Nacht über Soho
Buch von Kate Atkinson, Anette Grube

Titel: Nacht über Soho
Kate Atkinson (Autor) , Anette Grube (Übersetzer)
Verlag: Dumont Buchverlag
Format: E-Book
Seitenzahl: 529
ISBN: 9783755810797
Termin: Neuerscheinung Mai 2025
Aktion
Zusammenfassung
Über Kate Atkinson
Die britische Schriftstellerin Kate Atkinson kam 1951 in York zur Welt. Sie studierte an der Universität Dundee Englische Literatur und Anglizistik. Nach ihrem Studienabschluss arbeitete sie als Lehrerin und Anwaltsgehilfin, bis sie in den 1980er-Jahren mit dem Schreiben ihrer ersten Bücher begann. Mehr zu Kate Atkinson
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Nacht über Soho
- Buchdoktor
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11. Mai 2025 um 11:05
Klappentext/VerlagstextWeiterlesen
England 1926: In einem Land, das sich noch immer vom Ersten Weltkrieg erholt, ist London zum Mittelpunkt eines neuen, ausgelassenen Nachtlebens geworden. In den Clubs von Soho tummeln sich Adelige neben Starlets, Prinzen neben Gangstern, und Mädchen verkaufen Tänze für einen Schilling.
Im Zentrum dieser glitzernden Welt steht die berüchtigte Nellie Coker. Rücksichtslos und ehrgeizig kontrolliert sie die wichtigsten Clubs der Stadt. Doch der Erfolg schafft Feinde: Nellies Imperium wird von außen und von innen bedroht. Da sind ihre sechs Kinder, die alle eigene Ziele verfolgen, rivalisierende Straßengangs, ein Mafioso mit guten Manieren und schlechten Absichten … Und da ist Inspektor John Frobisher. Seine Mission: herauszufinden, was mit den vielen Mädchen geschieht, die im Sohoer Nachtleben spurlos verschwinden. Mithilfe einer jungen Bibliothekarin, die er in Nellies Clubs einschleust, beginnt er, der Königin von Soho das Leben schwer zu machen.
In einem opulenten Tableau versammelt Kate Atkinson eine schillernde Schar von Charakteren in einem wahrhaft fesselnden Roman und zeichnet eine Welt, in der nichts so ist, wie es scheint.
Die Autorin
KATE ATKINSON wurde bereits für ihren ersten Roman ›Familienalbum‹ mit dem renommierten Costa Book of the Year Award ausgezeichnet. Mittlerweile stehen ihre Bücher regelmäßig auf den internationalen Bestsellerlisten. Für ›Das vergessene Kind‹ erhielt sie den Deutschen Krimipreis 2012 und für ›Die Unvollendete‹ den Costa Novel Award 2013. Kate Atkinson lebt in Edinburgh und gilt als eine der wichtigsten britischen Autorinnen der Gegenwart.
Inhalt
Das Jahr 1926 in England ist geprägt vom Generalstreik aus Solidarität mit streikenden Bergarbeitern, die gegen angekündigte Lohnsenkungen protestierten und von den Minenbesitzern ausgesperrt worden waren. Nellie Coker und ihre erwachsenen Kinder leben derweil in London in einer glitzernden Blase der Nachtclubs, Tanzhallen und der Drogen, in der für die Nachkriegszeit nach dem Ersten Weltkrieg erstaunlich zügellos geprasst wird. Nellie, in Frankreich erzogen, wie sie stolz betont, besitzt fünf Nachtclubs. Ihre Rechnung, dass die älteren fünf ihrer Kinder je einen Club übernehmen werden, scheint jedoch nicht aufzugehen. Zwei Töchter haben studiert und sollen gewinnversprechend verheiratet werden, eine ist noch zu jung, ein Sohn will Schriftsteller werden und ihren Ältesten, aus dem Krieg in Frankreich zurückgekehrt, hat „Old Ma Coker“ offenbar nicht als Alleinerben ihres Imperiums ausgebildet. Nach einem Gefängnisaufenthalt wegen Problemen mit der Schankerlaubnis zeigt Nellie Schwächen, die sich im Haifischbecken Soho nicht leisten darf.
Während zwei Familien aus York ihre 14-jährigen Töchter vermissen, die nach London abgehauen sind, tritt in der Polizeiwache Bow-Street John Frobisher seinen Dienst an, den man als „neuen Besen“ mit der Sisyphos-Aufgabe betraut hat, den Sumpf an Korruption zwischen Nellie Coker und der Polizeibehörde trockenzulegen. Als Informantin in Nellies Clubs baut Frobisher ausgerechnet Gwendolen Kelling auf, eine auf den ersten Blick altmodisch wirkende Bibliothekarin aus York, die in London die verschwundenen Freda und Florence suchen will. Gwen ist mit Florences älterer Schwester befreundet und zeigt in Großstadtdschungel ihr unerwartet couragiertes Ich. Im Verhältnis zwischen Frobisher, Gwen und dem Coker-Clan scheint jeder jeden offen zu beschatten, um die eigene Präsenz zu demonstrieren. Wie im Mikado-Spiel verliert, wer sich bewegt. Anfangs scheint die Suche nach Freda zu stagnieren, die inzwischen den Kontakt zu Florence verloren hat. Da jedoch ständig Leichen junger Mädchen aus der Themse gefischt werden, kann Frobisher den Moloch Soho nicht verdrängen.
Fazit
Angelehnt an die historische Person der Nachtclub-Königin Kate Meyrick (1875 – 1933) zeigt Kate Atkinson mit bissigem Humor ein letztes Aufbäumen der Londoner Nachtclubszene kurz vor dem Börsencrash 1929. „Gaiety“ im Originaltitel spielt auf Meyricks gleichnamigen Club in Paris an. Ihre zahlreichen Figuren müssen in kürzester Zeit lernen, in Soho nicht unter die Räder zu kommen. Die Autorin glänzt mit brillant beobachteten Stereotypen des Nachtlebens in Biberpelzmantel und zweifarbigen Schuhen, aber auch mit dem Prototypen des melancholischen Ermittlers und literarischen Bezügen (nicht nur auf Spionageromane), die ihr Personal souverän in den Ring wirft. Auch wenn ich gern darüber gegrübelt habe, in wessen Taschen das viele Geld und die Klunker am Ende landen werden, hat der Roman einige Längen und erzählt nicht alle Handlungsstränge zu Ende. Atkinson bleibt in „Nacht über Soho“ ihrem Genre „Gesellschaftsroman mit Aufhänger Kriminalfall“ treu und erzählt von Töchtern, Tänzerinnen und Spioninnen.
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Update: 11. Mai 2025 um 11:06