Alias Grace

Buch von Margaret Atwood, Brigitte Walitzek

Zusammenfassung

Über Margaret Atwood

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood wurde nicht nur durch ihre Bücher, sondern auch durch ihr Engagement in Frauenfragen und für Umweltthemen international bekannt. Mehr zu Margaret Atwood

Bewertungen

Alias Grace wurde insgesamt 39 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

(17)
(16)
(3)
(3)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Alias Grace

    1843 werden Thomas Kinnear und seine Haushälterin Nancy Montgomery ermordet aufgefunden, schnell verdächtigt sind die beiden Angestellten, James McDermitt und Grace Marks, die auf der Flucht gefasst werden. McDermitt wird hingerichtet, Graces Todesurteil wird in eine Haftstrafe umgewandelt.
    1859 sucht der junge Arzt Simon Jordan Grace im Gefängnis auf. Er interessiert sich sehr für psychische Krankheiten und wurde von einem Komitee, das sich um Graces Haftentlassung bemüht, beauftragt, Grace zu untersuchen. Diese kann sich an die Tat nicht erinnern, Simon hofft ihre Erinnerungen wach zu rufen und dadurch womöglich ihre Unschuld zu beweisen.
    Margaret Atwoods Roman, in dem sich die Autorin eines echten Kriminalfalls annimmt, wurde bereits 1996 erstmals veröffentlicht. Die Autorin lässt ihre Protagonistin selbst erzählen, gleichzeitig fügt sie Simon Jordans Perspektive in der dritten Person ein. Der Leser erfährt so auch, was die beiden übereinander denken und wie ihr Leben neben den gemeinsamen Sitzungen aussieht. Simon Jordan ist allerdings fiktiv, wodurch die Autorin eine größere Freiheit hatte, über ihn zu berichten.
    Die einzelnen Abschnitte des Romans sind nach Quiltmustern benannt und werden von einer entsprechenden Zeichnung begleitet – sehr gelungen, wie ich finde, da auch Grace immer wieder an Quilts arbeitet und über die verschiedenen Muster sinniert. Eingeleitet werden die Abschnitte außerdem durch zur jeweiligen Thematik passenden Zitaten aus Originaldokumenten, wie z. B. Zeitungsberichten und Gerichtsakten. Sehr gut gefallen hat mir, dass das Geschehen um Grace und Simon hin und wieder unterbrochen wird durch Briefe, z. B. von Simons Mutter oder Arztkollegen, die die Geschichte zusätzlich bereichern und den Leser auch einmal zum Schmunzeln bringen.
    Grace erzählt Simon ihr Leben und so kann auch der Leser sie begleiten, durch ihre schwere Kindheit, die Auswanderung nach Kanada und ihre früheren Stellungen, bis zu jenem Schicksalstag, der Graces Leben auf immer veränderte. Atwoods Grace macht es dem Leser schwer, an ihre Schuld zu glauben, und Atwood bietet auch eine mögliche Lösung an.
    Auch von Simon erfährt man einiges, und nicht nur Gutes, zunehmend erkennt der Leser, dass auch er seine dunkle Seite hat, und am Ende ist man womöglich enttäuscht von ihm. Beide Protagonisten sind überaus gelungen charakterisiert. Neben diesen beiden gibt es noch eine ganze Reihe anderer Charaktere, die die Autorin zwar nur aus Sicht Graces oder Simons, oder durch die Briefe, aber dennoch eindrücklich charakterisiert.
    Neben dem Blick auf die Charaktere erhält der Leser außerdem einen gut recherchierten Blick auf das Leben jener Zeit, vor allem, aber nicht nur, aus Sicht der kleinen Leute. Das macht den Roman letztlich zu einem sehr lesenswerten historischen Roman. In einem Nachwort geht die Autorin zudem noch einmal auf die echte Grace Marks ein.
    Bereits vor 20 Jahren war ich von dem Roman begeistert und auch jetzt habe ich ihn sehr gerne gelesen, er hat mich gut unterhalten, konnte mich aber auch emotional packen und mich über das Leben Grace Marks nachdenken lassen. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter, man sollte ihn aber eher als historischen Roman als als Krimi ansehen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Alias Grace

