Von der Liebe und anderen Dämonen

Buch von Gabriel García Márquez, Dagmar Ploetz

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Von der Liebe und anderen Dämonen

Sierva María, die zwölfjährige Tochter des Marqués de Casalduero, wird von einem tollwütigen Hund gebissen. Obwohl sie keinerlei Symptome der grauenhaften Krankheit aufweist, unterwirft ihr Vater sie den Prozeduren der im ausgehenden 18. Jahrhundert üblichen Heil- und Hexenkünste. Der Bischof veranlaßt sogar eine Teufelsaustreibung. Doch Pater Cayetano Delaure, ihr Exorzist, verliebt sich in das schöne Mädchen. Und ihre Leidenschaft wird beiden zum Verhängnis ... 'Ein neuer Höhepunkt im Schaffen des großen Gabriel García Márquez.' Die Welt
Weiterlesen

Bewertungen

Von der Liebe und anderen Dämonen wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

(0)
(9)
(1)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Von der Liebe und anderen Dämonen

    Originaltitel: Del amor y otros demonios
    Klappentext:
    Cartagena zur Zeit der spanischen Vizekönige. Die Stadt, einst Hauptumschlagplatz für den Sklavenhandel in der Neuen Welt, hat ihre Blütezeit im ausgehenden 18. Jahrhundert schon hinter sich. ...
    Sierva María de Todos los Angeles, einzige Tochter des Marqués de Casalduero, wächst unter den schwarzen Sklaven des Hauses auf und ist deren Vorstellungen und Göttern näher als dem Katholizismus ihrer Vorfahren. Als das Mädchen von einem tollwütigen Hund gebissen wird, unterwirft der Marqués die Tochter, obwohl sie keinerlei Symptome der schauerlichen Krankheit zeigt, den Prozeduren der damaligen Hexen- und Heilkünste. Und Sierva María wehrt sich, eigenwillig, verzweifelt, panisch. Auf Drängen des Bischofs wird die völlig Verstörte ins Kloster zu den Klarissinnen gebracht, um ihr die Dämonen auszutreiben. Ausgerechnet Pater Cayetano Delaure, rechte Hand des Bischof und mit Sierva Marías Überwachung betraut, hat bald Zweifel an ihrer Besessenheit, aber auch an der eigenen Mission und seiner Standhaftigkeit. Er erkennt, dass er, der 36jährige, die gerade erblühte Zwölfjährige liebt. Mit Gedichten gewinnt er sie für sich, und da er darauf baut, die Geliebte einst in Ehren heiraten zu können, fliehen sie nicht. Das Festhalten an überkommenen Normen wird beiden zum Verhängnis.
    Im Vorwort erzählt Márquez, wie er auf die Idee zu diesem Roman kam: Im Jahr 1949 wird das historische Klarissinnen-Kloster von Cartagena abgerissen, um einem Hotelbau Platz zu machen. Márquez wird als junger Reporter dorthin geschickt. Er erlebt, wie die Krypta ausgehoben wird und die Särge der dort Bestatteten geborgen und geöffnet werden. Man findet in einer Gruft einen Kinderschädel mit 22 m langen kupferfarbenen Haaren, der Grabstein trägt den Namen "Sierva María de Todos los Angeles". Márquez erinnert sich an Erzählungen seiner Großmutter über eine 12jährige Marquesita, die ihre Haarschleppe hinter sich herzog und angeblich an Tollwut gestorben sein soll.
