Slapstick oder Nie wieder einsam

Buch von Kurt Vonnegut Jr.

Bewertungen

Slapstick oder Nie wieder einsam wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Slapstick oder Nie wieder einsam

    Der Autor (Quelle: Rowohlt): Kurt Vonnegut jr., geboren am 11. November 1922 in Indianapolis, ehemaliger Public Relation-Manager bei General Electric, schrieb Dramen, über hundert Kurzgeschichten (“Geh zurück zu deiner lieben Frau und deinem Sohn“) und mehrere Romane, so „Das höllische System“, „Gott segne Sie, Mr. Rosewater“, „Frühstück für starke Männer“ und „Die Sirenen des Titan“. Der sarkastische, inzwischen verfilmte Roman um die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg, „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug“, machte Vonnegut weltberühmt. Graham Greene rühmte ihn als einen der besten lebenden Autoren Amerikas. Vonnegut hat sechs Kinder und lebte als freier Schriftsteller ab 1973 hauptsächlich in Manhattan. Er starb 2007 in New York.
    Klappentext (Quelle: Rowohlt): Dieses Buch des unermüdlichen Kritikers amerikanischer Zustände liest sich, als sähe man gleichzeitig ein Dutzend Fernsehprogramme durcheinander. Der Un-Roman schildet den Lebensweg eines als Monster geborenen Amerikaners aus reicher Familie, der später als Greis der letzte US-Präsident wird, ein drogensüchtiger Weltverbesserer. „Der letzte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika haust in einem Urwald, der früher Manhattan hieß, derweil sich der König von Michigan, der Herzog von Oklahoma und andere Feudalherren blutige Fehden liefern. Der abgedankte Präsident ist zwei Meter groß und hundert Jahre alt und sieht aus wie das leibhaftige Frankenstein-Monster. Früher hat er mit seiner Schwester geschlafen, die nun auf dem Mars begraben liegt, was wiederum mit irgendwelchen Umtrieben der Chinesen zu tun haben muss, welche ihrerseits auf das Format von Zwergen geschrumpft sind und auch schon mal Fu Manchu heißen… Kurt Vonneguts Bücher sind Phantasiemaschinen, vollgestopft mit bizarren Erfindungen, wunderlichen Figuren und einem unberechenbaren Humor, dessen Schwärze keine Geschmacklosigkeiten ausspart und manchmal ganz naiv und lebenslustig ist… Vonneguts Komik ist manchmal fast so abgründig wie die von Laurel und Hardy. Und was spricht schon dagegen, das Ende der Welt mit einer Sahnetortenschlacht zu besiegeln?“ („Die Zeit“)
    Englische, deutsche, schwedische, französische, dänische und italienische Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien 1976 als „Slapstick or: Lonesome No More!“ bei Delacorte Press/Seymour Lawrence in New York (243 Seiten) und bei Jonathan Cape in London (243 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1978 im Verlag Granada Publishing in London (186 Seiten), 1991 bei Vintage in London, 2010 bei Delta Trade Paperbacks in New York (274 Seiten) und 2016 bei Vintage Digital in London (192 Seiten).Die deutsche Übersetzung stammt von Michael Schulte. Sie erschien 1977 unter dem Titel „Slapstick oder Nie wieder einsam“ im R. Piper Verlag in München und Zürich (238 Seiten). Neuaufgelegt 1980 (und danach 1982 und 1984) als rororo-Taschenbuch Nr. 4502 im Rowohlt Taschenbuch Verlag in Reinbek bei Hamburg (157 Seiten). Ein weiteres Mal neuaufgelegt 1988 als Goldmann-Taschenbuch Nr. 9175 im Wilhelm Goldmann Verlag in München (237 Seiten).Die schwedische Übersetzung stammt von Olov Jonason. Sie erschien 1977 als „Slapstick eller Aldrig mera ensam“ bei Norstedt & Söners in Stockholm (195 Seiten).Die französische Übersetzung stammt von Philippe Mikriammos. Sie erschien 1978 unter dem Titel „Le Cri de l'engoulevent dans Manhattan désert“ in der Reihe „Fiction et Cie“ im Verlag Éditions du Seuil in Paris (217 Seiten).Die dänische Übersetzung stammt von Arne Herløv Petersen. Sie erschien 1994 als „Slapstick“ im Verlag Luna-B in Åbyhøj (230 Seiten). Die italienische Übersetzung stammt von Vincenzo Mantovani. Sie erschien 1998 unter dem Titel „Comica finale. Ovvero non più soli“ bei Elèuthera in Mailand (240 Seiten).
    Meine Einschätzung:
    In seinem achten, Stan Laurel und Oliver Hardy gewidmeten Roman dreht Vonnegut ziemlich auf, wenn er diverse Charakteristika des gegenwärtigen Lebens in die Nahzukunft verlängert und übertreibt und die westliche, amerikanische Zivilisation apokalyptisch baden gehen lässt. Gesellschaftskritik als groteske zusammengestoppelte Farce über Totalitarismus, Anspruchsdenken und Gleichmacherei. Wenn alle den Gedanken von Hippokrates verinnerlicht hätten, dass man, wenn man nichts Gutes tun könne, dann wenigstens keinen Schaden anrichte, wäre die Welt wohl eine bessere.