    [Eigenzitat aus amazon.de]:
    Der Fall der Grace Marks hat im 19. Jahrhundert die Presse in Kanada, den USA und Großbritanniens sehr beschäftigt und die Frage, ob die damals sechszehnjährige Hausangestellte Mitschuldige am Tod ihres Arbeitgebers und dessen Lebensgefährtin gewesen ist und die Geliebte des dafür gehenkten James McDermott hat die Menschen lange bewegt.
    Aus ihrer Sicht und aus der Sicht des jungen Nervenarztes Simon Jordan, der plant eine moderne Nervenheilanstalt einzurichten und zunächst hofft, dass die Beschäftigung mit dem Fall Marks ihm dafür notwendige Populariät geben wird, wird die Geschichte von Graces Leben - und auch die des guten Doktors - bis zu ihrer gemeinsamen Begegnung, ihre gemeinsame Zeit und auch die Zeit da-nach erzählt. Dabei werden die einzelnen Erzählelemente durch Auszüge aus Gerichtsakten, ZEi-tungsartikel, Bücher und andere Quellen ergänzt, so dass ein erzählerischer Quilt entsteht, wie er auch durch Einzelquadrate am Anfang der Kapitel dargestellt wird und wie er im Hintergrund von Graces Leben immer eine Rolle spielt.
    Neben der Geschichte um Graces Mittäterschaft, die auch Margaret Atwood bewusst nicht auflöst, gibt der Roman ein umfassendes Bild der Situation der Frauen, der Armen und Reichen und den Stand der psychologischen Forschung und ihrer Entwicklung im Verlaufe des 19. Jahrhunderts und das in überaus überzeugender Form. Wie immer ist die Sprache sehr dicht - vielleicht zu dicht für die Erzählungen einer eher ungebildeten jungen Frau wie Grace - und transportiert so wieder einmal viel mehr Informationen und Überlegungen an die Leserschaft, als es Bücher vergleichbarer Länge sonst tun ohne Sachbücher zu sein. Sehr zu empfehlen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Alias Grace

    "Die essbare Frau" war mein Einstieg in Atwoods Bücher.
    Amazon:
    Hauptfigur des Romans Die essbare Frau ist Marian MacAlpin, die in einem Meinungsforschungsinstitut Umfragen auswertet. Zuerst erschöpft sich der Roman in einer Beschreibung alltäglicher Lebensumstände, die ebenso normal wie monoton sind. Schließlich erfährt man von Ainleys skurrilem Plan, zwar mithilfe eines Mannes ein Kind zu bekommen, ihn aber nicht zu heiraten. Marian lernt bei einer Befragung den psychisch labilen Duncan kennen, dessen ungewöhnlicher Charakter sie verwirrt. Nach einem eigenartigen Verhalten bei einer Party, wo Marian sich unter einem Bett versteckte, macht ihr Peter plötzlich einen Heiratsantrag. Sie nimmt an; je näher aber der Tag ihrer Hochzeit rückt, desto genauer beginnt sie, ihre Umwelt wahrzunehmen. Marian erschreckt über die Erkenntnisse, die sie bei ihren Beobachtungen macht. Zunehmend fühlt sie sich von der Gesellschaft eingeengt und revoltiert schließlich mit einer psychosomatischen Krankheit gegen das bürgerliche Leben, das ihr durch die Heirat bevorsteht.
    Die essbare Frau ist ein etwas ungeschickter Titel für die Angst der Hauptperson, von Rollenklischees und Erwartungen der Gesellschaft gleichsam aufgefressen zu werden. Der Roman ist in realistischem Tonfall gehalten, spektakuläre Szenen sind selten und so ist die Gesellschaftskritik Atwoods, ihre unbequemen Einsichten in alltägliche Zusammenhänge eher zwischen den Zeilen zu lesen. Der Roman ist nicht ohne Längen und daher eher ein Buch über Alltagssituationen -- er beschreibt psychologisch genau den leisen Widerstand einer Frau gegen ein Leben, das sie nicht will.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Alias Grace

