Schwäbisches Capriccio
Buch von Anšlavs Eglītis, Berthold Forssman
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Buchdetails
Titel: Schwäbisches Capriccio
Anšlavs Eglītis (Autor) , Berthold Forssman (Übersetzer)
Verlag: Guggolz Verlag
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 318
ISBN: 9783945370476
Termin: Neuerscheinung August 2024
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Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Schwäbisches Capriccio
Anšlavs Eglītis (1906–1993) nutzte die eigene Lebensgeschichte – seine Flucht 1944 vor der Roten Armee nach Deutschland – als Vorlage für einen bitterkomischen Episodenroman. Der ausgebombte lettische Flüchtling Pēteris Drusts strandet von Berlin aus in dem kleinen Städtchen Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb, einer vermeintlichen Durchgangsstation auf dem Weg in die Schweiz. Der Zweite Weltkrieg wütet noch, doch die Pfifferlinger gehen fernab von den Gefechten an der Front und den Bombardierungen der Metropolen ungerührt ihren Alltagsgeschäften nach. In dieser hinterwäldlerischen Provinz eckt der Rigaer Pēteris Drusts mit seinen großstädtischen Manieren an: Einerseits ist er auf die Güte der einheimischen Bevölkerung angewiesen, etwa für ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen – andererseits sind ihm die Pfifferlinger intellektuell und kulturell meilenweit unterlegen. Doch er darf ihre Bauernschläue nicht unterschätzen. Die Episoden sind wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Einige berichten von Drusts kuriosen Begegnungen und Verwicklungen mit den alt eingesessenen kauzigen Kleinstädtern, andere erzählen schildbürgerartige Begebenheiten der Stadtgeschichte. Berthold Forssman trifft in seiner scharf ausbalancierten Übersetzung genau die zugespitzte Komik von Anšlavs Eglītis; die aus dem Aufeinandertreffen der existenziellen Lebenssituation eines Geflüchteten mit der Behäbigkeit und Begriffsstutzigkeit der Einheimischen entsteht. Der doppelbödige Humor ist von Schmerz gezeichnet – nur mit befreiendem Gelächter ist die grausame Absurdität des Lebens zu ertragen.
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Rezension zu Schwäbisches Capriccio
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Klappentext:Weiterlesen
Anšlavs Eglītis (1906–1993) nutzte die eigene Lebensgeschichte – seine Flucht 1944 vor der Roten Armee nach Deutschland – als Vorlage für einen bitterkomischen Episodenroman. Der ausgebombte lettische Flüchtling Pēteris Drusts strandet von Berlin aus in dem kleinen Städtchen Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb, einer vermeintlichen Durchgangsstation auf dem Weg in die Schweiz. Der Zweite Weltkrieg wütet noch, doch die Pfifferlinger gehen fernab von den Gefechten an der Front und den Bombardierungen der Metropolen ungerührt ihren Alltagsgeschäften nach. In dieser hinterwäldlerischen Provinz eckt der Rigaer Pēteris Drusts mit seinen großstädtischen Manieren an: Einerseits ist er auf die Güte der einheimischen Bevölkerung angewiesen, etwa für ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen – andererseits sind ihm die Pfifferlinger intellektuell und kulturell meilenweit unterlegen. Doch er darf ihre Bauernschläue nicht unterschätzen. Die Episoden sind wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Einige berichten von Drusts kuriosen Begegnungen und Verwicklungen mit den alt eingesessenen kauzigen Kleinstädtern, andere erzählen schildbürgerartige Begebenheiten der Stadtgeschichte. Berthold Forssman trifft in seiner scharf ausbalancierten Übersetzung genau die zugespitzte Komik von Anšlavs Eglītis, die aus dem Aufeinandertreffen der existenziellen Lebenssituation eines Geflüchteten mit der Behäbigkeit und Begriffsstutzigkeit der Einheimischen entsteht. Der doppelbödige Humor ist von Schmerz gezeichnet – nur mit befreiendem Gelächter ist die grausame Absurdität des Lebens zu ertragen.
Mein Lese-Eindruck:
Ein junger Lette, gebildet, belesen, aus gutem Haus, wird durch die kriegerischen Ereignisse zum Heimatlosen und strandet eher zufällig in der kleinen Stadt Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb. Die autobiografischen Bezüge sind unübersehbar, und man kann davon ausgehen, dass der Protagonist das Alter Ego des Autors ist, der ebenfalls auf der Flucht vor der Roten Armee einige Jahre im Schwabenland verbrachte.
Vier Jahre wird Dursts dort bleiben, so wie der Autor auch, und seine Erinnerungen legt er in mehreren Episoden vor. Es sind skurrile und schwankhafte Geschichten, die oft genug an die Schildbürgerstreiche erinnern, aber in fast allen Geschichten schwingt auch etwas Bitteres mit. Der Blick des eher großbürgerlichen Ausländers auf die Schwaben ist nicht frei von Kritik. Er sieht die sprichwörtliche Sparsamkeit der Schwaben, wenn er mit subtiler Ironie z. B. die außergewöhnlich feinen Schneidemaschinen der schwäbischen Metzger erwähnt. Oft genug schlägt die Sparsamkeit in Geiz und auch Gier um. So zerlegt z. B. ein Pfifferlinger gierig ein verwehtes Dach in seine Einzelteile, bevor er merkt, dass es sich um das Dach seines eigenen Stalles handelt. Es sind aber nicht nur schwäbische Eigenschaften, sondern vielleicht auch allgemeinere deutsche und auch menschliche Eigenschaften, die er fein dosiert vorführt. Es ist nicht nur der schwäbische, es ist auch der deutsche Spießbürger, den er betrachtet.
Und diesem Spießbürger hält er wie schon Eulenspiegel einen Spiegel vor, und damit es nicht allzu weh tut, verkleidet er seine Beobachtungen in kleine Schwänke, über die man als Leser getrost lachen kann.
Die Geschichten spielen am Ende des I. Weltkriegs, aber Pfifferlingen liegt abseits der großen Zeitgeschichte. Trotzdem zeigt sich ab und an ein Widerhall. Auch in Pfifferlingen sind die Lebensmittel rationiert, der Schwarzmarkt blüht, die Leute hamstern und horten, Geldentwertung, Armut, Kriegsgewinnler – all das findet in den Geschichten ein Echo. Auch das unbeschadete Erstarken der alten Nazi-Funktionäre und die fehlende Entnazifizierung beobachtet Eglitis sehr genau, wenn er seinen Protagonisten sagen lässt: „Nie hatte Hitler so viele Gegner gehabt wie nach der Kapitulation.“ Auch diese sehr kritischen Befunde kommen eher nebenher zur Sprache, freundlich verpackt in einen heiter-ironischen Ton.
Und immer wieder thematisiert er sein Heimweh. Schon im 1. Kapitel erzählt er es seinem Leser, wenn er eine Übernachtung im Gasthaus "Zum Bären" ablehnt, weil der Name ihn offensichtlich an den russischen Bären erinnert. Der Schmerz über den Verlust seiner Heimat Lettland ist unüberhörbar, aber gerade durch die kurzen Erinnerungen sehr eindringlich.
Die Episoden bestechen durch eine wunderbar elegante und leichtfüßige Sprache, mit witzigen Vergleichen und viel subtiler und humorvoller Ironie. Ein absoluter Lesegenuss!
Schön, dass der Guggolz-Verlag uns diesen Schriftsteller zugänglich gemacht hat!
Ausgaben von Schwäbisches Capriccio
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