigenen Ansprüchen und denen des Publikums zusammenbricht. Leider hat Pascal Mercier die Ausführung in meinen Augen ziemlich vergeigt, um im Bild zu bleiben.
    Die Rahmenhandlung um die beiden Männer fand ich vollkommen überflüssig (obwohl ich solche Konstrukte normalerweise mag). Martijn, Leas Vater, erzählt die Geschichte seiner Tochter am Cafétisch - dafür sind seine Sätze aber viel zu gedrechselt und geschliffen. Es wäre glaubhafter gewesen, das Buch einfach als Martijns Geschichte anzulegen, ohne das Drumherum.
    Leas plötzliche Begeisterung für die Musik, ihren Fanatismus, schildert Mercier eindringlich, aber in einer Weise, die mich eher gegen als für das Mädchen eingenommen hat, und die Versuche Martijns, seiner Tochter zu helfen, wurden immer abstruser. Die gedrückte Stimmung des Buches empfand ich als durchaus zum Inhalt passend, aber sie wirkte dennoch gewollt auf mich. Jedes kleine Detail ist mit tiefer Bedeutung aufgeladen, bis hin zu den Namen. Das nervte irgendwann.
    Merciers philosophierenden, eher ruhigen Stil muss man generell mögen - viele fanden seine längeren Romane langweilig, die mir gut gefallen haben - aber hier hat er den Bogen in meinen Augen tatsächlich überspannt.
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  • Rezension zu Lea

    Nach dem Tod seiner geliebten Frau Cécile bleibt Martijn van Vliet nur noch seine kleine Tochter Lea, mit der er plötzlich alleine im Leben steht. Dabei waren Kinder nie Teil seines Planes, er fühlte sich ihrer Liebe und Erziehung nie gewachsen. Ähnlich ergeht es ihm mit Leas Erstarrung nach dem Tod der Mutter. Als sie schließlich der Klang einer Geige in einer überfüllten Bahnhofshalle wieder ins Leben zurückholt, ist es für Martijn van Vliet selbstverständlich, dass er alles tut, um diese Lebendigkeit seiner Tochter festzuhalten:
    Er kauft ihr ihre erste Geige, er engagiert die faszinierende wie anspruchsvolle Marie Pasteur als ihre Geigenlehrerin, er reist mit ihr um die Welt und feiert ihre Erfolge. Zumindest solange und nur dann, wenn Lea ihn lässt, denn das Talent des Mädchens wächst sich in Sphären aus, die Martijn van Vliet auch als Vater nicht mehr zu greifen weiß. Ihr verrutschen die Sätze, aus ihrem Können heraus entfaltet sich die Arroganz der Perfektion, Lea stellt ausnahmslos alles andere hinter ihre Geige und sich selbst. Das geht solange gut, wie das Mädchen und ihr Geigenspiel von Erfolgen begleitet werden. Als diese nachlassen, verlieren Martijn und Lea beide plötzlich jeglichen Blick für die Realität.
    Ich muss zugeben, dass Merciers Lea eine starke Faszination auf mich ausübte, aber es war eher eine Faszination im negativen Sinne:
    Oft erschienen mir die Geschichte, ihre Charaktere und die Art, wie sie erzählt wurde, allzu pathetisch. Gleichzeitig hafteten aber genau diesem besonderen Erzählstil eine Selbstverständlichkeit der Dinge und eine Gefühlsdichte an, die mich vor allem in den letzten Passagen sehr getroffen haben, anders kann ich es kaum sagen. Lea - sowohl das Buch, als auch die Protagonistin - ist wie ein zweischneidiges Schwert, glaube ich. Auf der einen Seite bleibt sie einem durch die Überheblichkeit ihrer Kunst, die aus ihrer Perfektion resultiert, stets ein wenig fremd. Sie strahlt emotionale Kühle aus, die nicht nur ihr Vater Martijn van Vliet spüren muss, auch beim Leser kommt diese an. Und dann wieder gibt es Momente, in denen das kleine Mädchen, das sie einst war, weinend in einer Umarmung Trost sucht. In seinem Nachwort sagt Pascal Mercier etwas zum Subjekt seiner Novelle Lea und ich glaube, mit diesen Worten trifft er die Entwicklung der Charaktere und den Verlauf der Geschichte selbst perfekt:
    "Dieses Buch handelt von einer Erfahrung, die wir uns ungern eingestehen:
    Auch diejenigen Menschen, mit denen wir durch große Intimität verbunden sind, können uns fremd werden. Ein unerwartetes Ereignis, eine unmerkliche Veränderung der Situation, eine überraschende Bemerkung:
    Mit einemmal erscheint eine Person, mit der wir uns eng verbunden fühlten, fremd, und wir haben das Gefühl, sie zu verlieren."
    Im Licht dieser Worte erscheint einem alles, was Martijn van Vliet in seiner Rolle als liebender Vater getan hat, erschreckend selbstverständlich. Rational gesehen weiß man natürlich, wie verhängisvoll jeder seiner Schritte letztlich hätte werden können oder geworden ist, aber im Moment des Sprechens hat man einen ganz anderen Blick auf die Dinge. Man hört dem groß gewachsenen Mann zu, der seine Hände vom Steuer nehmen muss, wenn ihm ein LKW entgegenkommt - aus Angst, er könnte es herumreißen und dem Tod entgegensteuern. So ist Martijn van Vliet, so sind seine Ansichten, das ist die Geschichte, die er erzählt. Dicht, pathetisch, menschlich, emotional und nahe. In diesem Sinne ist Lea nicht das beeindruckendste Buch, das ich jemals gelesen habe, aber es trifft einen sehr.
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  • Rezension zu Lea

    Ich habe "Lea" eben beendet und es vorher in einen Rutsch durchgelesen. Auch wenn es mir am Anfang etwas schwer fiel mich in die Geschichte hinein zu finden, hat sie mich dennoch immer mehr in den Bann gezeogen.
    Besonders gut konte ich mit van Vliet mitleiden und mitfühlen, während ich Lea erst irgendwie recht seltsam fand, sie mir dann aber auch immer mehr Leid tat, je mehr sich der psychische Abrutsch abzuzeichnen begann.
    Gerade für das hohe Mitfühlen was zumindest mir mit van Vliet möglich war, verdient sich das Buch meiner Meinung nach grossen Respekt- auch wenn ich mit dem eigentlichen Protagonisten, André, dem van Vliet seine Geschichte erzählte, nicht wirklich etwas anfangen konnte, wahrscheinlich weil van Vliet ja einen viel höheren Erzählerteil im Buch beinhaltet- aber der Autor hat das ja auch im Nachwort noch begründet, dass stört mich also nicht sonderlich.
    Auch die immer bedrückendere und fast verzweifeltere Atmosphäre fand ich gut gelungen- ein einziger grösserer Kritikpunkt, der mir aufgefallen ist waren die französischen Textstellen, die ich fast nie verstanden habe. Aber das empfand ich nicht so störend, dass es dem Lesefluss einen grossen Abbruch getan hätte.
    Für eben diese Textstellen ziehe ich einen Stern ab- es werden also insgesamt 4 Sterne von mir, aber mit durchaus guter Tendenz zu 5.
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  • Rezension zu Lea

    Unsagbar gefühlvoll geschrieben, lebendig und tief!
    In einem Café in der Provence lernen sich der Protagonist Martijn van Vliet und der Erzähler kennen. Beide sind Ende Fünfzig und haben ein bewegtes Leben hinter sich. Sie verabreden sich zu einem gemeinsamen Diner, wo van Vliet seine Geschichte zu erzählen beginnt:
    Als Lea, seine Tochter, acht Jahre alt war, starb ihre Mutter, und von da an war das Mädchen ruhiger und zurückgezogen, nicht mehr das lebhafte Kind, sondern irgendwie leer. Nach der Schule holte Martijn sie oft ab, und sie gingen zusammen nach Hause. Eines Tages trafen sie in der Bahnhofspassage eine Geigenspielerin. Sie blieben stehen und lauschten ihrer Musik. Martijn bemerkte sofort den klaren Blick in Leas Augen; etwas fing wieder an zu leben in ihr; und so brauchte es auch kaum 24 Stunden, dass er mit einer Geige nach Hause kam. Lea strich liebevoll über das Holz und zupfte zögernd an den Saiten.
    Etwas schwieriger war es, die geeignete Lehrerin zu finden, da Lea nur eine weibliche Ausbildnerin erwünschte. Doch diese fand sich mit Marie. Und seit dem ging es schnell aufwärts mit Lea: Ihre Züge wurden selbstbewusster und selbstsicherer; es gab nur noch die Geige, das Üben und Marie. Schon nach drei Jahren hatte sie ihren ersten Auftritt.
    Martin jedoch fühlte sich zurückversetzt, und wetteiferte mit Marie. Er buhlte seit diesem Tag in dieser Bahnhofpassage um die Zuneigung seiner Tochter, kaufte ihr eine neue, sehr teure Geige, und erkannte, dass in dieser Konstellation, in diesem verwobenen gemeinsamen Schicksal, auch die Geburt einer Tragödie lag.
    Hin und Her gerissen, und mit dem vollem Bewusstsein, dass er in eine Sackgasse hineingeraten war, und dennoch nicht dazu fähig irgendeine Wendung herbeizuführen …
    Sprachlich hat mich dieses Werk sehr beeindruckt, zu einem weil es so gefühlvoll geschrieben ist: “Sie hatte gespielt, als baute sie sich eine imaginäre Kathedrale aus Tönen, in der sie einmal geborgen sein könnte, wenn sie das Leben nicht mehr ertrüge.” Und weil das wirklich Menschliche von Mercier so absolut lebendig und tief transportiert wird, man kann die Handlungen der Figuren ohne zu zögern nachvollziehen, obwohl es eine Farce ist.
    Die ganze Atmosphäre in dieser Novelle ist dicht und treffend! Schade eigentlich nur, dass sie lediglich 250 Seiten hat, ich hätte gerne weitergelesen! =D>
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Ausgaben von Lea

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

Hardcover

Seitenzahl: 256

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:30h

E-Book

Seitenzahl: 257

Besitzer des Buches 50

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