    "alias Grace" wurde bereits begeistert im "Ich lese gerade"-Forum besprochen. Da ich den Roman aber so fantastisch fand, widme ich ihm hier einen eigenen Thread und eröffne ihm die Chance, im Rezensionsindex gefunden zu werden. ;)
    Originaltitel: alias Grace
    Inhalt:
    Klappentext
    Toronto, November 1843: In einem Gerichtsverfahren, das in ganz Nordamerika Aufsehen erregt, werden das 16-jährige Dienstmädchen Grace Marks und der 29 jährige James McDermott des Mordes an ihrem Arbeitgeber schuldig gesprochen. James McDermott wird hingerichtet, Grace verbringt die nächsten 30 Jahre im Gefängnis.
    16 Jahre nach dem Doppelmord wird Grace von dem ambitionierten jungen Nervenarzt Dr. Simon Jordan untersucht. Jordan versucht, den Schleier der Amnesie zu lüften, der in der Erinnerung der jungen Frau den Tag der Bluttat verhüllt.
    Langsam fasst Grace Vertrauen zu dem Arzt und beginnt ihm zu erzählen: von ihrer verarmten irischen Familie, von der Auswanderung nach Kanada, von dem tragischen Tod ihrer einzigen Freundin Mary Whitney. Aus diesen Erinnerungen entsteht wie aus den Flecken eines Quilts, den Grace näht, nach und nach das Muster eines Lebens, das geprägt wurde von der Suche nach Freundschaft und Vertrauen; eine Suche, die vielleicht - mit einem Mord endete.
    Der 150 Jahre alte Kriminalfall um Grace Marks ist in Kanada seit langem zum Mythos geworden. Aus den spärlichen Fakten und widersprüchlichen Zeugenaussagen hat Margaret Atwood einen Roman gemacht, der, die historische Gestalt zu neuem Leben erweckt.
    Ergänzend von mir:
    Am 23.07.1843 ereigneten sich die Morde an Thomas Kinnear und seiner Geliebten Nancy Montgomery in Richmond Hill. Die Mischung aus Sex, Gewalt und "Aufstand der niederen Klassen gegen ihre Herren" waren für Presse und Öffentlichkeit ein berauschendes Szenario. Letzteres insbesondere vor dem Hintergrund, dass nur 7 Jahre zuvor die Rebellion von William Lyon Mackenzie niedergeschlagen worden war.
    Die genauen Tatumstände lassen sich aufgrund der zahlreichen Berichterstattungen, Zeugenaussagen und verlorenen Dokumente nicht mehr rekonstruieren. So hat Margaret Atwood hier einen fiktiven Roman geschrieben, in dem sie die existierenden Fakten unverändert einbrachte, aber Lücken durch ihre Fantasie auffüllte.
    Meine Meinung:
    Man kann sicher darüber streiten, ob dieser Roman unter historischem Roman oder Kriminalroman eingestellt werden sollte. Ich entscheide mich für die Kategorie "Historischer Roman", denn obwohl der Mordfall im Zentrum steht, dauert es doch bis Seite 150 bis Grace erlaubt wird, sich ausführlich über ihr Leben und die Vergangenheit zu äußern. Natürlich kommt sie schon früher gelegentlich zu Wort, doch der erste Teil dient eindeutig dafür, die einzelnen Personen vorzustellen.
    Ehrlich gesagt, hatte ich damit anfangs einige Probleme, weil mir nicht gleich klar wurde, worauf der Roman hinausläuft. Nachträglich habe ich mich darüber gefreut, so viele Informationen zu den einzelnen Figuren zu haben. Obwohl Graces Geschichte der Haupteil des Romans ist, gibt es doch viele andere Personen, die wichtig für die Darstellung sind. So entsteht ein umfangreicher Eindruck vom Leben im Kanada des 19. Jahrhunderts.
    Die Handlung gewinnt richtig an Fahrt, sobald Grace ihre Geschichte erzählt.
    Sie ist die Ich-Erzählerin des Romans. Regelmäßig steht auch der Arzt Simon Jordan im Fokus, was dem Roman eine weitere Dimension gibt. Jordan ist der demokratische, gutaussehende, junge Amerikaner, Erbe eines Industriellen, der weiß, dass ihm die Welt zu Füßen liegt. Und mit diesem Wissen geht eine gewisse Portion Arroganz einher.
    Die Unterschiede zwischen Graces und seiner Weltsicht könnte größer nicht sein. Leider bleibt er in seiner Arroganz seinem Denken verhaftet - das er als das einzig Wahre betrachtet, wie so viele Männer seiner Zeit.
    Interessanterweise wird nicht ein Mann im ganzen Roman sympathisch. Eventuell kann man den Hausierer Jeremiah davon ausnehmen, denn er ist wenigstens ehrlich.
    Es fällt mir schwer, einzelne Dinge herauszugreifen, ohne zuviel von der Handlung vorwegzunehmen. Deshalb werde ich mich darauf beschränken, euch das Buch zu empfehlen, wenn ihr Interesse an historischen Stoffen habt, ein wenig Spannung sucht und von feministischer Literatur nicht abgeschreckt werdet.
    Wie schon aus dem Klappentext hervorging, wurde Grace nach 28 Jahren begnadigt und freigelassen. Während des ganzen Romans kann man sich einerseits vorstellen, dass sie die Tat begangen hat, aber auch, dass sie unschuldig ist. Der Leser wird nicht dahingehend manipuliert, eine Meinung über die Geschehnisse zu haben. Das gefällt mir ausgesprochen gut, denn woher soll man wissen, was passiert ist, wenn nichtmal die Richter, Ärzte und die Öffentlichkeit der Zeit zu einer einheitlichen Überzeugung kamen.
    Weiterlesen

Ausgaben von Alias Grace

Taschenbuch

Seitenzahl: 624

Hardcover

Seitenzahl: 624

E-Book

Seitenzahl: 625

Hörbuch

Laufzeit: 00:17:10h

Alias Grace in anderen Sprachen

Ähnliche Bücher wie Alias Grace

Besitzer des Buches 76

Update: