Die Taube

Buch von Patrick Süskind

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Taube

In fünf Monaten wird der Wachmann einer Pariser Bank, der als einzigen Nutzen seiner Tätigkeit das Öffnen des Tores vor dem Direktionswagen erkannt hat, das Eigentum an seiner kleinen Mansarde endgültig erworben haben, wird ein weiterer Markstein seines Lebensplanes gesetzt sein. Doch dieser fatalistische Ablauf wird an einem heißen Freitagmorgen im August 1984 jäh vom Erscheinen einer Taube in Frage gestellt.
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Über Patrick Süskind

Patrick Süskind wurde 1949 in Bayern geboren. Als Sohn eines Autors, Übersetzers und Journalisten wurde er früh mit dem Schreiben konfrontiert. Sein älterer Bruder war ebenfalls Journalist und freier Autor. Mehr zu Patrick Süskind

Bewertungen

Die Taube wurde insgesamt 44 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Meinungen

  • Einblicke in die Gedankenwelt eines von Neurosen geprägten Menschen, absurd komisch.

    Aladin1k1

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Taube

    ### Inhalt ###
    Der eigenbrötlerische, menschenscheue Jonathan Noel ist Anfang 50 und arbeitet bei einer Bank als Wachmann und das schon seit vielen Jahrzehnten. Tagein, tagaus lebt er einen geregelten, ereignislosen Tagesablauf. Ende diesen Jahres wird er sogar die kleine Wohnung, in der er ebenfalls schon viele Jahrzehnte wohnt, abbezahlt haben und sein eigen nennen können. Doch dann gerät sein Leben und seine innere Gelassenheit völlig aus den Fugen, denn eines Morgens auf dem Weg über den Flur zur Gemeinschaftstoilette versperrt ihm eine Taube seinen Weg ...
    ### Meinung ###
    Süskind lässt uns teilhaben an der absurden, von Verfolgungswahn und Angstneurosen geprägten inneren Welt eines Sonderlings. Seine Art zu schreiben gibt einem das Gefühl direkt im Kopf des Protagonisten zu sein. Dieser hektische innere Monolog erinnert mich teilweise an einen Louis de Funès Film, einer aus energischem, teilweise wirrem und aufgeregten Geplapper gewirkten Handlung, die teilweise auch komisch, aber meistens befremdlich wirkt. Jonathan wird fast umgeworfen von der Begegnung mit der Taube, denkt sogar bald an Selbstmord. Zuerst dachte ich "Was für eine maßlose hahnebüchene Übertreibung!" Aber vielleicht ist die dort geschilderte Welt gar nicht so weit weg von der, in der so manch ein Mensch tatsächlich lebt.
    ### Fazit ###
    Fazit: Einblicke in die Gedankenwelt eines von Neurosen geprägten Menschen, absurd befremdlich, teilweise komisch.
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  • Rezension zu Die Taube

    […]
    kann ich dir nur zustimmen. Ich fand die Erzählung großartig.Es sind zwar schon etwa 10 Jahre her als ich das gelesen habe, aber ich erinnere mich noch in etwa an die Gefühle, die bei mir die Erzählung hervorgerufen hat. Bei mir ist es meistens so, dass ich inhaltlich vielleicht nicht mehr alles weiß, allerdings, was ich beim Lesen gefühlt habe, weiß ich noch. Ich habe mit dem Protagonisten der Erzählung mitgelittenf: Er war so gefangen in seiner Welt. Ich konnte es gut nachempfinden, wie es so ist, wenn man ein penibel durchdachtes und durch strukturiertes Leben hat, und auf einmal mit einer "Störung" von außerhalb konfrontiert wird. Die Störung erscheint dem Leser auf ersten Blick womöglich lächerlich, doch nicht so für unseren Protagonisten. Stellenweise hab ich mich schon über den Charakter amüsiert, aber alles in allem hat er meinen Mitgefühl gehabt und ich mochte ihn irgendwie.
    Damals dachte ich mir, ich muss unbedingt weitere Bücher von Süskind lesen, meint ihr, ich bin dazu gekommen Ich habe nur das aller Welt bekannte "Das Parfüm" gelesen. Was auch nicht schlecht war, doch "Die Taube" hat mir besser gefallen. Ich habe es eindringlicher erlebt
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  • Rezension zu Die Taube

