Die Büste des Kaisers

Buch von Joseph Roth

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Büste des Kaisers

'Hätte man ihn zum Beispiel gefragt - aber wem wäre eine so sinnlose Frage eingefallen? -, welcher »Nation« oder welchem Volke er sich zugehörig fühle: der Graf wäre ziemlich verständnislos, sogar verblüfft vor dem Frager geblieben und wahrscheinlich auch gelangweilt und etwas indigniert. Nach welchen Anzeichen auch hätte er seine Zugehörigkeit zu dieser oder jener Nation bestimmen sollen? - Er sprach fast alle europäischen Sprachen gleich gut, er war fast in allen europäischen Ländern heimisch, seine Freunde und Verwandten lebten verstreut in der weiten und bunten Welt. Ein kleineres Abbild der bunten Welt war eben die kaiser- und königliche Monarchie, und deshalb war sie die einzige Heimat des Grafen.' Joseph Roth. Die Büste des Kaisers. Novelle. Erstdruck in französischer Sprache: Le buste de l'empereur, in: Les Nouvelles littéraires, Paris 1934. Erstdruck in deutscher Sprache: Pariser Tageblatt, 27. Juli bis 1. August, Paris 1935. Vollständige Neuausgabe, Göttingen 2019. LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Büste des Kaisers

    Die Büste des Kaisers, erschien erstmals vom 27. Juli bis 01. Aug 1935 in der antifaschistischen Tageszeitung Pariser Tageblatt
    Der Autor:
    Joseph Roth, 1894 in Brody (Ost-Galizien) geboren, entstammt einem bürgerlichen Elternhaus galizischer Juden, studierte Literaturwissenschaften in Wien und Lemberg und nahm am Ersten Weltkrieg als Soldat teil. Ab 1918 arbeitete er als Journalist in Wien, dann Berlin, 1923-1932 war er Korrespondent der renommierten Frankfurter Zeitung. Am 30. Jan 1933, dem Tag von Hitlers Machtergreifung, verliess Roth Deutschland und emigrierte nach Paris. Dort starb er im Mai 1939 im Alter von nur 45 Jahren.
    In seinen beiden wohl bekanntesten Werken "Radetzkymarsch" und "Kapuzinergruft" schildert Roth den Untergang der österreichischen k.u.k. Monarchie als Sinnbild für eine verloren gegangene Heimat.
    Inhalt:
    Es handelt sich hier eher um eine Kurzgeschichte, die in meinem Sammelband mit Joseph Roths Erzählungen 29 Seiten umfasst.
    Thematisch geht es hier – wie so häufig in Roths Werken – um den Untergang der k.u.k.- Monarchie. Dabei beschwört Roth zunächst eine heile Welt in der ostgalizischen Provinz herauf. Eine Harmonie, wie es sie vermutlich nie gegeben hat: streng hierarchisch dem Kaiser wohlwollend ergeben, dient der dortige Graf Morstin dem Volk. Einem alten Geschlecht entstammend, hat der Graf Freunde im ganzen Reich. Ihm widerstrebt alles Nationale, erfreut sich im Vielvölkerstatt der Kultur, den verschiedenen Sprachen, der Offenheit. Und das alles verdankt das Volk dem Kaiser – der übrigens für eine paar Tage auch zu Besuch vorbeischaut. Aus diesem Anlass erhält der Graf eine Büste des Kaisers, die prominent aufgestellt wird.
    Der Krieg ist eine regelrechte Zäsur. Für den Grafen bricht eine Welt zusammen. Der Nationalismus vernichtet die Freundschaften, Hilfsbereitschaft, Kultur und alles, wofür die Monarchie stand. Nun herrscht der Pöbel. Die Büste bietet dem Grafen, aber auch den Einwohnern der Gegend Trost und Hoffnung – aber sie ist den neuen Machthabern ein Dorn im Auge…
    Auf wenigen Seiten schafft es Joseph Roth die k.u.k.-Monarchie heraufzubeschwören, sicherlich verklärt und ins Märchenhafte übersteigert, aber dieses Paradies bietet einen klaren Gegensatz zum Leben nach dem Krieg. Das Nationale ist eine teuflische Erfindung, das Mondäne wird verlacht, respektlos wird über die Errungenschaften hergezogen. Der Graf ist seiner Heimat und seiner Lebensaufgabe sozusagen beraubt.
    Für mich eine der besten Erzählungen Joseph Roths, weil sie eben in dieser Kürze das ihm so wichtige Thema wiedergibt: den Verlust der Heimat. Der unwiederbringliche Untergang eines nahezu paradiesisch geschilderten Lebens durch Taugenichtse, denen die Idee einer nationalen Identität mit Führungsanspruch vorgegaukelt wurde.
    Wahrlich ergreifend und eine Empfehlung an Jene, denen auch "Radetzkymarsch", etc gefallen hat.
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Ausgaben von Die Büste des Kaisers

Taschenbuch

Seitenzahl: 24

Besitzer des Buches 3

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