Berchtesgaden
Buch von Carolin Otto

Titel: Berchtesgaden
Carolin Otto (Autor)
Verlag: Bastei-Lübbe
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 544
ISBN: 9783757700584
Termin: Neuerscheinung Januar 2025
Aktion
Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Berchtesgaden
Berchtesgaden, Frühjahr 1945. Die Lieblingsstadt des Führers kapituliert, die US-Amerikaner übernehmen die Regierung. Trotz ihres bescheidenen Englischs tritt die 19-jährige Sophie eine Stelle beim Military Government an, wo sie zum ersten Mal mit der ganzen Wahrheit über die deutschen Verbrechen konfrontiert wird. Sie trifft dort Menschen, die den Blick auf ihre eigene Familie verändern. Da ist ihr Chef, der jüdische Emigrant Frank Rosenzweig, der auf Nachricht überlebender Verwandter hofft, und seine Freundin, die glamouröse Kriegsreporterin Meg. Der einst zum Tode verurteilte Bürgermeister Rudolf Kriss. Und der schwarze GI Sam, in den Sophie sich verliebt. In Berchtesgaden kreuzen sich ihre Wege auf schicksalhafte Weise ...
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Bewertungen
Berchtesgaden wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.
Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Berchtesgaden
- ele
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17. März 2025 um 16:28
Froilein Berchtesgaden, Roman von Carolin Otto, EBook, Lübbe Verlag.Weiterlesen
Ein bildgewaltiges Gesellschaftspanorama einer symbolträchtigen Zeit.
Mai 1945, Berchtesgaden kapituliert und die Alliierten, hier die US-Amerikaner, übernehmen die Regierung. Die 19jährige Sophie, bewirbt sich um eine Stelle als Übersetzerin und Schreibkraft beim Military Government. Hier lernt sie Menschen kennen, die den Blick auch auf ihre eigene Familie wandeln und wird mit der Wahrheit über die deutschen Verbrechen konfrontiert. Im Schatten des Obersalzbergs verändert sich ihr ganzes Leben.
An Hitlers ehemaligen Wohnort Berchtesgaden trafen bei Kriegsende 1945 die verschiedensten Menschen aufeinander: Sieger und Besiegte, Täter, Opfer und Mitläufer, leben jetzt hier, unter amerikanischer Herrschaft.
Das Buch besteht aus 54 Kapiteln, jeweils aus dem Fokus einer der verschiedenen Personen, Sophie, die Protagonistin, die sich durch ihre Anstellung als Sekretärin, näher mit den Kriegsverbrechen der Deutschen und der eigenen Verantwortung befasst
Die Figur Frank Rosenzweig, jüdischer Abstammung und als Kind in die Staaten emigriert. Er ist stark eingebunden in die Verhöre der Deutschen, durch den Militärgeheimdienst CIC.
Sam Cork, ein schwarzer Soldat, der in den besetzten Gebieten mehr Freiheiten und Rechte hat, als in den Staaten aufgrund der dortigen Rassentrennung.
Dr. Rudolf Kriss, der als Regime-Gegner denunziert, verhaftet und zum Tod verurteilt wurde, der aus der Gefangenschaft kam und Bürgermeister von Berchtesgaden wurde. Meg Taylor die Kriegsberichterstatterin, Ali Gral, Nebendarstellerin in Propagandafilmen und ehemalige Geliebte eines Generals, und viele andere Figuren, die den Roman sehr authentisch machen.
Das geschieht auch durch die Sprache, die beschriebene Kleidung, Lebensgewohnheiten und die perfekt geschilderte, umgebende Landschaft. Die Autorin besticht durch ihren flüssigen Schreibstil, obwohl die erzählenden Figuren ständig wechseln, blieb der Lesefluss erhalten. Die Handelnden sind sehr gründlich gezeichnet, interessante Gedankengänge liest man zur Genüge. Ich entdeckte viele sympathische Figuren, Sophie, ihre Oma Anni, Sam etc.
Doch auch schreckliche Zeitgenossen sind zur genüge vorhanden, am unangenehmsten fand ich Max, den älteren Bruder von Sophie und seine Taten. Denunzianten, Verbrecher auch bei den alliierten Truppen sind vorhanden. Das Buch ist sehr menschlich mit allen Abgründen und allem Guten.
Verständliche Dialoge, in Fremdsprachen und Dialekt beleben den Roman.
Die fiktive Erzählung gründet auf eine hervorragende profunde Recherche der Autorin, die Handelnden sind literarische Figuren, die aber zum Teil auf authentische Charaktere basieren. Ich habe mich schon länger, für das Geschehen in den 1930er bis 1945er Jahren auf dem Obersalzberg interessiert. War auch schon einige Male vor Ort, und doch habe ich neue Fakten entdeckt. Das Empfinden der Bevölkerung, hier im Buch speziell mit der alliierten Besatzungsmacht, den Amerikanern, kann ich durch die Erzählungen meiner Großeltern bestätigen. Auch meine Mutter bekam ein Kleid, aus den Resten der roten Fahne, wie im Roman beschrieben.
Ein sehr informatives Werk sachlich und doch spannend, aufgelockert durch die Erlebnisse der Charaktere, mir hat es sehr gut gefallen, besonders möchte ich dieses Buch der jungen Generation empfehlen, die diese Informationen nicht mehr aus den Familiengeschichten kennen. 5 Sterne. -
Rezension zu Berchtesgaden
- Bellis-Perennis
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30. Januar 2025 um 06:07
Penibel recherchiert und gekonnt erzählt Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung Europas vom NS-Regime erscheinen nun zahlreiche Sachbücher und Romane aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.Weiterlesen
Dieser historische Roman hier beschäftigt sich mit der Ankunft der amerikanischen und französischen Truppen im Mai 1945 in Berchtesgaden, dem Lieblingswohnsitz von Hitler. Die ersten Tage der Befreiung sind Tage des Chaos, in dem die alliierten Truppen selbst plündern. Vor allem NS-Devotionalien sind ein begehrtes Souvenier. Auf Hitlers Berghof wird sogar die Klomuschel geraubt. Doch nicht nur die Soldaten bemächtigen sich der Güter aus sichtlich verlassenen Häusern, die vor kurzem noch von NS-Bonzen bewohnt wurden. Auch die einheimische Bevölkerung raubt, was nicht niet- und nagelfest ist, ohne sich darum groß zu kümmern, ob sie sich nicht Raubguts bemächtigen, das jüdischen Familien gestohlen wurde.
Inmitten dieses Chaos sucht die 19-jährige Sophie einen Job bei der amerikanischen Militärverwaltung. Sie hat sich Englisch mit Hilfe von Schallplatten, die ein jüdischer Feriengast im Haus der Eltern zurückgelassen hat, und einem Wörterbuch selbst beigebracht.
Obwohl sie gerüchteweise von den Gräueltaten des Regimes gehört hat, ist es für Sophie ein schwerer Schock, die Fotos aus den befreiten KZs zu sehen. Das und die Menschen, die sie im Military Government trifft, werden den Blick auch auf ihre eigene Familie ändern. Ihr Bruder Max ist Angehöriger der Waffen-SS und versteckt sich in der Nähe. Eindrucksvoll ist der Gewissenskonflikt in den Sophie zwischen Familie und die Wahrheit über die deutschen Verbrechen gerät dargestellt.
Meine Meinung:
Carolin Otto ist mit diesem historischen Roman ein sehr gutes Bild deutscher Orte im Mai 1945 gelungen. Sie erzählt eine Geschichte, die sich fast in jedem Ort, in jeder Stadt Deutschlands und Österreichs so oder so ähnlich abgespielt hat: Niemand war in der Partei, keiner hat etwas von den Gräueln gewusst - nichts als Ausflüchte und (Selbst)Betrug. Die Amerikaner stehen vor der kaum lösbaren Aufgabe, Menschen für eine zivile Verwaltung zu finden, die keine Nazis waren und sind. Nur wenige der Regimegegner haben in einem der diversen KZ überlebt. Sie werden, wie der einst zum Tode verurteilte Rudolf Kriss, als Bürgermeister eingesetzt.
Eine wichtige Rolle spielen auch rechtzeitig emigrierte Juden, die nach einer Ausbildung in der US-Army als Soldaten mit den alliierten Truppen nach Deutschland zurückkehren. Einer davon ist Frank Rosenzweig, der als sogenannter „Ritchie-Boy“, Sophies Vorgesetzter ist und mit großer Sorge auf Nachricht von seinen jüdischen Verwandten hofft.
Eine interessante Figur ist auch die Kriegsfotografin Meg, die unschwer als Lee Miller zu identifizieren ist, die auch in der Realität die alliierten Truppen bei ihrem Vormarsch begleitet hat.
Als sich Sophie und der schwarze GI Sam ineinander verlieben, lernt sie das ungerechte System der Segregation der Amerikaner kennen, das schwarzen US-Amerikanern die so hoch gehaltenen Bürgerrechte teilweise verweigern. So erhält ein schwarzer GI für besondere Verdienste nur eine winzige Belobigung, während sein weißer Kamerad für dieselbe Leistung einen Orden erhält. Auch der Verstoß gegen das Fraternisierungverbot wird unterschiedlich gehandhabt: während sich weiße GIs meistens von ihren deutschen Freundinnen verabschieden dürfen, werden schwarze in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die USA zurückgeschickt.
Sophies Bruder Max steht stellvertretend für die zahlreichen Nazis, die weiter an ihrem Gedankengut festhalten. Der Roman ist penibel recherchiert. Zahlreiche Charaktere haben historische Vorbilder, wie die Autorin im Nachwort erklärt.
Fazit:
Diesem penibel recherchierten und mitreißend erzählten Roman-Debüt der erfolgreichen Drehbuchautorin Carolin Otto zum 80-jährigen Jubiläum des Kriegsendes, gebe ich gerne 5 Sterne.
Ausgaben von Berchtesgaden
Besitzer des Buches 7
Update: 17. März 2025 um 16:28