Die Evolution der Gewalt: Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen
Buch von Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik
Titel: Die Evolution der Gewalt: Warum wir F...
Harald Meller (Autor) , Kai Michel (Autor) , Carel van Schaik (Autor)
Verlag: dtv
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 368
ISBN: 9783423284387
Termin: Neuerscheinung Oktober 2024
Aktion
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Kurzmeinung
FrankWe Ein wahrhaft weiter Blick auf die Friedensfähigkeit der menschlichen Spezies.
Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Die Evolution der Gewalt: Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen
Warum Krieg kein Schicksal ist Das Unvorstellbare ist eingetreten: Der Krieg ist zurück – und bedroht uns alle. War der lange Frieden in Europa nur ein kurzes Intermezzo? Ereilt uns nun das Schicksal, weil wir nicht gegen unsere kriegerische Natur ankönnen? Höchste Zeit, den evolutionären Wurzeln der Gewalt nachzuspüren. Die drei Bestsellerautoren brechen zu einer Menschheitsgeschichte der anderen Art auf. Sie präsentieren die aktuellen Forschungen über Schimpansen und Bonobos, spüren der Archäologie von Mord und Totschlag nach und zeigen, wie der Krieg Despoten und Staaten, aber auch Götter groß machte. Ihre Botschaft: Wir sind nicht zum Krieg verdammt, fallen ihm jedoch, wenn wir nicht aufpassen, nur allzu leicht zum Opfer.
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Bewertungen
Die Evolution der Gewalt: Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.
Meinungen
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Ein wahrhaft weiter Blick auf die Friedensfähigkeit der menschlichen Spezies.
Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Die Evolution der Gewalt: Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen
- FrankWe
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24. April 2025 um 21:53
Dies ist eines der Bücher für Menschen, die alles ganz genau wissen wollen.Weiterlesen
Den drei Autoren (Historiker, Archäologe, Verhaltensforscher) würde es leicht fallen, ihre Kern-Erkenntnisse und Basis-Aussagen in einem Thesenpapier oder in einem kurzen Artikel nachvollziehbar darzustellen. Tatsächlich tun sie genau das an mehreren Stellen Ihres Textes und letztlich auch in ihrem Manifest-artigen Schlusskapitel.
Warum schreiben sie stattdessen ein 360-Seiten-Buch?
Weil sie ganz offenbar ein leidenschaftliches Interesse daran haben, jede ihre Aussagen und Schlussfolgerungen mit möglichst vielen und detaillierten Indizien und Fakten zu untermauern. Es geht Ihnen darum, nicht nur Ergebnisse zur kriegerischen Natur des Menschen darzubieten (wenn das auch vermutlich das Hauptziel war), sondern sie haben sich der Mission verschrieben, auch den mühsamen Weg der wissenschaftlichen Erkundung in allen Facetten zu beschreiben.
Und weil sie alles so akribisch und faktenverliebt ausführen und dabei auch immer wieder in die größeren Zusammenhänge einordnen, setzen sich die einzelnen Bausteine Ihrer Argumentationskette dann letztlich – wie im Untertitel erwähnt – zu einer (themenspezifischen) Menschheitsgeschichte zusammen.
Auf zwei Haupt-Pfaden verfolgen die Autoren die Spuren von Gewalt und Krieg:
– Als evolutionäre Anthropologen erkunden sie die biologischen Wurzeln unserer Spezies, auch auf dem Hintergrund unserer Verwandtschaft zu anderen Primaten.
– Aus zahlreichen archäologischen (später auch kulturellen) Zeugnissen entwickeln sie eine (in sich kohärente) Theorie der Gewalt- und Kriegsbereitschaft des Menschen.
Wie schon angedeutet: Es werden keine fertigen Hochglanzbilder präsentiert. Stattdessen schaut man zahlreichen weltweit tätigen Spezialisten förmlich dabei zu, wie sie aus winzigen Bruchstücken (z.B. Skelettfunden, Grabbeigaben und ersten Zeichnungen) ein zunehmend feiner strukturiertes Mosaik über die Rolle spontaner oder organisierter Gewaltausübung in der Menschheitsgeschichte zusammenfügen. Im wahrsten Sinne eine “Knochenarbeit”!
Die eigentliche Arbeit der Autoren lag darin, die kaum zu übersehende Zahl von Einzel(be)funden zu einer stimmigen Gesamt-Theorie zu bündeln.
In aller Kürze könnte sie lauten:
Über den weitaus größten Teil seiner Evolutionsgeschichte war der Mensch zwar kein gewaltfreies Wesen, aber er lebte ganz offensichtlich in recht egalitären und kooperativen Gemeinschaften, weitestgehend ohne organisierte Gruppengewalt. In dieser Hinsicht unterschied er sich offenbar eindeutig von seinen Vettern, den Schimpansen.
Zu einer wahrhaft kriegerischen Spezies entwickelte sich der Mensch durch die Veränderung sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Strukturen im Rahmen von allmählicher Sesshaftigkeit, Arbeitsteilung, Eigentumsbildung, Machtkonzentration und patriarchalen Gesellschaftsregeln. Das alles spielte sich in den letzten 10 000 Jahren ab – also einem winzigen Bruchteil unserer Entwicklungsgeschichte.
Die Autoren weigern sich hartnäckig, aus dieser “Momentaufnahme” auf die grundlegende – und damit unveränderliche- kriegerische Natur des Menschen zu schließen – zudem der teilweise atemberaubenden Grausamkeits-Verherrlichung auch gegenläufige kulturelle Strömungen entgegenstehen.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass der Text – obwohl gut lesbar und didaktisch gekonnt geschrieben – gelegentlich auch Herausforderungen beinhaltet. Nicht jeder Leser wird sich wiederholt für die exakten Ausprägung von Spuren interessieren, die vermeintliche Waffen in Knochenfragmenten hinterlassen haben. Nicht jede Leserin wird Gefallen daran finden, gezeichnete oder schriftlich überlieferte Grausamkeits-Rituale exakt geschildert zu bekommen. Manchmal hat Detailverliebtheit auch einen Preis…
Dass die Autoren sich nicht nur ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten und Sichtweisen präsentieren wollen, zeigt sich in ihren abschließenden “Zwölf Lektionen”: Dort fassen sie nicht nur ihre Befunde zusammen, sondern leiten daraus auch den Appell ab, sich den erkannten Einflüssen und Dynamiken in Richtung “Normalisierung des Krieges” engagiert zu widersetzen. Aus ihrer Sicht stehen die Chancen für diesen Weg gar nicht schlecht – weil wir eben nicht gegen eine unveränderliche kriegerische Natur ankämpfen müssen.
So kann dieses Buch nicht nur Wissen erweitern, sondern im besten Fall auch zum Einsatz für eine friedlichere Welt ermutigen.
Ausgaben von Die Evolution der Gewalt: Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen
Besitzer des Buches 2
Update: 2. Juli 2025 um 10:39




