Die große Welt

Buch von Colum McCann, Dirk van Gunsteren

  • Kurzmeinung

    eigenmelody
    Ungeheurer Kitsch. Das Buch mag seine Berechtigung haben, wo immer das sein mag.

Bewertungen

Die große Welt wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Meinungen

  • Ungeheurer Kitsch. Das Buch mag seine Berechtigung haben, wo immer das sein mag.

    eigenmelody

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die große Welt

    Ich bin auch nicht übermäßig begeistert von diesem Buch, das sich weder inhaltlich noch stilistisch von zahlreichen anderen amerikanischen Romanen abhebt, die um die üblichen Themen Glaube, Sex, Krieg und Drogen kreisen. Eher konventionell geschrieben, finden sich neben literarisch gelungenen auch ziemlich schwache, allzu sehr dem Mainstream verhaftete Passagen, überraschende Perspektiven oder Einsichten bietet die Geschichte nicht. Mir fehlt die Originalität und Unverwechselbarkeit, die einen wirklich guten Roman ausmachen.
    Wie Hypocritia halte auch ich die erste Episode um den frommen Corrigan, der sein Leben den Armen und Ausgestoßenen widmet, für die schwächste. Dieses Gutmenschentum, gepaart mit selbstquälerischer Gottessuche ist mir zu aufdringlich und gleitet immer wieder ins Sentimentale ab. Hart am Rande des Sozialkitsches bewegt sich auch der Monolog der Prostituierten Tillie. Ich weiß nicht, warum so viele Schriftsteller sich bemüßigt fühlen, über ein Milieu zu schreiben, das sie offenbar nicht kennen, und dabei immer wieder bei dem Stereotyp „Hure mit Herz“ landen. Wenig anfangen konnte ich auch mit dem weitgehend blassen Kapitel, das die Gedanken des Richters Soderberg während eines Gerichtstags beschreibt. Gefallen hat mir aber, wie hier der Freispruch des Seiltänzers mit der Verurteilung Tillies verschränkt wird.
    Der Roman wird immer dort gut, wo er leisere Töne anschlägt. Die Geschichte von der in Trauer erstarrten Mutter, deren Sohn in Vietnam gefallen ist und die nun verzweifelt versucht, in einer Gruppe ebenfalls betroffener Mütter Halt und Trost zu finden, ist sehr anrührend erzählt. Was mich allerdings wieder stört, sind die Weisheiten, die aus den Briefen des Sohnes zitiert werden und die - besonders in Anbetracht seines jugendlichen Alters - aufgesetzt wirken. Stark ist auch die Episode um die Farbige Gloria, deren zunächst so hoffnungsvoll erscheinendes Leben schließlich in der Bronx endet, ohne dass genau auszumachen ist, warum es so verläuft. Leider endet diese Geschichte, die zugleich den Abschluss der Episoden aus den siebziger Jahren bildet, auf eine konstruierte und sehr rührselige Weise. Den gesamten Nachspann, der im Jahr 2006 spielt, finde ich überflüssig, besonders den Hinweis auf den 11. September. Das im Buch abgebildete Foto spricht da schon genug für sich.
    […]
    Nein, schon die zweite Episode, obzwar eine Art innerer Monolog Claires, ist in der dritten Person geschrieben, ebenfalls die kurze Szene mit dem jugendlichen Fotografen, der das Bild vom Seiltänzer aufnimmt.
    […]
    Bücher, denen eine Nachricht zugrunde liegt, sind mir ja eher ein Graus, aber natürlich ist der Drahtseilakt nicht nur eine strukturelle Klammer, sondern hat auch symbolische Funktion, wie Karthause schon geschrieben hat:
    […]
    Man könnte noch hinzufügen, dass der Drahtseilakt, dieses schlafwandlerische Schweben über schwindelnde Abgründe, einen unerfüllbaren Traum, aber zugleich auch eine Hoffnung darstellt.
    "Die große Welt dreht sich. Wir stolpern dahin. Das ist genug". (Colum McCann)
    Gruß
    mofre
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  • Rezension zu Die große Welt

    Hallo, Ihr da oben, die Ihr alle diesen McCann so toll bewertet habt, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht sonderlich begeistert bin. Die erste Hälfte des Buches hat mich Seite für Seite Überwindung gekostet - wenn ich nicht diese fast strikte persönliche Vorgabe hätte, angefangene Bücher auch grundsätzlich zu Ende zu lesen, hätte ich es am liebsten in eine ganz dunkle Ecke geschmissen.
    In der zweiten Hälfte finde ich mich endlich deutlich besser ins Buch, es stößt mich jetzt nicht mehr ab, fast gefällt es mir sogar (aber eben nur fast).
    Den allerersten Teil mit den Corrigan-Brüdern finde ich grottenschlecht: dieses Gerede darum, dass Ciaran einerseits seinen Bruder als fast mystisch und unergründlich empfindet, aber zwei Absätze später irgendwelche pseudo-tiefgehenden allwissenden psychologischen Interpretationen für dessen Denk- und Verhaltensweise bietet, erscheint mir unerträglich. Und dazwischen Bemerkungen, die bei mir gänzlich als Plattitüden ankommen.
    Zwar kann ich auch für den Rest der Personen kein sonderlich großes Interesse aufbringen, doch empfinde ich das Buch mit dem Fortschreiten der Kapitel wenigstens immer lesbarer. Trotzdem erscheint mir, dass der Plot stärker auf Morbiditätsbefriedigung im Leser baut (Schlagwortverramschung zum Thema Huren, Gott, Trauer um den in 'Nam gefallenen Sohn, alte Leute, um die sich niemand kümmert etc.) denn auf eine tatsächlich zugrundeliegende Nachricht im Buch; wenn eine zugrunde liegt, bin ich wirklich zu dumm, um sie herauslesen zu können. Wie gesagt: nur meine persönliche Meinung ...
    Was mir auffällt: bisher waren nur die paar Seiten um den Seiltänzerstunt des Philippe Petit zwischen den Türmen des WTC in der dritten Person geschrieben, alles andere in der ersten aus der Sicht verschiedener Personen. Ab Richter Soderberg (Buch Drei) schreibt McCann nur noch in der dritten Person. Warum das? Steckt da irgendwas Besonderes dahinter?
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  • Rezension zu Die große Welt

    Kurzbeschreibung:
    1974: Am Morgen eines schönen Augustsommertags starren die Passanten in Lower Manhattan ungläubig zu den Twin Towers hinauf. Fast einen halben Kilometer über ihnen läuft, springt und tanzt ein Hochseilartist - ein schwebender Moment von absoluter Freiheit und künstlerischem Triumph in einer Stadt des ewigen Überlebenskampfes. Seine Magie lässt unten auf den Straßen in den gewöhnlichen Existenzen das Besondere hervortreten. Etwa in Corrigan, dem verrückten, aufopferungsvollen Iren, der sein Leben den Straßenhuren in der Bronx widmet. Er hat in seinem Kleinbus vor dem Zentralgericht am WTC übernachtet, um zweien seiner Schutzbefohlenen bei einem Ankalageerhebungstermin beizustehen: Tillie, die schon mit 38 Großmutter ist, und ihrer schönen Tochter Jazzlyn. Doch Corrigan weiß nicht, dass dieser Tag, der so großzügig Freiheit schenkt, auch den Tod bringen und damit das Leben zahlreicher Menschen verändern wird, die ihm und den beiden Frauen in seiner Obhut nahestehen...
    Colum McCann fängt die Atmosphäre und die Stimmen dieser Stadt zu einem mitreißenden Epos ein. Es sprüht vom wilden Geist seiner Zeit wie von der elektrisierenden Sprache und Bildwelt eines Autors, der zu den sinnlichsten und mutigsten Erzählern englischer Zunge zu rechnen ist. (Quelle: amazon)
    Der Autor:
    Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch Asien, Europa und Amerika. für seine Erzählungen erhielt McCann, der heute in New York lebt, zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy Award for Irish Literature sowie den Rooney Prize.(Quelle: amazon)
    Meine Meinung:
    Wunderbar und einfühlsam beschreibt Colum McCann das Leben in New York im Jahre 1974. Rahmenhandlung ist ein Seilakt: Ein Seiltänzer hat ein Drahtseil zwischen den Twin Towers gespannt und balanciert nun zwischen den Türmen hin und her.
    McCann erzählt die Schicksale verschiedener Personen: da ist Corrigan, der aus Dublin nach New York kommt. Er ist einem Orden beigetreten, der Keuschheit und Armut predigt. Corrigan hilft in New York den Prostituierten und anderen Hilfsbedürftigen.
    Claire Soderberg ist ein weiteres Schicksal. Sie hat ihren Sohn Joshua im Vietnamkrieg verloren.
    Des weiteren gibt es da Lara und Blaine, einen 18-jährigen Computerhacker, die Prostituierte Tillie mit ihrer Tochter Jazzlyn, Richter Soderberg, Adelita, Gloria und Jazzlyns Tochter Jaslyn.
    Die Geschichten sind teilweise aus der Ich-Perspektive erzählt: so erzählt Corrigans Bruder anfangs aus seiner Perspektive, weitere Ich-Erzähler sind Lara, Tillie , Adelita und Gloria.
    Alle Schicksale sind miteinander verwoben und werden von McCann wunderbar verknüpft. So entsteht ein recht lebendiges Kaleidoskop vom Leben in Manhattan der 70-er Jahre.
    Während der Seiltänzer sicher über das Seil gelangt, straucheln einige der Menschen, deren Schicksal hier beschrieben wird.
    Für diesen Roman hat Colum McCann den National Book Award erhalten.
    Den Seilakt hat es tatsächlich gegeben:
    Philippe Petit lief 1974 balancierte achtmal über das Seil und wurde dann von der Polizei abgeführt.
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Ausgaben von Die große Welt

Taschenbuch

Seitenzahl: 544

Hardcover

Seitenzahl: 544

Die große Welt in anderen Sprachen

  • Deutsch: Die große Welt (Details)
  • Englisch: Let the Great World Spin (Details)

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