    Der absurde Humor des Romans kann eine Herausforderung an Leser sein, die eine gradlinige Geschichte erwarten. Mit dem Mittel der Übertreibung blickt Vonnegut wie durch ein Mikroskop auf die Gesellschaft, künstlich aufgeblasen bis zur Verzerrung, um ihren Phänotyp besser bestimmen zu können: Übertriebene Hässlichkeit, bis zur sabbernden Blödheit verzerrte Naivität, Zuneigung bis zur orgiastischen, inzestuösen Symbiose. Die Schwierigkeit zu wissen was Liebe ist: Wie kriegt man die Liebe zu seinen Hunden mit der Liebe zu seinen Kindern unter einen Hut (von der Liebe zu „seiner Nation“ ganz zu schweigen)? Der Wunsch, nicht überall Liebe einzufordern, wo „natürlicher Anstand“ doch die Einstellung und Verhaltensweise sein könnte, die dem Menschen als sozialem Wesen mehr Rückhalt und Zufriedenheit zu geben im Stande wäre.
    Das Thema des Buches ist die ständige Suche des Individuums nach Gemeinschaft. Die genialen Dummköpfe Wilbur und Eliza, zwei zweieiige Zwillinge, die nur, wenn sie zusammen sind, intelligent bis zur Großartigkeit sind, ansonsten „normal“ gebildet bis illiterat zurückgeblieben, entwickeln unter anderem eine Theorie der „erweiterten Familie“, die Wilbur dermaleinst als letzter Präsident der USA in die Tat umsetzen wird: Ein durch Zufall allen Staatsbürgern zugewiesener zweiter Familienname (gebildet aus Wörtern aus der Tier- und Pflanzenwelt plus einer Zahl), der die Menschen wild untereinander in neue quasi verwandtschaftliche Beziehungen setzt: Aus Wilbur Swain wird Wilbur Narzisse-11 Swain, der plötzlich in einer landesweiten Gemeinschaft mit anderen Narzissen lebt, bei denen man auf Reisen unterkommen kann, die einem helfen, die einem zuhören, die einen unterstützen können, die einem Händchen halten, wenn man Gruselfilme schaut, die einen zum Arzt begleiten oder bei denen man die Blumen gießt, wenn sie im Urlaub sind. Die Familie hebt die Nation auf, was Kriege zwischen Staaten vielleicht beendet hätte, gäbe es nicht die Abtrünnigen, die von dem Modell der erweiterten Familie nichts wissen wollen, ein Modell, das im Grunde sogar die Chance böte, auf staatliche Strafverfolgung verzichten zu können: Statt einem Polizisten rufe man einfach zehn Verwandte!
    Während die westliche Zivilisation langsam endet, in feudalen Teilstaaten zersplittert ist, während die Sklaverei wiederauflebt, Treibgase den Himmel gelb gemacht haben, die Energieversorgung zusammengebrochen ist, eine christliche Sekte daran glaubt, Jesus wäre wiedergeboren, aber von seinen Feinden entführt worden, und die Menschen millionenfach an der Grippe und anderen Epidemien (der „grüne Tod“) gestorben sind, gelingt es den Chinesen, sich nicht nur auf Däumlingsgröße zu verkleinern, um weniger Lebensmittel zu verbrauchen, und so mehr Menschen ernähren zu können, sondern sie können die Schwerkraft der Erde manipulieren, als wäre sie Ebbe und Flut unterworfen, haben den Mars besiedelt und eine Vielzahl von individuellem Bewusstsein zu einem kollektiven Bewusstsein zusammengeschlossen.
    Außerdem hat ein Wissenschaftler die Entdeckung gemacht, was den Menschen nach dem Tod blüht: Ewige Langeweile!
    Eine derb komische Groteske über das Denken und Handeln des Menschen, betrachtet von der Warte einer gottgleichen, aber ohnmächtigen Instanz, die das Gute und das Vernünftige verwirklichen will, aber nichts gegen die Zersetzung der Welt unternehmen kann. Ein Roman über Einsamkeit und Isolation: Was unterscheidet uns von den anderen? Die „Missgeburt“ vom Maßstab der Normalität? Die intellektuelle Vereinsamung des Genies! „Slapstick“ ist viel tiefsinniger, als es der rumpelige Tonfall erscheinen lässt. Er erweckte in mir obendrein ein starkes Gefühl trauriger Einsamkeit und der nur auf sich selbst zurückgeworfenen Sinnlosigkeit des Daseins.
    Der dem Roman vorangestellte Prolog, in dem Vonnegut in einem sehr intimen, rührenden Tonfall von seiner Familiengeschichte erzählt, über seinen älteren Bruder, mit dem er – so verschieden sie auch sind – über die gleichen Dinge lachen kann, der originell und witzig ist, sehr klug, aber auch sehr unordentlich, und vor allem über seine jüngere Schwester, für die er im Stillen alle seine Romane geschrieben hat, bis sie früh an Krebs verstarb, und deren drei ältesten Kinder er nach ihrem Tod adoptierte: Wie sehr er sie doch vermisst! Was die Folie für seinen Roman über die Suche nach Gemeinschaft und Ähnlichkeit bildet. Der Prolog ist wirklich eindrucksvolle autobiografische Prosa, der nachfolgende Roman gebärdet sich etwas schwieriger zu zähmen.
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Ausgaben von Slapstick oder Nie wieder einsam

Taschenbuch

 

Hardcover

Seitenzahl: 238

E-Book

Seitenzahl: 290

Slapstick oder Nie wieder einsam in anderen Sprachen

  • Deutsch: Slapstick oder Nie wieder einsam (Details)
  • Englisch: Slapstick (Details)

Besitzer des Buches 6

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