    Ich finde Tom Leo hat einige Aspekte dieses Buches wunderbar beschrieben.
    Doch würde ich gerne noch meine eigenen Gedanken dazu anfügen.
    Wer hier Lesestoff ähnlich dem von "das Parfüm" erwartet wird enttäuscht werden. Dieses Buch ist etwas vollkommen anderes, nicht nur die Thematik oder, dass "das Parfüm" ein Roman ist, während man es hier mit einer Novelle zu tun hat, sondern auch oder vor allem der Hauptcharakter.
    Während Grenouille im Grunde der Anti-Mensch schlechthin war, der mit seiner Art die Welt um ihn herum beeinflusst hat, ist es Patrick Süskind mit der Beschreibung von Jonathan Noel gelungen das ungeschönte Bild eines Menschens zu zeichnen, der sich ein unaufgeregtes Leben in seiner Nische der Welt eingerichtet hat. Für mich ist er schon fast der Anti-Grenouille.
    Auf der Rückseite meiner Ausgabe steht der Kommentar der Münchner Abendzeitung: "Seinen fast schon klassischen Spinnereien um merkwürdigste Individuen setzt Süskind immer wieder die Krone auf." Dem möchte ich mit aller Vehemenz widersprechen.
    Jonathan vereint in sich vielleicht Einzelgänger, Spießbürger, gewöhnlicher Gewohnheitsmensch (oh hallo, ihr Charakterschubladen), doch eines ist er mit Sicherheit nicht: merkwürdig und auch keine Spinnerei.
    Weit entfernt von jedweder Idealisierung seines Charakters gibt Süskind ihm einen Tiefgang der mich atemlos und gebannt zurücklässt.
    Ich möchte hier, die 5. Strophe von Tim Minchins Lied "Not perfect" zitieren, denn kaum etwas erscheint mir zutreffender, um Jonathan zu beschreiben:
    This is my brain and I live in it
    [...]
    It's tucked away behind my eyes
    Where all my fucked up thoughts can hide
    Cause god forbid I hurt somebody
    And the weirdest thing about a mind
    Is that every answer that you find
    Is the basis of a brand new cliche
    (Quelle: genius.com)
    Das ist mein Gehirn und ich lebe darin,
    [...]
    es liegt versteckt hinter meinen Augen, wo sich all meine kaputten Gedanken unbesehen verstecken können, denn Gott bewahre, ich könnte jemanden verletzen.
    Und das Merkwürdigste an einem Geist ist, ist dass jede Antwort die er bietet, die Basis für ein brandneues Klischees ist.
    (freie Übersetzung von mir)
    Wir beschönigen unsere Gedanken, verschweigen unsere Urteile, stemmen uns gegen die Schubladen in unserem Kopf und haben ein Bild davon, wie ein "gesunder" Mensch zu leben, zu denken und zu handeln hat und ignorieren dabei, dass Keiner von uns diesem Ideal entspricht.
    Ich empfinde es daher als ziemlich eindrücklich, dass man, während man Jonathan mit all seinen Facetten, seinen Gedanken, Bewertungen, Vorurteilen und Verurteilungen, liest, das Gleiche mit ihm macht. Man lacht über ihn, man schüttelt den Kopf, man verzieht das Gesicht, ob seiner Gedanken, man stempelt ihn ab als alten, tattergreisigen Mann, als jemanden der zutiefst vom Schicksal geprägt und gezeichnet ist, man führt eine Charakterstudie aufgrund dessen, wie er sein Leben führt, wie er denkt, agiert und reagiert an.
    Dabei ist er kein von Altersmarotten gezeichneter Charakter, er ist gerade mal 53 Jahre alt. Ein reflektierter Mann, der sein unaufgeregtes, zufriedenes Leben führt und sich vollauf dort eingerichtet hat.
    Lange Rede, noch längerer Sinn: Meine Empfehlung ist lesen, lesen, LESEN. Man merkt vielleicht, dass ich ein großer Fan dieses Buches bin
    Ich schließe es wieder mit einem lachenden und einen weinenden Auge, weil mir Süskind einen Tag im Leben eines Menschens geschenkt hat, der sich von den eigenen Tagen, mit den kleinen und großen Katastrophen nicht unterscheidet. Bei Jonathan ist es die Taube, bei einem Anderen ist es ein Brief, eine Rechnung, ein Telefonat, der Nächste fällt völlig aus der Rolle wegen eines Vortrags, einer Prüfung, eines Referats und bei wieder anderen ist es der Zahnarztbesuch.
    Man denke nur an all die vermeintlich ausweglosen Situationen, die ein Anderer einfach weggelächelt hätte. Die Schreckensszenarien im eigenen Kopf mit Angstschweiß auf der Stirn, ohne Logik und Rationalität. Die Momente an denen man sich gewünscht hat, es möge sich ein Loch im Boden auftun oder die Türen zu Räumen, die man (fast) nicht öffnen konnte, weil man der Letzte war der diesen Raum beträte. All die Momente in denen man gestottert und gebrabbelt hat und im Nachhinein dachte:"Warum hab ich nicht einfach den Mund gehalten?"
    Dann ist Jonathan plötzlich gar nicht mehr so weit weg, nicht mehr merkwürdig, keine Karikatur, sondern nur ein ungeschönter Spiegel unserer selbst, der mich aber zum Lächeln bringt.
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  • Rezension zu Die Taube

