Nach langem Schweigen: Auf der Suche nach meiner jüdischen Identität

Buch von Helen Fremont

Bewertungen

Nach langem Schweigen: Auf der Suche nach meiner jüdischen Identität wurde bisher einmal bewertet.

(0)
(1)
(0)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Nach langem Schweigen: Auf der Suche nach meiner jüdischen Identität

    Originaltitel: After long Silence
    Klappentext:
    Über vierzig Jahre lang haben Helens Eltern ein Geheimnis bewahrt: Sie sind Juden und Überlebende des Holocaust. Helens Vater verbrachte sechs Jahre unter unmenschlichen Bedingungen im sibirischen Gulag, ihre Mutter floh 1942 als Soldat verkleidet von Polen nach Italien. Zosia, Helens Tante, heiratete einen italienischen Faschisten, mit dessen Hilfe sie die Schwester der Verfolgung entziehen und selbst überleben konnte.
    Helen, die katholisch erzogen wurde, begreift, dass ihre Eltern sie und ihre Schwester Lara mit einer falschen Identität und einer erfundenen Familiengeschichte ausgestattet haben, um sie zu beschützen. Und sie muss sich die Frage stellen, ob ihre Eltern nicht das gleiche Recht auf ihr Geheimnis haben, wie sie und Lara es auf die Wahrheit beanspruchen.
    Schon immer hatten Helen und Lara das Gefühl, dass es in ihrer Familie Brüche gibt, Geheimnisse und eine Menge Ungesagtes. Bereits erwachsen sagt ihr jemand auf den Kopf zu, sie müsse Jüdin sein, und als Helen anfängt, mit diesem Gedanken zu spielen, bekommt vieles, das bisher unter der Decke lag oder unerklärlich war, einen Sinn. Nachdem sie ihre ältere Schwester davon überzeugt hat, beginnen beide mit Recherchen und finden die Namen ihrer Eltern in Schriftstücken, die Überlebende des Holocaust hinterlassen haben. Obwohl beide große Angst davor haben, konfrontieren sie ihre Eltern mit ihrem Wissen und erfahren bruchstückhaft, was damals in Europa tatsächlich passiert ist, und wie es die Eltern nach dem Krieg nach Amerika verschlagen hat.
    Helen Fremont verknüpft ihre Geschichte der Recherchen mit den Lebensgeschichten von Mutter und Vater, die nach langem Zögern und mit Unwillen nur jeweils soviel erzählen, wie die Töchter schon wissen. Lücken tun sich auf, Fragen bleiben offen. Ob die Mutter sich (z.B. an eine Vergewaltigung) nicht erinnern will, nicht erinnern kann oder ob sie nicht darüber erzählen will, klärt sich nicht. Auch wenn die Töchter bohren, keine Ruhe geben, immer wieder das Thema ansprechen, bleibt vieles ungesagt. Nun ist es an den Töchtern, Verständnis für ihre Eltern zu entwickeln, die im Gegensatz zu den vielen Holocaust-Opfern, die an die Öffentlichkeit gingen, das Schweigen und Leugnen vorzogen.
    Man weiß eigentlich nicht, welchem der beiden Erzählstränge man mit mehr Interesse und Spannung folgt, der Suche der Schwestern nach der Wahrheit und die Art, wie sie mit ihren Ergebnissen umgehen. Oder den Erzählungen der Eltern. Fremont schildert beides gleichmaßen eindringlich und engagiert, aber trotz des Themas und ihrer persönlichen Verstrickung mit leichter Hand und flüssig lesbar.
    Auch für den Leser bleiben am Ende noch einige Fragen offen, denen er in seinen Gedanken weiter nachgehen kann: Wo zieht man die Grenze zwischen dem, was jemand verschweigen will, weil es für ihn anscheinend lebenswichtig ist, und dem, was ich an Wahrheit für mein Leben brauche? Wie wichtig sind die Wurzeln für das persönliche (Über)Leben? Wie krankmachend kann Verschweigen und Leugnen der eigenen Vergangenheit und der erlittenen Schmerzen sein, aber ist es für die Heilung unbedingt vonnöten, alles wieder an die Oberfläche zu befördern?
    Marie
    Weiterlesen

Ausgaben von Nach langem Schweigen: Auf der Suche nach meiner jüdischen Identität

Taschenbuch

Seitenzahl: 333

Besitzer des Buches 2

Update: