Familientreffen
Buch von Susanne Pollack
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Familientreffen
- Bellis-Perennis
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17. August 2024 um 08:06
Geboren in der Emigration der Eltern ... Susanne Pollak ist 1942 während der Emigration ihrer jüdischen Eltern in Lyon geboren. Die Familie kann 1945 nach Wien zurückkehren. Das Mädchen fühlt sich so anders und versteht viele Zusammenhänge nicht. Erst mit 14 Jahren erzählt ihr der Vater, ein Arzt in der Donaustadt, von ihrer jüdischen Herkunft.Weiterlesen
Als Erwachsene begibt sich Susanne Pollak auf Spurensuche.
Sie bereist in Frankreich jene Orte, die im Leben ihrer Eltern, Ilse Leo und Heinz Pollak, eine Rolle spielten. Akribisch sucht sie nach Überbleibsel jener Zeit. Sie befragt Bürgermeister, Nachfahren der Ortsansässigen und wird manchmal barsch abgewiesen. Häufig jedoch erzählen die Menschen bereitwillig von Willkür und Tod der NS-Zeit sowie von denjenigen, die vor ihren Häschern geflohen sind und in den Untergrund gingen.
Dazwischen mischen sich immer wieder eigene, persönliche Gedanken der Autorin. Oftmals lesen wir Briefe oder Aufzeichnungen, die sich Ilse Leo und Heinz Pollak während der Trennung geschrieben haben. Auch einige Briefe zwischen den Geschwistern Leo, die von Berlin aus, nach England und Amerika emigrieren konnten, sind erhalten geblieben.
Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch mit großem persönlichem Interesse gelesen, denn Susanne Pollak war in den 1970er Jahren meine Französisch-Professorin. Auf dieses Buch bin durch Maxim Leos Buch „Wo wir zuhause sind“ gestoßen. Maxim Leo ist Susanne Pollaks Neffe. Beide Bücher zusammen ergeben ein recht authentisches Bild der Familiengeschichte, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Deutlich ist zu spüren, dass Kinder von Emigranten häufig von ihren Eltern im Unklaren über die Ereignisse gelassen worden sind. Sie erfahren sehr spät oder oft gar nichts über die jüdische Herkunft und Flucht, weil die Eltern über das erlebte Grauen nicht reden können oder wollen. Diese Kinder wundern sich nur über manche „Marotte“ der Eltern, ohne die Hintergründe zu wissen. So wie Susanne, deren Vater immer extra heiße Suppe essen wollte oder über das Ritual des Abendessens.
Diese „Kriegskinder“, die oft selbst in der Emigration geboren wurden, sind noch viel zu nahe an den Ereignissen. Es liegt daher an den Enkeln wie Maxim Leo, die Geschichte der Großelterngeneration aufzuarbeiten.
Fazit:
Eine berührende Spurensuche nach den eigenen Wurzeln. Gerne gebe ich 5 Sterne.
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Update: 19. Januar 2025 um 19:06
