Das Lieben danach
Buch von Helene Bracht

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Buchdetails
Titel: Das Lieben danach
Helene Bracht (Autor)
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Format: E-Book
Seitenzahl: 187
ISBN: B0DLJV9D1S
Termin: Neuerscheinung Februar 2025
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Das Lieben danach wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Das Lieben danach
- Deidree C.
Inhalt:Weiterlesen
Was für eine Entdeckung – es braucht ein ganzes Leben, um einen solchen Text zu schreiben. „Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich.“ Von diesem Satz aus erzählt die heute siebzigjährige Helene Bracht von einer über Jahrzehnte verschütteten Erfahrung, die sie mit sehr vielen Frauen und vielen Männern teilt: der, dass es auf dem Lebensweg mit der Liebe und der Sexualität nicht nur gut und einvernehmlich zuging. Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt? Wie lebt und liebt man immer weiter? Fulminant ein Tabu brechend und dabei einzigartig gewitzt und souverän erzählt dieser Text vom Missbrauch – und seinen Grenzen. Diese Bilanz wird Denkweisen verändern und vielen Menschen viel bedeuten.
Rezension:
Verstehen, sich selbst und andere, offen und ehrlich
Es ist bemerkenswert, wie offen und ehrlich, wie analytisch und achtsam von Helene Bracht über dieses sehr sensible Thema geschrieben wird. Sie schafft es ohne Wut und Verurteilung mittels eines (ihres?) Lebensweges und anhand verschiedener Abschnitte, Szenen und Beziehungen aufzuzeigen, wie sehr sich Missbrauch in der Kindheit auch nach langen Jahren noch zeigt.
Ich dachte, die paar Seiten könnte ich schnell lesen, aber der geballte Inhalt will verdaut werden. Manches wird vielleicht getriggert, an anderen Stellen gibt es ein AHA-Erlebnis und anschließendes Verstehen warum eigene Handlungen, oder die von nahestehenden Personen, so oder ähnlich ablaufen.
In meinen Augen ist „Das Lieben danach“ ein extrem wichtiges Buch. Sowohl für Betroffene, um für sich selbst Verhaltensweisen in den Kontext stellen und richtig einordnen zu können, als auch für jeden anderen Leser, damit dieses komplexe Thema ein klein wenig besser verstanden wird.
Missbrauch, in welcher Form auch immer, hallt nach, Verhalten und Muster werden prägend, lassen sich vergraben und tauchen Jahre später, ohne Warnung, an anderer Stelle wieder auf. Helene Bracht zeigt all diese Verstrickungen und im Hintergrund immer noch agierend Erlebtes und dessen Verletzungen auf. Sie lässt durch Erkennen, Aufzeigen und Verknüpfen so manches Verhalten und Muster im Umgang mit sich selbst und anderen verstehen.
Ich denke, dieses Buch sollte von möglichst vielen Menschen gelesen werden, da es in jedem Fall zum Nachdenken anregt. -
Rezension zu Das Lieben danach
- Buchdoktor
Klappentext/VerlagstextWeiterlesen
Was für eine Entdeckung – es braucht ein ganzes Leben, um einen solchen Text zu schreiben. „Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich.“ Von diesem Satz aus erzählt die heute siebzigjährige Helene Bracht von einer über Jahrzehnte verschütteten Erfahrung, die sie mit sehr vielen Frauen und vielen Männern teilt: der, dass es auf dem Lebensweg mit der Liebe und der Sexualität nicht nur gut und einvernehmlich zuging. Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt? Wie lebt und liebt man immer weiter? Fulminant ein Tabu brechend und dabei einzigartig gewitzt und souverän erzählt dieser Text vom Missbrauch – und seinen Grenzen. Diese Bilanz wird Denkweisen verändern und vielen Menschen viel bedeuten.
Die Autorin
Helene Bracht wurde 1955 in Nordrhein-Westfalen geboren. Sie studierte Pädagogik und Psychologie, lernte Schauspiel und Theaterregie und arbeitete viele Jahre am Theater. Heute lebt sie als Psychologin mit eigener Praxis in Berlin. "Das Lieben danach" ist ihre erste literarische Veröffentlichung.
Inhalt
Helene Brachts Icherzählerin Lena wuchs als einziges Kind eines für die 50er Jahre ungewöhnlich späten Elternpaars auf. Mit inzwischen 70 Jahren verbringt sie einen Club-Urlaub auf den Kanaren, um dort ungestört zu schreiben, da alte Frauen für ihre Umgebung praktisch unsichtbar sind. Rückblenden führen uns in ihre Grundschulzeit in den 60ern, in der sie durch eine vertraute Person sexuelle Gewalt erlitt, zeigen sie in einer längeren festen Beziehung mit Mitte 40, als feministische Aktivistin und in einem Gespräch mit ihrer 70-jährigen Mutter, als sie selbst Mitte 20 war. Die Autorin verdichtet in der Figur der Mutter Lenas die noch vom Nationalsozialismus geprägten Werte und das Frauenbild der Nachkriegszeit (unbedingter Gehorsam gegenüber Vätern, Lehrern, Priestern und Lehrherren, Gehorsam/eheliche Pflichten/Gewalt in der Ehe; Gehorsam, um geliebt zu werden; Häme von Frauen gegenüber „gefallenen Mädchen“, die sich ihre Situation selbst zuzuschreiben hätten, und Sprechverbote, mit denen sexuelle Gewalt durch nahestehende Personen verdrängt wurde). Mir hätten sich weitere Fragen gestellt zur kindlichen Entwicklung im Grundschulalter und zu Lenas Mutismus. Bei einer Icherzählerin muss ich mich jedoch zufriedengeben mit dem, was sie von sich preisgeben will.
Lenas Rückblicke verknüpft Helene Bracht mit Fragen, zu denen bis heute Redebedarf besteht: Warum das Interesse an sexueller Gewalt nur kurzfristig aufflammte, als ab 2010 männliche Schüler von Elite-Internaten als Betroffene wahrgenommen wurden, warum Scham stets von betroffenen Frauen erwartet wird, nicht von den Tätern, die Rolle von Macht und Kontrolle im Erwachsenenleben jugendlicher Opfer, sowie die Auswirkung des erlittenen Verrats durch einen Erwachsenen auf das Bindungsverhalten der Betroffenen. Die Autorin thematisiert auch, wie Klischees hilfloser weiblicher Opfer in Filmen unser Frauenbild prägen und ob die MeToo-Bewegung diese Klischees verfestigt.
Fazit
Ein sprachlich elegantes, verstörendes Buch mit expliziten Gewaltszenen, die Helene Bracht einpasst in ein Sittenbild der 50er und 60er und mit zahlreichen Anmerkungen und Literaturhinweisen stützt (u. a. Meulenbelt (1978), Ruth Rehmann (1959), Melanie Büttner, Bronfen, Kavemann, Flaßpöhler).
Zur Kategorisierung: Das Buch wirkt auf mich inhaltlich wie ein Sachbuch und liest sich im Ton wie ein Memoir.
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Besitzer des Buches 3
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