    Das Buch hat man schnell gelesen ; es sei – so sagten einige hier – leicht verständlich oder zu lesen. Mag sein. Ich kann mich nicht damit begnügen zu schmunzeln oder die Geschichte einfach als Groteske, Satire, als Witzgeschichte oder absolute Übertreibung wegzutun.
    Apropos Monotonie : Und wie oft begnügen wir uns bei den « same procedures as last year ». Das Störende, Dazwischenkommende, Aufwühlende – lieben wir das denn nun wirklich so heiss und innig ?
    Man erwähnt es, aber man gleitet eventuell drüber hinweg : Vor der Monotonie, der so heiß geschätzten Gleichförmigkeit und ersehnten Ereignislosigkeit des Tagesablaufs Jonathans gab es ein Vorher, eine Kindheit und eine junge Erwachsenenwelt. Sie wird nur kurz umrissen, aber sie ist traumatisch : Eltern verloren durch Vertreibung (Drancy steht für die Zusammenpferchung der jüdischen Franzosen durch Franzosen!) ; Irrfahrt durch Frankreich ; Aufnahme bei anscheinend ihn ausnützenden Leuten ; Verhöhnung und als dumm verkauft werden ; Verlassenwerden von einer ihm aufgedrängten, schon schwangeren Frau… Tja, das mag genügen, oder ? Dann hat man der Ereignisse genug, und sucht seinen Frieden. Und das, woran man sich halten kann, eventuell Routinen, Wiederholungen... Das andere wird als störend erfahren.
    Bei genauem Lesen taucht das Kindertraumamotiv übrigens auf den letzten Seiten nochmals auf. Ganz fein, und knallhart. Nachlesen !
    Schön. Und dann « aus einer Taube einen Elefanten machen ». Ist es die Taube an sich, ist es Anlass, Auslöser ? Es ist müssig, aber wer nur lächelt hat sich eventuell selber noch nicht beobachtet ???
    Wie oft reagieren wir daneben, weil wir etwas « falsch » interpretiert haben ? Werden wir wie aus den Angeln gehoben durch Winzigkeiten ? Machen nicht aus der Taube, sondern aus der Mücke einen Elefanten ? Ist das sooo wahnsinnig daneben ? Hat das keiner erlebt ? Und plötzlich bricht mitten in unserem friedlichen Alltag ein Weltbild, man könnte natürlich hart sagen : eine Lebenslüge, ein Konstrukt zusammen. Davon spricht oft existenzielle Literatur oder teils auch das absurde Theater ?! Andere kennen die Referenzen da besser.
    "Objektiv"? Wer fragt nach objektiv dabei? Stehen wir manchmal nicht an den Abgründen, und wissen selber nicht genau, wie wir da gelandet sind?
    Nun werde ich schockieren (?), aber ich fand dieses Buch interessanter und lebensnäher (für mich) als Das Parfüm. Damit ist es noch kein Fünfsternebuch, aber doch eine interessante Entdeckung. Sprachlich fand ich Das Parfum wohl stärker durch die Reihungen und Wörterzusammenstellungen. Doch mich persönlich treffender und ansprechender ist wohl eher dieses hier ?!
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Ausgaben von Die Taube

Taschenbuch

Seitenzahl: 112

E-Book

Seitenzahl: 112

Hörbuch

Laufzeit: 00:02:22h

Besitzer des Buches 114

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