    Beim Besuch eines Marktes unter der Begleitung einer Sklavin wird Sierva María von einem tollwütigen Hund gebissen; die Wunde verheilt schnell, aus Angst erzählen weder die Sklavin noch Sierva María vorerst den Eltern davon. Bernarda, Sierva Marías Mutter, vergisst gelegentlich, dass sie eine Tochter hat; zu sehr ist sie mit ihren Krankheiten beschäftigt, die sie durch maßlose Fresserei selbst zu verantworten hat. Der Marqués, der nichts zu tun hat außer seinen Titel zu tragen, liegt den ganzen Tag in der Hängematte und entwickelt, als er vom Hundebiss erfährt, eine hektische Betriebsamkeit, um seine Tochter zu retten. Ein Arzt stellt nach der Inkubationszeit keine Anzeichen von Ansteckung fest, aber der Marqués fragt dennoch den Bischof um Rat. Dieser hatte davon gehört, dass Sierva María bei heidnischen Kulten mitwirkt, und rät dem Marqués, die Tochter zu den Klarissinnen zu bringen, um ihre Dämonen auszutreiben und wenigstens die unsterbliche Seele zu retten. Dort erwarten das Mädchen gehässige Nonnen statt fürsorglicher Ordensfrauen, das Gefängnis statt der Geborgenheit und Teufelsaustreibungen wie Folterungen. Dass sich die 12jährige nur durch Schreien, Schlagen, Beißen zu wehren weiß, wird als Beweis für ihre Besessenheit gedeutet. Auch wenn sie Pater Cayetano zunächst auch aggressiv begegnet, erkennt er, der belesene Bibliothekar, dass etwas anderes als ein Dämon das Mädchen quält.
    Ausgehend von der Geschichte, dass Sierva María nicht eine eigenständig handelnde Person ist, sondern nur ein "Objekt" in den Händen des Vaters, der Nonnen, der Exorzisten, ist sie nicht die Protagonistin des Romans; sie kommt nicht zu Wort. Ein Leser empfindet Mitleid, Bedauern, nimmt Anteil, doch ihre innere Welt bleibt ihm verschlossen. Darauf kann man nur durch ihre verzweifelten Versuche, sich Gehör und Freiheit zu verschaffen, schließen.
    Die Person Calderon lässt einen Leser näher an sich heran; er ist derjenige, der eine Entwicklung durchlebt: Vom Sprachrohr und Vertrauten des Bischofs, vom gelehrten und überzeugten Katholiken bis zum verzweifelt Liebenden, der bereit ist, für das Mädchen und seine Liebe zu sterben.
    Auf den ersten 50 Seiten hatte ich einige Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, was vermutlich daran lag, dass ich mich erst nach und nach mit den Personen und dem historischen Hintergrund vertraut machen konnte. Auch Sierva Marías Verhalten war zunächst schwer zu deuten: Ist ihre Aggressivität nicht doch ein Zeichen von Tollwut, so dass der Arzt sich geirrt hätte? Warum lügt sie ständig?
    Ab Mitte des Buches konnte ich mich einem Sog nicht entziehen und las es in einem Rutsch bis zum Ende. Wer schon Romane mit dem Thema Hexenverfolgung las, wird diese Lesegefühle hier wieder finden: Die Machtlosigkeit eines Einzelnen gegenüber einem Apparat wie der Kirche, die Macht vor Menschlichkeit setzt, und auch für ihre schlimmsten Verbrechen Argumente aus einer verquerten Religiosität findet.
    Wenn man sich beim letzten Satz des Buches das Vorwort in Erinnerung ruft, kann man die Gänsehaut über den Rücken spazieren fühlen.
    zum Autor
    Marie
    Weiterlesen

Ausgaben von Von der Liebe und anderen Dämonen

Hardcover

Seitenzahl: 224

Taschenbuch

Seitenzahl: 208

Von der Liebe und anderen Dämonen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Von der Liebe und anderen Dämonen (Details)
  • Englisch: Of Love and Other Demons (Details)
  • Spanisch: Del Amor y Otros Demonios (Details)

Besitzer des Buches 41

  • Mitglied seit 30. November 2020
  • Mitglied seit 16. Juni 2019
  • Mitglied seit 27. Oktober 2019
  • Mitglied seit 6. Januar 2019
  • Mitglied seit 21. September 2018
  • Mitglied seit 19. November 2015
  • Mitglied seit 21. Mai 2018
  • Mitglied seit 30. November 2017
Update: